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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Jtalienischer und spanischer oder Sumpfsperling.
sich ein blendend hellweißer Streifen. Das übrige Gefieder kommt in der Färbung mit dem unseres
Haussperlings überein, und das Weibchen ähnelt dem Weibchen unseres Spatzes aufs täuschendste.

Der Sumpfsperling findet sich, soviel bisjetzt bekannt, in Spanien, Griechenland, im Norden
Afrikas und auf den nordwestlichen Jnseln des Erdtheils, sowie auch in gewissen Theilen Asiens,
jedoch vorzugsweise -- in Spanien und Egypten nur -- in Gegenden, welche reich an Wasser sind.
Er ist kein Haussperling, sondern ein echter Feldsperling, welcher blos zufällig in der Nähe mensch-
licher Wohnungen vorkommt. Er meidet diese zwar nicht, sucht sie aber niemals auf, wie der Haus-
sperling es immer zu thun pflegt. Gerade in Spanien und Egypten, wo der zuletzt genannte
Vogel ebenso häufig vorkommt, wie bei uns zu Lande, hat man Gelegenheit, das durchaus verschiedene
Betragen beider Arten vergleichend zu beobachten. Der Hausspatz ist auch dort treuer Genosse des
Menschen, der Sumpfsperling bekümmert sich nicht um ihn und sein Treiben. Flußthäler, Kanäle
und sumpfigte Feldstrecken, wie der Reisbau sie verlangt, sagen ihm besonders zu, und hier tritt er in
außerordentlich starken Banden auf. Jn Spanien fand ich ihn im Thale des Tajo sehr zahlreich, aber
immer nur in unmittelbarer Nähe des Flusses; in Egypten sah ich ihn im Delta und in der Niederung
bei Fajum häufiger, als irgend einen andern Vogel. Dasselbe beobachteten Savi, Bolle, Hans-
mann,
Graf von der Mühle und Homeyer in Sardinien, auf den Kanaren, in Griechenland
und in den Atlasländern. Doch erfahren wir gerade durch Bolle, daß der Sumpfsperling durch
die Dattelpalme sich bewegen lasse, der wasserreichen Niederung untreu zu werden und ihr zu Liebe
förmlich zum Haussperling wird. Da, wo Palmen die Hütte des Dörflers umstehen, fehlt unser
Vogel nicht, am wenigsten an Orten, wo kein anderer Sperling neben ihm wohnt, wie auf den kana-
rischen Jnseln z. B. "Palmenkronen", sagt Bolle, "allen übrigen als Wohn- und Niststätte vor-
ziehend, haben eben diese Bäume, welche der Landmann um seine Wohnung zu pflanzen liebt, ihn
zuerst mit der Nachbarschaft des Herrn der Schöpfung vertraut gemacht." Für Egypten kann ich
diese Angabe durchaus bestätigen. Dort findet sich der Sumpfsperling allerdings ebenfalls auf den
Palmen in und um die Dörfer, während er diejenigen Ortschaften, welche keine Palmen haben, ent-
schieden meidet. Aber ich muß hierbei bemerken, daß für Egypten Palmen allein dem Sumpfsperling
nicht zu genügen scheinen; denn in Oberegypten und Nubien, wo die Dattelpalme meilenweite Wäl-
der bildet, fehlt der Vogel gänzlich. "Auf den kanarischen Juseln", sagt Bolle, "hebt kaum irgend-
wo eine Palme ihr Haupt voll im Winde schwankender, schöngefiederter Wedel auf narbigem Schafte
zum Himmel empor, ohne daß einige Sperlingspärchen sich in den Zwischenräumen der untern Blatt-
stiele angebaut hätten und man nicht von weitem schon ihr lärmendes Geschrei vernähme. Wo Palmen-
haine sind, wohnen diese Vögel scharenweis in unglaublicher Menge. Da es schwer hält und ziemlich
viel Geduld und Geschicklichkeit erfordert, die hohen, mastengleich aufstrebenden Stämme zu besteigen, so
bringen sie ihre Bruten meist in Sicherheit auf: daher ihre bedeutende Vermehrung. Die nistenden
Paare sehen furchtlos den Thurmfalken sich dicht neben ihnen auf den Blattstielen der Wedel nieder-
lassen; ihr Zirpen und Zwitschern mischt sich in das schrille Rasseln des Windes, der die lederartigen,
steifen Wedel an einanderschlägt. Hin und wieder, an von feuchteren Luftströmungen getroffenen
Stellen, nicht selten z. B. in der Vega von Canaria, pflanzt die Natur um ihre Brutstätten einen
schwebenden Garten, reizender und eigenthümlicher, als ihn Semiramis je besessen. Die Winde fül-
len nämlich einzelne Stellen zwischen den Wedeln allmählich mit Staub und Erde an; der Regen
sickert hindurch und bald blüht und grünt es dort oben, in schwindelnder Höhe, von rosenrothen
Cinerarien, feinzerschlitzten Farren mit goldbraunem Rhizome, baumartigen Semperviven u. a. m.
