Die Pflanzenmähder sind dickschnäblige Finken, welche in Gestalt und Wesen den Habias sehr ähneln, sich aber von diesen und allen übrigen Kegelschnäblern dadurch unterscheiden, daß ihre Schnabel- ränder sägenartig mit feinen Zähnen besetzt sind. Dieses Merkmal ist so eigenthümlich, daß man die Pflanzenmähder bereits als Vertreter einer eigenen Familie aufgestellt hat, und dagegen wäre auch gar Nichts zu sagen, dürfte man den Schnabel allein als Maßstab gelten lassen. Mit Ausnahme dieses allerdings wichtigen Werkzeuges gleichen die Pflanzenmähder durchaus den Habias. Jhr Flügel ist ebenso kurz und fast ebenso gerundet, ihr Schwanz ebenso lang, ihr Fuß ganz so gebaut: sie sind, mit einem Worte, von jenen nur als scharf bezeichnete Sippe zu trennen.
Auch in ihren Sitten gleichen sie nach d'Orbigny durchaus den Habias, in deren Gesellschaft sie sich gewöhnlich finden. Sie leben in kleinen Flügen oder paarweise in Büschen und Hecken und nähren sich von Früchten, Knospen und Blättern.
Molina beschrieb die Rarita oder Rara (Phytotoma Rara), welche er nach ihrem Geschrei benannt hat. Jhre Länge beträgt reichlich 61/2 Zoll, ihre Breite gegen 11 Zoll, die Fittiglänge 3 1/3 Zoll, die Schwanzlänge 21/4 Zoll. Das Gefieder ist bei beiden Geschlechtern ziemlich gleich gefärbt. Es erinnert an das Wiesenkleid unseres Pipers. Die Oberseite ist dunkelolivengrün, jede Feder mit schwärzlichen Schaftstrichen und breitem gelblichgrünen Rande; die Unterseite ist gelbgrün mit dunkleren Strichen längs der Federschäfte. Die Stirn ist rostroth, der Kopf dunkler, mit schwarzen Schaftstreifen; Kehle und Bauch sind gelb, die Oberbrust und die Schwanzfedern von unten an ge- sehen bis zum dunkeln Enddrittel rostroth; die Schwingen sind dunkelgrau, fast schwarz, licht geran- det, mit zwei weißen, durch die Enden der Deckfedern gebildeten Binden; die Schwanzfedern sind auf der Außenfahne und am Ende dunkel, auf der Junenfahne rostroth. Beim Weibchen sind alle Far- ben blässer und graulicher. Schnabel und Füße sind schwarzgrau, die Jris ist hochkarminroth. D'Orbigny unterscheidet noch zwei andere Arten, von denen er eine zu Ehren Azara's benannt hat, und die andere als bolivianischen Pflanzenmähder aufführt.
"Wir haben den Pflanzenmähder", sagt d'Orbigny, "auf dem östlichen Abhange der bolivianischen Anden oft gefunden, immer in trockenen öden Gegenden des gemäßigten Gürtels auf Hügeln und Ebenen, niemals aber in den heißen, feuchten und buschreichen Thälern, nach welchen er nicht herabzusteigen scheint. Man kann sagen, daß er im Getreidegürtel lebt; denn wir haben ihn niemals weder über noch unter dieser Grenze gesehen. Er hält sich immer in der Nähe der bewohnten und bebauten Gegenden auf und ist sehr gemein. Man sieht ihn während des ganzen Jahres allein, in Paaren, oder in kleinen Gesellschaften unter Habias, mit denen er die Weinberge und Gärten durchstreift und die Pflanzungen verwüstet, indem er die Schößlinge abschneidet, die Früchte an- beißt etc., und zwar geschieht Dies ohne alle Scheu; denn bisjetzt hat man noch gutwillig sich von diesem Schmarotzer plündern lassen, ohne nach Mitteln zu suchen, ihn zu vertreiben."
"Seine Gewohnheiten sind die der Habias. Der Flug ist kurz und niedrig, niemals ausge- dehnt. Auf den Boden haben wir ihn nie herabkommen sehen. Sein oft wiederholter Ruf ist unan- genehm. Er klingt wie das knirschende Geräusch einer Säge."
