Auf dem Lande erlegt man die Walrosse mit Lanzen oder Keulen, im Meere harpunirt man sie. Hierbei zeichnen sich namentlich die Eskimos durch großen Muth und Geschicklichkeit aus. Sie nähern sich der Stelle, wo ein Walroß tauchte, erwarten es, wenn es wieder emporkommt, um Luft zu schöpfen, werfen ihre Harpune und schlagen das Ende der Leine um einen Pflock, den sie in ihrem Bote befestigt oder in das Eis geschlagen haben; dann tödten sie nach und nach das angeheftete Thier durch Lanzenstiche. Hier und da richtet man Hunde für die Jagd ab, sucht mit ihrer Hilfe einzelne Morse von dem großen Haufen zu trennen und fällt dann gemeinschaftlich über sie her. Gar nicht selten gleitet die Wurflanze von dem glatten Felle ab, und ebenso häufig versagt das Feuergewehr seine Dienste. Die Aleuten begeben sich alljährlich in Menge an die nördliche Küste der Halbinsel Aljaska, suchen, mit Spießen und schweren Aexten bewaffnet, die gelagerten Thiere zu umgehen, stürzen dann plötzlich unter heftigem Geschrei auf sie los und bemühen sich, ihr Wild in das Jnnere des Landes zu treiben. Gelingt es einem Walroß, die Jägerlinie zu durchbrechen und dem Wasser zuzueilen, so stürzen sich alle übrigen dem einen nach, und mit der Jagd ist es vorbei. Unter allen Umständen bleibt es ein gefährliches Wagstück, sich mit den Wal- rossen in einen Kampf einzulassen; denn mit der Gefahr steigert sich der Muth und die Rachsucht dieser Thiere, und gar viele Jäger haben schon durch sie ihr Leben verloren. Kapitän Beezhey erzählt, daß eine Walroßschar, welche seine Leute ins Wasser jagten und dort verfolgten, sich plötzlich gegen die Kähne wandte, Arthiebe und Lanzenstiche nicht achtete und erst nachließ, als der Anführer durch einen Schuß in den Rachen getödtet war. Der Anblick der wüthenden See- thiere soll fürchterlich sein. Jhr steifer Hals verwehrt es ihnen, sich mit Leichtigkeit umzuschauen, aber die Beweglichkeit ihrer Augen ersetzt diesen Mangel, und sie verdrehen letztere so arg, daß ihr Blick dadurch etwas ungemein Abschreckendes erhält. Beim Aufwachen richtet das Walroß sich in die Höhe, stellt sich auf die Vorderfüße, brüllt und schlägt wüthend mit den Zähnen in das Eis. Die Harpune muß viel stärker sein, als diejenige, mit welcher man den Walfisch anwirft.
Dem getödteten Walroß haut man den Kopf ab und nimmt die Zähne heraus; den Rumpf läßt man gewöhnlich schwimmen. Seltener zieht man die Haut ab, und erst in der Neuzeit sie- det man auch den Speck aus. Während der Zeit des Walfischfanges jagt man nie auf Walrosse; man beginnt erst mit der Verfolgung der letzteren, wenn man keine Hoffnung mehr hat, Wale zu erhalten. Jm ganzen soll der Gewinn beim Walroßfang gering sein und in keinem Verhältniß mit den Gefahren stehen, welchen sich die Jäger aussetzen.
Der Name Mors soll lappländischen Ursprungs sein. Die Grönländer nennen unser Thier Aueck oder Anack, die Russen an der Mündung des Ob Diud, die englischen Schiffer Walruß oder Horsewhale, auch wohl Seahorse. Bei den Angelsachsen hieß das Thier Horsewhal, bei den alten Norwegern Roßmar.
