Die Vielhufer oder Dickhäuter. -- Das Nil- oder Flußpferd.
füllen läßt, welcher als Freundschaftstrank jedem Ankommenden gereicht wird, und es scheint fast, als nähme der Wirth eine so beispiellose Ungezogenheit gar nicht übel. Noch häusiger wird das Horn zu den Griffen der kostbaren Säbel verwendet. Wenn es ordentlich geglättet und gut gewählt ist, zeigt es eine unbeschreiblich schöne, sanft röthlichgelbe Farbe, welche mit Recht als ein besonderer Schmuck der Waffen betrachtet wird. Aus der Haut verfertigen sich die Eingeborenen gewöhnlich Schilde, Panzer, Schüsseln und andere Geräthschaften. Das Fleisch wird gegessen, das Fett hoch geachtet, obwohl Europäer das eine wie das andere schlecht nennen. Hier und da benutzt man, und sicherlich nicht ohne Erfolg, das Fett zu Salben der verschiedensten Art, und auch das Mark der Knochen gilt hier und da als Heilmittel.
Ungleich plumper noch als Elefant und Nashorn ist das Fluß- oder Nilpferd, un- zweifelhaft das ungeschlachtetste aller Landsäugethiere überhaupt. Jn der Vorzeit hatte auch dieses Geschöpf mehrere ihm sehr nahe Verwandte; gegenwärtig steht es wohl allein für sich da. Man hat zwar in der letzten Zeit von einer kleinen Art im Westen Afrikas gesprochen, welche kaum größer als ein Schwein, und noch außerdem durch den Kopfbau wesentlich von dem eigentlichen Rilpferd unterschieden sein soll; doch müssen nähere Berichte abgewartet werden, ehe wir das liberische Flußpferd anerkennen dürfen.
Das Nil- oder Flußpferd (Hippopotamus amphibius) hat vier Hufe an jedem Fuße, eine breite, stumpfe, nicht rüsselartig verlängerte Schnauze und eine nackte Haut. Jm Kiefer stehen zwei bis drei Schneidezähne, ein Eckzahn und sieben Backzähne in jeder Reihe. Das Geripp ist außerordentlich schwer- fällig in allen seinen Theilen. Der Schädel ist fast vierseitig, flach und niedergedrückt, der Hirntheil klein; die übrigen Knochen sind dick und schwer. Besonders auffallend sind die Zähne. Sie unter- scheiden sich von denen aller übrigen bekannten Dickhäuter und erinnern nur entfernt an das Gebiß der Schweine. Besonders ausgezeichnet sind die ungeheuren, halbkreisförmig gebogenen Eckzähne des Unterkiefers, welche bei alten Männchen bis dritthalb Fuß lang werden können. Die oberen sind viel kleiner, aber ebenfalls gekrümmt und an der Spitze schief abgestutzt. Trotz der ungeheuren Größe ragen diese Zähne aber doch nicht aus der Schnauze hervor.
Der Name Flußpferd, eine Uebersetzung der altgriechischen Benennung unseres Thieres, bezeich- net das plumpe Geschöpf sehr schlecht; denn sein Leibesbau hat weit mehr Aehnlichkeit mit einem riesigen, unförmigen Mastschweine, als mit jedem anderen Geschöpfe. Schon der arabische Name "Djamuhs el Bahhr", welcher Flußbüffel bedeutet, ist weit besser, als der bei uns gebräuchliche, obgleich die Aehnlichkeit zwischen Flußpferd und Büffel auch nur gering ist. Mehr als alles Uebrige unterscheidet der Kopf, auch abgesehen von dem Gebiß, das Nilpferd von anderen Geschöpfen. Er ist von fast viereckiger Gestalt und durch die lange, hohe, außerordentlich breite und aufgeschwollene Schnauze ausgezeichnet. Diese ist zwar unförmlich wie das ganze Thier, aber dennoch sonderbar gestaltet. Jhr Obertheil ist sehr platt und hinten auch ziemlich schmal, er verbreitert sich aber von dort aus nach vorn und fällt sogleich in Gestalt der Oberlippe seitlich tief herab, so den Mund all- seitig deckend und schließend. Die Nasenlöcher stehen schief zusammen und ziemlich weit hinten, hoch oben am Kopfe, nur wenig vor und unterhalb den Ohren. Der schwerfällige und dicke Leib ist lang- gestreckt, fast drehrund, nur in der Mitte etwas verdickt. Der Rücken erhebt sich am Kreuze mehr, als am Widerrist. Der Bauch hängt in der Mitte soweit herab, daß er den Boden berührt, wenn das Thier mit seinen unverhältnißmäßig kurzen Beinen über schlammigen Boden läuft. Selbst bei ausgewachsenen Nilpferden sind die Beine nicht höher als zwei Fuß. Der Schwanz ist kurz und dünn, an seiner äußersten Spitze seitlich zusammengedrückt, am Ende mit kurzen, drahtähnlichen Borsten bedeckt. Der übrige Körper ist beinahe nackt; denn auf der über zolldicken und starken Haut,
Die Vielhufer oder Dickhäuter. — Das Nil- oder Flußpferd.
