nachgestellt hat, oder nicht, weiß ich nicht zu sagen; es schien jedoch, als ob er bei seinem Schwim- men irgendwelche Jagd betreibe. Um die Schwimmvögel auf dem Gewässer bekümmerte er sich nicht; sie dagegen betrachteten ihn mit entschiedenem Mißtrauen. Wo auch das schwarze Thier auftauchen mochte, entstand Unruhe. Die Schwäne reckten ihren Hals lang empor und blickten mit größter Verwunderung und Theilnahme nach dem Störenfried; die Gänse und Euten verließen das Wasser und flüchteten sich aufs Land, von wo aus sie dann aufmerksam den Bewegungen des Thieres folg- ten. So trieb es der Braunfisch während des ganzen Tages. Er schwamm ruhelos auf und nie- der, mied die flachen Stellen des Teiches sorgfältig und bevorzugte dafür die Mitte, blies seinen Wasserstrahl in regelmäßigen Zeitabschnitten empor und gab uns Gelegenheit, sein Treiben zu beobachten, freilich nur auf Augenblicke; denn das trübe Wasser hinderte zu meinem Bedauern, ihn auch unter der Oberfläche zu verfolgen. Jch schrieb sofort einen ausführlichen Bericht über das Ereigniß und lud alle Freunde des Gartens feierlich ein, den seltenen Gast in Augenschein zu nehmen. Aber so sehr man sich auch tummelte, um den "Tümmler" zu sehen -- es war vergeblich; denn am anderen Morgen hatte unser Braunfisch seinen Geist bereits aufgegeben.
Dieses schnelle Dahinscheiden ist mir räthselhaft geblieben. Es liegt kein Grund vor, zu glauben, daß Süßwasser einem luftathmenden Seethiere so schnell verderblich werden könne; unsere Erfahrungen widersprechen einer solchen Annahme auch geradezu. Ebensowenig läßt sich denken, daß ein Thier von der Größe des Braunfisches schon innerhalb achtundvierzig Stunden dem Mangel an Nahrung erliege, und gleichwohl ist kaum etwas Anderes als Todesursache an- zunehmen; denn die Leichenschau ergab, daß der gedachte Gefangene vollkommen unverletzt war. Somit scheint es wirklich, als wäre die bekannte Gefräßigkeit der Wale, wie beim Maulwurf, un- umgängliches Bedürfniß zum Leben.
Wie hoch ein freilebendes Meerschwein sein Alter bringt, ist zur Zeit noch vollkommen unbe- kannt. Man weiß nur, daß es in der Todesangst Schmerzenslaute ausstößt und, wie so manches andere Seesäugethier, Thränen vergießt. Sobald es verendet ist, steigt der Leichnam bis dicht an die Oberfläche des Wassers empor, und deshalb eben ist auch die Jagd mit der Büchse keine erfolglose. Die Grönländer nennen den Braunfisch "Niza", die Jsländer "Brunskop", "Hundfiskar" und "Svinehval", die Dänen "Tumler", die Franzosen "Marsouin", die Engländer "Porpoise", die Portugiesen "Toninas" u. s. w.
Einige große, kräftig gebaute Delfine mit schmaler, schnabelförmig verlängerter, zugespitzter und scharf von der Stirn geschiedener Schnauze, einer hohen Fettflosse auf dem Rücken und zahl- reichen starken, kegelförmigen und glatten Zähnen werden Tümmler (Tursio) genannt.
Der gemeine Tümmler (Tursio vulgaris) ist ein großes Thier von 10 bis 15 Fuß Länge- stark und kräftig gebaut, mit kurzen, am oberen Rande ausgeschnittenen, stumpf zugespitzten Brust- finnen, mäßig großer Schwanzfinne und 21 bis 24 Zähnen in jedem Kiefer, oben und an den Sei- ten schwarz oder schwärzlichbraun, auf der Unterseite reinweiß gefärbt.
