schwer athmend, mit stark verletztem Kopfe am Boden. Aber noch war die Rache des Siegers nicht gesättigt. Er faßte den wehrlosen Gegner mit dem Schnabel an der von Federn entblößten Kopfhaut und schleifte ihn am Boden umher, bis das Hautstückchen, welches er gepackt hatte, losriß, worauf er sofort eine andere Stelle ergriff und von neuem daran zu zerren begann. Ehe ich in den Gesellschafts- bauer gelangt sein würde, um dem Wüthenden sein Opfer zu entreißen, wäre dieses gewiß schon getödtet gewesen; ich suchte deshalb jenen mittels eines Stöckchens von dem Besiegten entfernt zu halten und rief den in der Nähe befindlichen Wärter herbei. Der gereizte Vogel setzte sich nun dicht neben den verwundeten, und sowie ich nur Miene machte, den Stock wegzulegen, überfiel er ihn von neuem."
"Nachdem nun zugleich mit dem Verletzten auch die übrigen "grünen Kardinäle", mit Ausnahme eines Paares, aus dem Gesellschaftsbauer entfernt worden waren, begann dieses letztere in ein offenes, an den Seiten mit einem drei Zoll hohen Rande versehenes Korbnest zu bauen. Als Niststoff benutz- ten die Vögel die holzigen Stengel der gemeinen Heide, ohne eine Auspolsterung im Jnneren anzu- bringen. Der am 9. Mai angefangene Bau war am 14. vollendet und zwar hatten beide Vögel sowohl Vor- als Nachmittags eifrigst daran gearbeitet. Das Weibchen setzte sich nun auf das Nest, als ob es brütete; doch hatte es, wie sich später fand, keine Eier gelegt, und blieb mehrere Wochen ruhig sitzen. Es wurde dabei täglich ein oder zwei Mal von dem Männchen abgelöst; oder es setzte sich letzteres auch wohl zu ihm auf das Nest. Oefters bemerkte ich, daß das Männchen dem Weibchen Futter zutrug. Die Begattung wurde nicht beobachtet."
"Als im Juni ein in demselben Gebauer lebendes Paar Dominikanerkardinäle Junge bekam, verließ der weibliche grüne Kardinal sein leeres Nest und betheiligte sich eifrigst an der Pflege derselben, indem er ihnen häufig Futter brachte. Als die grauen Kardinäle diese Aufmerksamkeit gegen ihre Jungen schroff zurückwiesen, wußte der kluge Vogel jedes Mal einen Augenblick zu benutzen, wo die Alten sich nicht im Neste befanden, um seinem mütterlichen Drange folgend, die Kleinen zu äzen."
"Glücklicher, als wir, war in Bezug auf die Zucht der grünen Kardinäle Herr E. Hallberger in Stuttgart, der in einem Gebauer im Freien von einem Paare mehrere Junge erzielte. Leider wurden über die näheren Vorgänge hierbei keine Beobachtungen angestellt; ich konnte nur erfahren, daß das Nest ganz aus Reisig bestanden hatte. Zwei der jungen Vögel sind in den Besitz unseres Gartens übergegangen und haben sich prächtig entwickelt."
"Den Gesang des grünen Kardinals habe ich früher bei einem einzelnen Männchen gehört, wel- ches wir mehrere Jahre hindurch besaßen. Er ist einfach, und ich habe damals versucht, ihn durch die Silben: "Du diu, widu widu diu" oder auch "Du diu dwi, widu widu diu" wiederzugeben. Die Stimme des Vogels ist kräftig und volltönend und er ließ sie in den Sommermonaten, besonders Vormittags, fleißig erschallen."
Die größte bei uns vorkommende Art der Familie ist der Grauammer, welcher auch wohl Lerchen-, Gersten-, Wiesen-, Winter ammer und Strumpfwirker genannt wird (Miliaria valida). Seine Länge beträgt 71/2 Zoll, die Breite 121/4 Zoll; der Flügel mißt 4 Zoll, der Schwanz gegen 3 Zoll. Das Weibchen ist um reichlich 1/2 Zoll kürzer und um 1 Zoll schmäler. Das Gefieder ist sehr einfach gefärbt, auf der Oberseite lerchengrau, unten weißlich oder gelbweißlich, bis zur Unter- brust und an den Seiten braun gestreift. Die Seitenfedern des Schwanzes sind gleichmäßig grau d. h. ohne keilförmige weiße Flecken. Die Jris ist sehr dunkelbraun, der Schnabel grünlich gelb, der Fuß hornfarben. Das Weibchen ist in der Färbung vom Männchen nicht zu unterscheiden. Die Jungen sind dunkler als die alten Vögel und die Flecken ihrer Federn größer als bei diesen. Von den übrigen Ammern unterscheidet sich der Grauammer außer durch dieses einfache Kleid durch den
Die Knacker. Sperlingsvögel. Ammer.
