einen langen, winkeligen Gang nach außen mündet. Selten sind diese Baue tief, weil die Feuchtig- keit des Bodens Dies nicht gestattet. Sie dienen dem Thiere ebensowohl zur Wohnung, als zu Speichern für die Vorräthe, welche es für den Winter einträgt. Seine Nahrung besteht aus Pflan- zensamen und Beeren; vorzugsweise aber aus den Nüssen der Zirbelkiefer, von denen es für manchen Winter zehn bis funfzehn Pfund in seinen Backentaschen nach Hause schleppt und in den Vorraths- kammern aufbewahrt.
Der Burunduk ist ein echtes Tagthier, nachts schläft er in seiner Höhle. Er ist rasch und behend auf dem Boden und klettert noch ganz leidlich, meistens aber nur an niederen Bäumen hin- auf, am liebsten an schiefstehenden. Von den Amerikanern wird die Lebendigkeit und Raschheit der Hacki, wie das gestreifte Hörnchen von ihnen genannt wird, sogar mit dem Zaunkönig verglichen; denn wie dieser soll es durch die Zweige huschen oder zwischen den dicht verwachsenen Büschen dahin- rennen, unter beständigem Ausstoßen seiner seltsamen, angenehmen, etwas glucksenden Stimme. Jm Herbst, wo das gefallene Laub die Eingänge verdeckt, ist es ein wahres Vergnügen, diese Thiere ihren Höhlen zuzutreiben, sie huschen dann ängstlich umher, um sich zu bergen, und entwickeln dabei all ihre Gewandtheit im reichsten Maße.
Gegen den Spätsommer hin trägt der Hacki eifrig Vorräthe ein für den Winter. Man sieht ihn mit vollgepfropften Backentaschen höchst eilig dahinlaufen und glaubt die Befriedigung, welche der Reichthum gewährt, ihm geradezu an den Augen absehen zu können. Nach den verschiedenen Monaten schleppt das Thier sich seine manchfaltigen Vorräthe zusammen, am meisten Buchweizen, Haselnüsse, Ahornkörner und Mais. Wenn es der Winter in seinem Baue festbannt, dienen ihm die sorgsam aufgespeicherten Vorräthe zur Nahrung. Es hält einen Winterschlaf, doch blos einen sehr unterbrochenen, und scheint den ganzen Winter hindurch der Nahrung bedürftig zu sein. Au- dubon, welcher im Januar einen der Baue ausgrub, fand in der Tiefe von vier bis fünf Fuß ein großes Nest aus Blättern und Gras, in welchem drei Erdeichhörnchen verborgen lagen; andere schienen sich in die Seitengänge geflüchtet zu haben, als ihnen die Gräber nahegekommen waren. Die Thiere waren zwar schlaftrunken und nicht gerade sehr lebendig, schliefen aber keineswegs nach Art unserer Winterschläfer, sondern bissen ganz tüchtig um sich, als die Naturforscher sie ergriffen. Vor dem November bezieht das Eichhorn seinen unterirdischen Bau gar nicht, und die ersten warmen Tage des Frühlings locken es bereits wieder hervor. Die Jungen werden im Mai geboren; ein zweites Gehecke findet man gewöhnlich im August. Der Paarung gehen sehr heftige Kämpfe unter den betreffenden Männchen voraus, und man versichert, daß es schwerlich ein rauflustigeres Thierchen geben könne, als dieses kleine, behende Hörnchen.