Dieser Wal scheint vom Eismeere an bis zum Mittelmeere überall vorzukommen. Jm in- dischen und rothen Meere wird er durch eine verwandte Art, den Abusalem, ersetzt. Er ist nirgends besonders häufig, sondern findet sich mehr in kleinen Trupps von 6 bis 8 Stücken. Wie die Braun- fische, kommen diese zu den Fischern heran und umschwärmen sie in der beschriebenen Weise. Die Schnelligkeit und Gewandtheit des Tümmlers ist sehr erheblich; er umschwärmt noch lustig ein Dampfschiff, welches seine vierzehn englischen Meilen in der Stunde zurücklegt. Vor Stürmen oder Gewittern tobt er, wie der Braunfisch, im Wasser umher, und vor der Paarung schnellt er sich hoch über die Wellen empor.
Jm übrigen ist sein Leben noch wenig erforscht. Man kennt noch nicht einmal mit Sicherheit die Zeit der Paarung oder die Dauer der Tragzeit, und weiß nur, daß das Weibchen im Winter
Die Delfine. — Der gemeine Tümmler.
nachgeſtellt hat, oder nicht, weiß ich nicht zu ſagen; es ſchien jedoch, als ob er bei ſeinem Schwim- men irgendwelche Jagd betreibe. Um die Schwimmvögel auf dem Gewäſſer bekümmerte er ſich nicht; ſie dagegen betrachteten ihn mit entſchiedenem Mißtrauen. Wo auch das ſchwarze Thier auftauchen mochte, entſtand Unruhe. Die Schwäne reckten ihren Hals lang empor und blickten mit größter Verwunderung und Theilnahme nach dem Störenfried; die Gänſe und Euten verließen das Waſſer und flüchteten ſich aufs Land, von wo aus ſie dann aufmerkſam den Bewegungen des Thieres folg- ten. So trieb es der Braunfiſch während des ganzen Tages. Er ſchwamm ruhelos auf und nie- der, mied die flachen Stellen des Teiches ſorgfältig und bevorzugte dafür die Mitte, blies ſeinen Waſſerſtrahl in regelmäßigen Zeitabſchnitten empor und gab uns Gelegenheit, ſein Treiben zu beobachten, freilich nur auf Augenblicke; denn das trübe Waſſer hinderte zu meinem Bedauern, ihn auch unter der Oberfläche zu verfolgen. Jch ſchrieb ſofort einen ausführlichen Bericht über das Ereigniß und lud alle Freunde des Gartens feierlich ein, den ſeltenen Gaſt in Augenſchein zu nehmen. Aber ſo ſehr man ſich auch tummelte, um den „Tümmler‟ zu ſehen — es war vergeblich; denn am anderen Morgen hatte unſer Braunfiſch ſeinen Geiſt bereits aufgegeben.
Dieſes ſchnelle Dahinſcheiden iſt mir räthſelhaft geblieben. Es liegt kein Grund vor, zu glauben, daß Süßwaſſer einem luftathmenden Seethiere ſo ſchnell verderblich werden könne; unſere Erfahrungen widerſprechen einer ſolchen Annahme auch geradezu. Ebenſowenig läßt ſich denken, daß ein Thier von der Größe des Braunfiſches ſchon innerhalb achtundvierzig Stunden dem Mangel an Nahrung erliege, und gleichwohl iſt kaum etwas Anderes als Todesurſache an- zunehmen; denn die Leichenſchau ergab, daß der gedachte Gefangene vollkommen unverletzt war. Somit ſcheint es wirklich, als wäre die bekannte Gefräßigkeit der Wale, wie beim Maulwurf, un- umgängliches Bedürfniß zum Leben.