Kittlitz und Boeck vervollständigen diese Angaben: "Die Weinbeeren begannen jetzt reif zu werden", sagt der Erstere, "und in den Gärten zeigten sich zahlreiche Vögel, denen jene zur Nahrung dienen. Jn einem dieser Gärten, der ziemlich verwildert schien, erhielt ich bald hinter einander nicht weniger, als sechs Stück von einem Vogel, der nur zu der damals noch für fabelhaft gehaltenen Gat- tung der Pflanzenmähder gehören konnte. Der Magen enthielt bei allen Weinbeeren und Reste von grünen Blättern; auch war die Schnabelsäge grün gefärbt. Jch sah diesen Vogel nie am Boden, sondern meist in den Wipfeln ziemlich hoher Obstbäume. Seine Trägheit und Sorglosigkeit ist groß. Von zwei neben einander sitzenden schoß ich den einen; der andere blieb ruhig sitzen, bis er ebenfalls daran kam."
Auch Boeck bestätigt die Angaben über die Schädlichkeit dieses Pflanzenmähders. "Sein ge- zähnter Schnabel", sagt er, "ist ein furchtbares Werkzeug zur Vernichtung der jungen Schößlinge,
Die Knacker. Sperlingsvögel. Papageifinken.
Die Pflanzenmähder ſind dickſchnäblige Finken, welche in Geſtalt und Weſen den Habias ſehr ähneln, ſich aber von dieſen und allen übrigen Kegelſchnäblern dadurch unterſcheiden, daß ihre Schnabel- ränder ſägenartig mit feinen Zähnen beſetzt ſind. Dieſes Merkmal iſt ſo eigenthümlich, daß man die Pflanzenmähder bereits als Vertreter einer eigenen Familie aufgeſtellt hat, und dagegen wäre auch gar Nichts zu ſagen, dürfte man den Schnabel allein als Maßſtab gelten laſſen. Mit Ausnahme dieſes allerdings wichtigen Werkzeuges gleichen die Pflanzenmähder durchaus den Habias. Jhr Flügel iſt ebenſo kurz und faſt ebenſo gerundet, ihr Schwanz ebenſo lang, ihr Fuß ganz ſo gebaut: ſie ſind, mit einem Worte, von jenen nur als ſcharf bezeichnete Sippe zu trennen.
Auch in ihren Sitten gleichen ſie nach d’Orbigny durchaus den Habias, in deren Geſellſchaft ſie ſich gewöhnlich finden. Sie leben in kleinen Flügen oder paarweiſe in Büſchen und Hecken und nähren ſich von Früchten, Knoſpen und Blättern.
Molina beſchrieb die Rarita oder Rara (Phytotoma Rara), welche er nach ihrem Geſchrei benannt hat. Jhre Länge beträgt reichlich 6½ Zoll, ihre Breite gegen 11 Zoll, die Fittiglänge 3⅓ Zoll, die Schwanzlänge 2¼ Zoll. Das Gefieder iſt bei beiden Geſchlechtern ziemlich gleich gefärbt. Es erinnert an das Wieſenkleid unſeres Pipers. Die Oberſeite iſt dunkelolivengrün, jede Feder mit ſchwärzlichen Schaftſtrichen und breitem gelblichgrünen Rande; die Unterſeite iſt gelbgrün mit dunkleren Strichen längs der Federſchäfte. Die Stirn iſt roſtroth, der Kopf dunkler, mit ſchwarzen Schaftſtreifen; Kehle und Bauch ſind gelb, die Oberbruſt und die Schwanzfedern von unten an ge- ſehen bis zum dunkeln Enddrittel roſtroth; die Schwingen ſind dunkelgrau, faſt ſchwarz, licht geran- det, mit zwei weißen, durch die Enden der Deckfedern gebildeten Binden; die Schwanzfedern ſind auf der Außenfahne und am Ende dunkel, auf der Junenfahne roſtroth. Beim Weibchen ſind alle Far- ben bläſſer und graulicher. Schnabel und Füße ſind ſchwarzgrau, die Jris iſt hochkarminroth. D’Orbigny unterſcheidet noch zwei andere Arten, von denen er eine zu Ehren Azara’s benannt hat, und die andere als bolivianiſchen Pflanzenmähder aufführt.
