gestreckten Schnabel. Seine Länge beträgt reichlich 61/2 Zoll, die Breite 101/2 Zoll. Die Färbung entspricht dem Namen. Kopf und Nacken sind mäusegrau, der Rücken und die Flügeldeckfedern rost- farbig braun, die Schwung- und Steuerfedern dunkelbraun, an den Rändern verwaschen rostroth ge- säumt. Die Unterseite ist mit Ausnahme der lichteren Kehle und des weißlichen Bauches hellröthlich- grau. Das Auge ist licht rothbraun, der Schnabel schwarz, der Fuß röthlich hornfarben. Die Geschlechter unterscheiden sich hinsichtlich der Färbung nur wenig; das Weibchen ist höchstens etwas blässer.
Der Verbreitungskreis des einfachen Sperlings erstreckt sich über Mittel- und Südafrika. Er ist vom Kapland und aus Senegambien eingesandt worden; ich selbst habe ihn oft im Oft-Sudahn und in Abissinien angetroffen. Hier lebt er nach Art unserer Feldsperlinge, jedoch, soweit mir bekannt, immer nur paarweise und in Familien, nicht in großen Gesellschaften. Man findet ihn ebensowohl im tieferen Walde, fern von den Wohnungen, als in den Dörfern selbst. Jm Walde nistet er wahr- scheinlich in Baumhöhlen; in den Dörfern baut er sein Rest in das Strohdach der Hütten. Lebens- weise und Betragen unterscheiden ihn wenig oder nicht von andern Sperlingen. Er ähnelt diesem auch im Lockton; das "Schilp, Zilli und Zerrrr" unserer Hausspatze vernimmt man von ihm eben- falls. Seine Brutzeit fällt in das Frühjahr; ich sah ihn in Habesch schon im April eifrig mit dem Bau seines Nestes beschäftigt. Die Eier kenne ich nicht.
Jn denselben Gegenden kommt noch ein Sperling vor und zwar einer der schönsten von Allen, der Goldspatz (Chrysospiza lutea). Das Mänuchen ist ein prachtvoller Vogel. Der Kopf, der Nacken und die ganze Unterseite sind schön goldgelb, von derselben Farbe, welche unser gezähmter Kanarienvogel zu zeigen pflegt, der Mantel aber ist rothbraun. Die kleinen Oberflügeldeckfedern sind schwärzlich, die Schwingen und Stenerfedern dunkelgrau, auf der Außenseite rothbraun gesäumt. Der weibliche Vogel ist andern Sperlingsweibchen sehr ähnlich; doch spielen alle Farben mehr ins Gilbliche, und namentlich die Kehle ist gelb. Das junge Männchen ähnelt der Mutter, ist aber gol- diger. Jn der Größe kommt der Goldspatz unserm Feldsperling ungefähr gleich.
Mit Vergnügen erinnere ich mich noch meiner ersten Bekanntschaft mit diesen Vögeln. Wir wa- ren tagelang durch die arme Vahiuda, eine wüste Steppe, gezogen und kamen nun endlich an die reich umbuschten Ufer des Nils. Da erhob sich vor uns ein zahlreicher Schwarm finkenartiger Vögel, ganz in der Weise und mit dem bekannnten Geschrei unserer Sperlinge, so daß ich geglaubt haben würde, diese vor mir zu haben, hätten nicht die prächtigen Männchen jede derartige Täuschung ver- hindert. Später habe ich den Goldspatz öfter beobachtet; doch will ich mich keineswegs einer genauen Kunde seines Lebens rühmen.
