ohne Unterschied zu vertilgen. So ist es gekommen, daß diese Thiere bereits unglaublich vermindert worden sind und in rascher Eile ihrem Untergange zugehen. Von den Herden, welche im vorigen Jahrhundert die einsamen Jnseln bedeckten, sind jetzt nur noch Ueberbleibsel zu sehen, und weiter und weiter müssen die Schiffe vordringen, wenn sie guten Fang machen wollen. Der Thran und das Fett, die Zähne und die Haut der Robben sind gesuchte Gegenstände und erklären gewisser- maßen die Vertilgungswuth des selbstsüchtigen Menschen.
Alle Robben lassen sich zähmen, und manche werden fast zu Hausthieren. Sie gehen aus und ein, fischen im Meere und kehren freiwillig wieder nach der Wohnung ihres Pflegers zurück, lernen diesen kennen und folgen ihm nach wie ein Hund. Einzelne sollen sogar zum Fischfang abgerichtet werden können.
Man stellt diejenigen Arten, welche kleine Ohrmuscheln haben, oben an. Jhrer entfernten Aehnlichkeit mit dem betreffenden Landbewohner halber nennt man sie Bärenrobben (Aretocepha- lus). Nächst den Ohrmuscheln kennzeichnet sie der lange Hals und die ziemlich weit aus dem Körper hervorragenden Gliedmaßen. Einige Naturforscher rechnen alle dieser Sippe angehörigen Thiere nur zu einer Art, und erkennen blos den Seebären an, andere sind geneigt, mehrere Arten anzu- nehmen. Das betreffende Thier wird 6 bis 8, höchstens 9 Fuß lang; doch gehören zur Zeit Männchen, welche über 6 Fuß messen, schon zu den Seltenheiten. Die Weibchen erreichen eine Länge von 3 bis 4 Fuß. Seefahrer, welche dem Thiere eine Länge von 15 bis 18 Fuß zuschreiben, übertreiben wahrscheinlich. Der Name dieser Robbe ist nicht übel gewählt, weil der Vordertheil des Leibes etwas Bärenartiges hat. Mit Ausnahme der Gliedmaßen ist der ganze Leib dicht bedeckt mit ziemlich langen, groben, abstehenden, schwach glänzenden Haaren, unter denen sich ein feines, seidenartiges, struppiges Wollhaar befindet. Die Oberarme und Schenkel sind mit kurzen, steifen Haaren bekleidet, die Unterarme und Hände dagegen wie die Unterseite der Glieder vollkommen kahl. Bei jungen Thieren liegt das Haar glatt an und hat starken Glanz. Je nach dem Alter und Ge- schlecht ist die Färbung verschieden. Erwachsene Männchen erscheinen dunkelschwärzlich oder eisengrau, auf dem Kopfe und auf dem Vorderrücken etwas heller, weil das Haar dort in silbergraue Spitzen ausgeht. Die Unterseite ist gelblich oder rostgrau. Eine breite schwarze Binde zieht sich der Quere über die Brust. Die Füße sind dunkelbraun, die Schnurren bräunlichschwarz; das Wollhaar spielt in das Röthliche oder Kastanienbraune. Alte Weibchen sind oben lichtgrau, unten röthlichweiß. Junge Thiere sind anfangs fast schwarz, werden aber schon nach einigen Wochen grau.
