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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Die eigentlichen Hörnchen.
kätzchen, nur, daß es ein Nachtthier ist. Es ist sehr reinlich, putzt sich beständig und legt auch seinen
Unrath blos am Boden ab. Mit Eintritt der Kälte verfällt es in einen unterbrochenen Winterschlaf,
indem es bei kalten Tagen schläft, bei milderen aber wenigstens ein paar Stunden umherläuft und
Nahrung sucht. Es hat sich dann gewöhnlich eins seiner alten Nester zurechtgemacht oder den Horst
eines Vogels zur Schlafstätte hergerichtet. Sein eigenes Nest legt es in hohlen Bäumen an, so hoch
als möglich über dem Boden. Die ganze Höhlung füllt es mit zartem Mose aus, und mit dem-
selben Stoffe verwahrt und verstopft es auch den Eingang. Jn solchem Neste bringt es im Sommer
seine zwei bis drei Jungen zur Welt. Diese werden nackt und blind geboren und bleiben ziemlich
lange Zeit unbehilflich und pflegebedürftig im hohen Grade. Während des Tages hüllt sie die Mutter
in ihre Flatterhaut ein, um sie zu erwärmen und zugleich bequem säugen zu können; bei ihren nächt-
lichen Ausgängen bedeckt sie die Brut sorgsam mit Mos. Etwa sechs Tage nach ihrer Geburt
brechen ihnen die Nagezähne hervor, doch erst zehn Tage später öffnen sie die bisher geschlossenen
Aeuglein, und dann beginnt auch das Haar auf ihrem Leibe zu sprossen. Später nimmt sie die Alte
mit sich in den Wald, kehrt aber nach langer Zeit zu demselben Neste zurück, um während des
Tages dort Ruhe und Schutz zu suchen. Jm Herbst bauen oft viele ein einziges großes Nest, in
welchem sie gemeinschaftlich wohnen.

Obgleich das dünnhäutige, weichhaarige Fell blos ein schlechtes Pelzwerk liefert, welches
nur die Chinesen verwerthen, stellt man dem Thiere nach und tödtet es jeden Winter in Menge.
Es geht ziemlich leicht in Schlingen und zur Winterzeit in Fallen, welche man mit seiner Lieb-
lingsnahrung geködert hat. Sein am Fuße der Bäume oft in großer Menge angehäufter, dem
Mäusemist ähnlicher Unrath verräth es leicht seinen Verfolgern; denn außerdem ist es schwer, das rin-
denfarbige Thier auf den Bäumen zu entdecken.

Die Gefangenschaft hält das Flattereichhörnchen immer blos kurze Zeit aus. Man kann ihm seine
eigentliche Nahrung doch nicht so ersetzen, als man möchte, und die Zartheit des Thieres tritt hin-
dernd in den Weg. Doch hat man an einigen, die längere Zeit am Leben blieben, beobachtet, daß
sie sich einigermaßen zähmen lassen.

Der amerikanische Vertreter dieses Thieres ist der Assapan (Sciuropterus volucella), eine
der kleinsten Arten, von fünf Zoll Leibeslänge mit vierzölligem Schwanze, ausgezeichnet durch den
sehr dicken Kopf und die auffallend großen, schwarzen und vorstehenden Augen. Der weiche und
feine Pelz ist oben gelb bräunlich mit grau, an den Seiten des Halses lichter, auf den Pfoten
silberweiß und an der ganzen Unterseite weiß. Der Schwanz ist aschgrau mit bräunlichem An-
fluge, die Flughaut schwarz und weiß gerandet, das Auge mit einem schwärzlichgrauen Ringe um-
geben. Das Thier lebt gesellig in den Wäldern des gemäßigten und warmen Nordamerika, ganz in
der Weise der Ljutaga, legt sich aber oft große Nester aus Blättern in hohlen Bäumen an, in denen
ganze Gesellschaften schlafen und sich wärmen. Jung eingefangen läßt es sich leichter und besser
zähmen, als das vorhergehende.



