Sand gab, wälzte er sich in demselben herum, wie die Hühner es zu thun pflegen. Solange man ihn angebunden hielt, war er träge und schläfrig; sobald er aber freigelassen wurde, sprang er den ganzen Tag im Zimmer umher von einem Ort zum anderen, besonders gern auf den warmen Ofen, wo er sich behaglich hinstreckte. Sein Gehör war sehr leise: er konnte sowohl die Stimme, als auch den Gang von Denjenigen unterscheiden, gegen welche er besondere Neigung hatte. Den Ruf seines Herrn be- antwortete er mit einem leisen Pfeifen; dann kam er herbei und ließ sich gern in den Schoß nehmen und streicheln.
Die Beduinen des steinigten Arabiens lieben, wie bemerkt, das Fleisch der Klippschliefer im hohen Grade. Gefangene tödten sie sofort, weiden sie, wie die anderweitig mit dem Gewehr erlegten, an Ort und Stelle aus und füllen die Leibeshöhlen mit wohlriechenden Alpenkräutern an, theils um das Fleisch schmackhafter zu machen, theils um es länger vor der Verwesung zu bewahren. Eine sonstige Benutzung des Thieres kennen diese Leute nicht, wohl aber die Kapbewohner, welche auch Anderes vom Klippschliefer zu verwenden wissen. Noch heutigen Tages kommt die immer mit Harn gemischte Losung, welche von den holländischen Ansiedlern "Dassenpiß" oder Dachsharn genannt wird, unter dem Namen Hyraceum in den Handel, und selbst in Europa gibt es noch Aerzte, welche bei gewissen Nervenkrankheiten den "Dachsharn" als Arzneimittel verordnen. Schade nur, daß es auch mit diesem Mittel geht, wie mit vielen anderen, welche aus dem Thierreiche stammen: seine Wirkung beruht eben auf der Einbildung. Für den Fall aber, daß mit dem Hyraceum wirklich ein Geschäft zu machen ist, will ich meinen Lesern mittheilen, daß man auf fast allen Felsen der Bogosländer von jenem Arzneimittel soviel einsammeln kann, als man will. Die Klippschliefer leisten, Dank ihrer ge- segneten Freßlust, wirklich Erstaunliches in Erzeugung ihrer Losung. Sie liegt in verhältnißmäßig sehr großen Haufen auf allen Steinen, wo die Thiere sich umhergetrieben haben, und scheffelweise in gewissen Felsenspalten aufgespeichert.
Die Borstenthiere oder Schweine erscheinen, verglichen mit den schweren, massigen Ge- stalten ihrer Ordnung, als zierlich gebaute Dickhäuter. Jhr Rumpf ist seitlich zusammengedrückt, die Beine sind schlank und dünn, ihre Zehen paarig gestellt, die mittleren sind die größeren, reichen bis auf den Boden herab und tragen den Körper. Der Kopf ist fast kegelförmig mit vorn abgestumpf- ter Spitze, der Schwanz dünn, lang und geringelt, das Haarkleid borstig. Die lang gestreckte Schnauze endet in eine Rüsselscheibe, in welcher die Nasenlöcher liegen. Die Ohren sind mäßig groß, gewöhnlich aufrechtstehend, die Augen schief geschlitzt und verhältnißmäßig sehr klein. Beim Weibchen liegen in zwei Reihen zahlreiche Zitzen am Bauche. Das Geripp zeigt zierliche und leichte Formen. 13 bis 14 Wirbel tragen Rippen, 5 bis 6 sind rippenlos, 4 bis 6 bilden das Kreuzbein, 9 bis 20 den Schwanz. Am elften Wirbel sitzt das Zwerchfell. Die Rippen sind schmal und abgerundet. Bei sämmtlichen Schweinen sind alle drei Zahnarten in der oberen und unteren Reihe vorhanden. Die Zahl der Schneidezähne schwankt zwischen 2 und 3; doch fallen im Alter nicht selten diese Zähne aus. Jmmer sind Eckzähne vorhanden und zwar von sehr bezeichnender Gestalt, weshalb sie auch den Namen "Hauer" erhalten haben. Sie sind dreikantig, stark, gekrümmt und nach oben gebogen, die des Unterkiefers sowohl, als die des oberen, nur sind letztere kleiner, als die unteren. Sie bilden die furchtbarste Wasse des Schweins. Die übrigen Zähne sind einfach zusammengedrückt, gegen die Mahlzähne breit, mit vielen Höckern besetzt; ihre Zahl wechselt. Unter den Muskeln fallen die auf, welche die Lippen bewegen; namentlich die der Oberlippe sind sehr stark und verleihen dem Rüssel Kraft zum Wühlen. Außerdem besitzen die Schweine bedeutend entwickelte Speicheldrüsen, einen rundlichen Magen mit großem Blindsack und einen Darmschlauch, welcher etwa zehn Mal länger ist, als der Leib des Thieres. Unter der Haut bildet sich bei reichlicher Nahrung eine Specklage, deren Dicke bis zu mehreren Zollen ansteigen kann.