Falls wirklich alle Bärenrobben eine Art bilden, muß man diesen Thieren einen sehr großen Verbreitungskreis zuschreiben. Man findet sie ebensowohl im höchsten Süden, wie im höchsten Nor- den. Nach unserer Ansicht ist es wahrscheinlicher, daß die im Süden lebenden Seebären von den im hohen Norden sich sindenden verschieden sind. Um Bestimmtes angeben zu können, nenne ich die Falk- landsinseln, die Westküste Südamerikas und das Kap der guten Hoffnung als südliche und die Jnseln und Küsten des nördlichen großen Weltmeeres, z. B. die Kurilen und Aleuten, als nördliche Aufent- haltsorte. Hier wie da verweilt der Seebär übrigens nicht immer in ein und derselben Gegend. Na- mentlich der im Süden wohnende unternimmt regelmäßig weite Wanderungen; er zieht sich mit Ein- bruch der kalten Jahreszeit mehr dem gemäßigten Gürtel, und mit Eintritt der warmen dem Pole zu. Auf Süd-Shetland und den benachbarten Jnseln erscheinen Mitte Novembers die ältesten und größ- ten Männchen, steigen aus Land und lagern sich dort in langen Reihen, im Dezember langen die Weibchen an, und nun beginnen die wüthendsten Kämpfe um deren Besitz. Einige Monate später treffen dann endlich auch die ein- oder zweijährigen Jungen und die abgelebten Greise ein. Während der ganzen Zeit treibt sich die Hauptgesellschaft am Lande herum, wechselt dort ihren Platz und geht nun Ende Aprils ins Wasser und nach Süden zurück. Mitte Junis ist die Gegend gänzlich ver- lassen, und nur in manchen Jahren erscheinen die Jungen wiederum auf den Sommerplätzen.
Die Seehunde. Der Seebär.
ohne Unterſchied zu vertilgen. So iſt es gekommen, daß dieſe Thiere bereits unglaublich vermindert worden ſind und in raſcher Eile ihrem Untergange zugehen. Von den Herden, welche im vorigen Jahrhundert die einſamen Jnſeln bedeckten, ſind jetzt nur noch Ueberbleibſel zu ſehen, und weiter und weiter müſſen die Schiffe vordringen, wenn ſie guten Fang machen wollen. Der Thran und das Fett, die Zähne und die Haut der Robben ſind geſuchte Gegenſtände und erklären gewiſſer- maßen die Vertilgungswuth des ſelbſtſüchtigen Menſchen.
Alle Robben laſſen ſich zähmen, und manche werden faſt zu Hausthieren. Sie gehen aus und ein, fiſchen im Meere und kehren freiwillig wieder nach der Wohnung ihres Pflegers zurück, lernen dieſen kennen und folgen ihm nach wie ein Hund. Einzelne ſollen ſogar zum Fiſchfang abgerichtet werden können.
Man ſtellt diejenigen Arten, welche kleine Ohrmuſcheln haben, oben an. Jhrer entfernten Aehnlichkeit mit dem betreffenden Landbewohner halber nennt man ſie Bärenrobben (Aretocepha- lus). Nächſt den Ohrmuſcheln kennzeichnet ſie der lange Hals und die ziemlich weit aus dem Körper hervorragenden Gliedmaßen. Einige Naturforſcher rechnen alle dieſer Sippe angehörigen Thiere nur zu einer Art, und erkennen blos den Seebären an, andere ſind geneigt, mehrere Arten anzu- nehmen. Das betreffende Thier wird 6 bis 8, höchſtens 9 Fuß lang; doch gehören zur Zeit Männchen, welche über 6 Fuß meſſen, ſchon zu den Seltenheiten. Die Weibchen erreichen eine Länge von 3 bis 4 Fuß. Seefahrer, welche dem Thiere eine Länge von 15 bis 18 Fuß zuſchreiben, übertreiben wahrſcheinlich. Der Name dieſer Robbe iſt nicht übel gewählt, weil der Vordertheil des Leibes etwas Bärenartiges hat. Mit Ausnahme der Gliedmaßen iſt der ganze Leib dicht bedeckt mit ziemlich langen, groben, abſtehenden, ſchwach glänzenden Haaren, unter denen ſich ein feines, ſeidenartiges, ſtruppiges Wollhaar befindet. Die Oberarme und Schenkel ſind mit kurzen, ſteifen Haaren bekleidet, die Unterarme und Hände dagegen wie die Unterſeite der Glieder vollkommen kahl. Bei jungen Thieren liegt das Haar glatt an und hat ſtarken Glanz. Je nach dem Alter und Ge- ſchlecht iſt die Färbung verſchieden. Erwachſene Männchen erſcheinen dunkelſchwärzlich oder eiſengrau, auf dem Kopfe und auf dem Vorderrücken etwas heller, weil das Haar dort in ſilbergraue Spitzen ausgeht. Die Unterſeite iſt gelblich oder roſtgrau. Eine breite ſchwarze Binde zieht ſich der Quere über die Bruſt. Die Füße ſind dunkelbraun, die Schnurren bräunlichſchwarz; das Wollhaar ſpielt in das Röthliche oder Kaſtanienbraune. Alte Weibchen ſind oben lichtgrau, unten röthlichweiß. Junge Thiere ſind anfangs faſt ſchwarz, werden aber ſchon nach einigen Wochen grau.