ſchwer athmend, mit ſtark verletztem Kopfe am Boden. Aber noch war die Rache des Siegers nicht geſättigt. Er faßte den wehrloſen Gegner mit dem Schnabel an der von Federn entblößten Kopfhaut und ſchleifte ihn am Boden umher, bis das Hautſtückchen, welches er gepackt hatte, losriß, worauf er ſofort eine andere Stelle ergriff und von neuem daran zu zerren begann. Ehe ich in den Geſellſchafts- bauer gelangt ſein würde, um dem Wüthenden ſein Opfer zu entreißen, wäre dieſes gewiß ſchon getödtet geweſen; ich ſuchte deshalb jenen mittels eines Stöckchens von dem Beſiegten entfernt zu halten und rief den in der Nähe befindlichen Wärter herbei. Der gereizte Vogel ſetzte ſich nun dicht neben den verwundeten, und ſowie ich nur Miene machte, den Stock wegzulegen, überfiel er ihn von neuem.‟
„Nachdem nun zugleich mit dem Verletzten auch die übrigen „grünen Kardinäle‟, mit Ausnahme eines Paares, aus dem Geſellſchaftsbauer entfernt worden waren, begann dieſes letztere in ein offenes, an den Seiten mit einem drei Zoll hohen Rande verſehenes Korbneſt zu bauen. Als Niſtſtoff benutz- ten die Vögel die holzigen Stengel der gemeinen Heide, ohne eine Auspolſterung im Jnneren anzu- bringen. Der am 9. Mai angefangene Bau war am 14. vollendet und zwar hatten beide Vögel ſowohl Vor- als Nachmittags eifrigſt daran gearbeitet. Das Weibchen ſetzte ſich nun auf das Neſt, als ob es brütete; doch hatte es, wie ſich ſpäter fand, keine Eier gelegt, und blieb mehrere Wochen ruhig ſitzen. Es wurde dabei täglich ein oder zwei Mal von dem Männchen abgelöſt; oder es ſetzte ſich letzteres auch wohl zu ihm auf das Neſt. Oefters bemerkte ich, daß das Männchen dem Weibchen Futter zutrug. Die Begattung wurde nicht beobachtet.‟
„Als im Juni ein in demſelben Gebauer lebendes Paar Dominikanerkardinäle Junge bekam, verließ der weibliche grüne Kardinal ſein leeres Neſt und betheiligte ſich eifrigſt an der Pflege derſelben, indem er ihnen häufig Futter brachte. Als die grauen Kardinäle dieſe Aufmerkſamkeit gegen ihre Jungen ſchroff zurückwieſen, wußte der kluge Vogel jedes Mal einen Augenblick zu benutzen, wo die Alten ſich nicht im Neſte befanden, um ſeinem mütterlichen Drange folgend, die Kleinen zu äzen.‟
„Glücklicher, als wir, war in Bezug auf die Zucht der grünen Kardinäle Herr E. Hallberger in Stuttgart, der in einem Gebauer im Freien von einem Paare mehrere Junge erzielte. Leider wurden über die näheren Vorgänge hierbei keine Beobachtungen angeſtellt; ich konnte nur erfahren, daß das Neſt ganz aus Reiſig beſtanden hatte. Zwei der jungen Vögel ſind in den Beſitz unſeres Gartens übergegangen und haben ſich prächtig entwickelt.‟
„Den Geſang des grünen Kardinals habe ich früher bei einem einzelnen Männchen gehört, wel- ches wir mehrere Jahre hindurch beſaßen. Er iſt einfach, und ich habe damals verſucht, ihn durch die Silben: „Du diu, widu widu diu‟ oder auch „Du diu dwi, widu widu diu‟ wiederzugeben. Die Stimme des Vogels iſt kräftig und volltönend und er ließ ſie in den Sommermonaten, beſonders Vormittags, fleißig erſchallen.‟
Die größte bei uns vorkommende Art der Familie iſt der Grauammer, welcher auch wohl Lerchen-, Gerſten-, Wieſen-, Winter ammer und Strumpfwirker genannt wird (Miliaria valida). Seine Länge beträgt 7½ Zoll, die Breite 12¼ Zoll; der Flügel mißt 4 Zoll, der Schwanz gegen 3 Zoll. Das Weibchen iſt um reichlich ½ Zoll kürzer und um 1 Zoll ſchmäler. Das Gefieder iſt ſehr einfach gefärbt, auf der Oberſeite lerchengrau, unten weißlich oder gelbweißlich, bis zur Unter- bruſt und an den Seiten braun geſtreift. Die Seitenfedern des Schwanzes ſind gleichmäßig grau d. h. ohne keilförmige weiße Flecken. Die Jris iſt ſehr dunkelbraun, der Schnabel grünlich gelb, der Fuß hornfarben. Das Weibchen iſt in der Färbung vom Männchen nicht zu unterſcheiden. Die Jungen ſind dunkler als die alten Vögel und die Flecken ihrer Federn größer als bei dieſen. Von den übrigen Ammern unterſcheidet ſich der Grauammer außer durch dieſes einfache Kleid durch den
