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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Flossenfüßer. -- Die Klappmütze oder Mützenrobbe.
dunklen Flecken kleiner; zweijährige sind bis auf den mittleren Theil des Rückens fast voll-
kommen weiß.

Wenn man will, kann man die Klappmützen als nördliche Vertreter des in den südlichsten
Meeren lebenden, riesigen Seeelefanten betrachten. Jn der Nähe von Grönland und Neufundland
ist sie häufig, seltener an der Westküste von Jsland und am nördlichen Theile Norwegens; nach
den südlichen Küsten der Nordsee kommt sie nicht. Nur während der Monate April, Mai und
Juni nähert sie sich den Küsten, um dort ihr Junges zu werfen; die übrigen Theile des Jahres ver-
bringt sie meistens im offenen Meere, gern in der Nähe von Eisbänken und Eisbergen, auf denen

[Abbildung] Die Klappmütze oder Mützenrobbe (Stemmatopus cristatus).
sie zeitweilig der Ruhe pflegt. Vom September bis zum März trifft man sie häufig an der David-
straße an; dann wandert sie südlich, und im Juli kehrt sie zurück. Sie ist gesellig, wie alle Robben,
und hält sich nur in Herden zusammen. Jedes Männchen soll mit mehreren Weibchen gepaart sein,
sich aber dennoch während der Brunstzeit häufig mit anderen um den Besitz einer Schönen streiten.
Ueber die Paarungs- und Tragzeit fehlen zur Zeit noch genauere Nachrichten; man weiß blos, daß
das Weibchen meistens im April auf schwimmenden Eisschollen ein vollkommen ausgebildetes, sehen-
des Junge wirft, mit welchem es sich gewöhnlich bis zum Juni auf dem Lande umhertreibt.

Hinsichtlich ihres Lebens und Treibens ähnelt die Klappmütze den eigentlichen Seehunden; die
Nahrung, die Sitten und Gewohnheiten, die Fähigkeiten, die Eigenschaften und die Feinde sind die-
selben, wie bei den anderen Robben.

Floſſenfüßer. — Die Klappmütze oder Mützenrobbe.
dunklen Flecken kleiner; zweijährige ſind bis auf den mittleren Theil des Rückens faſt voll-
kommen weiß.

Wenn man will, kann man die Klappmützen als nördliche Vertreter des in den ſüdlichſten
Meeren lebenden, rieſigen Seeelefanten betrachten. Jn der Nähe von Grönland und Neufundland
iſt ſie häufig, ſeltener an der Weſtküſte von Jsland und am nördlichen Theile Norwegens; nach
den ſüdlichen Küſten der Nordſee kommt ſie nicht. Nur während der Monate April, Mai und
Juni nähert ſie ſich den Küſten, um dort ihr Junges zu werfen; die übrigen Theile des Jahres ver-
bringt ſie meiſtens im offenen Meere, gern in der Nähe von Eisbänken und Eisbergen, auf denen

[Abbildung] Die Klappmütze oder Mützenrobbe (Stemmatopus cristatus).
ſie zeitweilig der Ruhe pflegt. Vom September bis zum März trifft man ſie häufig an der David-
ſtraße an; dann wandert ſie ſüdlich, und im Juli kehrt ſie zurück. Sie iſt geſellig, wie alle Robben,
und hält ſich nur in Herden zuſammen. Jedes Männchen ſoll mit mehreren Weibchen gepaart ſein,
ſich aber dennoch während der Brunſtzeit häufig mit anderen um den Beſitz einer Schönen ſtreiten.
Ueber die Paarungs- und Tragzeit fehlen zur Zeit noch genauere Nachrichten; man weiß blos, daß
das Weibchen meiſtens im April auf ſchwimmenden Eisſchollen ein vollkommen ausgebildetes, ſehen-
des Junge wirft, mit welchem es ſich gewöhnlich bis zum Juni auf dem Lande umhertreibt.

Hinſichtlich ihres Lebens und Treibens ähnelt die Klappmütze den eigentlichen Seehunden; die
Nahrung, die Sitten und Gewohnheiten, die Fähigkeiten, die Eigenſchaften und die Feinde ſind die-
ſelben, wie bei den anderen Robben.

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[802/0850] Floſſenfüßer. — Die Klappmütze oder Mützenrobbe. dunklen Flecken kleiner; zweijährige ſind bis auf den mittleren Theil des Rückens faſt voll- kommen weiß. Wenn man will, kann man die Klappmützen als nördliche Vertreter des in den ſüdlichſten Meeren lebenden, rieſigen Seeelefanten betrachten. Jn der Nähe von Grönland und Neufundland iſt ſie häufig, ſeltener an der Weſtküſte von Jsland und am nördlichen Theile Norwegens; nach den ſüdlichen Küſten der Nordſee kommt ſie nicht. Nur während der Monate April, Mai und Juni nähert ſie ſich den Küſten, um dort ihr Junges zu werfen; die übrigen Theile des Jahres ver- bringt ſie meiſtens im offenen Meere, gern in der Nähe von Eisbänken und Eisbergen, auf denen [Abbildung Die Klappmütze oder Mützenrobbe (Stemmatopus cristatus).] ſie zeitweilig der Ruhe pflegt. Vom September bis zum März trifft man ſie häufig an der David- ſtraße an; dann wandert ſie ſüdlich, und im Juli kehrt ſie zurück. Sie iſt geſellig, wie alle Robben, und hält ſich nur in Herden zuſammen. Jedes Männchen ſoll mit mehreren Weibchen gepaart ſein, ſich aber dennoch während der Brunſtzeit häufig mit anderen um den Beſitz einer Schönen ſtreiten. Ueber die Paarungs- und Tragzeit fehlen zur Zeit noch genauere Nachrichten; man weiß blos, daß das Weibchen meiſtens im April auf ſchwimmenden Eisſchollen ein vollkommen ausgebildetes, ſehen- des Junge wirft, mit welchem es ſich gewöhnlich bis zum Juni auf dem Lande umhertreibt. Hinſichtlich ihres Lebens und Treibens ähnelt die Klappmütze den eigentlichen Seehunden; die Nahrung, die Sitten und Gewohnheiten, die Fähigkeiten, die Eigenſchaften und die Feinde ſind die- ſelben, wie bei den anderen Robben.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 802. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/850>, abgerufen am 23.11.2024.