„Wir haben den Pflanzenmähder‟, ſagt d’Orbigny, „auf dem öſtlichen Abhange der bolivianiſchen Anden oft gefunden, immer in trockenen öden Gegenden des gemäßigten Gürtels auf Hügeln und Ebenen, niemals aber in den heißen, feuchten und buſchreichen Thälern, nach welchen er nicht herabzuſteigen ſcheint. Man kann ſagen, daß er im Getreidegürtel lebt; denn wir haben ihn niemals weder über noch unter dieſer Grenze geſehen. Er hält ſich immer in der Nähe der bewohnten und bebauten Gegenden auf und iſt ſehr gemein. Man ſieht ihn während des ganzen Jahres allein, in Paaren, oder in kleinen Geſellſchaften unter Habias, mit denen er die Weinberge und Gärten durchſtreift und die Pflanzungen verwüſtet, indem er die Schößlinge abſchneidet, die Früchte an- beißt ꝛc., und zwar geſchieht Dies ohne alle Scheu; denn bisjetzt hat man noch gutwillig ſich von dieſem Schmarotzer plündern laſſen, ohne nach Mitteln zu ſuchen, ihn zu vertreiben.‟
„Seine Gewohnheiten ſind die der Habias. Der Flug iſt kurz und niedrig, niemals ausge- dehnt. Auf den Boden haben wir ihn nie herabkommen ſehen. Sein oft wiederholter Ruf iſt unan- genehm. Er klingt wie das knirſchende Geräuſch einer Säge.‟
Kittlitz und Boeck vervollſtändigen dieſe Angaben: „Die Weinbeeren begannen jetzt reif zu werden‟, ſagt der Erſtere, „und in den Gärten zeigten ſich zahlreiche Vögel, denen jene zur Nahrung dienen. Jn einem dieſer Gärten, der ziemlich verwildert ſchien, erhielt ich bald hinter einander nicht weniger, als ſechs Stück von einem Vogel, der nur zu der damals noch für fabelhaft gehaltenen Gat- tung der Pflanzenmähder gehören konnte. Der Magen enthielt bei allen Weinbeeren und Reſte von grünen Blättern; auch war die Schnabelſäge grün gefärbt. Jch ſah dieſen Vogel nie am Boden, ſondern meiſt in den Wipfeln ziemlich hoher Obſtbäume. Seine Trägheit und Sorgloſigkeit iſt groß. Von zwei neben einander ſitzenden ſchoß ich den einen; der andere blieb ruhig ſitzen, bis er ebenfalls daran kam.‟
Auch Boeck beſtätigt die Angaben über die Schädlichkeit dieſes Pflanzenmähders. „Sein ge- zähnter Schnabel‟, ſagt er, „iſt ein furchtbares Werkzeug zur Vernichtung der jungen Schößlinge,
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Die Knacker. Sperlingsvögel. Papageifinken.
Die Pflanzenmähder ſind dickſchnäblige Finken, welche in Geſtalt und Weſen den Habias ſehr
ähneln, ſich aber von dieſen und allen übrigen Kegelſchnäblern dadurch unterſcheiden, daß ihre Schnabel-
ränder ſägenartig mit feinen Zähnen beſetzt ſind. Dieſes Merkmal iſt ſo eigenthümlich, daß man die
Pflanzenmähder bereits als Vertreter einer eigenen Familie aufgeſtellt hat, und dagegen wäre auch
gar Nichts zu ſagen, dürfte man den Schnabel allein als Maßſtab gelten laſſen. Mit Ausnahme
dieſes allerdings wichtigen Werkzeuges gleichen die Pflanzenmähder durchaus den Habias. Jhr
Flügel iſt ebenſo kurz und faſt ebenſo gerundet, ihr Schwanz ebenſo lang, ihr Fuß ganz ſo gebaut:
ſie ſind, mit einem Worte, von jenen nur als ſcharf bezeichnete Sippe zu trennen.
Auch in ihren Sitten gleichen ſie nach d’Orbigny durchaus den Habias, in deren Geſellſchaft
ſie ſich gewöhnlich finden. Sie leben in kleinen Flügen oder paarweiſe in Büſchen und Hecken und
nähren ſich von Früchten, Knoſpen und Blättern.
Molina beſchrieb die Rarita oder Rara (Phytotoma Rara), welche er nach ihrem Geſchrei
benannt hat. Jhre Länge beträgt reichlich 6½ Zoll, ihre Breite gegen 11 Zoll, die Fittiglänge 3⅓
Zoll, die Schwanzlänge 2¼ Zoll. Das Gefieder iſt bei beiden Geſchlechtern ziemlich gleich gefärbt.
