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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Der Siedelweber.
indem die bauenden Eltern Dornen mit den Spitzen nach außen einflechten. Jnnerhalb ihres Nestes
also sind alte und junge Weber gegen jeden gewöhnlichen Feind gesichert.

Auf unsern Märkten kommen mehrere Arten ziemlich häufig vor, fast ohne Ausnahme solche,
welche in Westafrika zu Hause sind. Man kann einzelne der prächtigsten für wenige Thaler unseres
Geldes kaufen, und wenn man sie gehörig pflegt und ihnen Gelegenheit gibt, ihre Kunst auszuüben,
hat man seine wahre Freude an ihnen. Jhr Gesang ist allerdings nicht viel werth, dafür aber weben
sie, so lange ihre Brutzeit währt, außerordentlich fleißig die kunstvollsten Bane zusammen, zur wahren
Augenweide ihres Gebieters.

[Abbildung] Südafrikanische Webervögelnester.

Eins der berühmtesten Mitglieder der ganzen Familie ist der Siedelweber (Philetaerus socius)
aus Südafrika, soviel bis jetzt bekannt, der einzige Vertreter einer besondern Sippe, welche sich kenn-
zeichnet durch gestreckten, kegelförmig zusammengedrückten Schnabel, dessen Firste von Grund aus sanft
gebogen ist und dessen Seitenränder einen sehr wenig vortretenden Zahn in der Mitte haben, durch mittel-
lange, d. h. wenig über die Schwanzwurzel hinabreichende Flügel, deren erste Schwinge gegen die drei
nächsten gleich langen sehr verkümmert ist, und durch etwas abgerundeten Schwanz. Der Fuß ist wie
bei allen Webervögeln stark und verhältnißmäßig hoch. Das Kleid ist sehr einfach. Der Oberkopf,
die Halsseiten, der Vorderhals und die Brust sind einfarbig erdgrau, der Oberkopf verwaschen
dunkel gefleckt. Genick und Rücken sind erdgrau und schwarz gewellt, die Flügeldecken, Schwingen
und Schwanzfedern sind dunkelbraun, blaßerdgrau gesäumt, die Bauchseitenfedern schwärzlich, blaß
gesäumt. Ein kleines Fleckchen vor jedem Auge und die Umgebung des Unterschnabels sind schwarz,
der Schnabel und die Beine sind blaß hornfarbig. Die Länge beträgt 6 Zoll 9 Linien, wovon der
Schwanz 2 Zoll wegnimmt; der Fittig mißt 2 Zoll 10 Linien. Die Weibchen unterscheiden sich
durch helleren Rücken, die Jungen durch braun gestrichelten Kopf und das Fehlen des Schwarz am
Unterschnabel wie an den Bauchseiten. (S. unsere Abbildung Seite 223.)

Der Siedelweber.
indem die bauenden Eltern Dornen mit den Spitzen nach außen einflechten. Jnnerhalb ihres Neſtes
alſo ſind alte und junge Weber gegen jeden gewöhnlichen Feind geſichert.

Auf unſern Märkten kommen mehrere Arten ziemlich häufig vor, faſt ohne Ausnahme ſolche,
welche in Weſtafrika zu Hauſe ſind. Man kann einzelne der prächtigſten für wenige Thaler unſeres
Geldes kaufen, und wenn man ſie gehörig pflegt und ihnen Gelegenheit gibt, ihre Kunſt auszuüben,
hat man ſeine wahre Freude an ihnen. Jhr Geſang iſt allerdings nicht viel werth, dafür aber weben
ſie, ſo lange ihre Brutzeit währt, außerordentlich fleißig die kunſtvollſten Bane zuſammen, zur wahren
Augenweide ihres Gebieters.

[Abbildung] Südafrikaniſche Webervögelneſter.