Die wahren Eichhörnchen, deren deutsches Urbild wohl allgemein bekannt sein dürste,
zerfallen nun auch wieder in verschiedene Sippen, welche mehr oder weniger von einander abweichen,
hauptsächlich im Gebiß und in der Behaarung; die Lebensweise dagegen ist so ziemlich dieselbe, wenig-
stens ähneln sich hierin alle Arten, welche auf Bäumen leben, außerordentlich. Die erste Gruppe,
welche wir zu beobachten haben, begreift die eigentlichen Hörnchen (Sciurus) in sich. Jhre
Kennzeichen sind der lange Leib und der noch längere, meist buschig, oft zweizeilig behaarte Schwanz,
die ziemlich langen Ohren, die mit einem Nagel bedeckte Daumenwarze der Vorderfüße und die vier
Backenzähne in jeder Reihe, wenigstens im Alter (da in der Jugend noch ein fünfter dazukommt).
Unter ihnen ist natürlich der liebe Bekannte aus dem Walde, den wir so oft auch an unser Zimmer

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Die eigentlichen Hörnchen.
kätzchen, nur, daß es ein Nachtthier iſt. Es iſt ſehr reinlich, putzt ſich beſtändig und legt auch ſeinen
Unrath blos am Boden ab. Mit Eintritt der Kälte verfällt es in einen unterbrochenen Winterſchlaf,
indem es bei kalten Tagen ſchläft, bei milderen aber wenigſtens ein paar Stunden umherläuft und
Nahrung ſucht. Es hat ſich dann gewöhnlich eins ſeiner alten Neſter zurechtgemacht oder den Horſt
eines Vogels zur Schlafſtätte hergerichtet. Sein eigenes Neſt legt es in hohlen Bäumen an, ſo hoch
als möglich über dem Boden. Die ganze Höhlung füllt es mit zartem Moſe aus, und mit dem-
ſelben Stoffe verwahrt und verſtopft es auch den Eingang. Jn ſolchem Neſte bringt es im Sommer
ſeine zwei bis drei Jungen zur Welt. Dieſe werden nackt und blind geboren und bleiben ziemlich
lange Zeit unbehilflich und pflegebedürftig im hohen Grade. Während des Tages hüllt ſie die Mutter
in ihre Flatterhaut ein, um ſie zu erwärmen und zugleich bequem ſäugen zu können; bei ihren nächt-
lichen Ausgängen bedeckt ſie die Brut ſorgſam mit Mos. Etwa ſechs Tage nach ihrer Geburt
brechen ihnen die Nagezähne hervor, doch erſt zehn Tage ſpäter öffnen ſie die bisher geſchloſſenen
Aeuglein, und dann beginnt auch das Haar auf ihrem Leibe zu ſproſſen. Später nimmt ſie die Alte
mit ſich in den Wald, kehrt aber nach langer Zeit zu demſelben Neſte zurück, um während des
Tages dort Ruhe und Schutz zu ſuchen. Jm Herbſt bauen oft viele ein einziges großes Neſt, in
welchem ſie gemeinſchaftlich wohnen.

Obgleich das dünnhäutige, weichhaarige Fell blos ein ſchlechtes Pelzwerk liefert, welches
nur die Chineſen verwerthen, ſtellt man dem Thiere nach und tödtet es jeden Winter in Menge.
Es geht ziemlich leicht in Schlingen und zur Winterzeit in Fallen, welche man mit ſeiner Lieb-
lingsnahrung geködert hat. Sein am Fuße der Bäume oft in großer Menge angehäufter, dem
Mäuſemiſt ähnlicher Unrath verräth es leicht ſeinen Verfolgern; denn außerdem iſt es ſchwer, das rin-
denfarbige Thier auf den Bäumen zu entdecken.