füllen läßt, welcher als Freundſchaftstrank jedem Ankommenden gereicht wird, und es ſcheint faſt, als nähme der Wirth eine ſo beiſpielloſe Ungezogenheit gar nicht übel. Noch häuſiger wird das Horn zu den Griffen der koſtbaren Säbel verwendet. Wenn es ordentlich geglättet und gut gewählt iſt, zeigt es eine unbeſchreiblich ſchöne, ſanft röthlichgelbe Farbe, welche mit Recht als ein beſonderer Schmuck der Waffen betrachtet wird. Aus der Haut verfertigen ſich die Eingeborenen gewöhnlich Schilde, Panzer, Schüſſeln und andere Geräthſchaften. Das Fleiſch wird gegeſſen, das Fett hoch geachtet, obwohl Europäer das eine wie das andere ſchlecht nennen. Hier und da benutzt man, und ſicherlich nicht ohne Erfolg, das Fett zu Salben der verſchiedenſten Art, und auch das Mark der Knochen gilt hier und da als Heilmittel.
Ungleich plumper noch als Elefant und Nashorn iſt das Fluß- oder Nilpferd, un- zweifelhaft das ungeſchlachtetſte aller Landſäugethiere überhaupt. Jn der Vorzeit hatte auch dieſes Geſchöpf mehrere ihm ſehr nahe Verwandte; gegenwärtig ſteht es wohl allein für ſich da. Man hat zwar in der letzten Zeit von einer kleinen Art im Weſten Afrikas geſprochen, welche kaum größer als ein Schwein, und noch außerdem durch den Kopfbau weſentlich von dem eigentlichen Rilpferd unterſchieden ſein ſoll; doch müſſen nähere Berichte abgewartet werden, ehe wir das liberiſche Flußpferd anerkennen dürfen.
Das Nil- oder Flußpferd (Hippopotamus amphibius) hat vier Hufe an jedem Fuße, eine breite, ſtumpfe, nicht rüſſelartig verlängerte Schnauze und eine nackte Haut. Jm Kiefer ſtehen zwei bis drei Schneidezähne, ein Eckzahn und ſieben Backzähne in jeder Reihe. Das Geripp iſt außerordentlich ſchwer- fällig in allen ſeinen Theilen. Der Schädel iſt faſt vierſeitig, flach und niedergedrückt, der Hirntheil klein; die übrigen Knochen ſind dick und ſchwer. Beſonders auffallend ſind die Zähne. Sie unter- ſcheiden ſich von denen aller übrigen bekannten Dickhäuter und erinnern nur entfernt an das Gebiß der Schweine. Beſonders ausgezeichnet ſind die ungeheuren, halbkreisförmig gebogenen Eckzähne des Unterkiefers, welche bei alten Männchen bis dritthalb Fuß lang werden können. Die oberen ſind viel kleiner, aber ebenfalls gekrümmt und an der Spitze ſchief abgeſtutzt. Trotz der ungeheuren Größe ragen dieſe Zähne aber doch nicht aus der Schnauze hervor.