Diese Fälle sind jedoch nicht häufig und wiederholen sich nur an besonders günstig gelegenen Oertlich-
keiten. Bei weitem die Mehrzahl behilft sich auf einfachere Weise: ja, ich habe sie in zwei Fällen sich
dazu entschließen sehen, ihrem Lieblingsbaume untreu zu werden und zwar beide Male um schnöden
Gewinnes oder, schonender zu reden, des lieben Brodes willen. Die große und reich bebaute Ha-
cienda Maspamolas, im äußersten Süden Cauarias gelegen, hat keine Palmen, wohl aber ausgedehnte
Kornfelder und gewaltige Eras (Tennen), auf denen der Weizenertrag reicher Eruten, nach uralter

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Jtalieniſcher und ſpaniſcher oder Sumpfſperling.
ſich ein blendend hellweißer Streifen. Das übrige Gefieder kommt in der Färbung mit dem unſeres
Hausſperlings überein, und das Weibchen ähnelt dem Weibchen unſeres Spatzes aufs täuſchendſte.

Der Sumpfſperling findet ſich, ſoviel bisjetzt bekannt, in Spanien, Griechenland, im Norden
Afrikas und auf den nordweſtlichen Jnſeln des Erdtheils, ſowie auch in gewiſſen Theilen Aſiens,
jedoch vorzugsweiſe — in Spanien und Egypten nur — in Gegenden, welche reich an Waſſer ſind.
Er iſt kein Hausſperling, ſondern ein echter Feldſperling, welcher blos zufällig in der Nähe menſch-
licher Wohnungen vorkommt. Er meidet dieſe zwar nicht, ſucht ſie aber niemals auf, wie der Haus-
ſperling es immer zu thun pflegt. Gerade in Spanien und Egypten, wo der zuletzt genannte
Vogel ebenſo häufig vorkommt, wie bei uns zu Lande, hat man Gelegenheit, das durchaus verſchiedene
Betragen beider Arten vergleichend zu beobachten. Der Hausſpatz iſt auch dort treuer Genoſſe des
Menſchen, der Sumpfſperling bekümmert ſich nicht um ihn und ſein Treiben. Flußthäler, Kanäle
und ſumpfigte Feldſtrecken, wie der Reisbau ſie verlangt, ſagen ihm beſonders zu, und hier tritt er in
außerordentlich ſtarken Banden auf. Jn Spanien fand ich ihn im Thale des Tajo ſehr zahlreich, aber
immer nur in unmittelbarer Nähe des Fluſſes; in Egypten ſah ich ihn im Delta und in der Niederung
bei Fajum häufiger, als irgend einen andern Vogel. Daſſelbe beobachteten Savi, Bolle, Hans-
mann,
Graf von der Mühle und Homeyer in Sardinien, auf den Kanaren, in Griechenland
und in den Atlasländern. Doch erfahren wir gerade durch Bolle, daß der Sumpfſperling durch
die Dattelpalme ſich bewegen laſſe, der waſſerreichen Niederung untreu zu werden und ihr zu Liebe
förmlich zum Hausſperling wird. Da, wo Palmen die Hütte des Dörflers umſtehen, fehlt unſer
Vogel nicht, am wenigſten an Orten, wo kein anderer Sperling neben ihm wohnt, wie auf den kana-
riſchen Jnſeln z. B. „Palmenkronen‟, ſagt Bolle, „allen übrigen als Wohn- und Niſtſtätte vor-
ziehend, haben eben dieſe Bäume, welche der Landmann um ſeine Wohnung zu pflanzen liebt, ihn
zuerſt mit der Nachbarſchaft des Herrn der Schöpfung vertraut gemacht.‟ Für Egypten kann ich
dieſe Angabe durchaus beſtätigen. Dort findet ſich der Sumpfſperling allerdings ebenfalls auf den
Palmen in und um die Dörfer, während er diejenigen Ortſchaften, welche keine Palmen haben, ent-
ſchieden meidet. Aber ich muß hierbei bemerken, daß für Egypten Palmen allein dem Sumpfſperling
nicht zu genügen ſcheinen; denn in Oberegypten und Nubien, wo die Dattelpalme meilenweite Wäl-
der bildet, fehlt der Vogel gänzlich. „Auf den kanariſchen Juſeln‟, ſagt Bolle, „hebt kaum irgend-