Die Gefangenſchaft hält das Flattereichhörnchen immer blos kurze Zeit aus. Man kann ihm ſeine
eigentliche Nahrung doch nicht ſo erſetzen, als man möchte, und die Zartheit des Thieres tritt hin-
dernd in den Weg. Doch hat man an einigen, die längere Zeit am Leben blieben, beobachtet, daß
ſie ſich einigermaßen zähmen laſſen.

Der amerikaniſche Vertreter dieſes Thieres iſt der Aſſapan (Sciuropterus volucella), eine
der kleinſten Arten, von fünf Zoll Leibeslänge mit vierzölligem Schwanze, ausgezeichnet durch den
ſehr dicken Kopf und die auffallend großen, ſchwarzen und vorſtehenden Augen. Der weiche und
feine Pelz iſt oben gelb bräunlich mit grau, an den Seiten des Halſes lichter, auf den Pfoten
ſilberweiß und an der ganzen Unterſeite weiß. Der Schwanz iſt aſchgrau mit bräunlichem An-
fluge, die Flughaut ſchwarz und weiß gerandet, das Auge mit einem ſchwärzlichgrauen Ringe um-
geben. Das Thier lebt geſellig in den Wäldern des gemäßigten und warmen Nordamerika, ganz in
der Weiſe der Ljutaga, legt ſich aber oft große Neſter aus Blättern in hohlen Bäumen an, in denen
ganze Geſellſchaften ſchlafen und ſich wärmen. Jung eingefangen läßt es ſich leichter und beſſer
zähmen, als das vorhergehende.



Die wahren Eichhörnchen, deren deutſches Urbild wohl allgemein bekannt ſein dürſte,
zerfallen nun auch wieder in verſchiedene Sippen, welche mehr oder weniger von einander abweichen,
hauptſächlich im Gebiß und in der Behaarung; die Lebensweiſe dagegen iſt ſo ziemlich dieſelbe, wenig-
ſtens ähneln ſich hierin alle Arten, welche auf Bäumen leben, außerordentlich. Die erſte Gruppe,
welche wir zu beobachten haben, begreift die eigentlichen Hörnchen (Sciurus) in ſich. Jhre
Kennzeichen ſind der lange Leib und der noch längere, meiſt buſchig, oft zweizeilig behaarte Schwanz,
die ziemlich langen Ohren, die mit einem Nagel bedeckte Daumenwarze der Vorderfüße und die vier
Backenzähne in jeder Reihe, wenigſtens im Alter (da in der Jugend noch ein fünfter dazukommt).
Unter ihnen iſt natürlich der liebe Bekannte aus dem Walde, den wir ſo oft auch an unſer Zimmer