Falls wirklich alle Bärenrobben eine Art bilden, muß man dieſen Thieren einen ſehr großen Verbreitungskreis zuſchreiben. Man findet ſie ebenſowohl im höchſten Süden, wie im höchſten Nor- den. Nach unſerer Anſicht iſt es wahrſcheinlicher, daß die im Süden lebenden Seebären von den im hohen Norden ſich ſindenden verſchieden ſind. Um Beſtimmtes angeben zu können, nenne ich die Falk- landsinſeln, die Weſtküſte Südamerikas und das Kap der guten Hoffnung als ſüdliche und die Jnſeln und Küſten des nördlichen großen Weltmeeres, z. B. die Kurilen und Aleuten, als nördliche Aufent- haltsorte. Hier wie da verweilt der Seebär übrigens nicht immer in ein und derſelben Gegend. Na- mentlich der im Süden wohnende unternimmt regelmäßig weite Wanderungen; er zieht ſich mit Ein- bruch der kalten Jahreszeit mehr dem gemäßigten Gürtel, und mit Eintritt der warmen dem Pole zu. Auf Süd-Shetland und den benachbarten Jnſeln erſcheinen Mitte Novembers die älteſten und größ- ten Männchen, ſteigen aus Land und lagern ſich dort in langen Reihen, im Dezember langen die Weibchen an, und nun beginnen die wüthendſten Kämpfe um deren Beſitz. Einige Monate ſpäter treffen dann endlich auch die ein- oder zweijährigen Jungen und die abgelebten Greiſe ein. Während der ganzen Zeit treibt ſich die Hauptgeſellſchaft am Lande herum, wechſelt dort ihren Platz und geht nun Ende Aprils ins Waſſer und nach Süden zurück. Mitte Junis iſt die Gegend gänzlich ver- laſſen, und nur in manchen Jahren erſcheinen die Jungen wiederum auf den Sommerplätzen.
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Die Seehunde. Der Seebär.
ohne Unterſchied zu vertilgen. So iſt es gekommen, daß dieſe Thiere bereits unglaublich vermindert
worden ſind und in raſcher Eile ihrem Untergange zugehen. Von den Herden, welche im vorigen
Jahrhundert die einſamen Jnſeln bedeckten, ſind jetzt nur noch Ueberbleibſel zu ſehen, und weiter
und weiter müſſen die Schiffe vordringen, wenn ſie guten Fang machen wollen. Der Thran und
das Fett, die Zähne und die Haut der Robben ſind geſuchte Gegenſtände und erklären gewiſſer-
maßen die Vertilgungswuth des ſelbſtſüchtigen Menſchen.
Alle Robben laſſen ſich zähmen, und manche werden faſt zu Hausthieren. Sie gehen aus und
ein, fiſchen im Meere und kehren freiwillig wieder nach der Wohnung ihres Pflegers zurück, lernen
dieſen kennen und folgen ihm nach wie ein Hund. Einzelne ſollen ſogar zum Fiſchfang abgerichtet
werden können.