Die Vielhufer oder Dickhäuter. — Die Schweine.
Sand gab, wälzte er ſich in demſelben herum, wie die Hühner es zu thun pflegen. Solange man ihn angebunden hielt, war er träge und ſchläfrig; ſobald er aber freigelaſſen wurde, ſprang er den ganzen Tag im Zimmer umher von einem Ort zum anderen, beſonders gern auf den warmen Ofen, wo er ſich behaglich hinſtreckte. Sein Gehör war ſehr leiſe: er konnte ſowohl die Stimme, als auch den Gang von Denjenigen unterſcheiden, gegen welche er beſondere Neigung hatte. Den Ruf ſeines Herrn be- antwortete er mit einem leiſen Pfeifen; dann kam er herbei und ließ ſich gern in den Schoß nehmen und ſtreicheln.
Die Beduinen des ſteinigten Arabiens lieben, wie bemerkt, das Fleiſch der Klippſchliefer im hohen Grade. Gefangene tödten ſie ſofort, weiden ſie, wie die anderweitig mit dem Gewehr erlegten, an Ort und Stelle aus und füllen die Leibeshöhlen mit wohlriechenden Alpenkräutern an, theils um das Fleiſch ſchmackhafter zu machen, theils um es länger vor der Verweſung zu bewahren. Eine ſonſtige Benutzung des Thieres kennen dieſe Leute nicht, wohl aber die Kapbewohner, welche auch Anderes vom Klippſchliefer zu verwenden wiſſen. Noch heutigen Tages kommt die immer mit Harn gemiſchte Loſung, welche von den holländiſchen Anſiedlern „Daſſenpiß‟ oder Dachsharn genannt wird, unter dem Namen Hyraceum in den Handel, und ſelbſt in Europa gibt es noch Aerzte, welche bei gewiſſen Nervenkrankheiten den „Dachsharn‟ als Arzneimittel verordnen. Schade nur, daß es auch mit dieſem Mittel geht, wie mit vielen anderen, welche aus dem Thierreiche ſtammen: ſeine Wirkung beruht eben auf der Einbildung. Für den Fall aber, daß mit dem Hyraceum wirklich ein Geſchäft zu machen iſt, will ich meinen Leſern mittheilen, daß man auf faſt allen Felſen der Bogosländer von jenem Arzneimittel ſoviel einſammeln kann, als man will. Die Klippſchliefer leiſten, Dank ihrer ge- ſegneten Freßluſt, wirklich Erſtaunliches in Erzeugung ihrer Loſung. Sie liegt in verhältnißmäßig ſehr großen Haufen auf allen Steinen, wo die Thiere ſich umhergetrieben haben, und ſcheffelweiſe in gewiſſen Felſenſpalten aufgeſpeichert.
