federn sind lichter gesäumt. Das Weibchen ist minder schön: seine Färbung spielt mehr in das Grauliche; seine Zeichnung ist weniger rein. Eine ausführlichere Beschreibung des allbekannten Vogels scheint mir unnöthig zu sein.
Mitteleuropa und ein großer Theil Asiens, namentlich Südsibirien, sind die Heimat des Gold- ammers. Jn Spanien wird er durch seine nächsten Verwandten, den Zaunammer (Emberiza Cir- lus), vertreten. Jn vielen Gegenden Deutschlands wohnt er mit der Fettammer zusammen. Jn unserm Vaterlande ist er überall gemein und bewohnt im Sommer jede Gegend, wo es Buschwerk gibt, auch die Waldränder mit. Jm Gebirge steigt er ziemlich weit empor; nach Tschudi ist er ebenso häufig auf den Schweizerbergen, als bei uns zu Lande.
Jn seinem Betragen unterscheidet er sich nicht unwesentlich vom Grauammer. Er ist behender, gewandter, auch friedfertiger, bevorzugt das Gebüsch vor den buschlosen Gegenden und singt, wenn auch nicht schön, so doch besser, als jener.
Während des ganzen Sommers trifft man den Goldammer paarweise oder seine Jungen in kleinen Gesellschaften. Die Alten gehen mit Eintritt des Frühlings an ihr Brutgeschäft. Man fin- det oft schon im März das Nest, welches von dem des Grauammers durch feinere Stoffe sich unter- scheidet, in niederem Gesträuch, meist nahe auf dem Boden zwischen den Stämmen oder im dichten Gezweig, und Anfangs April sicher das erste Gelege. Das Männchen ist um diese Zeit sehr munter, singt vom frühesten Morgen bis zum späten Abend sein einfaches Liedchen, welches das Volk sich in die Worte übersetzt hat: "S'is, s'is noch viel zu früh" oder "Wenn ich nen Sichel hätt, wollt ich mit schnitt", oder endlich, um mit Mosen zu sprechen, "Wie, wie hab ich dich lieb". Der Sänger sitzt beim Singen auf einer freien Astspitze und läßt den Menschen sehr nahe an sich herankommen und sich und sein Treiben leicht beobachten.
Das Gelege besteht aus vier bis fünf Eiern, welche feinschalig sind und auf trübweißem oder röthlichen Grunde mit dunkleren bunten Flecken und Aederchen bezeichnet und bekritzelt sind. Sie wer- den von beiden Eltern wechselseitig bebrütet und die Jungen ausschließlich mit Kerbthieren aufgefüt- tert. Jn günstigen Jahren brütet der Goldammer zwei-, nicht selten dreimal.
Nach der Brutzeit sammelt sich Alt und Jung zu Scharen, welche bald sehr zahlreich werden, und schweift nun im Lande umher, zunächst in einem ziemlich kleinen Gebiet. Diese Schwärme ver- einigen sich wohl auch mit Lerchen und Finken und selbst mit Wachholderdrosseln, für welche der Goldammer eine ganz besondere Zuneigung zu haben scheint. Ganz ohne Streit leben diese Ge- sellschaften nicht zusammen; doch sind die Balgereien niemals sehr ernst gemeint. Jn strengen Win- tern wird unser Vogel gezwungen, sich seine Nahrung von den Menschen zu erbetteln, und dann kommt er massenhaft in das Gehöft des Landmannes herein, regelmäßig als gern gesehener oder wenigstens geduldeter Gast. Jm nächsten Frühjahre kehrt dann jedes Paar auf seinen Standort zurück.
Ueber das Gefangenleben ist ebenso wenig zu berichten, als bei den vorigen, über Jagd und Fang auch nichts Besonderes. Eigentliche Liebhaber versteht der Goldammer nicht zu begeistern; dem- ungeachtet sieht man ihn öfters in Gesellschaftsbauern, in denen er sich seines bunten Gefieders wegen recht gut ausnimmt. Hier und da wird er auf besondern Herden gefangen, doch hat er in dem Raubzeug, dem laufenden wie dem fliegenden, ungleich gefährlichere Feinde als in dem Menschen.
Berühmter als der Goldammer ist ein naher Verwandter von ihm, der Gartenammer oder Ortolan, welcher auch wohl Fett-, Feld- und Sommerammer, Gärtner, Grünzling und Heckengrünling genannt wird (Emberiza-Glyeispina-hortulana). Er ist ein wenig kleiner, als der Goldammer, 6 Zoll 2 bis 3 Linien lang, 10 bis 101/4 Zoll breit; der Fittig mißt 3 Zoll, der Schwanz 21/2 Zoll. Das Weibchen ist nur um etwa 2 Zoll kürzer und um wenige Linien schmäler.