wo eine Palme ihr Haupt voll im Winde ſchwankender, ſchöngefiederter Wedel auf narbigem Schafte
zum Himmel empor, ohne daß einige Sperlingspärchen ſich in den Zwiſchenräumen der untern Blatt-
ſtiele angebaut hätten und man nicht von weitem ſchon ihr lärmendes Geſchrei vernähme. Wo Palmen-
haine ſind, wohnen dieſe Vögel ſcharenweis in unglaublicher Menge. Da es ſchwer hält und ziemlich
viel Geduld und Geſchicklichkeit erfordert, die hohen, maſtengleich aufſtrebenden Stämme zu beſteigen, ſo
bringen ſie ihre Bruten meiſt in Sicherheit auf: daher ihre bedeutende Vermehrung. Die niſtenden
Paare ſehen furchtlos den Thurmfalken ſich dicht neben ihnen auf den Blattſtielen der Wedel nieder-
laſſen; ihr Zirpen und Zwitſchern miſcht ſich in das ſchrille Raſſeln des Windes, der die lederartigen,
ſteifen Wedel an einanderſchlägt. Hin und wieder, an von feuchteren Luftſtrömungen getroffenen
Stellen, nicht ſelten z. B. in der Vega von Canaria, pflanzt die Natur um ihre Brutſtätten einen
ſchwebenden Garten, reizender und eigenthümlicher, als ihn Semiramis je beſeſſen. Die Winde fül-
len nämlich einzelne Stellen zwiſchen den Wedeln allmählich mit Staub und Erde an; der Regen
ſickert hindurch und bald blüht und grünt es dort oben, in ſchwindelnder Höhe, von roſenrothen
Cinerarien, feinzerſchlitzten Farren mit goldbraunem Rhizome, baumartigen Semperviven u. a. m.
Dieſe Fälle ſind jedoch nicht häufig und wiederholen ſich nur an beſonders günſtig gelegenen Oertlich-
keiten. Bei weitem die Mehrzahl behilft ſich auf einfachere Weiſe: ja, ich habe ſie in zwei Fällen ſich
dazu entſchließen ſehen, ihrem Lieblingsbaume untreu zu werden und zwar beide Male um ſchnöden
Gewinnes oder, ſchonender zu reden, des lieben Brodes willen. Die große und reich bebaute Ha-
cienda Maspamolas, im äußerſten Süden Cauarias gelegen, hat keine Palmen, wohl aber ausgedehnte
Kornfelder und gewaltige Eras (Tennen), auf denen der Weizenertrag reicher Eruten, nach uralter

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[163/0183] Jtalieniſcher und ſpaniſcher oder Sumpfſperling. ſich ein blendend hellweißer Streifen. Das übrige Gefieder kommt in der Färbung mit dem unſeres Hausſperlings überein, und das Weibchen ähnelt dem Weibchen unſeres Spatzes aufs täuſchendſte. Der Sumpfſperling findet ſich, ſoviel bisjetzt bekannt, in Spanien, Griechenland, im Norden Afrikas und auf den nordweſtlichen Jnſeln des Erdtheils, ſowie auch in gewiſſen Theilen Aſiens, jedoch vorzugsweiſe — in Spanien und Egypten nur — in Gegenden, welche reich an Waſſer ſind. Er iſt kein Hausſperling, ſondern ein echter Feldſperling, welcher blos zufällig in der Nähe menſch- licher Wohnungen vorkommt. Er meidet dieſe zwar nicht, ſucht ſie aber niemals auf, wie der Haus- ſperling es immer zu thun pflegt. Gerade in Spanien und Egypten, wo der zuletzt genannte Vogel ebenſo häufig vorkommt, wie bei uns zu Lande, hat man Gelegenheit, das durchaus verſchiedene Betragen beider Arten vergleichend zu beobachten. Der Hausſpatz iſt auch dort treuer Genoſſe des Menſchen, der Sumpfſperling bekümmert ſich nicht um ihn und ſein Treiben. Flußthäler, Kanäle und ſumpfigte Feldſtrecken, wie der Reisbau ſie verlangt, ſagen ihm beſonders zu, und hier tritt er in außerordentlich ſtarken Banden auf. Jn Spanien fand ich ihn im Thale des Tajo ſehr zahlreich, aber immer nur in unmittelbarer Nähe des Fluſſes; in Egypten ſah ich ihn im Delta und