Jn Sibirien bringt der Burunduk gar keinen Schaden, wohl aber in Nordamerika der Hacki. Er geht hier nämlich nach Mäuseart in die Scheunen, und wenn er, was häufig geschieht, in großer Menge auftritt, richtet er da arge Verwüstungen an. Dem Menschen nützt das Thier, wie bei uns zu Lande der Hamster, durch das Füllen seiner Speicher, welche man ausbeutet. Die Si- birier verwerthen auch die Bälge und senden sie nach China, wo man die Felle hauptsächlich zu Ver- brämungen wärmerer Pelze benutzt und tausend Stück gern mit acht bis zehn Rubeln bezahlt. Jn Nordamerika verwendet man den Hacki selbst gar nicht; gleichwohl wird er dort eifriger verfolgt, als sein Bruder in Sibirien. Ein ganzes Heer von Feinden stellt ihm nach. Die Buben üben sich an dem "Chipmuck", wie sie den Hacki nennen, in dem edlen Waidwerk und verfolgen ihn mit weit größerem Eifer, als die Knaben der Jakuten den Burunduk, welchem diese während der Ranzzeit hinter Bäumen auflauern und ihn herbeilocken, indem sie vermittelst eines Pfeifchens aus Birkenrinde den Lockton des Weibchens nachahmen. Das Thier hat aber noch viel schlimmere Feinde. Die Wiesel verfolgen es auf der Erde und unter ihr; die Beutelratten streben ihm eifrig nach; die Hauskatzen erklären es für eine ebenso gute Beute, als die Ratten und Mäuse, und alle größeren Raubvögel nehmen es von der Erde weg, wo sie nur können. Zumal ein amerikanischer Rauch- fußbussard (Archibuteo serrugineus) gilt als sein eifriger Verfolger und heißt deshalb geradezu
Das amerikaniſche Erdeichhorn.
einen langen, winkeligen Gang nach außen mündet. Selten ſind dieſe Baue tief, weil die Feuchtig- keit des Bodens Dies nicht geſtattet. Sie dienen dem Thiere ebenſowohl zur Wohnung, als zu Speichern für die Vorräthe, welche es für den Winter einträgt. Seine Nahrung beſteht aus Pflan- zenſamen und Beeren; vorzugsweiſe aber aus den Nüſſen der Zirbelkiefer, von denen es für manchen Winter zehn bis funfzehn Pfund in ſeinen Backentaſchen nach Hauſe ſchleppt und in den Vorraths- kammern aufbewahrt.
Der Burunduk iſt ein echtes Tagthier, nachts ſchläft er in ſeiner Höhle. Er iſt raſch und behend auf dem Boden und klettert noch ganz leidlich, meiſtens aber nur an niederen Bäumen hin- auf, am liebſten an ſchiefſtehenden. Von den Amerikanern wird die Lebendigkeit und Raſchheit der Hacki, wie das geſtreifte Hörnchen von ihnen genannt wird, ſogar mit dem Zaunkönig verglichen; denn wie dieſer ſoll es durch die Zweige huſchen oder zwiſchen den dicht verwachſenen Büſchen dahin- rennen, unter beſtändigem Ausſtoßen ſeiner ſeltſamen, angenehmen, etwas gluckſenden Stimme. Jm Herbſt, wo das gefallene Laub die Eingänge verdeckt, iſt es ein wahres Vergnügen, dieſe Thiere ihren Höhlen zuzutreiben, ſie huſchen dann ängſtlich umher, um ſich zu bergen, und entwickeln dabei all ihre Gewandtheit im reichſten Maße.
Gegen den Spätſommer hin trägt der Hacki eifrig Vorräthe ein für den Winter. Man ſieht ihn mit vollgepfropften Backentaſchen höchſt eilig dahinlaufen und glaubt die Befriedigung, welche der Reichthum gewährt, ihm geradezu an den Augen abſehen zu können. Nach den verſchiedenen Monaten ſchleppt das Thier ſich ſeine manchfaltigen Vorräthe zuſammen, am meiſten Buchweizen, Haſelnüſſe, Ahornkörner und Mais. Wenn es der Winter in ſeinem Baue feſtbannt, dienen ihm die ſorgſam aufgeſpeicherten Vorräthe zur Nahrung. Es hält einen Winterſchlaf, doch blos einen ſehr unterbrochenen, und ſcheint den ganzen Winter hindurch der Nahrung bedürftig zu ſein. Au- dubon, welcher im Januar einen der Baue ausgrub, fand in der Tiefe von vier bis fünf Fuß ein großes Neſt aus Blättern und Gras, in welchem drei Erdeichhörnchen verborgen lagen; andere ſchienen ſich in die Seitengänge geflüchtet zu haben, als ihnen die Gräber nahegekommen waren. Die Thiere waren zwar ſchlaftrunken und nicht gerade ſehr lebendig, ſchliefen aber keineswegs nach Art unſerer Winterſchläfer, ſondern biſſen ganz tüchtig um ſich, als die Naturforſcher ſie ergriffen. Vor dem November bezieht das Eichhorn ſeinen unterirdiſchen Bau gar nicht, und die erſten warmen Tage des Frühlings locken es bereits wieder hervor. Die Jungen werden im Mai geboren; ein zweites Gehecke findet man gewöhnlich im Auguſt. Der Paarung gehen ſehr heftige Kämpfe unter den betreffenden Männchen voraus, und man verſichert, daß es ſchwerlich ein raufluſtigeres Thierchen geben könne, als dieſes kleine, behende Hörnchen.
