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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Die Bote.
finne 1 Fuß 3 Zoll lang und gegen 2 Zoll hoch, die Brustsinne 1 Fuß 31/2 Zoll lang und 6 Zoll
breit, und die Schwanzfinne endlich 11/2 Fuß breit. Das Weibchen soll nur halb so groß werden.
Auf der ganzen Oberseite ist die Jnia blaßbläulich, auf der Unterseite rosenröthlich gefärbt; doch
gibt es mancherlei Abweichungen; man trifft manchmal durchaus röthliche und bisweilen auch ganz
schwärzliche an.

Soviel man bisjetzt weiß, bewohnt das beachtungswerthe Geschöpf fast alle Flüsse Südamerikas
zwischen dem 10. und 17. Grad südlicher Breite. Jm Amazonenstrom und seinen Nebenflüssen und
im Orinoco ist er allenthalben eine bekannte Erscheinung. Jn seinen Bewegungen soll er sich von
den Seedelfinen unterscheiden; er ist langsamer und weniger lebhaft, schwimmt ruhiger, kommt oft

[Abbildung] Die Bote (Iaia amazonica).
an die Oberfläche, um zu athmen, und vereinigt sich gewöhnlich nur in kleinen Gesellschaften; doch
sah Humboldt ihrer viele zusammen. "Die Luft," sagt er, "wurde wieder still, und alsbald
fingen große Wale aus der Familie der Spritzfische, ganz ähnlich den Delfinen unserer Meere, an,
sich in langen Reihen an der Oberfläche zu tummeln. Die Krokodile, langsam und träge, schienen
die Nähe dieser lärmenden, in ihren Bewegungen ungestümen Thiere zu scheuen; wir sahen sie un-
tertauchen, wenn die Spritzfische ihnen nahe kamen. Daß Wale so weit von den Küsten vorkommen,
ist sehr auffallend; man trifft sie zu allen Jahreszeiten an und keine Spur scheint anzudeuten, daß
sie zu bestimmten Zeiten wandern, wie die Lachse. Die Spanier nennen sie, wie die Seedelfine,
Toninas, ihr indianischer Name ist Orinocua." Ein anderes Mal erzählt er: "Jm dicksten Walde

Die Bote.
finne 1 Fuß 3 Zoll lang und gegen 2 Zoll hoch, die Bruſtſinne 1 Fuß 3½ Zoll lang und 6 Zoll
breit, und die Schwanzfinne endlich 1½ Fuß breit. Das Weibchen ſoll nur halb ſo groß werden.
Auf der ganzen Oberſeite iſt die Jnia blaßbläulich, auf der Unterſeite roſenröthlich gefärbt; doch
gibt es mancherlei Abweichungen; man trifft manchmal durchaus röthliche und bisweilen auch ganz
ſchwärzliche an.

Soviel man bisjetzt weiß, bewohnt das beachtungswerthe Geſchöpf faſt alle Flüſſe Südamerikas
zwiſchen dem 10. und 17. Grad ſüdlicher Breite. Jm Amazonenſtrom und ſeinen Nebenflüſſen und
im Orinoco iſt er allenthalben eine bekannte Erſcheinung. Jn ſeinen Bewegungen ſoll er ſich von
den Seedelfinen unterſcheiden; er iſt langſamer und weniger lebhaft, ſchwimmt ruhiger, kommt oft

[Abbildung] Die Bote (Iaia amazonica).
an die Oberfläche, um zu athmen, und vereinigt ſich gewöhnlich nur in kleinen Geſellſchaften; doch
ſah Humboldt ihrer viele zuſammen. „Die Luft,‟ ſagt er, „wurde wieder ſtill, und alsbald
fingen große Wale aus der Familie der Spritzfiſche, ganz ähnlich den Delfinen unſerer Meere, an,
ſich in langen Reihen an der Oberfläche zu tummeln. Die Krokodile, langſam und träge, ſchienen
die Nähe dieſer lärmenden, in ihren Bewegungen ungeſtümen Thiere zu ſcheuen; wir ſahen ſie un-
tertauchen, wenn die Spritzfiſche ihnen nahe kamen. Daß Wale ſo weit von den Küſten vorkommen,
iſt ſehr auffallend; man trifft ſie zu allen Jahreszeiten an und keine Spur ſcheint anzudeuten, daß
ſie zu beſtimmten Zeiten wandern, wie die Lachſe. Die Spanier nennen ſie, wie die Seedelfine,
Toninas, ihr indianiſcher Name iſt Orinocua.‟ Ein anderes Mal erzählt er: „Jm dickſten Walde

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[853/0901] Die Bote. finne 1 Fuß 3 Zoll lang und gegen 2 Zoll hoch, die Bruſtſinne 1 Fuß 3½ Zoll lang und 6 Zoll breit, und die Schwanzfinne endlich 1½ Fuß breit. Das Weibchen ſoll nur halb ſo groß werden. Auf der ganzen Oberſeite iſt die Jnia blaßbläulich, auf der Unterſeite roſenröthlich gefärbt; doch gibt es mancherlei Abweichungen; man trifft manchmal durchaus röthliche und bisweilen auch ganz ſchwärzliche an. Soviel man bisjetzt weiß, bewohnt das beachtungswerthe Geſchöpf faſt alle Flüſſe Südamerikas zwiſchen dem 10. und 17. Grad ſüdlicher Breite. Jm Amazonenſtrom und ſeinen Nebenflüſſen und im Orinoco iſt er allenthalben eine bekannte Erſcheinung. Jn ſeinen Bewegungen ſoll er ſich von den Seedelfinen unterſcheiden; er iſt langſamer und weniger lebhaft, ſchwimmt ruhiger, kommt oft [Abbildung Die Bote (Iaia amazonica).] an die Oberfläche, um zu athmen, und vereinigt ſich gewöhnlich nur in kleinen Geſellſchaften; doch ſah Humboldt ihrer viele zuſammen. „Die Luft,‟ ſagt er, „wurde wieder ſtill, und alsbald fingen große Wale aus der Familie der Spritzfiſche, ganz ähnlich den Delfinen unſerer Meere, an, ſich in langen Reihen an der Oberfläche zu tummeln. Die Krokodile, langſam und träge, ſchienen die Nähe dieſer lärmenden, in ihren Bewegungen ungeſtümen Thiere zu ſcheuen; wir ſahen ſie un- tertauchen, wenn die Spritzfiſche ihnen nahe kamen. Daß Wale ſo weit von den Küſten vorkommen, iſt ſehr auffallend; man trifft ſie zu allen Jahreszeiten an und keine Spur ſcheint anzudeuten, daß ſie zu beſtimmten Zeiten wandern, wie die Lachſe. Die Spanier nennen ſie, wie die Seedelfine, Toninas, ihr indianiſcher Name iſt Orinocua.‟ Ein anderes Mal erzählt er: „Jm dickſten Walde

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 853. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/901>, abgerufen am 23.11.2024.