so siedeln sie auch dort gern sich an. Bei ihren Streifereien gelangen sie gar nicht selten bis in die süd- lichsten Gegenden Europas. Jn Spanien z. B. sind sie zuweilen häufige Gäste; auf den Balearen kommen sie, nach Homeyer, ebenfalls vor; in Griechenland oder auf der Balkanhalbinsel werden sie wahrscheinlich auch gefunden. Wie weit sie sich über Asien verbreiten, ist zur Zeit noch nicht fest- gestellt; jedenfalls finden sie sich aber dort, soweit es Waldungen gibt. Ob neben den Amerika eigenthümlichen Arten auch die unfrigen nach der Westhälfte der Erde sich verfliegen, muß spätere Beobachtung lehren. Unmöglich oder unwahrscheinlich ist ihr Fortkommen daselbst durchaus nicht; denn für diese gefiederten Zigeuner gibt es noch weniger Grenzen und Schlagbäume, als für die wirklichen.
[Abbildung]
Der bindige Kreuzschnabel (Loxia tacnioptera).
Wenn in zusammenhängenden Waldungen der Fichten- und Kiefernsamen wohl gerathen ist, hört man bei gelegentlichem Besuch dieser Waldungen das allen Fängern wohlbekannte "Göp, göp, gip, gip" oder "Zock, zock" unserer Vögel oder vernimmt im günstigsten Falle auch den für Viele sehr ange- nehmen Gesang des Männchens. Die Kreuzschnäbel sind angekommen und haben sich häuslich einge- richtet. Jst der Wald versprechend, so schreiten sie zur Fortpflanzung, ist Dies nicht der Fall, so schweifen sie eine Zeitlang hin und her und siedeln sich an einem anderen, passenderen Orte an. Die günstigsten Stellen eines Waldes; welche zum längeren Aufenthalt erwählt werden sollen, sind bald
Die Knacker. Sperlingsvögel. Kreuzſchnäbel.
ſo ſiedeln ſie auch dort gern ſich an. Bei ihren Streifereien gelangen ſie gar nicht ſelten bis in die ſüd- lichſten Gegenden Europas. Jn Spanien z. B. ſind ſie zuweilen häufige Gäſte; auf den Balearen kommen ſie, nach Homeyer, ebenfalls vor; in Griechenland oder auf der Balkanhalbinſel werden ſie wahrſcheinlich auch gefunden. Wie weit ſie ſich über Aſien verbreiten, iſt zur Zeit noch nicht feſt- geſtellt; jedenfalls finden ſie ſich aber dort, ſoweit es Waldungen gibt. Ob neben den Amerika eigenthümlichen Arten auch die unfrigen nach der Weſthälfte der Erde ſich verfliegen, muß ſpätere Beobachtung lehren. Unmöglich oder unwahrſcheinlich iſt ihr Fortkommen daſelbſt durchaus nicht; denn für dieſe gefiederten Zigeuner gibt es noch weniger Grenzen und Schlagbäume, als für die wirklichen.
[Abbildung]
Der bindige Kreuzſchnabel (Loxia tacnioptera).
Wenn in zuſammenhängenden Waldungen der Fichten- und Kiefernſamen wohl gerathen iſt, hört man bei gelegentlichem Beſuch dieſer Waldungen das allen Fängern wohlbekannte „Göp, göp, gip, gip‟ oder „Zock, zock‟ unſerer Vögel oder vernimmt im günſtigſten Falle auch den für Viele ſehr ange- nehmen Geſang des Männchens. Die Kreuzſchnäbel ſind angekommen und haben ſich häuslich einge- richtet. Jſt der Wald verſprechend, ſo ſchreiten ſie zur Fortpflanzung, iſt Dies nicht der Fall, ſo ſchweifen ſie eine Zeitlang hin und her und ſiedeln ſich an einem anderen, paſſenderen Orte an. Die günſtigſten Stellen eines Waldes; welche zum längeren Aufenthalt erwählt werden ſollen, ſind bald
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Die Knacker. Sperlingsvögel. Kreuzſchnäbel.
ſo ſiedeln ſie auch dort gern ſich an. Bei ihren Streifereien gelangen ſie gar nicht ſelten bis in die ſüd-
lichſten Gegenden Europas. Jn Spanien z. B. ſind ſie zuweilen häufige Gäſte; auf den Balearen
kommen ſie, nach Homeyer, ebenfalls vor; in Griechenland oder auf der Balkanhalbinſel werden ſie
wahrſcheinlich auch gefunden. Wie weit ſie ſich über Aſien verbreiten, iſt zur Zeit noch nicht feſt-
geſtellt; jedenfalls finden ſie ſich aber dort, ſoweit es Waldungen gibt. Ob neben den Amerika
eigenthümlichen Arten auch die unfrigen nach der Weſthälfte der Erde ſich verfliegen, muß ſpätere
Beobachtung lehren. Unmöglich oder unwahrſcheinlich iſt ihr Fortkommen daſelbſt durchaus nicht; denn
für dieſe gefiederten Zigeuner gibt es noch weniger Grenzen und Schlagbäume, als für die wirklichen.
[Abbildung Der bindige Kreuzſchnabel (Loxia tacnioptera).]
Wenn in zuſammenhängenden Waldungen der Fichten- und Kiefernſamen wohl gerathen iſt, hört
man bei gelegentlichem Beſuch dieſer Waldungen das allen Fängern wohlbekannte „Göp, göp, gip,
gip‟ oder „Zock, zock‟ unſerer Vögel oder vernimmt im günſtigſten Falle auch den für Viele ſehr ange-
nehmen Geſang des Männchens. Die Kreuzſchnäbel ſind angekommen und haben ſich häuslich einge-
richtet. Jſt der Wald verſprechend, ſo ſchreiten ſie zur Fortpflanzung, iſt Dies nicht der Fall, ſo
ſchweifen ſie eine Zeitlang hin und her und ſiedeln ſich an einem anderen, paſſenderen Orte an. Die
günſtigſten Stellen eines Waldes; welche zum längeren Aufenthalt erwählt werden ſollen, ſind bald
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/110>, abgerufen am 25.11.2024.
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