Jn Sibirien bringt der Burunduk gar keinen Schaden, wohl aber in Nordamerika der Hacki. Er geht hier nämlich nach Mäuſeart in die Scheunen, und wenn er, was häufig geſchieht, in großer Menge auftritt, richtet er da arge Verwüſtungen an. Dem Menſchen nützt das Thier, wie bei uns zu Lande der Hamſter, durch das Füllen ſeiner Speicher, welche man ausbeutet. Die Si- birier verwerthen auch die Bälge und ſenden ſie nach China, wo man die Felle hauptſächlich zu Ver- brämungen wärmerer Pelze benutzt und tauſend Stück gern mit acht bis zehn Rubeln bezahlt. Jn Nordamerika verwendet man den Hacki ſelbſt gar nicht; gleichwohl wird er dort eifriger verfolgt, als ſein Bruder in Sibirien. Ein ganzes Heer von Feinden ſtellt ihm nach. Die Buben üben ſich an dem „Chipmuck‟, wie ſie den Hacki nennen, in dem edlen Waidwerk und verfolgen ihn mit weit größerem Eifer, als die Knaben der Jakuten den Burunduk, welchem dieſe während der Ranzzeit hinter Bäumen auflauern und ihn herbeilocken, indem ſie vermittelſt eines Pfeifchens aus Birkenrinde den Lockton des Weibchens nachahmen. Das Thier hat aber noch viel ſchlimmere Feinde. Die Wieſel verfolgen es auf der Erde und unter ihr; die Beutelratten ſtreben ihm eifrig nach; die Hauskatzen erklären es für eine ebenſo gute Beute, als die Ratten und Mäuſe, und alle größeren Raubvögel nehmen es von der Erde weg, wo ſie nur können. Zumal ein amerikaniſcher Rauch- fußbuſſard (Archibuteo ſerrugineus) gilt als ſein eifriger Verfolger und heißt deshalb geradezu
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Das amerikaniſche Erdeichhorn.
einen langen, winkeligen Gang nach außen mündet. Selten ſind dieſe Baue tief, weil die Feuchtig-
keit des Bodens Dies nicht geſtattet. Sie dienen dem Thiere ebenſowohl zur Wohnung, als zu
Speichern für die Vorräthe, welche es für den Winter einträgt. Seine Nahrung beſteht aus Pflan-
zenſamen und Beeren; vorzugsweiſe aber aus den Nüſſen der Zirbelkiefer, von denen es für manchen
Winter zehn bis funfzehn Pfund in ſeinen Backentaſchen nach Hauſe ſchleppt und in den Vorraths-
kammern aufbewahrt.
Der Burunduk iſt ein echtes Tagthier, nachts ſchläft er in ſeiner Höhle. Er iſt raſch und
behend auf dem Boden und klettert noch ganz leidlich, meiſtens aber nur an niederen Bäumen hin-
auf, am liebſten an ſchiefſtehenden. Von den Amerikanern wird die Lebendigkeit und Raſchheit der
Hacki, wie das geſtreifte Hörnchen von ihnen genannt wird, ſogar mit dem Zaunkönig verglichen;
denn wie dieſer ſoll es durch die Zweige huſchen oder zwiſchen den dicht verwachſenen Büſchen dahin-
rennen, unter beſtändigem Ausſtoßen ſeiner ſeltſamen, angenehmen, etwas gluckſenden Stimme.
Jm Herbſt, wo das gefallene Laub die Eingänge verdeckt, iſt es ein wahres Vergnügen, dieſe Thiere
ihren Höhlen zuzutreiben, ſie huſchen dann ängſtlich umher, um ſich zu bergen, und entwickeln dabei
all ihre Gewandtheit im reichſten Maße.
