verhältnißmäßig größeren und stärkeren Schnabel, mit höheren Vorsprüngen im Gaumen, durch die schwachen Füße, die kürzeren Flügel, den tief ausgeschnittenen Schwanz und den kurzen Nagel an der Hinterzehe.
Der größte Theil Europas beherbergt unsern Vogel. Von Südschweden an findet er sich an geeigneten Orten überall, entweder als Stand- oder wenigstens als Strichvogel. Jm Süden scheint er häufiger zu sein, als im Norden. Auf dem Zuge geht er einzeln oder in Scharen bis nach Nord- afrika hinüber, ist dann in Egypten nicht selten und auf den kanarischen Jnseln oft sogar sehr gemein. Er bevorzugt wasserreiche Ebenen und hält sich hier hauptsächlich in Feldern und auf Wiesen auf. Jn größeren Waldungen sieht man ihn ebenso wenig, als auf hohen Gebirgen, gleichviel, ob dieselben kahl oder mit Pflanzen bestanden sind.
Der gedrungene, kräftige Leib, die kurzen Flügel und die schwachen Beine lassen ver- muthen, daß der Grauammer ein schwerfälliger Gesell ist. Er hüpft am Boden in gebückter Stellung langsam umher, zuckt dazu mit dem Schwanze und fliegt mit Anstrengung unter schnurren- der Flügelbewegung in Wogenlinien, jedoch immer noch schnell genug, weiß auch mancherlei geschickte Wendungen, welche man ihm nicht zutrauen möchte, auszuführen. Seine Lockstimme ist ein scharfes "Zick", welches beim Auffliegen oft wiederholt und auch im Fluge häufig ausgestoßen wird. Der War- nungsruf ist ein gedehntes "Sieh", der Ton der Zärtlichkeit ein sanfteres "Tick". Der Gesang ist weder angenehm, noch laut; er ähnelt dem Geräusch, welches ein in Bewegung gesetzter Strumpf- wirkerstuhl hervorbringt: -- daher der Name Strumpfwirker. Doch scheint er unsern Ammer höch- lichst zu entzücken; wenigstens nimmt er dabei die sonderbarsten Stellungen an und bemüht sich nach Möglichkeit, mit seinen Geberden dem mangelhaften Tonstück nachzuhelfen. Liebenswürdige Eigen- schaften zeigt der Grauammer nicht. Er ist ein langweiliger Vogel, welcher außerdem noch andern friedfertigeren Verwandten durch seine Zanksucht beschwerlich fällt.
Das Nest wird im April in eine kleine Vertiefung in das Gras oder zwischen andere deckende Pflanzen gebaut, immer nahe über dem Boden. Alte Strohhalme, trockene Grasblätter, Hälmchen bilden die Wandungen; die innere Höhlung ist mit Haaren oder sehr feinen Hälmchen ausgelegt. Die vier bis sechs Eier haben eine feine, glanzlose Schale und sind auf mattgraulicher oder schmuzig gilb- licher Grundfarbe mit rothbläulichgrauen Punkten, Fleckchen und Strichelchen gezeichnet und geädert, am stumpfen Ende am dichtesten. Die Jungen werden mit Kerbthieren groß gefüttert und sind Ende Mais flugbar. Sobald sie selbständig geworden, schreiten die Alten zur zweiten Brut; wenn auch diese glücklich vollendet ist, scharen sie sich in Flüge und beginnen nun ihre Wanderung.
Man stellt dem Grauammer des leckern Bratens halber mit dem Gewehr oder mit dem Strich- netz, auch wohl auf eigenen Herden nach. Für das Gebauer fängt man ihn nicht. Unsere Falken, der Fuchs, die Marder, die Ratten und die Mäuse befehden ihn noch außerdem.
Häufiger, jedoch kaum mehr verbreitet, ist der Goldammer (Emberiza citrinella). Jhn und seine Verwandten unterscheiden der wenig ausgebildete d. h. schwächere Schnabel und das schönfarbige Gefieder, welches je nach dem Geschlecht verschieden ist, von dem vorhergehenden, mit welchem sie sonst im Leibesbau große Aehnlichkeit haben.