Die Borſtenthiere oder Schweine erſcheinen, verglichen mit den ſchweren, maſſigen Ge- ſtalten ihrer Ordnung, als zierlich gebaute Dickhäuter. Jhr Rumpf iſt ſeitlich zuſammengedrückt, die Beine ſind ſchlank und dünn, ihre Zehen paarig geſtellt, die mittleren ſind die größeren, reichen bis auf den Boden herab und tragen den Körper. Der Kopf iſt faſt kegelförmig mit vorn abgeſtumpf- ter Spitze, der Schwanz dünn, lang und geringelt, das Haarkleid borſtig. Die lang geſtreckte Schnauze endet in eine Rüſſelſcheibe, in welcher die Naſenlöcher liegen. Die Ohren ſind mäßig groß, gewöhnlich aufrechtſtehend, die Augen ſchief geſchlitzt und verhältnißmäßig ſehr klein. Beim Weibchen liegen in zwei Reihen zahlreiche Zitzen am Bauche. Das Geripp zeigt zierliche und leichte Formen. 13 bis 14 Wirbel tragen Rippen, 5 bis 6 ſind rippenlos, 4 bis 6 bilden das Kreuzbein, 9 bis 20 den Schwanz. Am elften Wirbel ſitzt das Zwerchfell. Die Rippen ſind ſchmal und abgerundet. Bei ſämmtlichen Schweinen ſind alle drei Zahnarten in der oberen und unteren Reihe vorhanden. Die Zahl der Schneidezähne ſchwankt zwiſchen 2 und 3; doch fallen im Alter nicht ſelten dieſe Zähne aus. Jmmer ſind Eckzähne vorhanden und zwar von ſehr bezeichnender Geſtalt, weshalb ſie auch den Namen „Hauer‟ erhalten haben. Sie ſind dreikantig, ſtark, gekrümmt und nach oben gebogen, die des Unterkiefers ſowohl, als die des oberen, nur ſind letztere kleiner, als die unteren. Sie bilden die furchtbarſte Waſſe des Schweins. Die übrigen Zähne ſind einfach zuſammengedrückt, gegen die Mahlzähne breit, mit vielen Höckern beſetzt; ihre Zahl wechſelt. Unter den Muskeln fallen die auf, welche die Lippen bewegen; namentlich die der Oberlippe ſind ſehr ſtark und verleihen dem Rüſſel Kraft zum Wühlen. Außerdem beſitzen die Schweine bedeutend entwickelte Speicheldrüſen, einen rundlichen Magen mit großem Blindſack und einen Darmſchlauch, welcher etwa zehn Mal länger iſt, als der Leib des Thieres. Unter der Haut bildet ſich bei reichlicher Nahrung eine Specklage, deren Dicke bis zu mehreren Zollen anſteigen kann.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0766"n="726"/><fwplace="top"type="header">Die Vielhufer oder Dickhäuter. — Die Schweine.</fw><lb/>
Sand gab, wälzte er ſich in demſelben herum, wie die Hühner es zu thun pflegen. Solange man ihn<lb/>
angebunden hielt, war er träge und ſchläfrig; ſobald er aber freigelaſſen wurde, ſprang er den ganzen<lb/>
Tag im Zimmer umher von einem Ort zum anderen, beſonders gern auf den warmen Ofen, wo er ſich<lb/>
behaglich hinſtreckte. Sein Gehör war ſehr leiſe: er konnte ſowohl die Stimme, als auch den Gang<lb/>
von Denjenigen unterſcheiden, gegen welche er beſondere Neigung hatte. Den Ruf ſeines Herrn be-<lb/>
antwortete er mit einem leiſen Pfeifen; dann kam er herbei und ließ ſich gern in den Schoß nehmen<lb/>
und ſtreicheln.</p><lb/><p>Die Beduinen des ſteinigten Arabiens lieben, wie bemerkt, das Fleiſch der Klippſchliefer im hohen<lb/>
Grade. Gefangene tödten ſie ſofort, weiden ſie, wie die anderweitig mit dem Gewehr erlegten, an<lb/>
Ort und Stelle aus und füllen die Leibeshöhlen mit wohlriechenden Alpenkräutern an, theils um das<lb/>
Fleiſch ſchmackhafter zu machen, theils um es länger vor der Verweſung zu bewahren. Eine ſonſtige<lb/>
Benutzung des Thieres kennen dieſe Leute nicht, wohl aber die Kapbewohner, welche auch Anderes<lb/>
vom Klippſchliefer zu verwenden wiſſen. Noch heutigen Tages kommt die immer mit Harn gemiſchte<lb/>
Loſung, welche von den holländiſchen Anſiedlern „Daſſenpiß‟ oder Dachsharn genannt wird, unter<lb/>
dem Namen <hirendition="#aq">Hyraceum</hi> in den Handel, und ſelbſt in Europa gibt es noch Aerzte, welche bei gewiſſen<lb/>