Meines Wissens hat man nur ein Mal ein Walroß lebend nach Europa gebracht. Der Kapitän Henry befehligte im Jahre 1853 ein Schiff, welches zur Robbenschlägerei an die Küsten von Spitzbergen und in die nachbarschaftlichen Meere gesandt wurde. Bei dieser Gelegenheit ge- lang es, ein junges Walroß zu fangen. Dieses Thier hielt, ungeachtet der ihm keineswegs zu- sagenden Nahrung, welche man ihm reichen konnte, die Gefangenschaft gegen neun Wochen aus. Bei der Ankunft des Schiffes in London war das Thier freilich dem Ende nahe, und am dritten Tage, an dem der Thiergarten es aufnahm, gab es seinen Geist auf. Dieses Walroß hat dem schon mehrmals genannten, ausgezeichneten Künstler J. Wolf als Vorwurf gedient, und seinen Zeichnungen verdanken auch wir das treffliche und naturgetreue Bild, welches wir gegeben haben.
Floſſenfüßer. — Das Walroß.
Auf dem Lande erlegt man die Walroſſe mit Lanzen oder Keulen, im Meere harpunirt man ſie. Hierbei zeichnen ſich namentlich die Eskimos durch großen Muth und Geſchicklichkeit aus. Sie nähern ſich der Stelle, wo ein Walroß tauchte, erwarten es, wenn es wieder emporkommt, um Luft zu ſchöpfen, werfen ihre Harpune und ſchlagen das Ende der Leine um einen Pflock, den ſie in ihrem Bote befeſtigt oder in das Eis geſchlagen haben; dann tödten ſie nach und nach das angeheftete Thier durch Lanzenſtiche. Hier und da richtet man Hunde für die Jagd ab, ſucht mit ihrer Hilfe einzelne Morſe von dem großen Haufen zu trennen und fällt dann gemeinſchaftlich über ſie her. Gar nicht ſelten gleitet die Wurflanze von dem glatten Felle ab, und ebenſo häufig verſagt das Feuergewehr ſeine Dienſte. Die Aleuten begeben ſich alljährlich in Menge an die nördliche Küſte der Halbinſel Aljaska, ſuchen, mit Spießen und ſchweren Aexten bewaffnet, die gelagerten Thiere zu umgehen, ſtürzen dann plötzlich unter heftigem Geſchrei auf ſie los und bemühen ſich, ihr Wild in das Jnnere des Landes zu treiben. Gelingt es einem Walroß, die Jägerlinie zu durchbrechen und dem Waſſer zuzueilen, ſo ſtürzen ſich alle übrigen dem einen nach, und mit der Jagd iſt es vorbei. Unter allen Umſtänden bleibt es ein gefährliches Wagſtück, ſich mit den Wal- roſſen in einen Kampf einzulaſſen; denn mit der Gefahr ſteigert ſich der Muth und die Rachſucht dieſer Thiere, und gar viele Jäger haben ſchon durch ſie ihr Leben verloren. Kapitän Beezhey erzählt, daß eine Walroßſchar, welche ſeine Leute ins Waſſer jagten und dort verfolgten, ſich plötzlich gegen die Kähne wandte, Arthiebe und Lanzenſtiche nicht achtete und erſt nachließ, als der Anführer durch einen Schuß in den Rachen getödtet war. Der Anblick der wüthenden See- thiere ſoll fürchterlich ſein. Jhr ſteifer Hals verwehrt es ihnen, ſich mit Leichtigkeit umzuſchauen, aber die Beweglichkeit ihrer Augen erſetzt dieſen Mangel, und ſie verdrehen letztere ſo arg, daß ihr Blick dadurch etwas ungemein Abſchreckendes erhält. Beim Aufwachen richtet das Walroß ſich in die Höhe, ſtellt ſich auf die Vorderfüße, brüllt und ſchlägt wüthend mit den Zähnen in das Eis. Die Harpune muß viel ſtärker ſein, als diejenige, mit welcher man den Walfiſch anwirft.
Dem getödteten Walroß haut man den Kopf ab und nimmt die Zähne heraus; den Rumpf läßt man gewöhnlich ſchwimmen. Seltener zieht man die Haut ab, und erſt in der Neuzeit ſie- det man auch den Speck aus. Während der Zeit des Walfiſchfanges jagt man nie auf Walroſſe; man beginnt erſt mit der Verfolgung der letzteren, wenn man keine Hoffnung mehr hat, Wale zu erhalten. Jm ganzen ſoll der Gewinn beim Walroßfang gering ſein und in keinem Verhältniß mit den Gefahren ſtehen, welchen ſich die Jäger ausſetzen.