Eins der berühmteſten Mitglieder der ganzen Familie iſt der Siedelweber (Philetaerus socius)
aus Südafrika, ſoviel bis jetzt bekannt, der einzige Vertreter einer beſondern Sippe, welche ſich kenn-
zeichnet durch geſtreckten, kegelförmig zuſammengedrückten Schnabel, deſſen Firſte von Grund aus ſanft
gebogen iſt und deſſen Seitenränder einen ſehr wenig vortretenden Zahn in der Mitte haben, durch mittel-
lange, d. h. wenig über die Schwanzwurzel hinabreichende Flügel, deren erſte Schwinge gegen die drei
nächſten gleich langen ſehr verkümmert iſt, und durch etwas abgerundeten Schwanz. Der Fuß iſt wie
bei allen Webervögeln ſtark und verhältnißmäßig hoch. Das Kleid iſt ſehr einfach. Der Oberkopf,
die Halsſeiten, der Vorderhals und die Bruſt ſind einfarbig erdgrau, der Oberkopf verwaſchen
dunkel gefleckt. Genick und Rücken ſind erdgrau und ſchwarz gewellt, die Flügeldecken, Schwingen
und Schwanzfedern ſind dunkelbraun, blaßerdgrau geſäumt, die Bauchſeitenfedern ſchwärzlich, blaß
geſäumt. Ein kleines Fleckchen vor jedem Auge und die Umgebung des Unterſchnabels ſind ſchwarz,
der Schnabel und die Beine ſind blaß hornfarbig. Die Länge beträgt 6 Zoll 9 Linien, wovon der
Schwanz 2 Zoll wegnimmt; der Fittig mißt 2 Zoll 10 Linien. Die Weibchen unterſcheiden ſich
durch helleren Rücken, die Jungen durch braun geſtrichelten Kopf und das Fehlen des Schwarz am
Unterſchnabel wie an den Bauchſeiten. (S. unſere Abbildung Seite 223.)

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[221/0241] Der Siedelweber. indem die bauenden Eltern Dornen mit den Spitzen nach außen einflechten. Jnnerhalb ihres Neſtes alſo ſind alte und junge Weber gegen jeden gewöhnlichen Feind geſichert. Auf unſern Märkten kommen mehrere Arten ziemlich häufig vor, faſt ohne Ausnahme ſolche, welche in Weſtafrika zu Hauſe ſind. Man kann einzelne der prächtigſten für wenige Thaler unſeres Geldes kaufen, und wenn man ſie gehörig pflegt und ihnen Gelegenheit gibt, ihre Kunſt auszuüben, hat man ſeine wahre Freude an ihnen. Jhr Geſang iſt allerdings nicht viel werth, dafür aber weben ſie, ſo lange ihre Brutzeit währt, außerordentlich fleißig die kunſtvollſten Bane zuſammen, zur wahren Augenweide ihres Gebieters. [Abbildung Südafrikaniſche Webervögelneſter.] Eins der berühmteſten Mitglieder der ganzen Familie iſt der Siedelweber (Philetaerus socius) aus Südafrika, ſoviel bis jetzt bekannt, der einzige Vertreter einer beſondern Sippe, welche ſich kenn- zeichnet durch geſtreckten, kegelförmig zuſammengedrückten Schnabel, deſſen Firſte von Grund aus ſanft gebogen iſt und deſſen Seitenränder einen ſehr wenig vortretenden Zahn in der Mitte haben, durch mittel- lange, d. h. wenig über die Schwanzwurzel hinabreichende Flügel, deren erſte Schwinge gegen die drei nächſten gleich langen ſehr verkümmert iſt, und durch etwas abgerundeten Schwanz. Der Fuß iſt wie bei allen Webervögeln ſtark und verhältnißmäßig hoch. Das Kleid iſt ſehr einfach. Der Oberkopf, die Halsſeiten, der Vorderhals und die Bruſt ſind einfarbig erdgrau, der Oberkopf verwaſchen dunkel gefleckt. Genick und Rücken ſind erdgrau und ſchwarz gewellt, die Flügeldecken, Schwingen und Schwanzfedern ſind dunkelbraun, blaßerdgrau geſäumt, die Bauchſeitenfedern ſchwärzlich, blaß geſäumt. Ein kleines Fleckchen vor jedem Auge und die Umgebung des Unterſchnabels ſind ſchwarz, der Schnabel und die Beine ſind blaß hornfarbig. Die Länge beträgt 6 Zoll 9 Linien, wovon der Schwanz 2 Zoll wegnimmt; der Fittig mißt 2 Zoll 10 Linien. Die Weibchen unterſcheiden ſich durch helleren Rücken, die Jungen durch braun geſtrichelten Kopf und das Fehlen des Schwarz am Unterſchnabel wie an den Bauchſeiten. (S. unſere Abbildung Seite 223.)

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/241>, abgerufen am 23.11.2024.