Der Goldammer ist 61/2 Zoll lang und 10 bis 101/2 Zoll breit; der Fittig mißt 31/4, der Schwanz 23/4 Zoll. Die Jris ist braun, der Schnabel bläulich, der Fuß röthlichhornfarben. Das alte Männ- chen ist ein sehr hübsch gefärbter und gezeichneter Vogel. Der Kopf und der Unterkörper sind hoch- citronengelb, Brust und Bauch mit rothbräunlichen Flecken gestrichelt, die Brustseiten hochrostroth, der Bürzel ist rostfarbig, der Mantel auf rostrothem Grunde dunkelbraun gefleckt. Olivengrün und Rost- gelb mischt sich auf den Nacken und Halsseiten ein; über den Flügel verlaufen zwei lichtere Binden, welche durch die hellgiblichen Endsäume der Deckfedern gebildet werden. Die Schwingen und Steuer-
Grau- und Goldammer.
verhältnißmäßig größeren und ſtärkeren Schnabel, mit höheren Vorſprüngen im Gaumen, durch die ſchwachen Füße, die kürzeren Flügel, den tief ausgeſchnittenen Schwanz und den kurzen Nagel an der Hinterzehe.
Der größte Theil Europas beherbergt unſern Vogel. Von Südſchweden an findet er ſich an geeigneten Orten überall, entweder als Stand- oder wenigſtens als Strichvogel. Jm Süden ſcheint er häufiger zu ſein, als im Norden. Auf dem Zuge geht er einzeln oder in Scharen bis nach Nord- afrika hinüber, iſt dann in Egypten nicht ſelten und auf den kanariſchen Jnſeln oft ſogar ſehr gemein. Er bevorzugt waſſerreiche Ebenen und hält ſich hier hauptſächlich in Feldern und auf Wieſen auf. Jn größeren Waldungen ſieht man ihn ebenſo wenig, als auf hohen Gebirgen, gleichviel, ob dieſelben kahl oder mit Pflanzen beſtanden ſind.
Der gedrungene, kräftige Leib, die kurzen Flügel und die ſchwachen Beine laſſen ver- muthen, daß der Grauammer ein ſchwerfälliger Geſell iſt. Er hüpft am Boden in gebückter Stellung langſam umher, zuckt dazu mit dem Schwanze und fliegt mit Anſtrengung unter ſchnurren- der Flügelbewegung in Wogenlinien, jedoch immer noch ſchnell genug, weiß auch mancherlei geſchickte Wendungen, welche man ihm nicht zutrauen möchte, auszuführen. Seine Lockſtimme iſt ein ſcharfes „Zick‟, welches beim Auffliegen oft wiederholt und auch im Fluge häufig ausgeſtoßen wird. Der War- nungsruf iſt ein gedehntes „Sieh‟, der Ton der Zärtlichkeit ein ſanfteres „Tick‟. Der Geſang iſt weder angenehm, noch laut; er ähnelt dem Geräuſch, welches ein in Bewegung geſetzter Strumpf- wirkerſtuhl hervorbringt: — daher der Name Strumpfwirker. Doch ſcheint er unſern Ammer höch- lichſt zu entzücken; wenigſtens nimmt er dabei die ſonderbarſten Stellungen an und bemüht ſich nach Möglichkeit, mit ſeinen Geberden dem mangelhaften Tonſtück nachzuhelfen. Liebenswürdige Eigen- ſchaften zeigt der Grauammer nicht. Er iſt ein langweiliger Vogel, welcher außerdem noch andern friedfertigeren Verwandten durch ſeine Zankſucht beſchwerlich fällt.