Der Name Flußpferd, eine Ueberſetzung der altgriechiſchen Benennung unſeres Thieres, bezeich- net das plumpe Geſchöpf ſehr ſchlecht; denn ſein Leibesbau hat weit mehr Aehnlichkeit mit einem rieſigen, unförmigen Maſtſchweine, als mit jedem anderen Geſchöpfe. Schon der arabiſche Name „Djamuhs el Bahhr‟, welcher Flußbüffel bedeutet, iſt weit beſſer, als der bei uns gebräuchliche, obgleich die Aehnlichkeit zwiſchen Flußpferd und Büffel auch nur gering iſt. Mehr als alles Uebrige unterſcheidet der Kopf, auch abgeſehen von dem Gebiß, das Nilpferd von anderen Geſchöpfen. Er iſt von faſt viereckiger Geſtalt und durch die lange, hohe, außerordentlich breite und aufgeſchwollene Schnauze ausgezeichnet. Dieſe iſt zwar unförmlich wie das ganze Thier, aber dennoch ſonderbar geſtaltet. Jhr Obertheil iſt ſehr platt und hinten auch ziemlich ſchmal, er verbreitert ſich aber von dort aus nach vorn und fällt ſogleich in Geſtalt der Oberlippe ſeitlich tief herab, ſo den Mund all- ſeitig deckend und ſchließend. Die Naſenlöcher ſtehen ſchief zuſammen und ziemlich weit hinten, hoch oben am Kopfe, nur wenig vor und unterhalb den Ohren. Der ſchwerfällige und dicke Leib iſt lang- geſtreckt, faſt drehrund, nur in der Mitte etwas verdickt. Der Rücken erhebt ſich am Kreuze mehr, als am Widerriſt. Der Bauch hängt in der Mitte ſoweit herab, daß er den Boden berührt, wenn das Thier mit ſeinen unverhältnißmäßig kurzen Beinen über ſchlammigen Boden läuft. Selbſt bei ausgewachſenen Nilpferden ſind die Beine nicht höher als zwei Fuß. Der Schwanz iſt kurz und dünn, an ſeiner äußerſten Spitze ſeitlich zuſammengedrückt, am Ende mit kurzen, drahtähnlichen Borſten bedeckt. Der übrige Körper iſt beinahe nackt; denn auf der über zolldicken und ſtarken Haut,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0812"n="766"/><fwplace="top"type="header">Die Vielhufer oder Dickhäuter. — Das Nil- oder Flußpferd.</fw><lb/>
füllen läßt, welcher als Freundſchaftstrank jedem Ankommenden gereicht wird, und es ſcheint faſt,<lb/>
als nähme der Wirth eine ſo beiſpielloſe Ungezogenheit gar nicht übel. Noch häuſiger wird das<lb/>
Horn zu den Griffen der koſtbaren Säbel verwendet. Wenn es ordentlich geglättet und gut gewählt<lb/>
iſt, zeigt es eine unbeſchreiblich ſchöne, ſanft röthlichgelbe Farbe, welche mit Recht als ein beſonderer<lb/>
Schmuck der Waffen betrachtet wird. Aus der Haut verfertigen ſich die Eingeborenen gewöhnlich<lb/>
Schilde, Panzer, Schüſſeln und andere Geräthſchaften. Das Fleiſch wird gegeſſen, das Fett hoch<lb/>
geachtet, obwohl Europäer das eine wie das andere ſchlecht nennen. Hier und da benutzt man, und<lb/>ſicherlich nicht ohne Erfolg, das Fett zu Salben der verſchiedenſten Art, und auch das Mark der<lb/>
Knochen gilt hier und da als Heilmittel.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Ungleich plumper noch als <hirendition="#g">Elefant</hi> und <hirendition="#g">Nashorn</hi> iſt das <hirendition="#g">Fluß-</hi> oder <hirendition="#g">Nilpferd,</hi> un-<lb/>
zweifelhaft das ungeſchlachtetſte aller Landſäugethiere überhaupt. Jn der Vorzeit hatte auch dieſes<lb/>
Geſchöpf mehrere ihm ſehr nahe Verwandte; gegenwärtig ſteht es wohl allein für ſich da. Man hat<lb/>
zwar in der letzten Zeit von einer kleinen Art im Weſten Afrikas geſprochen, welche kaum größer als<lb/>
ein Schwein, und noch außerdem durch den Kopfbau weſentlich von dem eigentlichen Rilpferd<lb/>
unterſchieden ſein ſoll; doch müſſen nähere Berichte abgewartet werden, ehe wir das <hirendition="#g">liberiſche<lb/>
Flußpferd</hi> anerkennen dürfen.</p><lb/><p>Das <hirendition="#g">Nil-</hi> oder <hirendition="#g">Flußpferd</hi> (<hirendition="#aq">Hippopotamus amphibius</hi>) hat vier Hufe an jedem Fuße, eine breite,<lb/>ſtumpfe, nicht rüſſelartig verlängerte Schnauze und eine nackte Haut. Jm Kiefer ſtehen zwei bis drei<lb/>
