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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Der Finnfisch.
Gegenstände, daß der Mensch es gar nicht mehr dazu kommen läßt, daß eins der gewaltigen Thiere
sein volles Alter erreicht. An Alterschwäche stirbt gegenwärtig kein Bartenwal mehr; für jeden, wel-
cher lebt, ist bereits eine Harpune geschmiedet. Thran und Fischbein sind das Verderben der Thiere,
Fleisch, Haut und Knochen, welche von einigen Völkerschaften benutzt werden, kommen nicht in Be-
tracht; denn jene Völkerschaften sind keine gefährlichen Gegner unserer Thiere.



Jn der ersten Sippe der Familie vereinigt man die Finnfische oder Schnabelwale
(Balaenoptera), lange, schlank gebaute Thiere mit einer, wenn auch nicht gerade hohen Fettflosse hin-
ter der Rückenmitte, kleiner Schwanzfinne, schmalen Brustflossen, fast gerader Schnauze und zahl-
reichen, tiefen Furchen, welche von dem Unterkiefer an bis zum Nabel längs des Bauches verlaufen.
Jm Vergleich zum Walfisch ist hauptsächlich die Größe und Schlankheit der Finnfische bemerkenswerth.
Das Geripp besteht aus 7 Halswirbeln, welche selten mit einander verwachsen; darauf folgen 15
Rücken-, 14 Lenden- und 24 Schwanzwirbel.

[Abbildung] Der Finnfisch (Balaenoptera boops).

Der Finnfisch, nordische Schnabelwal, Norwal oder Rorqual, auch Jubarte, Gibbar und
Jnpitersfisch genannt (Balaenoptera boops), ist verhältnißmäßig der schlankeste aller Wale und das
längste aller Thiere der Erde; denn er kann eine Länge von mehr als 100 Fuß erreichen. Zwei Finnfische,
welche an der Ostküste Nordamerikas und zwar in der Nähe des Columbiaflusses und bezüglich in der Da-
visstraße strandeten, maßen sogar 105 Fuß in der Länge. Der kegelförmig gestaltete Kopf nimmt etwa
den vierten Theil des Riesenleibes ein und geht ohne Unterbrechung in denselben über. Der Leib ist am
stärksten unter den Brustfinnen, nimmt nach vorn zu nur wenig an Dicke ab, verdünnt sich aber von
den Brustflossen an allmählich gegen die verhältnißmäßig sehr kleine Schwanzflosse zu und drückt sich

Der Finnfiſch.
Gegenſtände, daß der Menſch es gar nicht mehr dazu kommen läßt, daß eins der gewaltigen Thiere
ſein volles Alter erreicht. An Alterſchwäche ſtirbt gegenwärtig kein Bartenwal mehr; für jeden, wel-
cher lebt, iſt bereits eine Harpune geſchmiedet. Thran und Fiſchbein ſind das Verderben der Thiere,
Fleiſch, Haut und Knochen, welche von einigen Völkerſchaften benutzt werden, kommen nicht in Be-
tracht; denn jene Völkerſchaften ſind keine gefährlichen Gegner unſerer Thiere.



Jn der erſten Sippe der Familie vereinigt man die Finnfiſche oder Schnabelwale
(Balaenoptera), lange, ſchlank gebaute Thiere mit einer, wenn auch nicht gerade hohen Fettfloſſe hin-
ter der Rückenmitte, kleiner Schwanzfinne, ſchmalen Bruſtfloſſen, faſt gerader Schnauze und zahl-
reichen, tiefen Furchen, welche von dem Unterkiefer an bis zum Nabel längs des Bauches verlaufen.
Jm Vergleich zum Walfiſch iſt hauptſächlich die Größe und Schlankheit der Finnfiſche bemerkenswerth.
Das Geripp beſteht aus 7 Halswirbeln, welche ſelten mit einander verwachſen; darauf folgen 15
Rücken-, 14 Lenden- und 24 Schwanzwirbel.

[Abbildung] Der Finnfiſch (Balaenoptera boops).

Der Finnfiſch, nordiſche Schnabelwal, Norwal oder Rorqual, auch Jubarte, Gibbar und
Jnpitersfiſch genannt (Balaenoptera boops), iſt verhältnißmäßig der ſchlankeſte aller Wale und das
längſte aller Thiere der Erde; denn er kann eine Länge von mehr als 100 Fuß erreichen. Zwei Finnfiſche,
welche an der Oſtküſte Nordamerikas und zwar in der Nähe des Columbiafluſſes und bezüglich in der Da-
visſtraße ſtrandeten, maßen ſogar 105 Fuß in der Länge. Der kegelförmig geſtaltete Kopf nimmt etwa
den vierten Theil des Rieſenleibes ein und geht ohne Unterbrechung in denſelben über. Der Leib iſt am
ſtärkſten unter den Bruſtfinnen, nimmt nach vorn zu nur wenig an Dicke ab, verdünnt ſich aber von
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[863/0911] Der Finnfiſch. Gegenſtände, daß der Menſch es gar nicht mehr dazu kommen läßt, daß eins der gewaltigen Thiere ſein volles Alter erreicht. An Alterſchwäche ſtirbt gegenwärtig kein Bartenwal mehr; für jeden, wel- cher lebt, iſt bereits eine Harpune geſchmiedet. Thran und Fiſchbein ſind das Verderben der Thiere, Fleiſch, Haut und Knochen, welche von einigen Völkerſchaften benutzt werden, kommen nicht in Be- tracht; denn jene Völkerſchaften ſind keine gefährlichen Gegner unſerer Thiere. Jn der erſten Sippe der Familie vereinigt man die Finnfiſche oder Schnabelwale (Balaenoptera), lange, ſchlank gebaute Thiere mit einer, wenn auch nicht gerade hohen Fettfloſſe hin- ter der Rückenmitte, kleiner Schwanzfinne, ſchmalen Bruſtfloſſen, faſt gerader Schnauze und zahl- reichen, tiefen Furchen, welche von dem Unterkiefer an bis zum Nabel längs des Bauches verlaufen. Jm Vergleich zum Walfiſch iſt hauptſächlich die Größe und Schlankheit der Finnfiſche bemerkenswerth. Das Geripp beſteht aus 7 Halswirbeln, welche ſelten mit einander verwachſen; darauf folgen 15 Rücken-, 14 Lenden- und 24 Schwanzwirbel. [Abbildung Der Finnfiſch (Balaenoptera boops).] Der Finnfiſch, nordiſche Schnabelwal, Norwal oder Rorqual, auch Jubarte, Gibbar und Jnpitersfiſch genannt (Balaenoptera boops), iſt verhältnißmäßig der ſchlankeſte aller Wale und das längſte aller Thiere der Erde; denn er kann eine Länge von mehr als 100 Fuß erreichen. Zwei Finnfiſche, welche an der Oſtküſte Nordamerikas und zwar in der Nähe des Columbiafluſſes und bezüglich in der Da- visſtraße ſtrandeten, maßen ſogar 105 Fuß in der Länge. Der kegelförmig geſtaltete Kopf nimmt etwa den vierten Theil des Rieſenleibes ein und geht ohne Unterbrechung in denſelben über. Der Leib iſt am ſtärkſten unter den Bruſtfinnen, nimmt nach vorn zu nur wenig an Dicke ab, verdünnt ſich aber von den Bruſtfloſſen an allmählich gegen die verhältnißmäßig ſehr kleine Schwanzfloſſe zu und drückt ſich

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 863. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/911>, abgerufen am 23.11.2024.