Die Knacker. Sperlingsvögel. Ammer.
federn ſind lichter geſäumt. Das Weibchen iſt minder ſchön: ſeine Färbung ſpielt mehr in das Grauliche; ſeine Zeichnung iſt weniger rein. Eine ausführlichere Beſchreibung des allbekannten Vogels ſcheint mir unnöthig zu ſein.
Mitteleuropa und ein großer Theil Aſiens, namentlich Südſibirien, ſind die Heimat des Gold- ammers. Jn Spanien wird er durch ſeine nächſten Verwandten, den Zaunammer (Emberiza Cir- lus), vertreten. Jn vielen Gegenden Deutſchlands wohnt er mit der Fettammer zuſammen. Jn unſerm Vaterlande iſt er überall gemein und bewohnt im Sommer jede Gegend, wo es Buſchwerk gibt, auch die Waldränder mit. Jm Gebirge ſteigt er ziemlich weit empor; nach Tſchudi iſt er ebenſo häufig auf den Schweizerbergen, als bei uns zu Lande.
Jn ſeinem Betragen unterſcheidet er ſich nicht unweſentlich vom Grauammer. Er iſt behender, gewandter, auch friedfertiger, bevorzugt das Gebüſch vor den buſchloſen Gegenden und ſingt, wenn auch nicht ſchön, ſo doch beſſer, als jener.
Während des ganzen Sommers trifft man den Goldammer paarweiſe oder ſeine Jungen in kleinen Geſellſchaften. Die Alten gehen mit Eintritt des Frühlings an ihr Brutgeſchäft. Man fin- det oft ſchon im März das Neſt, welches von dem des Grauammers durch feinere Stoffe ſich unter- ſcheidet, in niederem Geſträuch, meiſt nahe auf dem Boden zwiſchen den Stämmen oder im dichten Gezweig, und Anfangs April ſicher das erſte Gelege. Das Männchen iſt um dieſe Zeit ſehr munter, ſingt vom früheſten Morgen bis zum ſpäten Abend ſein einfaches Liedchen, welches das Volk ſich in die Worte überſetzt hat: „S’is, ſ’is noch viel zu früh‟ oder „Wenn ich nen Sichel hätt, wollt ich mit ſchnitt‟, oder endlich, um mit Moſen zu ſprechen, „Wie, wie hab ich dich lieb‟. Der Sänger ſitzt beim Singen auf einer freien Aſtſpitze und läßt den Menſchen ſehr nahe an ſich herankommen und ſich und ſein Treiben leicht beobachten.
Das Gelege beſteht aus vier bis fünf Eiern, welche feinſchalig ſind und auf trübweißem oder röthlichen Grunde mit dunkleren bunten Flecken und Aederchen bezeichnet und bekritzelt ſind. Sie wer- den von beiden Eltern wechſelſeitig bebrütet und die Jungen ausſchließlich mit Kerbthieren aufgefüt- tert. Jn günſtigen Jahren brütet der Goldammer zwei-, nicht ſelten dreimal.
Nach der Brutzeit ſammelt ſich Alt und Jung zu Scharen, welche bald ſehr zahlreich werden, und ſchweift nun im Lande umher, zunächſt in einem ziemlich kleinen Gebiet. Dieſe Schwärme ver- einigen ſich wohl auch mit Lerchen und Finken und ſelbſt mit Wachholderdroſſeln, für welche der Goldammer eine ganz beſondere Zuneigung zu haben ſcheint. Ganz ohne Streit leben dieſe Ge- ſellſchaften nicht zuſammen; doch ſind die Balgereien niemals ſehr ernſt gemeint. Jn ſtrengen Win- tern wird unſer Vogel gezwungen, ſich ſeine Nahrung von den Menſchen zu erbetteln, und dann kommt er maſſenhaft in das Gehöft des Landmannes herein, regelmäßig als gern geſehener oder wenigſtens geduldeter Gaſt. Jm nächſten Frühjahre kehrt dann jedes Paar auf ſeinen Standort zurück.
Ueber das Gefangenleben iſt ebenſo wenig zu berichten, als bei den vorigen, über Jagd und Fang auch nichts Beſonderes. Eigentliche Liebhaber verſteht der Goldammer nicht zu begeiſtern; dem- ungeachtet ſieht man ihn öfters in Geſellſchaftsbauern, in denen er ſich ſeines bunten Gefieders wegen recht gut ausnimmt. Hier und da wird er auf beſondern Herden gefangen, doch hat er in dem Raubzeug, dem laufenden wie dem fliegenden, ungleich gefährlichere Feinde als in dem Menſchen.
Berühmter als der Goldammer iſt ein naher Verwandter von ihm, der Gartenammer oder Ortolan, welcher auch wohl Fett-, Feld- und Sommerammer, Gärtner, Grünzling und Heckengrünling genannt wird (Emberiza-Glyeispina-hortulana). Er iſt ein wenig kleiner, als der Goldammer, 6 Zoll 2 bis 3 Linien lang, 10 bis 10¼ Zoll breit; der Fittig mißt 3 Zoll, der Schwanz 2½ Zoll. Das Weibchen iſt nur um etwa 2 Zoll kürzer und um wenige Linien ſchmäler.