Der Name Mors ſoll lappländiſchen Urſprungs ſein. Die Grönländer nennen unſer Thier Aueck oder Anack, die Ruſſen an der Mündung des Ob Diud, die engliſchen Schiffer Walruß oder Horſewhale, auch wohl Seahorſe. Bei den Angelſachſen hieß das Thier Horſewhal, bei den alten Norwegern Roßmar.
Meines Wiſſens hat man nur ein Mal ein Walroß lebend nach Europa gebracht. Der Kapitän Henry befehligte im Jahre 1853 ein Schiff, welches zur Robbenſchlägerei an die Küſten von Spitzbergen und in die nachbarſchaftlichen Meere geſandt wurde. Bei dieſer Gelegenheit ge- lang es, ein junges Walroß zu fangen. Dieſes Thier hielt, ungeachtet der ihm keineswegs zu- ſagenden Nahrung, welche man ihm reichen konnte, die Gefangenſchaft gegen neun Wochen aus. Bei der Ankunft des Schiffes in London war das Thier freilich dem Ende nahe, und am dritten Tage, an dem der Thiergarten es aufnahm, gab es ſeinen Geiſt auf. Dieſes Walroß hat dem ſchon mehrmals genannten, ausgezeichneten Künſtler J. Wolf als Vorwurf gedient, und ſeinen Zeichnungen verdanken auch wir das treffliche und naturgetreue Bild, welches wir gegeben haben.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0860"n="812"/><fwplace="top"type="header">Floſſenfüßer. — Das Walroß.</fw><lb/><p>Auf dem Lande erlegt man die Walroſſe mit Lanzen oder Keulen, im Meere harpunirt man<lb/>ſie. Hierbei zeichnen ſich namentlich die Eskimos durch großen Muth und Geſchicklichkeit aus.<lb/>
Sie nähern ſich der Stelle, wo ein Walroß tauchte, erwarten es, wenn es wieder emporkommt,<lb/>
um Luft zu ſchöpfen, werfen ihre Harpune und ſchlagen das Ende der Leine um einen Pflock, den<lb/>ſie in ihrem Bote befeſtigt oder in das Eis geſchlagen haben; dann tödten ſie nach und nach das<lb/>
angeheftete Thier durch Lanzenſtiche. Hier und da richtet man Hunde für die Jagd ab, ſucht mit<lb/>
ihrer Hilfe einzelne Morſe von dem großen Haufen zu trennen und fällt dann gemeinſchaftlich über<lb/>ſie her. Gar nicht ſelten gleitet die Wurflanze von dem glatten Felle ab, und ebenſo häufig verſagt<lb/>
das Feuergewehr ſeine Dienſte. Die Aleuten begeben ſich alljährlich in Menge an die nördliche<lb/>
Küſte der Halbinſel Aljaska, ſuchen, mit Spießen und ſchweren Aexten bewaffnet, die gelagerten<lb/>
Thiere zu umgehen, ſtürzen dann plötzlich unter heftigem Geſchrei auf ſie los und bemühen ſich,<lb/>
ihr Wild in das Jnnere des Landes zu treiben. Gelingt es einem Walroß, die Jägerlinie zu<lb/>
durchbrechen und dem Waſſer zuzueilen, ſo ſtürzen ſich alle übrigen dem einen nach, und mit der<lb/>
Jagd iſt es vorbei. Unter allen Umſtänden bleibt es ein gefährliches Wagſtück, ſich mit den Wal-<lb/>
roſſen in einen Kampf einzulaſſen; denn mit der Gefahr ſteigert ſich der Muth und die Rachſucht<lb/>
dieſer Thiere, und gar viele Jäger haben ſchon durch ſie ihr Leben verloren. Kapitän <hirendition="#g">Beezhey</hi><lb/>