Nervenkrankheiten den „Dachsharn‟ als Arzneimittel verordnen. Schade nur, daß es auch mit dieſem<lb/>
Mittel geht, wie mit vielen anderen, welche aus dem Thierreiche ſtammen: ſeine Wirkung beruht<lb/>
eben auf der Einbildung. Für den Fall aber, daß mit dem <hirendition="#aq">Hyraceum</hi> wirklich ein Geſchäft zu<lb/>
machen iſt, will ich meinen Leſern mittheilen, daß man auf faſt allen Felſen der Bogosländer von<lb/>
jenem Arzneimittel ſoviel einſammeln kann, als man will. Die Klippſchliefer leiſten, Dank ihrer ge-<lb/>ſegneten Freßluſt, wirklich Erſtaunliches in Erzeugung ihrer Loſung. Sie liegt in verhältnißmäßig<lb/>ſehr großen Haufen auf allen Steinen, wo die Thiere ſich umhergetrieben haben, und ſcheffelweiſe in<lb/>
gewiſſen Felſenſpalten aufgeſpeichert.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Die <hirendition="#g">Borſtenthiere</hi> oder <hirendition="#g">Schweine</hi> erſcheinen, verglichen mit den ſchweren, maſſigen Ge-<lb/>ſtalten ihrer Ordnung, als zierlich gebaute Dickhäuter. Jhr Rumpf iſt ſeitlich zuſammengedrückt, die<lb/>
Beine ſind ſchlank und dünn, ihre Zehen paarig geſtellt, die mittleren ſind die größeren, reichen bis<lb/>
auf den Boden herab und tragen den Körper. Der Kopf iſt faſt kegelförmig mit vorn abgeſtumpf-<lb/>
ter Spitze, der Schwanz dünn, lang und geringelt, das Haarkleid borſtig. Die lang geſtreckte<lb/>
Schnauze endet in eine Rüſſelſcheibe, in welcher die Naſenlöcher liegen. Die Ohren ſind mäßig groß,<lb/>
gewöhnlich aufrechtſtehend, die Augen ſchief geſchlitzt und verhältnißmäßig ſehr klein. Beim Weibchen<lb/>
liegen in zwei Reihen zahlreiche Zitzen am Bauche. Das Geripp zeigt zierliche und leichte Formen.<lb/>
13 bis 14 Wirbel tragen Rippen, 5 bis 6 ſind rippenlos, 4 bis 6 bilden das Kreuzbein, 9 bis 20<lb/>
den Schwanz. Am elften Wirbel ſitzt das Zwerchfell. Die Rippen ſind ſchmal und abgerundet.<lb/>
Bei ſämmtlichen Schweinen ſind alle drei Zahnarten in der oberen und unteren Reihe vorhanden.<lb/>
Die Zahl der Schneidezähne ſchwankt zwiſchen 2 und 3; doch fallen im Alter nicht ſelten dieſe Zähne<lb/>
aus. Jmmer ſind Eckzähne vorhanden und zwar von ſehr bezeichnender Geſtalt, weshalb ſie auch<lb/>
den Namen „Hauer‟ erhalten haben. Sie ſind dreikantig, ſtark, gekrümmt und nach oben gebogen,<lb/>
die des Unterkiefers ſowohl, als die des oberen, nur ſind letztere kleiner, als die unteren. Sie bilden<lb/>
die furchtbarſte Waſſe des Schweins. Die übrigen Zähne ſind einfach zuſammengedrückt, gegen die<lb/>
Mahlzähne breit, mit vielen Höckern beſetzt; ihre Zahl wechſelt. Unter den Muskeln fallen die auf,<lb/>
welche die Lippen bewegen; namentlich die der Oberlippe ſind ſehr ſtark und verleihen dem Rüſſel<lb/>
Kraft zum Wühlen. Außerdem beſitzen die Schweine bedeutend entwickelte Speicheldrüſen, einen<lb/>
rundlichen Magen mit großem Blindſack und einen Darmſchlauch, welcher etwa zehn Mal länger iſt,<lb/>
als der Leib des Thieres. Unter der Haut bildet ſich bei reichlicher Nahrung eine Specklage, deren<lb/>
Dicke bis zu mehreren Zollen anſteigen kann.</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[726/0766]
Die Vielhufer oder Dickhäuter. — Die Schweine.
Sand gab, wälzte er ſich in demſelben herum, wie die Hühner es zu thun pflegen. Solange man ihn
angebunden hielt, war er träge und ſchläfrig; ſobald er aber freigelaſſen wurde, ſprang er den ganzen
Tag im Zimmer umher von einem Ort zum anderen, beſonders gern auf den warmen Ofen, wo er ſich
behaglich hinſtreckte. Sein Gehör war ſehr leiſe: er konnte ſowohl die Stimme, als auch den Gang
von Denjenigen unterſcheiden, gegen welche er beſondere Neigung hatte. Den Ruf ſeines Herrn be-
antwortete er mit einem leiſen Pfeifen; dann kam er herbei und ließ ſich gern in den Schoß nehmen
und ſtreicheln.