Schneidezähne, ein Eckzahn und ſieben Backzähne in jeder Reihe. Das Geripp iſt außerordentlich ſchwer-<lb/>
fällig in allen ſeinen Theilen. Der Schädel iſt faſt vierſeitig, flach und niedergedrückt, der Hirntheil<lb/>
klein; die übrigen Knochen ſind dick und ſchwer. Beſonders auffallend ſind die Zähne. Sie unter-<lb/>ſcheiden ſich von denen aller übrigen bekannten Dickhäuter und erinnern nur entfernt an das Gebiß<lb/>
der Schweine. Beſonders ausgezeichnet ſind die ungeheuren, halbkreisförmig gebogenen Eckzähne<lb/>
des Unterkiefers, welche bei alten Männchen bis dritthalb Fuß lang werden können. Die oberen ſind<lb/>
viel kleiner, aber ebenfalls gekrümmt und an der Spitze ſchief abgeſtutzt. Trotz der ungeheuren<lb/>
Größe ragen dieſe Zähne aber doch nicht aus der Schnauze hervor.</p><lb/><p>Der Name Flußpferd, eine Ueberſetzung der altgriechiſchen Benennung unſeres Thieres, bezeich-<lb/>
net das plumpe Geſchöpf ſehr ſchlecht; denn ſein Leibesbau hat weit mehr Aehnlichkeit mit einem<lb/>
rieſigen, unförmigen Maſtſchweine, als mit jedem anderen Geſchöpfe. Schon der arabiſche Name<lb/>„Djamuhs el Bahhr‟, welcher <hirendition="#g">Flußbüffel</hi> bedeutet, iſt weit beſſer, als der bei uns gebräuchliche,<lb/>
obgleich die Aehnlichkeit zwiſchen Flußpferd und Büffel auch nur gering iſt. Mehr als alles Uebrige<lb/>
unterſcheidet der Kopf, auch abgeſehen von dem Gebiß, das Nilpferd von anderen Geſchöpfen. Er<lb/>
iſt von faſt viereckiger Geſtalt und durch die lange, hohe, außerordentlich breite und aufgeſchwollene<lb/>
Schnauze ausgezeichnet. Dieſe iſt zwar unförmlich wie das ganze Thier, aber dennoch ſonderbar<lb/>
geſtaltet. Jhr Obertheil iſt ſehr platt und hinten auch ziemlich ſchmal, er verbreitert ſich aber von<lb/>
dort aus nach vorn und fällt ſogleich in Geſtalt der Oberlippe ſeitlich tief herab, ſo den Mund all-<lb/>ſeitig deckend und ſchließend. Die Naſenlöcher ſtehen ſchief zuſammen und ziemlich weit hinten, hoch<lb/>
oben am Kopfe, nur wenig vor und unterhalb den Ohren. Der ſchwerfällige und dicke Leib iſt lang-<lb/>
geſtreckt, faſt drehrund, nur in der Mitte etwas verdickt. Der Rücken erhebt ſich am Kreuze<lb/>
mehr, als am Widerriſt. Der Bauch hängt in der Mitte ſoweit herab, daß er den Boden berührt,<lb/>
wenn das Thier mit ſeinen unverhältnißmäßig kurzen Beinen über ſchlammigen Boden läuft. Selbſt<lb/>
bei ausgewachſenen Nilpferden ſind die Beine nicht höher als zwei Fuß. Der Schwanz iſt kurz und<lb/>
dünn, an ſeiner äußerſten Spitze ſeitlich zuſammengedrückt, am Ende mit kurzen, drahtähnlichen<lb/>
Borſten bedeckt. Der übrige Körper iſt beinahe nackt; denn auf der über zolldicken und ſtarken Haut,<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[766/0812]
Die Vielhufer oder Dickhäuter. — Das Nil- oder Flußpferd.
füllen läßt, welcher als Freundſchaftstrank jedem Ankommenden gereicht wird, und es ſcheint faſt,
als nähme der Wirth eine ſo beiſpielloſe Ungezogenheit gar nicht übel. Noch häuſiger wird das
Horn zu den Griffen der koſtbaren Säbel verwendet. Wenn es ordentlich geglättet und gut gewählt
iſt, zeigt es eine unbeſchreiblich ſchöne, ſanft röthlichgelbe Farbe, welche mit Recht als ein beſonderer
Schmuck der Waffen betrachtet wird. Aus der Haut verfertigen ſich die Eingeborenen gewöhnlich
Schilde, Panzer, Schüſſeln und andere Geräthſchaften. Das Fleiſch wird gegeſſen, das Fett hoch
geachtet, obwohl Europäer das eine wie das andere ſchlecht nennen. Hier und da benutzt man, und
ſicherlich nicht ohne Erfolg, das Fett zu Salben der verſchiedenſten Art, und auch das Mark der
Knochen gilt hier und da als Heilmittel.