erzählt, daß eine Walroßſchar, welche ſeine Leute ins Waſſer jagten und dort verfolgten, ſich<lb/>
plötzlich gegen die Kähne wandte, Arthiebe und Lanzenſtiche nicht achtete und erſt nachließ, als<lb/>
der Anführer durch einen Schuß in den Rachen getödtet war. Der Anblick der wüthenden See-<lb/>
thiere ſoll fürchterlich ſein. Jhr ſteifer Hals verwehrt es ihnen, ſich mit Leichtigkeit umzuſchauen,<lb/>
aber die Beweglichkeit ihrer Augen erſetzt dieſen Mangel, und ſie verdrehen letztere ſo arg, daß ihr<lb/>
Blick dadurch etwas ungemein Abſchreckendes erhält. Beim Aufwachen richtet das Walroß ſich in<lb/>
die Höhe, ſtellt ſich auf die Vorderfüße, brüllt und ſchlägt wüthend mit den Zähnen in das Eis.<lb/>
Die Harpune muß viel ſtärker ſein, als diejenige, mit welcher man den Walfiſch anwirft.</p><lb/><p>Dem getödteten Walroß haut man den Kopf ab und nimmt die Zähne heraus; den Rumpf<lb/>
läßt man gewöhnlich ſchwimmen. Seltener zieht man die Haut ab, und erſt in der Neuzeit ſie-<lb/>
det man auch den Speck aus. Während der Zeit des Walfiſchfanges jagt man nie auf Walroſſe;<lb/>
man beginnt erſt mit der Verfolgung der letzteren, wenn man keine Hoffnung mehr hat, Wale zu<lb/>
erhalten. Jm ganzen ſoll der Gewinn beim Walroßfang gering ſein und in keinem Verhältniß<lb/>
mit den Gefahren ſtehen, welchen ſich die Jäger ausſetzen.</p><lb/><p>Der Name <hirendition="#g">Mors</hi>ſoll lappländiſchen Urſprungs ſein. Die Grönländer nennen unſer Thier<lb/>
Aueck oder Anack, die Ruſſen an der Mündung des Ob Diud, die engliſchen Schiffer Walruß oder<lb/>
Horſewhale, auch wohl Seahorſe. Bei den Angelſachſen hieß das Thier Horſewhal, bei den alten<lb/>
Norwegern Roßmar.</p><lb/><p>Meines Wiſſens hat man nur ein Mal ein Walroß lebend nach Europa gebracht. Der<lb/>
Kapitän <hirendition="#g">Henry</hi> befehligte im Jahre 1853 ein Schiff, welches zur Robbenſchlägerei an die Küſten<lb/>
von Spitzbergen und in die nachbarſchaftlichen Meere geſandt wurde. Bei dieſer Gelegenheit ge-<lb/>
lang es, ein junges Walroß zu fangen. Dieſes Thier hielt, ungeachtet der ihm keineswegs zu-<lb/>ſagenden Nahrung, welche man ihm reichen konnte, die Gefangenſchaft gegen neun Wochen aus.<lb/>
Bei der Ankunft des Schiffes in London war das Thier freilich dem Ende nahe, und am dritten<lb/>
Tage, an dem der Thiergarten es aufnahm, gab es ſeinen Geiſt auf. Dieſes Walroß hat dem<lb/>ſchon mehrmals genannten, ausgezeichneten Künſtler J. <hirendition="#g">Wolf</hi> als Vorwurf gedient, und ſeinen<lb/>
Zeichnungen verdanken auch wir das treffliche und naturgetreue Bild, welches wir gegeben haben.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[812/0860]
Floſſenfüßer. — Das Walroß.
Auf dem Lande erlegt man die Walroſſe mit Lanzen oder Keulen, im Meere harpunirt man
ſie. Hierbei zeichnen ſich namentlich die Eskimos durch großen Muth und Geſchicklichkeit aus.
