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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Die Knacker. Sperlingsvögel.

Wie Gould in Erfahrung brachte, verbreitet sich der Erdpapagei über alle Theile Südaustra-
liens mit Einschluß von Vandiemensland. Jn den nördlichen Breiten des Erdtheils ist er noch nicht
beobachtet worden; doch darf man annehmen, daß er auch hier nicht fehlt. Seine Lebensweise unterscheidet
ihn von allen übrigen Papageien, mit Ausnahme des Kakapo. Er bewohnt ständig ein gewisses Ge-
biet, aber fast ausschließlich den Boden; im Gezweig der Bäume sieht man ihn äußerst selten. Un-
fruchtbare sandige Gegenden, welche mit niedrigen Gräsern und Kräutern bestanden sind, oder mit
Binsen bedeckter Morboden bilden seinen Aufenthaltsort. Hier lebt er einzeln oder paarweise und
sehr zurückgezogen, ist deshalb auch ohne Hunde schwer oder nicht zu finden. Er läuft mit großer
Schnelligkeit und Ausdauer, schnepfenartig im Grase dahin, benutzt jedes passende Versteck geschickt

[Abbildung] Der Erdsittich (Pexoporus formosns).
und drückt sich gelegentlich, wie ein Huhn oder ein Sumpfvogel, fest auf den Boden nieder, in der Hoff-
nung übersehen zu werden. Nur wenn er plötzlich überrascht wird, erhebt er sich, wie die Sumpfvögel
oder Hühner es thun, fliegt dann reißend schnell über den Boden hin, führt verschiedene Zickzackwen-
dungen in der Luft aus, fällt schnell wieder ein und rennt eiligst weiter. Von den Hunden läßt er
sich stellen; der Jäger, welcher seine oder andere Sumpfjagd betreibt, weiß nie, wenn sein Hund
steht, ob er einen Erdsittich oder eine Schnepfe vor sich hat.

Die weißen Eier werden auf den nackten Boden gelegt und von beiden Alten bebrütet. Die
Jungen erhalten frühzeitig das Gefieder ihrer Eltern und trennen sich sehr bald, nachdem sie selbständig
geworden, von diesen.

Die Knacker. Sperlingsvögel.

Wie Gould in Erfahrung brachte, verbreitet ſich der Erdpapagei über alle Theile Südauſtra-
liens mit Einſchluß von Vandiemensland. Jn den nördlichen Breiten des Erdtheils iſt er noch nicht
beobachtet worden; doch darf man annehmen, daß er auch hier nicht fehlt. Seine Lebensweiſe unterſcheidet
ihn von allen übrigen Papageien, mit Ausnahme des Kakapo. Er bewohnt ſtändig ein gewiſſes Ge-
biet, aber faſt ausſchließlich den Boden; im Gezweig der Bäume ſieht man ihn äußerſt ſelten. Un-
fruchtbare ſandige Gegenden, welche mit niedrigen Gräſern und Kräutern beſtanden ſind, oder mit
Binſen bedeckter Morboden bilden ſeinen Aufenthaltsort. Hier lebt er einzeln oder paarweiſe und
ſehr zurückgezogen, iſt deshalb auch ohne Hunde ſchwer oder nicht zu finden. Er läuft mit großer
Schnelligkeit und Ausdauer, ſchnepfenartig im Graſe dahin, benutzt jedes paſſende Verſteck geſchickt

[Abbildung] Der Erdſittich (Pexoporus formosns).
und drückt ſich gelegentlich, wie ein Huhn oder ein Sumpfvogel, feſt auf den Boden nieder, in der Hoff-
nung überſehen zu werden. Nur wenn er plötzlich überraſcht wird, erhebt er ſich, wie die Sumpfvögel
oder Hühner es thun, fliegt dann reißend ſchnell über den Boden hin, führt verſchiedene Zickzackwen-
dungen in der Luft aus, fällt ſchnell wieder ein und rennt eiligſt weiter. Von den Hunden läßt er
ſich ſtellen; der Jäger, welcher ſeine oder andere Sumpfjagd betreibt, weiß nie, wenn ſein Hund
ſteht, ob er einen Erdſittich oder eine Schnepfe vor ſich hat.

Die weißen Eier werden auf den nackten Boden gelegt und von beiden Alten bebrütet. Die
Jungen erhalten frühzeitig das Gefieder ihrer Eltern und trennen ſich ſehr bald, nachdem ſie ſelbſtändig
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[82/0100] Die Knacker. Sperlingsvögel. Wie Gould in Erfahrung brachte, verbreitet ſich der Erdpapagei über alle Theile Südauſtra- liens mit Einſchluß von Vandiemensland. Jn den nördlichen Breiten des Erdtheils iſt er noch nicht beobachtet worden; doch darf man annehmen, daß er auch hier nicht fehlt. Seine Lebensweiſe unterſcheidet ihn von allen übrigen Papageien, mit Ausnahme des Kakapo. Er bewohnt ſtändig ein gewiſſes Ge- biet, aber faſt ausſchließlich den Boden; im Gezweig der Bäume ſieht man ihn äußerſt ſelten. Un- fruchtbare ſandige Gegenden, welche mit niedrigen Gräſern und Kräutern beſtanden ſind, oder mit Binſen bedeckter Morboden bilden ſeinen Aufenthaltsort. Hier lebt er einzeln oder paarweiſe und ſehr zurückgezogen, iſt deshalb auch ohne Hunde ſchwer oder nicht zu finden. Er läuft mit großer Schnelligkeit und Ausdauer, ſchnepfenartig im Graſe dahin, benutzt jedes paſſende Verſteck geſchickt [Abbildung Der Erdſittich (Pexoporus formosns).] und drückt ſich gelegentlich, wie ein Huhn oder ein Sumpfvogel, feſt auf den Boden nieder, in der Hoff- nung überſehen zu werden. Nur wenn er plötzlich überraſcht wird, erhebt er ſich, wie die Sumpfvögel oder Hühner es thun, fliegt dann reißend ſchnell über den Boden hin, führt verſchiedene Zickzackwen- dungen in der Luft aus, fällt ſchnell wieder ein und rennt eiligſt weiter. Von den Hunden läßt er ſich ſtellen; der Jäger, welcher ſeine oder andere Sumpfjagd betreibt, weiß nie, wenn ſein Hund ſteht, ob er einen Erdſittich oder eine Schnepfe vor ſich hat. Die weißen Eier werden auf den nackten Boden gelegt und von beiden Alten bebrütet. Die Jungen erhalten frühzeitig das Gefieder ihrer Eltern und trennen ſich ſehr bald, nachdem ſie ſelbſtändig geworden, von dieſen.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/100>, abgerufen am 22.11.2024.