Wie hoch ein freilebendes Meerſchwein ſein Alter bringt, iſt zur Zeit noch vollkommen unbe- kannt. Man weiß nur, daß es in der Todesangſt Schmerzenslaute ausſtößt und, wie ſo manches andere Seeſäugethier, Thränen vergießt. Sobald es verendet iſt, ſteigt der Leichnam bis dicht an die Oberfläche des Waſſers empor, und deshalb eben iſt auch die Jagd mit der Büchſe keine erfolgloſe. Die Grönländer nennen den Braunfiſch „Niza‟, die Jsländer „Brunskop‟, „Hundfiskar‟ und „Svinehval‟, die Dänen „Tumler‟, die Franzoſen „Marſouin‟, die Engländer „Porpoiſe‟, die Portugieſen „Toninas‟ u. ſ. w.
Einige große, kräftig gebaute Delfine mit ſchmaler, ſchnabelförmig verlängerter, zugeſpitzter und ſcharf von der Stirn geſchiedener Schnauze, einer hohen Fettfloſſe auf dem Rücken und zahl- reichen ſtarken, kegelförmigen und glatten Zähnen werden Tümmler (Tursio) genannt.
Der gemeine Tümmler (Tursio vulgaris) iſt ein großes Thier von 10 bis 15 Fuß Länge- ſtark und kräftig gebaut, mit kurzen, am oberen Rande ausgeſchnittenen, ſtumpf zugeſpitzten Bruſt- finnen, mäßig großer Schwanzfinne und 21 bis 24 Zähnen in jedem Kiefer, oben und an den Sei- ten ſchwarz oder ſchwärzlichbraun, auf der Unterſeite reinweiß gefärbt.
Dieſer Wal ſcheint vom Eismeere an bis zum Mittelmeere überall vorzukommen. Jm in- diſchen und rothen Meere wird er durch eine verwandte Art, den Abuſalem, erſetzt. Er iſt nirgends beſonders häufig, ſondern findet ſich mehr in kleinen Trupps von 6 bis 8 Stücken. Wie die Braun- fiſche, kommen dieſe zu den Fiſchern heran und umſchwärmen ſie in der beſchriebenen Weiſe. Die Schnelligkeit und Gewandtheit des Tümmlers iſt ſehr erheblich; er umſchwärmt noch luſtig ein Dampfſchiff, welches ſeine vierzehn engliſchen Meilen in der Stunde zurücklegt. Vor Stürmen oder Gewittern tobt er, wie der Braunfiſch, im Waſſer umher, und vor der Paarung ſchnellt er ſich hoch über die Wellen empor.
Jm übrigen iſt ſein Leben noch wenig erforſcht. Man kennt noch nicht einmal mit Sicherheit die Zeit der Paarung oder die Dauer der Tragzeit, und weiß nur, daß das Weibchen im Winter
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[848/0896]
Die Delfine. — Der gemeine Tümmler.
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men irgendwelche Jagd betreibe. Um die Schwimmvögel auf dem Gewäſſer bekümmerte er ſich nicht;
ſie dagegen betrachteten ihn mit entſchiedenem Mißtrauen. Wo auch das ſchwarze Thier auftauchen
mochte, entſtand Unruhe. Die Schwäne reckten ihren Hals lang empor und blickten mit größter
Verwunderung und Theilnahme nach dem Störenfried; die Gänſe und Euten verließen das Waſſer
und flüchteten ſich aufs Land, von wo aus ſie dann aufmerkſam den Bewegungen des Thieres folg-
ten. So trieb es der Braunfiſch während des ganzen Tages. Er ſchwamm ruhelos auf und nie-
der, mied die flachen Stellen des Teiches ſorgfältig und bevorzugte dafür die Mitte, blies ſeinen
Waſſerſtrahl in regelmäßigen Zeitabſchnitten empor und gab uns Gelegenheit, ſein Treiben zu
beobachten, freilich nur auf Augenblicke; denn das trübe Waſſer hinderte zu meinem Bedauern,
ihn auch unter der Oberfläche zu verfolgen. Jch ſchrieb ſofort einen ausführlichen Bericht über
das Ereigniß und lud alle Freunde des Gartens feierlich ein, den ſeltenen Gaſt in Augenſchein zu
nehmen. Aber ſo ſehr man ſich auch tummelte, um den „Tümmler‟ zu ſehen — es war vergeblich; denn
am anderen Morgen hatte unſer Braunfiſch ſeinen Geiſt bereits aufgegeben.