in der Niederung bei Fajum häufiger, als irgend einen andern Vogel. Daſſelbe beobachteten Savi, Bolle, Hans- mann, Graf von der Mühle und Homeyer in Sardinien, auf den Kanaren, in Griechenland und in den Atlasländern. Doch erfahren wir gerade durch Bolle, daß der Sumpfſperling durch die Dattelpalme ſich bewegen laſſe, der waſſerreichen Niederung untreu zu werden und ihr zu Liebe förmlich zum Hausſperling wird. Da, wo Palmen die Hütte des Dörflers umſtehen, fehlt unſer Vogel nicht, am wenigſten an Orten, wo kein anderer Sperling neben ihm wohnt, wie auf den kana- riſchen Jnſeln z. B. „Palmenkronen‟, ſagt Bolle, „allen übrigen als Wohn- und Niſtſtätte vor- ziehend, haben eben dieſe Bäume, welche der Landmann um ſeine Wohnung zu pflanzen liebt, ihn zuerſt mit der Nachbarſchaft des Herrn der Schöpfung vertraut gemacht.‟ Für Egypten kann ich dieſe Angabe durchaus beſtätigen. Dort findet ſich der Sumpfſperling allerdings ebenfalls auf den Palmen in und um die Dörfer, während er diejenigen Ortſchaften, welche keine Palmen haben, ent- ſchieden meidet. Aber ich muß hierbei bemerken, daß für Egypten Palmen allein dem Sumpfſperling nicht zu genügen ſcheinen; denn in Oberegypten und Nubien, wo die Dattelpalme meilenweite Wäl- der bildet, fehlt der Vogel gänzlich. „Auf den kanariſchen Juſeln‟, ſagt Bolle, „hebt kaum irgend- wo eine Palme ihr Haupt voll im Winde ſchwankender, ſchöngefiederter Wedel auf narbigem Schafte zum Himmel empor, ohne daß einige Sperlingspärchen ſich in den Zwiſchenräumen der untern Blatt- ſtiele angebaut hätten und man nicht von weitem ſchon ihr lärmendes Geſchrei vernähme. Wo Palmen- haine ſind, wohnen dieſe Vögel ſcharenweis in unglaublicher Menge. Da es ſchwer hält und ziemlich viel Geduld und Geſchicklichkeit erfordert, die hohen, maſtengleich aufſtrebenden Stämme zu beſteigen, ſo bringen ſie ihre Bruten meiſt in Sicherheit auf: daher ihre bedeutende Vermehrung. Die niſtenden Paare ſehen furchtlos den Thurmfalken ſich dicht neben ihnen auf den Blattſtielen der Wedel nieder- laſſen; ihr Zirpen und Zwitſchern miſcht ſich in das ſchrille Raſſeln des Windes, der die lederartigen, ſteifen Wedel an einanderſchlägt. Hin und wieder, an von feuchteren Luftſtrömungen getroffenen Stellen, nicht ſelten z. B. in der Vega von Canaria, pflanzt die Natur um ihre Brutſtätten einen ſchwebenden Garten, reizender und eigenthümlicher, als ihn Semiramis je beſeſſen. Die Winde fül- len nämlich einzelne Stellen zwiſchen den Wedeln allmählich mit Staub und Erde an; der Regen ſickert hindurch und bald blüht und grünt es dort oben, in ſchwindelnder Höhe, von roſenrothen Cinerarien, feinzerſchlitzten Farren mit goldbraunem Rhizome, baumartigen Semperviven u. a. m. Dieſe Fälle ſind jedoch nicht häufig und wiederholen ſich nur an beſonders günſtig gelegenen Oertlich- keiten. Bei weitem die Mehrzahl behilft ſich auf einfachere Weiſe: ja, ich habe ſie in zwei Fällen ſich dazu entſchließen ſehen, ihrem Lieblingsbaume untreu zu werden und zwar beide Male um ſchnöden Gewinnes oder, ſchonender zu reden, des lieben Brodes willen. Die große und reich bebaute Ha- cienda Maspamolas, im äußerſten Süden Cauarias gelegen, hat keine Palmen, wohl aber ausgedehnte Kornfelder und gewaltige Eras (Tennen), auf denen der Weizenertrag reicher Eruten, nach uralter 11*

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/183>, abgerufen am 24.11.2024.