Das Neſt wird im April in eine kleine Vertiefung in das Gras oder zwiſchen andere deckende Pflanzen gebaut, immer nahe über dem Boden. Alte Strohhalme, trockene Grasblätter, Hälmchen bilden die Wandungen; die innere Höhlung iſt mit Haaren oder ſehr feinen Hälmchen ausgelegt. Die vier bis ſechs Eier haben eine feine, glanzloſe Schale und ſind auf mattgraulicher oder ſchmuzig gilb- licher Grundfarbe mit rothbläulichgrauen Punkten, Fleckchen und Strichelchen gezeichnet und geädert, am ſtumpfen Ende am dichteſten. Die Jungen werden mit Kerbthieren groß gefüttert und ſind Ende Mais flugbar. Sobald ſie ſelbſtändig geworden, ſchreiten die Alten zur zweiten Brut; wenn auch dieſe glücklich vollendet iſt, ſcharen ſie ſich in Flüge und beginnen nun ihre Wanderung.
Man ſtellt dem Grauammer des leckern Bratens halber mit dem Gewehr oder mit dem Strich- netz, auch wohl auf eigenen Herden nach. Für das Gebauer fängt man ihn nicht. Unſere Falken, der Fuchs, die Marder, die Ratten und die Mäuſe befehden ihn noch außerdem.
Häufiger, jedoch kaum mehr verbreitet, iſt der Goldammer (Emberiza citrinella). Jhn und ſeine Verwandten unterſcheiden der wenig ausgebildete d. h. ſchwächere Schnabel und das ſchönfarbige Gefieder, welches je nach dem Geſchlecht verſchieden iſt, von dem vorhergehenden, mit welchem ſie ſonſt im Leibesbau große Aehnlichkeit haben.
Der Goldammer iſt 6½ Zoll lang und 10 bis 10½ Zoll breit; der Fittig mißt 3¼, der Schwanz 2¾ Zoll. Die Jris iſt braun, der Schnabel bläulich, der Fuß röthlichhornfarben. Das alte Männ- chen iſt ein ſehr hübſch gefärbter und gezeichneter Vogel. Der Kopf und der Unterkörper ſind hoch- citronengelb, Bruſt und Bauch mit rothbräunlichen Flecken geſtrichelt, die Bruſtſeiten hochroſtroth, der Bürzel iſt roſtfarbig, der Mantel auf roſtrothem Grunde dunkelbraun gefleckt. Olivengrün und Roſt- gelb miſcht ſich auf den Nacken und Halsſeiten ein; über den Flügel verlaufen zwei lichtere Binden, welche durch die hellgiblichen Endſäume der Deckfedern gebildet werden. Die Schwingen und Steuer-
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Grau- und Goldammer.
verhältnißmäßig größeren und ſtärkeren Schnabel, mit höheren Vorſprüngen im Gaumen, durch die
ſchwachen Füße, die kürzeren Flügel, den tief ausgeſchnittenen Schwanz und den kurzen Nagel an der
Hinterzehe.
Der größte Theil Europas beherbergt unſern Vogel. Von Südſchweden an findet er ſich an
geeigneten Orten überall, entweder als Stand- oder wenigſtens als Strichvogel. Jm Süden ſcheint
er häufiger zu ſein, als im Norden. Auf dem Zuge geht er einzeln oder in Scharen bis nach Nord-
afrika hinüber, iſt dann in Egypten nicht ſelten und auf den kanariſchen Jnſeln oft ſogar ſehr gemein.
Er bevorzugt waſſerreiche Ebenen und hält ſich hier hauptſächlich in Feldern und auf Wieſen auf. Jn
größeren Waldungen ſieht man ihn ebenſo wenig, als auf hohen Gebirgen, gleichviel, ob dieſelben kahl
oder mit Pflanzen beſtanden ſind.