Es scheint, daß der im Ost-Sudahn häufige Vogel auf gewisse Stellen beschränkt ist. Jn den Ge- birgen von Habesch fand ich ihn nicht und ebensowenig in den größeren Waldungen längs der Ströme. Offene, mit niederen Mimosenbüschen bewachsene Ebenen wasserreicher Gegenden scheinen seine be- vorzugten Aufenthaltsorte zu bilden. Hier treibt er sich umher ganz in der Weise unseres Feldsper- lings. Er hält sich regelmäßig in zahlreichen Flügen, welche bis zu Hunderten anwachsen können, fällt nach Sperlingsart in den Getreidefeldern ein oder treibt sich zwischen den Grashalmen in der Steppe umher und schweift gern von einem Orte zum andern, obgleich nur innerhalb eines kleinen Gebietes. Da er von den Eingebornen durchaus nicht behelligt wird, ist er wenig oder nicht scheu und läßt den Jäger nahe an sich herankommen. Nach einem Schuß aber stürmt der ganze Haufen schreiend in die Höhe, einen dichten Schwarm bildend, erhebt sich beträchtlich und fällt erst nach längerem Hin- und Herfliegen in einem entfernteren Busche wieder ein. Vor der Regenzeit, wenn die Dürre hart das Land drückt und winterlichen Mangel hervorgerufen hat, erscheint der Goldspatz in den Dör-
Feld-, einfacher und Goldſpatz.
geſtreckten Schnabel. Seine Länge beträgt reichlich 6½ Zoll, die Breite 10½ Zoll. Die Färbung entſpricht dem Namen. Kopf und Nacken ſind mäuſegrau, der Rücken und die Flügeldeckfedern roſt- farbig braun, die Schwung- und Steuerfedern dunkelbraun, an den Rändern verwaſchen roſtroth ge- ſäumt. Die Unterſeite iſt mit Ausnahme der lichteren Kehle und des weißlichen Bauches hellröthlich- grau. Das Auge iſt licht rothbraun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß röthlich hornfarben. Die Geſchlechter unterſcheiden ſich hinſichtlich der Färbung nur wenig; das Weibchen iſt höchſtens etwas bläſſer.
Der Verbreitungskreis des einfachen Sperlings erſtreckt ſich über Mittel- und Südafrika. Er iſt vom Kapland und aus Senegambien eingeſandt worden; ich ſelbſt habe ihn oft im Oft-Sudahn und in Abiſſinien angetroffen. Hier lebt er nach Art unſerer Feldſperlinge, jedoch, ſoweit mir bekannt, immer nur paarweiſe und in Familien, nicht in großen Geſellſchaften. Man findet ihn ebenſowohl im tieferen Walde, fern von den Wohnungen, als in den Dörfern ſelbſt. Jm Walde niſtet er wahr- ſcheinlich in Baumhöhlen; in den Dörfern baut er ſein Reſt in das Strohdach der Hütten. Lebens- weiſe und Betragen unterſcheiden ihn wenig oder nicht von andern Sperlingen. Er ähnelt dieſem auch im Lockton; das „Schilp, Zilli und Zerrrr‟ unſerer Hausſpatze vernimmt man von ihm eben- falls. Seine Brutzeit fällt in das Frühjahr; ich ſah ihn in Habeſch ſchon im April eifrig mit dem Bau ſeines Neſtes beſchäftigt. Die Eier kenne ich nicht.
Jn denſelben Gegenden kommt noch ein Sperling vor und zwar einer der ſchönſten von Allen, der Goldſpatz (Chrysospiza lutea). Das Mänuchen iſt ein prachtvoller Vogel. Der Kopf, der Nacken und die ganze Unterſeite ſind ſchön goldgelb, von derſelben Farbe, welche unſer gezähmter Kanarienvogel zu zeigen pflegt, der Mantel aber iſt rothbraun. Die kleinen Oberflügeldeckfedern ſind ſchwärzlich, die Schwingen und Stenerfedern dunkelgrau, auf der Außenſeite rothbraun geſäumt. Der weibliche Vogel iſt andern Sperlingsweibchen ſehr ähnlich; doch ſpielen alle Farben mehr ins Gilbliche, und namentlich die Kehle iſt gelb. Das junge Männchen ähnelt der Mutter, iſt aber gol- diger. Jn der Größe kommt der Goldſpatz unſerm Feldſperling ungefähr gleich.