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[244/0266]
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und ſchleifte ihn am Boden umher, bis das Hautſtückchen, welches er gepackt hatte, losriß, worauf er
ſofort eine andere Stelle ergriff und von neuem daran zu zerren begann. Ehe ich in den Geſellſchafts-
bauer gelangt ſein würde, um dem Wüthenden ſein Opfer zu entreißen, wäre dieſes gewiß ſchon
getödtet geweſen; ich ſuchte deshalb jenen mittels eines Stöckchens von dem Beſiegten entfernt zu
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neben den verwundeten, und ſowie ich nur Miene machte, den Stock wegzulegen, überfiel er ihn
von neuem.‟
„Nachdem nun zugleich mit dem Verletzten auch die übrigen „grünen Kardinäle‟, mit Ausnahme
eines Paares, aus dem Geſellſchaftsbauer entfernt worden waren, begann dieſes letztere in ein offenes,
an den Seiten mit einem drei Zoll hohen Rande verſehenes Korbneſt zu bauen. Als Niſtſtoff benutz-
ten die Vögel die holzigen Stengel der gemeinen Heide, ohne eine Auspolſterung im Jnneren anzu-
bringen. Der am 9. Mai angefangene Bau war am 14. vollendet und zwar hatten beide Vögel
ſowohl Vor- als Nachmittags eifrigſt daran gearbeitet. Das Weibchen ſetzte ſich nun auf das Neſt,
als ob es brütete; doch hatte es, wie ſich ſpäter fand, keine Eier gelegt, und blieb mehrere Wochen
ruhig ſitzen. Es wurde dabei täglich ein oder zwei Mal von dem Männchen abgelöſt; oder es ſetzte
ſich letzteres auch wohl zu ihm auf das Neſt. Oefters bemerkte ich, daß das Männchen dem Weibchen
Futter zutrug. Die Begattung wurde nicht beobachtet.‟
„Als im Juni ein in demſelben Gebauer lebendes Paar Dominikanerkardinäle Junge
bekam, verließ der weibliche grüne Kardinal ſein leeres Neſt und betheiligte ſich eifrigſt an der Pflege
derſelben, indem er ihnen häufig Futter brachte. Als die grauen Kardinäle dieſe Aufmerkſamkeit
gegen ihre Jungen ſchroff zurückwieſen, wußte der kluge Vogel jedes Mal einen Augenblick zu benutzen,
wo die Alten ſich nicht im Neſte befanden, um ſeinem mütterlichen Drange folgend, die Kleinen
zu äzen.‟
„Glücklicher, als wir, war in Bezug auf die Zucht der grünen Kardinäle Herr E. Hallberger
in Stuttgart, der in einem Gebauer im Freien von einem Paare mehrere Junge erzielte. Leider
wurden über die näheren Vorgänge hierbei keine Beobachtungen angeſtellt; ich konnte nur erfahren,
daß das Neſt ganz aus Reiſig beſtanden hatte. Zwei der jungen Vögel ſind in den Beſitz unſeres
Gartens übergegangen und haben ſich prächtig entwickelt.‟
„Den Geſang des grünen Kardinals habe ich früher bei einem einzelnen Männchen gehört, wel-
ches wir mehrere Jahre hindurch beſaßen. Er iſt einfach, und ich habe damals verſucht, ihn durch die
Silben: „Du diu, widu widu diu‟ oder auch „Du diu dwi, widu widu diu‟ wiederzugeben.
Die Stimme des Vogels iſt kräftig und volltönend und er ließ ſie in den Sommermonaten, beſonders
Vormittags, fleißig erſchallen.‟
Die größte bei uns vorkommende Art der Familie iſt der Grauammer, welcher auch wohl
Lerchen-, Gerſten-, Wieſen-, Winter ammer und Strumpfwirker genannt wird (Miliaria
valida). Seine Länge beträgt 7½ Zoll, die Breite 12¼ Zoll; der Flügel mißt 4 Zoll, der Schwanz
gegen 3 Zoll. Das Weibchen iſt um reichlich ½ Zoll kürzer und um 1 Zoll ſchmäler. Das Gefieder
iſt ſehr einfach gefärbt, auf der Oberſeite lerchengrau, unten weißlich oder gelbweißlich, bis zur Unter-
bruſt und an den Seiten braun geſtreift. Die Seitenfedern des Schwanzes ſind gleichmäßig grau
d. h. ohne keilförmige weiße Flecken. Die Jris iſt ſehr dunkelbraun, der Schnabel grünlich gelb, der
Fuß hornfarben. Das Weibchen iſt in der Färbung vom Männchen nicht zu unterſcheiden. Die
Jungen ſind dunkler als die alten Vögel und die Flecken ihrer Federn größer als bei dieſen. Von
den übrigen Ammern unterſcheidet ſich der Grauammer außer durch dieſes einfache Kleid durch den
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/266>, abgerufen am 25.11.2024.
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