Der gedrungene, kräftige Leib, die kurzen Flügel und die ſchwachen Beine laſſen ver-
muthen, daß der Grauammer ein ſchwerfälliger Geſell iſt. Er hüpft am Boden in gebückter
Stellung langſam umher, zuckt dazu mit dem Schwanze und fliegt mit Anſtrengung unter ſchnurren-
der Flügelbewegung in Wogenlinien, jedoch immer noch ſchnell genug, weiß auch mancherlei geſchickte
Wendungen, welche man ihm nicht zutrauen möchte, auszuführen. Seine Lockſtimme iſt ein ſcharfes
„Zick‟, welches beim Auffliegen oft wiederholt und auch im Fluge häufig ausgeſtoßen wird. Der War-
nungsruf iſt ein gedehntes „Sieh‟, der Ton der Zärtlichkeit ein ſanfteres „Tick‟. Der Geſang iſt
weder angenehm, noch laut; er ähnelt dem Geräuſch, welches ein in Bewegung geſetzter Strumpf-
wirkerſtuhl hervorbringt: — daher der Name Strumpfwirker. Doch ſcheint er unſern Ammer höch-
lichſt zu entzücken; wenigſtens nimmt er dabei die ſonderbarſten Stellungen an und bemüht ſich nach
Möglichkeit, mit ſeinen Geberden dem mangelhaften Tonſtück nachzuhelfen. Liebenswürdige Eigen-
ſchaften zeigt der Grauammer nicht. Er iſt ein langweiliger Vogel, welcher außerdem noch andern
friedfertigeren Verwandten durch ſeine Zankſucht beſchwerlich fällt.
Das Neſt wird im April in eine kleine Vertiefung in das Gras oder zwiſchen andere deckende
Pflanzen gebaut, immer nahe über dem Boden. Alte Strohhalme, trockene Grasblätter, Hälmchen
bilden die Wandungen; die innere Höhlung iſt mit Haaren oder ſehr feinen Hälmchen ausgelegt. Die
vier bis ſechs Eier haben eine feine, glanzloſe Schale und ſind auf mattgraulicher oder ſchmuzig gilb-
licher Grundfarbe mit rothbläulichgrauen Punkten, Fleckchen und Strichelchen gezeichnet und geädert,
am ſtumpfen Ende am dichteſten. Die Jungen werden mit Kerbthieren groß gefüttert und ſind
Ende Mais flugbar. Sobald ſie ſelbſtändig geworden, ſchreiten die Alten zur zweiten Brut; wenn
auch dieſe glücklich vollendet iſt, ſcharen ſie ſich in Flüge und beginnen nun ihre Wanderung.
Man ſtellt dem Grauammer des leckern Bratens halber mit dem Gewehr oder mit dem Strich-
netz, auch wohl auf eigenen Herden nach. Für das Gebauer fängt man ihn nicht. Unſere Falken,
der Fuchs, die Marder, die Ratten und die Mäuſe befehden ihn noch außerdem.
Häufiger, jedoch kaum mehr verbreitet, iſt der Goldammer (Emberiza citrinella). Jhn und
ſeine Verwandten unterſcheiden der wenig ausgebildete d. h. ſchwächere Schnabel und das ſchönfarbige
Gefieder, welches je nach dem Geſchlecht verſchieden iſt, von dem vorhergehenden, mit welchem ſie
ſonſt im Leibesbau große Aehnlichkeit haben.
Der Goldammer iſt 6½ Zoll lang und 10 bis 10½ Zoll breit; der Fittig mißt 3¼, der Schwanz
2¾ Zoll. Die Jris iſt braun, der Schnabel bläulich, der Fuß röthlichhornfarben. Das alte Männ-
chen iſt ein ſehr hübſch gefärbter und gezeichneter Vogel. Der Kopf und der Unterkörper ſind hoch-
citronengelb, Bruſt und Bauch mit rothbräunlichen Flecken geſtrichelt, die Bruſtſeiten hochroſtroth, der
Bürzel iſt roſtfarbig, der Mantel auf roſtrothem Grunde dunkelbraun gefleckt. Olivengrün und Roſt-
gelb miſcht ſich auf den Nacken und Halsſeiten ein; über den Flügel verlaufen zwei lichtere Binden,
welche durch die hellgiblichen Endſäume der Deckfedern gebildet werden. Die Schwingen und Steuer-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/267>, abgerufen am 22.11.2024.
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