Mit Vergnügen erinnere ich mich noch meiner erſten Bekanntſchaft mit dieſen Vögeln. Wir wa- ren tagelang durch die arme Vahiuda, eine wüſte Steppe, gezogen und kamen nun endlich an die reich umbuſchten Ufer des Nils. Da erhob ſich vor uns ein zahlreicher Schwarm finkenartiger Vögel, ganz in der Weiſe und mit dem bekannnten Geſchrei unſerer Sperlinge, ſo daß ich geglaubt haben würde, dieſe vor mir zu haben, hätten nicht die prächtigen Männchen jede derartige Täuſchung ver- hindert. Später habe ich den Goldſpatz öfter beobachtet; doch will ich mich keineswegs einer genauen Kunde ſeines Lebens rühmen.
Es ſcheint, daß der im Oſt-Sudahn häufige Vogel auf gewiſſe Stellen beſchränkt iſt. Jn den Ge- birgen von Habeſch fand ich ihn nicht und ebenſowenig in den größeren Waldungen längs der Ströme. Offene, mit niederen Mimoſenbüſchen bewachſene Ebenen waſſerreicher Gegenden ſcheinen ſeine be- vorzugten Aufenthaltsorte zu bilden. Hier treibt er ſich umher ganz in der Weiſe unſeres Feldſper- lings. Er hält ſich regelmäßig in zahlreichen Flügen, welche bis zu Hunderten anwachſen können, fällt nach Sperlingsart in den Getreidefeldern ein oder treibt ſich zwiſchen den Grashalmen in der Steppe umher und ſchweift gern von einem Orte zum andern, obgleich nur innerhalb eines kleinen Gebietes. Da er von den Eingebornen durchaus nicht behelligt wird, iſt er wenig oder nicht ſcheu und läßt den Jäger nahe an ſich herankommen. Nach einem Schuß aber ſtürmt der ganze Haufen ſchreiend in die Höhe, einen dichten Schwarm bildend, erhebt ſich beträchtlich und fällt erſt nach längerem Hin- und Herfliegen in einem entfernteren Buſche wieder ein. Vor der Regenzeit, wenn die Dürre hart das Land drückt und winterlichen Mangel hervorgerufen hat, erſcheint der Goldſpatz in den Dör-
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Feld-, einfacher und Goldſpatz.
geſtreckten Schnabel. Seine Länge beträgt reichlich 6½ Zoll, die Breite 10½ Zoll. Die Färbung
entſpricht dem Namen. Kopf und Nacken ſind mäuſegrau, der Rücken und die Flügeldeckfedern roſt-
farbig braun, die Schwung- und Steuerfedern dunkelbraun, an den Rändern verwaſchen roſtroth ge-
ſäumt. Die Unterſeite iſt mit Ausnahme der lichteren Kehle und des weißlichen Bauches hellröthlich-
grau. Das Auge iſt licht rothbraun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß röthlich hornfarben. Die
Geſchlechter unterſcheiden ſich hinſichtlich der Färbung nur wenig; das Weibchen iſt höchſtens etwas
bläſſer.
Der Verbreitungskreis des einfachen Sperlings erſtreckt ſich über Mittel- und Südafrika. Er
iſt vom Kapland und aus Senegambien eingeſandt worden; ich ſelbſt habe ihn oft im Oft-Sudahn und
in Abiſſinien angetroffen. Hier lebt er nach Art unſerer Feldſperlinge, jedoch, ſoweit mir bekannt,
immer nur paarweiſe und in Familien, nicht in großen Geſellſchaften. Man findet ihn ebenſowohl
im tieferen Walde, fern von den Wohnungen, als in den Dörfern ſelbſt. Jm Walde niſtet er wahr-
ſcheinlich in Baumhöhlen; in den Dörfern baut er ſein Reſt in das Strohdach der Hütten. Lebens-
weiſe und Betragen unterſcheiden ihn wenig oder nicht von andern Sperlingen. Er ähnelt dieſem
auch im Lockton; das „Schilp, Zilli und Zerrrr‟ unſerer Hausſpatze vernimmt man von ihm eben-
falls. Seine Brutzeit fällt in das Frühjahr; ich ſah ihn in Habeſch ſchon im April eifrig mit dem
Bau ſeines Neſtes beſchäftigt. Die Eier kenne ich nicht.