Man ſtellt diejenigen Arten, welche kleine Ohrmuſcheln haben, oben an. Jhrer entfernten
Aehnlichkeit mit dem betreffenden Landbewohner halber nennt man ſie Bärenrobben (Aretocepha-
lus). Nächſt den Ohrmuſcheln kennzeichnet ſie der lange Hals und die ziemlich weit aus dem Körper
hervorragenden Gliedmaßen. Einige Naturforſcher rechnen alle dieſer Sippe angehörigen Thiere nur
zu einer Art, und erkennen blos den Seebären an, andere ſind geneigt, mehrere Arten anzu-
nehmen. Das betreffende Thier wird 6 bis 8, höchſtens 9 Fuß lang; doch gehören zur Zeit
Männchen, welche über 6 Fuß meſſen, ſchon zu den Seltenheiten. Die Weibchen erreichen eine
Länge von 3 bis 4 Fuß. Seefahrer, welche dem Thiere eine Länge von 15 bis 18 Fuß zuſchreiben,
übertreiben wahrſcheinlich. Der Name dieſer Robbe iſt nicht übel gewählt, weil der Vordertheil des
Leibes etwas Bärenartiges hat. Mit Ausnahme der Gliedmaßen iſt der ganze Leib dicht bedeckt mit
ziemlich langen, groben, abſtehenden, ſchwach glänzenden Haaren, unter denen ſich ein feines,
ſeidenartiges, ſtruppiges Wollhaar befindet. Die Oberarme und Schenkel ſind mit kurzen, ſteifen
Haaren bekleidet, die Unterarme und Hände dagegen wie die Unterſeite der Glieder vollkommen kahl.
Bei jungen Thieren liegt das Haar glatt an und hat ſtarken Glanz. Je nach dem Alter und Ge-
ſchlecht iſt die Färbung verſchieden. Erwachſene Männchen erſcheinen dunkelſchwärzlich oder eiſengrau,
auf dem Kopfe und auf dem Vorderrücken etwas heller, weil das Haar dort in ſilbergraue Spitzen
ausgeht. Die Unterſeite iſt gelblich oder roſtgrau. Eine breite ſchwarze Binde zieht ſich der Quere
über die Bruſt. Die Füße ſind dunkelbraun, die Schnurren bräunlichſchwarz; das Wollhaar ſpielt
in das Röthliche oder Kaſtanienbraune. Alte Weibchen ſind oben lichtgrau, unten röthlichweiß.
Junge Thiere ſind anfangs faſt ſchwarz, werden aber ſchon nach einigen Wochen grau.
Falls wirklich alle Bärenrobben eine Art bilden, muß man dieſen Thieren einen ſehr großen
Verbreitungskreis zuſchreiben. Man findet ſie ebenſowohl im höchſten Süden, wie im höchſten Nor-
den. Nach unſerer Anſicht iſt es wahrſcheinlicher, daß die im Süden lebenden Seebären von den im
hohen Norden ſich ſindenden verſchieden ſind. Um Beſtimmtes angeben zu können, nenne ich die Falk-
landsinſeln, die Weſtküſte Südamerikas und das Kap der guten Hoffnung als ſüdliche und die Jnſeln
und Küſten des nördlichen großen Weltmeeres, z. B. die Kurilen und Aleuten, als nördliche Aufent-
haltsorte. Hier wie da verweilt der Seebär übrigens nicht immer in ein und derſelben Gegend. Na-
mentlich der im Süden wohnende unternimmt regelmäßig weite Wanderungen; er zieht ſich mit Ein-
bruch der kalten Jahreszeit mehr dem gemäßigten Gürtel, und mit Eintritt der warmen dem Pole zu.
Auf Süd-Shetland und den benachbarten Jnſeln erſcheinen Mitte Novembers die älteſten und größ-
ten Männchen, ſteigen aus Land und lagern ſich dort in langen Reihen, im Dezember langen die
Weibchen an, und nun beginnen die wüthendſten Kämpfe um deren Beſitz. Einige Monate ſpäter
treffen dann endlich auch die ein- oder zweijährigen Jungen und die abgelebten Greiſe ein. Während
der ganzen Zeit treibt ſich die Hauptgeſellſchaft am Lande herum, wechſelt dort ihren Platz und geht
nun Ende Aprils ins Waſſer und nach Süden zurück. Mitte Junis iſt die Gegend gänzlich ver-
laſſen, und nur in manchen Jahren erſcheinen die Jungen wiederum auf den Sommerplätzen.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 783. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/831>, abgerufen am 23.11.2024.
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