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[67/0081] Die eigentlichen Hörnchen. kätzchen, nur, daß es ein Nachtthier iſt. Es iſt ſehr reinlich, putzt ſich beſtändig und legt auch ſeinen Unrath blos am Boden ab. Mit Eintritt der Kälte verfällt es in einen unterbrochenen Winterſchlaf, indem es bei kalten Tagen ſchläft, bei milderen aber wenigſtens ein paar Stunden umherläuft und Nahrung ſucht. Es hat ſich dann gewöhnlich eins ſeiner alten Neſter zurechtgemacht oder den Horſt eines Vogels zur Schlafſtätte hergerichtet. Sein eigenes Neſt legt es in hohlen Bäumen an, ſo hoch als möglich über dem Boden. Die ganze Höhlung füllt es mit zartem Moſe aus, und mit dem- ſelben Stoffe verwahrt und verſtopft es auch den Eingang. Jn ſolchem Neſte bringt es im Sommer ſeine zwei bis drei Jungen zur Welt. Dieſe werden nackt und blind geboren und bleiben ziemlich lange Zeit unbehilflich und pflegebedürftig im hohen Grade. Während des Tages hüllt ſie die Mutter in ihre Flatterhaut ein, um ſie zu erwärmen und zugleich bequem ſäugen zu können; bei ihren nächt- lichen Ausgängen bedeckt ſie die Brut ſorgſam mit Mos. Etwa ſechs Tage nach ihrer Geburt brechen ihnen die Nagezähne hervor, doch erſt zehn Tage ſpäter öffnen ſie die bisher geſchloſſenen Aeuglein, und dann beginnt auch das Haar auf ihrem Leibe zu ſproſſen. Später nimmt ſie die Alte mit ſich in den Wald, kehrt aber nach langer Zeit zu demſelben Neſte zurück, um während des Tages dort Ruhe und Schutz zu ſuchen. Jm Herbſt bauen oft viele ein einziges großes Neſt, in welchem ſie gemeinſchaftlich wohnen. Obgleich das dünnhäutige, weichhaarige Fell blos ein ſchlechtes Pelzwerk liefert, welches nur die Chineſen verwerthen, ſtellt man dem Thiere nach und tödtet es jeden Winter in Menge. Es geht ziemlich leicht in Schlingen und zur Winterzeit in Fallen, welche man mit ſeiner Lieb- lingsnahrung geködert hat. Sein am Fuße der Bäume oft in großer Menge angehäufter, dem Mäuſemiſt ähnlicher Unrath verräth es leicht ſeinen Verfolgern; denn außerdem iſt es ſchwer, das rin- denfarbige Thier auf den Bäumen zu entdecken. Die Gefangenſchaft hält das Flattereichhörnchen immer blos kurze Zeit aus. Man kann ihm ſeine eigentliche Nahrung doch nicht ſo erſetzen, als man möchte, und die Zartheit des Thieres tritt hin- dernd in den Weg. Doch hat man an einigen, die längere Zeit am Leben blieben, beobachtet, daß ſie ſich einigermaßen zähmen laſſen. Der amerikaniſche Vertreter dieſes Thieres iſt der Aſſapan (Sciuropterus volucella), eine der kleinſten Arten, von fünf Zoll Leibeslänge mit vierzölligem Schwanze, ausgezeichnet durch den ſehr dicken Kopf und die auffallend großen, ſchwarzen und vorſtehenden Augen. Der weiche und feine Pelz iſt oben gelb bräunlich mit grau, an den Seiten des Halſes lichter, auf den Pfoten ſilberweiß und an der ganzen Unterſeite weiß. Der Schwanz iſt aſchgrau mit bräunlichem An- fluge, die Flughaut ſchwarz und weiß gerandet, das Auge mit einem ſchwärzlichgrauen Ringe um- geben. Das Thier lebt geſellig in den Wäldern des gemäßigten und warmen Nordamerika, ganz in der Weiſe der Ljutaga, legt ſich aber oft große Neſter aus Blättern in hohlen Bäumen an, in denen ganze Geſellſchaften ſchlafen und ſich wärmen. Jung eingefangen läßt es ſich leichter und beſſer zähmen, als das vorhergehende. Die wahren Eichhörnchen, deren deutſches Urbild wohl allgemein bekannt ſein dürſte, zerfallen nun auch wieder in verſchiedene Sippen, welche mehr oder weniger von einander abweichen, hauptſächlich im Gebiß und in der Behaarung; die Lebensweiſe dagegen iſt ſo ziemlich dieſelbe, wenig- ſtens ähneln ſich hierin alle Arten, welche auf Bäumen leben, außerordentlich. Die erſte Gruppe, welche wir zu beobachten haben, begreift die eigentlichen Hörnchen (Sciurus) in ſich. Jhre Kennzeichen ſind der lange Leib und der noch längere, meiſt buſchig, oft zweizeilig behaarte Schwanz, die ziemlich langen Ohren, die mit einem Nagel bedeckte Daumenwarze der Vorderfüße und die vier Backenzähne in jeder Reihe, wenigſtens im Alter (da in der Jugend noch ein fünfter dazukommt). Unter ihnen iſt natürlich der liebe Bekannte aus dem Walde, den wir ſo oft auch an unſer Zimmer 5 *

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/81>, abgerufen am 24.11.2024.