Jn denſelben Gegenden kommt noch ein Sperling vor und zwar einer der ſchönſten von Allen,
der Goldſpatz (Chrysospiza lutea). Das Mänuchen iſt ein prachtvoller Vogel. Der Kopf, der
Nacken und die ganze Unterſeite ſind ſchön goldgelb, von derſelben Farbe, welche unſer gezähmter
Kanarienvogel zu zeigen pflegt, der Mantel aber iſt rothbraun. Die kleinen Oberflügeldeckfedern ſind
ſchwärzlich, die Schwingen und Stenerfedern dunkelgrau, auf der Außenſeite rothbraun geſäumt.
Der weibliche Vogel iſt andern Sperlingsweibchen ſehr ähnlich; doch ſpielen alle Farben mehr ins
Gilbliche, und namentlich die Kehle iſt gelb. Das junge Männchen ähnelt der Mutter, iſt aber gol-
diger. Jn der Größe kommt der Goldſpatz unſerm Feldſperling ungefähr gleich.
Mit Vergnügen erinnere ich mich noch meiner erſten Bekanntſchaft mit dieſen Vögeln. Wir wa-
ren tagelang durch die arme Vahiuda, eine wüſte Steppe, gezogen und kamen nun endlich an die reich
umbuſchten Ufer des Nils. Da erhob ſich vor uns ein zahlreicher Schwarm finkenartiger Vögel,
ganz in der Weiſe und mit dem bekannnten Geſchrei unſerer Sperlinge, ſo daß ich geglaubt haben
würde, dieſe vor mir zu haben, hätten nicht die prächtigen Männchen jede derartige Täuſchung ver-
hindert. Später habe ich den Goldſpatz öfter beobachtet; doch will ich mich keineswegs einer genauen
Kunde ſeines Lebens rühmen.
Es ſcheint, daß der im Oſt-Sudahn häufige Vogel auf gewiſſe Stellen beſchränkt iſt. Jn den Ge-
birgen von Habeſch fand ich ihn nicht und ebenſowenig in den größeren Waldungen längs der Ströme.
Offene, mit niederen Mimoſenbüſchen bewachſene Ebenen waſſerreicher Gegenden ſcheinen ſeine be-
vorzugten Aufenthaltsorte zu bilden. Hier treibt er ſich umher ganz in der Weiſe unſeres Feldſper-
lings. Er hält ſich regelmäßig in zahlreichen Flügen, welche bis zu Hunderten anwachſen können,
fällt nach Sperlingsart in den Getreidefeldern ein oder treibt ſich zwiſchen den Grashalmen in der
Steppe umher und ſchweift gern von einem Orte zum andern, obgleich nur innerhalb eines kleinen
Gebietes. Da er von den Eingebornen durchaus nicht behelligt wird, iſt er wenig oder nicht ſcheu
und läßt den Jäger nahe an ſich herankommen. Nach einem Schuß aber ſtürmt der ganze Haufen
ſchreiend in die Höhe, einen dichten Schwarm bildend, erhebt ſich beträchtlich und fällt erſt nach längerem
Hin- und Herfliegen in einem entfernteren Buſche wieder ein. Vor der Regenzeit, wenn die Dürre
hart das Land drückt und winterlichen Mangel hervorgerufen hat, erſcheint der Goldſpatz in den Dör-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/187>, abgerufen am 24.11.2024.
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