Es erinnert an das Wieſenkleid unſeres Pipers. Die Oberſeite iſt dunkelolivengrün, jede Feder
mit ſchwärzlichen Schaftſtrichen und breitem gelblichgrünen Rande; die Unterſeite iſt gelbgrün mit
dunkleren Strichen längs der Federſchäfte. Die Stirn iſt roſtroth, der Kopf dunkler, mit ſchwarzen
Schaftſtreifen; Kehle und Bauch ſind gelb, die Oberbruſt und die Schwanzfedern von unten an ge-
ſehen bis zum dunkeln Enddrittel roſtroth; die Schwingen ſind dunkelgrau, faſt ſchwarz, licht geran-
det, mit zwei weißen, durch die Enden der Deckfedern gebildeten Binden; die Schwanzfedern ſind auf
der Außenfahne und am Ende dunkel, auf der Junenfahne roſtroth. Beim Weibchen ſind alle Far-
ben bläſſer und graulicher. Schnabel und Füße ſind ſchwarzgrau, die Jris iſt hochkarminroth.
D’Orbigny unterſcheidet noch zwei andere Arten, von denen er eine zu Ehren Azara’s benannt
hat, und die andere als bolivianiſchen Pflanzenmähder aufführt.
„Wir haben den Pflanzenmähder‟, ſagt d’Orbigny, „auf dem öſtlichen Abhange der
bolivianiſchen Anden oft gefunden, immer in trockenen öden Gegenden des gemäßigten Gürtels auf
Hügeln und Ebenen, niemals aber in den heißen, feuchten und buſchreichen Thälern, nach welchen er
nicht herabzuſteigen ſcheint. Man kann ſagen, daß er im Getreidegürtel lebt; denn wir haben ihn
niemals weder über noch unter dieſer Grenze geſehen. Er hält ſich immer in der Nähe der bewohnten
und bebauten Gegenden auf und iſt ſehr gemein. Man ſieht ihn während des ganzen Jahres allein,
in Paaren, oder in kleinen Geſellſchaften unter Habias, mit denen er die Weinberge und Gärten
durchſtreift und die Pflanzungen verwüſtet, indem er die Schößlinge abſchneidet, die Früchte an-
beißt ꝛc., und zwar geſchieht Dies ohne alle Scheu; denn bisjetzt hat man noch gutwillig ſich von dieſem
Schmarotzer plündern laſſen, ohne nach Mitteln zu ſuchen, ihn zu vertreiben.‟
„Seine Gewohnheiten ſind die der Habias. Der Flug iſt kurz und niedrig, niemals ausge-
dehnt. Auf den Boden haben wir ihn nie herabkommen ſehen. Sein oft wiederholter Ruf iſt unan-
genehm. Er klingt wie das knirſchende Geräuſch einer Säge.‟
Kittlitz und Boeck vervollſtändigen dieſe Angaben: „Die Weinbeeren begannen jetzt reif zu
werden‟, ſagt der Erſtere, „und in den Gärten zeigten ſich zahlreiche Vögel, denen jene zur Nahrung
dienen. Jn einem dieſer Gärten, der ziemlich verwildert ſchien, erhielt ich bald hinter einander nicht
weniger, als ſechs Stück von einem Vogel, der nur zu der damals noch für fabelhaft gehaltenen Gat-
tung der Pflanzenmähder gehören konnte. Der Magen enthielt bei allen Weinbeeren und Reſte von
grünen Blättern; auch war die Schnabelſäge grün gefärbt. Jch ſah dieſen Vogel nie am Boden,
ſondern meiſt in den Wipfeln ziemlich hoher Obſtbäume. Seine Trägheit und Sorgloſigkeit iſt groß.
Von zwei neben einander ſitzenden ſchoß ich den einen; der andere blieb ruhig ſitzen, bis er ebenfalls
daran kam.‟
Auch Boeck beſtätigt die Angaben über die Schädlichkeit dieſes Pflanzenmähders. „Sein ge-
zähnter Schnabel‟, ſagt er, „iſt ein furchtbares Werkzeug zur Vernichtung der jungen Schößlinge,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/208>, abgerufen am 27.11.2024.
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