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Mitteleuropa und ein großer Theil Aſiens, namentlich Südſibirien, ſind die Heimat des Gold-
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unſerm Vaterlande iſt er überall gemein und bewohnt im Sommer jede Gegend, wo es Buſchwerk
gibt, auch die Waldränder mit. Jm Gebirge ſteigt er ziemlich weit empor; nach Tſchudi iſt er
ebenſo häufig auf den Schweizerbergen, als bei uns zu Lande.
Jn ſeinem Betragen unterſcheidet er ſich nicht unweſentlich vom Grauammer. Er iſt behender,
gewandter, auch friedfertiger, bevorzugt das Gebüſch vor den buſchloſen Gegenden und ſingt, wenn
auch nicht ſchön, ſo doch beſſer, als jener.
Während des ganzen Sommers trifft man den Goldammer paarweiſe oder ſeine Jungen in
kleinen Geſellſchaften. Die Alten gehen mit Eintritt des Frühlings an ihr Brutgeſchäft. Man fin-
det oft ſchon im März das Neſt, welches von dem des Grauammers durch feinere Stoffe ſich unter-
ſcheidet, in niederem Geſträuch, meiſt nahe auf dem Boden zwiſchen den Stämmen oder im dichten
Gezweig, und Anfangs April ſicher das erſte Gelege. Das Männchen iſt um dieſe Zeit ſehr munter,
ſingt vom früheſten Morgen bis zum ſpäten Abend ſein einfaches Liedchen, welches das Volk ſich in die
Worte überſetzt hat: „S’is, ſ’is noch viel zu früh‟ oder „Wenn ich nen Sichel hätt, wollt ich mit
ſchnitt‟, oder endlich, um mit Moſen zu ſprechen, „Wie, wie hab ich dich lieb‟. Der Sänger ſitzt
beim Singen auf einer freien Aſtſpitze und läßt den Menſchen ſehr nahe an ſich herankommen und ſich
und ſein Treiben leicht beobachten.
Das Gelege beſteht aus vier bis fünf Eiern, welche feinſchalig ſind und auf trübweißem oder
röthlichen Grunde mit dunkleren bunten Flecken und Aederchen bezeichnet und bekritzelt ſind. Sie wer-
den von beiden Eltern wechſelſeitig bebrütet und die Jungen ausſchließlich mit Kerbthieren aufgefüt-
tert. Jn günſtigen Jahren brütet der Goldammer zwei-, nicht ſelten dreimal.
Nach der Brutzeit ſammelt ſich Alt und Jung zu Scharen, welche bald ſehr zahlreich werden,
und ſchweift nun im Lande umher, zunächſt in einem ziemlich kleinen Gebiet. Dieſe Schwärme ver-
einigen ſich wohl auch mit Lerchen und Finken und ſelbſt mit Wachholderdroſſeln, für welche
der Goldammer eine ganz beſondere Zuneigung zu haben ſcheint. Ganz ohne Streit leben dieſe Ge-
ſellſchaften nicht zuſammen; doch ſind die Balgereien niemals ſehr ernſt gemeint. Jn ſtrengen Win-
tern wird unſer Vogel gezwungen, ſich ſeine Nahrung von den Menſchen zu erbetteln, und dann kommt
er maſſenhaft in das Gehöft des Landmannes herein, regelmäßig als gern geſehener oder wenigſtens
geduldeter Gaſt. Jm nächſten Frühjahre kehrt dann jedes Paar auf ſeinen Standort zurück.
Ueber das Gefangenleben iſt ebenſo wenig zu berichten, als bei den vorigen, über Jagd und
Fang auch nichts Beſonderes. Eigentliche Liebhaber verſteht der Goldammer nicht zu begeiſtern; dem-
ungeachtet ſieht man ihn öfters in Geſellſchaftsbauern, in denen er ſich ſeines bunten Gefieders wegen
recht gut ausnimmt. Hier und da wird er auf beſondern Herden gefangen, doch hat er in dem
Raubzeug, dem laufenden wie dem fliegenden, ungleich gefährlichere Feinde als in dem Menſchen.
Berühmter als der Goldammer iſt ein naher Verwandter von ihm, der Gartenammer oder
Ortolan, welcher auch wohl Fett-, Feld- und Sommerammer, Gärtner, Grünzling und
Heckengrünling genannt wird (Emberiza-Glyeispina-hortulana). Er iſt ein wenig kleiner, als der
Goldammer, 6 Zoll 2 bis 3 Linien lang, 10 bis 10¼ Zoll breit; der Fittig mißt 3 Zoll, der
Schwanz 2½ Zoll. Das Weibchen iſt nur um etwa 2 Zoll kürzer und um wenige Linien ſchmäler.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/268>, abgerufen am 22.11.2024.
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