Dieſes ſchnelle Dahinſcheiden iſt mir räthſelhaft geblieben. Es liegt kein Grund vor, zu
glauben, daß Süßwaſſer einem luftathmenden Seethiere ſo ſchnell verderblich werden könne;
unſere Erfahrungen widerſprechen einer ſolchen Annahme auch geradezu. Ebenſowenig läßt ſich
denken, daß ein Thier von der Größe des Braunfiſches ſchon innerhalb achtundvierzig Stunden
dem Mangel an Nahrung erliege, und gleichwohl iſt kaum etwas Anderes als Todesurſache an-
zunehmen; denn die Leichenſchau ergab, daß der gedachte Gefangene vollkommen unverletzt war.
Somit ſcheint es wirklich, als wäre die bekannte Gefräßigkeit der Wale, wie beim Maulwurf, un-
umgängliches Bedürfniß zum Leben.
Wie hoch ein freilebendes Meerſchwein ſein Alter bringt, iſt zur Zeit noch vollkommen unbe-
kannt. Man weiß nur, daß es in der Todesangſt Schmerzenslaute ausſtößt und, wie ſo manches
andere Seeſäugethier, Thränen vergießt. Sobald es verendet iſt, ſteigt der Leichnam bis dicht an
die Oberfläche des Waſſers empor, und deshalb eben iſt auch die Jagd mit der Büchſe keine erfolgloſe.
Die Grönländer nennen den Braunfiſch „Niza‟, die Jsländer „Brunskop‟, „Hundfiskar‟ und
„Svinehval‟, die Dänen „Tumler‟, die Franzoſen „Marſouin‟, die Engländer „Porpoiſe‟, die
Portugieſen „Toninas‟ u. ſ. w.
Einige große, kräftig gebaute Delfine mit ſchmaler, ſchnabelförmig verlängerter, zugeſpitzter
und ſcharf von der Stirn geſchiedener Schnauze, einer hohen Fettfloſſe auf dem Rücken und zahl-
reichen ſtarken, kegelförmigen und glatten Zähnen werden Tümmler (Tursio) genannt.
Der gemeine Tümmler (Tursio vulgaris) iſt ein großes Thier von 10 bis 15 Fuß Länge-
ſtark und kräftig gebaut, mit kurzen, am oberen Rande ausgeſchnittenen, ſtumpf zugeſpitzten Bruſt-
finnen, mäßig großer Schwanzfinne und 21 bis 24 Zähnen in jedem Kiefer, oben und an den Sei-
ten ſchwarz oder ſchwärzlichbraun, auf der Unterſeite reinweiß gefärbt.
Dieſer Wal ſcheint vom Eismeere an bis zum Mittelmeere überall vorzukommen. Jm in-
diſchen und rothen Meere wird er durch eine verwandte Art, den Abuſalem, erſetzt. Er iſt nirgends
beſonders häufig, ſondern findet ſich mehr in kleinen Trupps von 6 bis 8 Stücken. Wie die Braun-
fiſche, kommen dieſe zu den Fiſchern heran und umſchwärmen ſie in der beſchriebenen Weiſe. Die
Schnelligkeit und Gewandtheit des Tümmlers iſt ſehr erheblich; er umſchwärmt noch luſtig ein
Dampfſchiff, welches ſeine vierzehn engliſchen Meilen in der Stunde zurücklegt. Vor Stürmen oder
Gewittern tobt er, wie der Braunfiſch, im Waſſer umher, und vor der Paarung ſchnellt er ſich hoch
über die Wellen empor.
Jm übrigen iſt ſein Leben noch wenig erforſcht. Man kennt noch nicht einmal mit Sicherheit
die Zeit der Paarung oder die Dauer der Tragzeit, und weiß nur, daß das Weibchen im Winter
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 848. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/896>, abgerufen am 16.07.2024.
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