Gegen den Spätſommer hin trägt der Hacki eifrig Vorräthe ein für den Winter. Man ſieht
ihn mit vollgepfropften Backentaſchen höchſt eilig dahinlaufen und glaubt die Befriedigung, welche
der Reichthum gewährt, ihm geradezu an den Augen abſehen zu können. Nach den verſchiedenen
Monaten ſchleppt das Thier ſich ſeine manchfaltigen Vorräthe zuſammen, am meiſten Buchweizen,
Haſelnüſſe, Ahornkörner und Mais. Wenn es der Winter in ſeinem Baue feſtbannt, dienen ihm
die ſorgſam aufgeſpeicherten Vorräthe zur Nahrung. Es hält einen Winterſchlaf, doch blos einen
ſehr unterbrochenen, und ſcheint den ganzen Winter hindurch der Nahrung bedürftig zu ſein. Au-
dubon, welcher im Januar einen der Baue ausgrub, fand in der Tiefe von vier bis fünf Fuß ein
großes Neſt aus Blättern und Gras, in welchem drei Erdeichhörnchen verborgen lagen; andere
ſchienen ſich in die Seitengänge geflüchtet zu haben, als ihnen die Gräber nahegekommen waren. Die
Thiere waren zwar ſchlaftrunken und nicht gerade ſehr lebendig, ſchliefen aber keineswegs nach Art
unſerer Winterſchläfer, ſondern biſſen ganz tüchtig um ſich, als die Naturforſcher ſie ergriffen. Vor
dem November bezieht das Eichhorn ſeinen unterirdiſchen Bau gar nicht, und die erſten warmen
Tage des Frühlings locken es bereits wieder hervor. Die Jungen werden im Mai geboren; ein
zweites Gehecke findet man gewöhnlich im Auguſt. Der Paarung gehen ſehr heftige Kämpfe unter
den betreffenden Männchen voraus, und man verſichert, daß es ſchwerlich ein raufluſtigeres Thierchen
geben könne, als dieſes kleine, behende Hörnchen.
Jn Sibirien bringt der Burunduk gar keinen Schaden, wohl aber in Nordamerika der Hacki.
Er geht hier nämlich nach Mäuſeart in die Scheunen, und wenn er, was häufig geſchieht, in großer
Menge auftritt, richtet er da arge Verwüſtungen an. Dem Menſchen nützt das Thier, wie bei
uns zu Lande der Hamſter, durch das Füllen ſeiner Speicher, welche man ausbeutet. Die Si-
birier verwerthen auch die Bälge und ſenden ſie nach China, wo man die Felle hauptſächlich zu Ver-
brämungen wärmerer Pelze benutzt und tauſend Stück gern mit acht bis zehn Rubeln bezahlt. Jn
Nordamerika verwendet man den Hacki ſelbſt gar nicht; gleichwohl wird er dort eifriger verfolgt, als
ſein Bruder in Sibirien. Ein ganzes Heer von Feinden ſtellt ihm nach. Die Buben üben ſich an
dem „Chipmuck‟, wie ſie den Hacki nennen, in dem edlen Waidwerk und verfolgen ihn mit weit
größerem Eifer, als die Knaben der Jakuten den Burunduk, welchem dieſe während der Ranzzeit
hinter Bäumen auflauern und ihn herbeilocken, indem ſie vermittelſt eines Pfeifchens aus Birkenrinde
den Lockton des Weibchens nachahmen. Das Thier hat aber noch viel ſchlimmere Feinde. Die
Wieſel verfolgen es auf der Erde und unter ihr; die Beutelratten ſtreben ihm eifrig nach; die
Hauskatzen erklären es für eine ebenſo gute Beute, als die Ratten und Mäuſe, und alle größeren
Raubvögel nehmen es von der Erde weg, wo ſie nur können. Zumal ein amerikaniſcher Rauch-
fußbuſſard (Archibuteo ſerrugineus) gilt als ſein eifriger Verfolger und heißt deshalb geradezu
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/93>, abgerufen am 24.11.2024.
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