Ungleich plumper noch als Elefant und Nashorn iſt das Fluß- oder Nilpferd, un-
zweifelhaft das ungeſchlachtetſte aller Landſäugethiere überhaupt. Jn der Vorzeit hatte auch dieſes
Geſchöpf mehrere ihm ſehr nahe Verwandte; gegenwärtig ſteht es wohl allein für ſich da. Man hat
zwar in der letzten Zeit von einer kleinen Art im Weſten Afrikas geſprochen, welche kaum größer als
ein Schwein, und noch außerdem durch den Kopfbau weſentlich von dem eigentlichen Rilpferd
unterſchieden ſein ſoll; doch müſſen nähere Berichte abgewartet werden, ehe wir das liberiſche
Flußpferd anerkennen dürfen.
Das Nil- oder Flußpferd (Hippopotamus amphibius) hat vier Hufe an jedem Fuße, eine breite,
ſtumpfe, nicht rüſſelartig verlängerte Schnauze und eine nackte Haut. Jm Kiefer ſtehen zwei bis drei
Schneidezähne, ein Eckzahn und ſieben Backzähne in jeder Reihe. Das Geripp iſt außerordentlich ſchwer-
fällig in allen ſeinen Theilen. Der Schädel iſt faſt vierſeitig, flach und niedergedrückt, der Hirntheil
klein; die übrigen Knochen ſind dick und ſchwer. Beſonders auffallend ſind die Zähne. Sie unter-
ſcheiden ſich von denen aller übrigen bekannten Dickhäuter und erinnern nur entfernt an das Gebiß
der Schweine. Beſonders ausgezeichnet ſind die ungeheuren, halbkreisförmig gebogenen Eckzähne
des Unterkiefers, welche bei alten Männchen bis dritthalb Fuß lang werden können. Die oberen ſind
viel kleiner, aber ebenfalls gekrümmt und an der Spitze ſchief abgeſtutzt. Trotz der ungeheuren
Größe ragen dieſe Zähne aber doch nicht aus der Schnauze hervor.
Der Name Flußpferd, eine Ueberſetzung der altgriechiſchen Benennung unſeres Thieres, bezeich-
net das plumpe Geſchöpf ſehr ſchlecht; denn ſein Leibesbau hat weit mehr Aehnlichkeit mit einem
rieſigen, unförmigen Maſtſchweine, als mit jedem anderen Geſchöpfe. Schon der arabiſche Name
„Djamuhs el Bahhr‟, welcher Flußbüffel bedeutet, iſt weit beſſer, als der bei uns gebräuchliche,
obgleich die Aehnlichkeit zwiſchen Flußpferd und Büffel auch nur gering iſt. Mehr als alles Uebrige
unterſcheidet der Kopf, auch abgeſehen von dem Gebiß, das Nilpferd von anderen Geſchöpfen. Er
iſt von faſt viereckiger Geſtalt und durch die lange, hohe, außerordentlich breite und aufgeſchwollene
Schnauze ausgezeichnet. Dieſe iſt zwar unförmlich wie das ganze Thier, aber dennoch ſonderbar
geſtaltet. Jhr Obertheil iſt ſehr platt und hinten auch ziemlich ſchmal, er verbreitert ſich aber von
dort aus nach vorn und fällt ſogleich in Geſtalt der Oberlippe ſeitlich tief herab, ſo den Mund all-
ſeitig deckend und ſchließend. Die Naſenlöcher ſtehen ſchief zuſammen und ziemlich weit hinten, hoch
oben am Kopfe, nur wenig vor und unterhalb den Ohren. Der ſchwerfällige und dicke Leib iſt lang-
geſtreckt, faſt drehrund, nur in der Mitte etwas verdickt. Der Rücken erhebt ſich am Kreuze
mehr, als am Widerriſt. Der Bauch hängt in der Mitte ſoweit herab, daß er den Boden berührt,
wenn das Thier mit ſeinen unverhältnißmäßig kurzen Beinen über ſchlammigen Boden läuft. Selbſt
bei ausgewachſenen Nilpferden ſind die Beine nicht höher als zwei Fuß. Der Schwanz iſt kurz und
dünn, an ſeiner äußerſten Spitze ſeitlich zuſammengedrückt, am Ende mit kurzen, drahtähnlichen
Borſten bedeckt. Der übrige Körper iſt beinahe nackt; denn auf der über zolldicken und ſtarken Haut,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 766. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/812>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.