Sie nähern ſich der Stelle, wo ein Walroß tauchte, erwarten es, wenn es wieder emporkommt,
um Luft zu ſchöpfen, werfen ihre Harpune und ſchlagen das Ende der Leine um einen Pflock, den
ſie in ihrem Bote befeſtigt oder in das Eis geſchlagen haben; dann tödten ſie nach und nach das
angeheftete Thier durch Lanzenſtiche. Hier und da richtet man Hunde für die Jagd ab, ſucht mit
ihrer Hilfe einzelne Morſe von dem großen Haufen zu trennen und fällt dann gemeinſchaftlich über
ſie her. Gar nicht ſelten gleitet die Wurflanze von dem glatten Felle ab, und ebenſo häufig verſagt
das Feuergewehr ſeine Dienſte. Die Aleuten begeben ſich alljährlich in Menge an die nördliche
Küſte der Halbinſel Aljaska, ſuchen, mit Spießen und ſchweren Aexten bewaffnet, die gelagerten
Thiere zu umgehen, ſtürzen dann plötzlich unter heftigem Geſchrei auf ſie los und bemühen ſich,
ihr Wild in das Jnnere des Landes zu treiben. Gelingt es einem Walroß, die Jägerlinie zu
durchbrechen und dem Waſſer zuzueilen, ſo ſtürzen ſich alle übrigen dem einen nach, und mit der
Jagd iſt es vorbei. Unter allen Umſtänden bleibt es ein gefährliches Wagſtück, ſich mit den Wal-
roſſen in einen Kampf einzulaſſen; denn mit der Gefahr ſteigert ſich der Muth und die Rachſucht
dieſer Thiere, und gar viele Jäger haben ſchon durch ſie ihr Leben verloren. Kapitän Beezhey
erzählt, daß eine Walroßſchar, welche ſeine Leute ins Waſſer jagten und dort verfolgten, ſich
plötzlich gegen die Kähne wandte, Arthiebe und Lanzenſtiche nicht achtete und erſt nachließ, als
der Anführer durch einen Schuß in den Rachen getödtet war. Der Anblick der wüthenden See-
thiere ſoll fürchterlich ſein. Jhr ſteifer Hals verwehrt es ihnen, ſich mit Leichtigkeit umzuſchauen,
aber die Beweglichkeit ihrer Augen erſetzt dieſen Mangel, und ſie verdrehen letztere ſo arg, daß ihr
Blick dadurch etwas ungemein Abſchreckendes erhält. Beim Aufwachen richtet das Walroß ſich in
die Höhe, ſtellt ſich auf die Vorderfüße, brüllt und ſchlägt wüthend mit den Zähnen in das Eis.
Die Harpune muß viel ſtärker ſein, als diejenige, mit welcher man den Walfiſch anwirft.
Dem getödteten Walroß haut man den Kopf ab und nimmt die Zähne heraus; den Rumpf
läßt man gewöhnlich ſchwimmen. Seltener zieht man die Haut ab, und erſt in der Neuzeit ſie-
det man auch den Speck aus. Während der Zeit des Walfiſchfanges jagt man nie auf Walroſſe;
man beginnt erſt mit der Verfolgung der letzteren, wenn man keine Hoffnung mehr hat, Wale zu
erhalten. Jm ganzen ſoll der Gewinn beim Walroßfang gering ſein und in keinem Verhältniß
mit den Gefahren ſtehen, welchen ſich die Jäger ausſetzen.
Der Name Mors ſoll lappländiſchen Urſprungs ſein. Die Grönländer nennen unſer Thier
Aueck oder Anack, die Ruſſen an der Mündung des Ob Diud, die engliſchen Schiffer Walruß oder
Horſewhale, auch wohl Seahorſe. Bei den Angelſachſen hieß das Thier Horſewhal, bei den alten
Norwegern Roßmar.
Meines Wiſſens hat man nur ein Mal ein Walroß lebend nach Europa gebracht. Der
Kapitän Henry befehligte im Jahre 1853 ein Schiff, welches zur Robbenſchlägerei an die Küſten
von Spitzbergen und in die nachbarſchaftlichen Meere geſandt wurde. Bei dieſer Gelegenheit ge-
lang es, ein junges Walroß zu fangen. Dieſes Thier hielt, ungeachtet der ihm keineswegs zu-
ſagenden Nahrung, welche man ihm reichen konnte, die Gefangenſchaft gegen neun Wochen aus.
Bei der Ankunft des Schiffes in London war das Thier freilich dem Ende nahe, und am dritten
Tage, an dem der Thiergarten es aufnahm, gab es ſeinen Geiſt auf. Dieſes Walroß hat dem
ſchon mehrmals genannten, ausgezeichneten Künſtler J. Wolf als Vorwurf gedient, und ſeinen
Zeichnungen verdanken auch wir das treffliche und naturgetreue Bild, welches wir gegeben haben.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 812. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/860>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.