Die Beduinen des ſteinigten Arabiens lieben, wie bemerkt, das Fleiſch der Klippſchliefer im hohen
Grade. Gefangene tödten ſie ſofort, weiden ſie, wie die anderweitig mit dem Gewehr erlegten, an
Ort und Stelle aus und füllen die Leibeshöhlen mit wohlriechenden Alpenkräutern an, theils um das
Fleiſch ſchmackhafter zu machen, theils um es länger vor der Verweſung zu bewahren. Eine ſonſtige
Benutzung des Thieres kennen dieſe Leute nicht, wohl aber die Kapbewohner, welche auch Anderes
vom Klippſchliefer zu verwenden wiſſen. Noch heutigen Tages kommt die immer mit Harn gemiſchte
Loſung, welche von den holländiſchen Anſiedlern „Daſſenpiß‟ oder Dachsharn genannt wird, unter
dem Namen Hyraceum in den Handel, und ſelbſt in Europa gibt es noch Aerzte, welche bei gewiſſen
Nervenkrankheiten den „Dachsharn‟ als Arzneimittel verordnen. Schade nur, daß es auch mit dieſem
Mittel geht, wie mit vielen anderen, welche aus dem Thierreiche ſtammen: ſeine Wirkung beruht
eben auf der Einbildung. Für den Fall aber, daß mit dem Hyraceum wirklich ein Geſchäft zu
machen iſt, will ich meinen Leſern mittheilen, daß man auf faſt allen Felſen der Bogosländer von
jenem Arzneimittel ſoviel einſammeln kann, als man will. Die Klippſchliefer leiſten, Dank ihrer ge-
ſegneten Freßluſt, wirklich Erſtaunliches in Erzeugung ihrer Loſung. Sie liegt in verhältnißmäßig
ſehr großen Haufen auf allen Steinen, wo die Thiere ſich umhergetrieben haben, und ſcheffelweiſe in
gewiſſen Felſenſpalten aufgeſpeichert.
Die Borſtenthiere oder Schweine erſcheinen, verglichen mit den ſchweren, maſſigen Ge-
ſtalten ihrer Ordnung, als zierlich gebaute Dickhäuter. Jhr Rumpf iſt ſeitlich zuſammengedrückt, die
Beine ſind ſchlank und dünn, ihre Zehen paarig geſtellt, die mittleren ſind die größeren, reichen bis
auf den Boden herab und tragen den Körper. Der Kopf iſt faſt kegelförmig mit vorn abgeſtumpf-
ter Spitze, der Schwanz dünn, lang und geringelt, das Haarkleid borſtig. Die lang geſtreckte
Schnauze endet in eine Rüſſelſcheibe, in welcher die Naſenlöcher liegen. Die Ohren ſind mäßig groß,
gewöhnlich aufrechtſtehend, die Augen ſchief geſchlitzt und verhältnißmäßig ſehr klein. Beim Weibchen
liegen in zwei Reihen zahlreiche Zitzen am Bauche. Das Geripp zeigt zierliche und leichte Formen.
13 bis 14 Wirbel tragen Rippen, 5 bis 6 ſind rippenlos, 4 bis 6 bilden das Kreuzbein, 9 bis 20
den Schwanz. Am elften Wirbel ſitzt das Zwerchfell. Die Rippen ſind ſchmal und abgerundet.
Bei ſämmtlichen Schweinen ſind alle drei Zahnarten in der oberen und unteren Reihe vorhanden.
Die Zahl der Schneidezähne ſchwankt zwiſchen 2 und 3; doch fallen im Alter nicht ſelten dieſe Zähne
aus. Jmmer ſind Eckzähne vorhanden und zwar von ſehr bezeichnender Geſtalt, weshalb ſie auch
den Namen „Hauer‟ erhalten haben. Sie ſind dreikantig, ſtark, gekrümmt und nach oben gebogen,
die des Unterkiefers ſowohl, als die des oberen, nur ſind letztere kleiner, als die unteren. Sie bilden
die furchtbarſte Waſſe des Schweins. Die übrigen Zähne ſind einfach zuſammengedrückt, gegen die
Mahlzähne breit, mit vielen Höckern beſetzt; ihre Zahl wechſelt. Unter den Muskeln fallen die auf,
welche die Lippen bewegen; namentlich die der Oberlippe ſind ſehr ſtark und verleihen dem Rüſſel
Kraft zum Wühlen. Außerdem beſitzen die Schweine bedeutend entwickelte Speicheldrüſen, einen
rundlichen Magen mit großem Blindſack und einen Darmſchlauch, welcher etwa zehn Mal länger iſt,
als der Leib des Thieres. Unter der Haut bildet ſich bei reichlicher Nahrung eine Specklage, deren
Dicke bis zu mehreren Zollen anſteigen kann.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 726. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/766>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.