feuer geworfen, bis sie emporloderten und ringsum eine Flammenlinie bildeten, nur nicht nach dem Corral zu, wo man aufs sorgfältigste die Dunkelheit zu bewahren wußte. Dorthin begaben sich denn nun die erschreckten Elefanten, hinter sich das Getöse und das Gellen ihrer Verfolger. Sie näherten sich mit rasender Eile, das Unterholz niedertretend und die trockenen Zweige zerknickend. Das leitende Thier erschien dem Corral gegenüber, hielt einen Augenblick inne, starrte wild um sich, stürzte dann über Hals und Kopf durch das offene Thor und die ganze Herde ihm nach. Der ge- sammte Umfang des Corrals, der bis zu diesem Augenblicke in tiefste Dunkelheit gehüllt gewesen war, strahlte nun, wie durch Zauberei, plötzlich von tausend Lichtern wieder. Denn im Augen- blick, wo die Elefanten hinein waren, rannte jeder Jäger mit einer Fackel herbei, die er am nächsten Wachtfeuer angezündet hatte."
"Zuerst stürmten die Elefanten bis zum äußersten Ende der Einpfählung; da sie aber hier Widerstand fanden, schossen sie zurück, um das Thor zu erreichen. Sie fanden es natürlich ver- schlossen. Jhr Schrecken war entsetzlich. Sie eilten rings im Corral in reißend schnellen Schritten umher, sahen ihn aber nun von Feuer umringt. Sie versuchten das Pfahlwerk zu durchbrechen, wurden jedoch mit Speren und Fackeln zurückgetrieben; überall, wo sie sich näherten, kam ihnen Geschrei und Gewehrfeuer entgegen. Dann sammelten sie sich in eine einzige Gruppe, hielten einen Augenblick in offenbarer Bestürzung inne, traten dann in einer anderen Richtung auf, als wenn ihnen plötzlich eine Stelle eingefallen wäre, die sie vorher übersehen gehabt hätten. Aber immer wieder abgewiesen, kehrten sie langsam zu ihrem einsamen Ruheplatze inmitten des Corrals zurück."
"Die Theilnahme an diesem außerordentlichen Schauspiele beschränkte sich nicht auf die Zu- schauer; sie erstreckte sich auch auf die außen aufgestellten zahmen Elefanten. Schon bei der ersten Annäherung der fliehenden Herde legten sie ihre Achtsamkeit an den Tag; zwei besonders, die vorn angebunden waren, zeigten ungemeine Aufregung, und als endlich die Herde in den Corral hinein- gebraust war, riß einer von diesen beiden sich los und stürzte den wilden nach, wobei er einen ziem- lich ansehnlichen Baum, der ihm im Wege stand, umbrach."
"Länger als eine Stunde durchtrabten die Elefanten den Corral und griffen mit unermüdlicher Kraft die Pfähle an. Nach jedem fehlgeschlagenen Versuch trompeteten und kreischten sie vor Wuth. Wieder und wieder strebten sie, das Thor zu erstürmen, als wenn sie wüßten, daß es einen Aus- gang bieten müsse, da es ja doch zum Eingang gedient hatte; aber betäubt und verwirrt wichen sie immer zurück. Nach und nach wurden ihre Anstrengungen seltener; einzelne Thiere rannten hier- und dorthin und kehrten dann düster zu ihren Genossen zurück. Endlich bildete die ganze Herde, verdutzt und erschöpft, eine einzige Gruppe mit den Jungen in der Mitte, und so standen sie regungs- los unter den düsteren Schatten der Bäume, mitten in dem Corral."
"Es wurden nun Anstalten getroffen, während der Nacht Wache zu halten. Die Zahl der Wächter rund um die Einfriedigung wurde verstärkt und den Feuern frische Nahrung gegeben, da- mit sie bis Sonnenaufgang hoch emporflammten."
"Ursprünglich waren von den Treibern draußen drei Herden umstellt worden; aber mit eigen- thümlicher Vorausahnung hatten die drei sich einander fern gehalten. Als nun das Schlußtreiben stattfand, so war nur eine Herde in den Corral gekommen, weil die anderen beiden sich noch zurück- hielten. Da nun das Thor augenblicklich hinter der ersten Abtheilung geschlossen werden mußte, so waren die beiden anderen natürlich ausgesperrt und blieben noch im Dschungel verborgen. Um ihr Entkommen zu hindern, wurden die Wachen an ihre früheren Plätze zurückbefehligt; die Feuer wur- den neu genährt, und nachdem so alle Vorsichtsmaßregeln getroffen waren, kehrten wir zurück, um die Nacht in unseren Häusern am Flusse zu verbringen. Diese waren nur etwa dreißig Schritte vom Corral entfernt, und so wurden wir in unserem ersten Schlafe oft von dem Lärm der Menge geweckt, die in dem Walde lagen, dann und wann auch von dem Geschrei, welches die Elefanten von einem plötzlichen Angriff auf die Einfriedigung zurückscheuchte. Bei Tagesanbruch aber fanden wir am
Die Vielhufer oder Dickhäuter. — Die Elefanten.
feuer geworfen, bis ſie emporloderten und ringsum eine Flammenlinie bildeten, nur nicht nach dem Corral zu, wo man aufs ſorgfältigſte die Dunkelheit zu bewahren wußte. Dorthin begaben ſich denn nun die erſchreckten Elefanten, hinter ſich das Getöſe und das Gellen ihrer Verfolger. Sie näherten ſich mit raſender Eile, das Unterholz niedertretend und die trockenen Zweige zerknickend. Das leitende Thier erſchien dem Corral gegenüber, hielt einen Augenblick inne, ſtarrte wild um ſich, ſtürzte dann über Hals und Kopf durch das offene Thor und die ganze Herde ihm nach. Der ge- ſammte Umfang des Corrals, der bis zu dieſem Augenblicke in tiefſte Dunkelheit gehüllt geweſen war, ſtrahlte nun, wie durch Zauberei, plötzlich von tauſend Lichtern wieder. Denn im Augen- blick, wo die Elefanten hinein waren, rannte jeder Jäger mit einer Fackel herbei, die er am nächſten Wachtfeuer angezündet hatte.‟
„Zuerſt ſtürmten die Elefanten bis zum äußerſten Ende der Einpfählung; da ſie aber hier Widerſtand fanden, ſchoſſen ſie zurück, um das Thor zu erreichen. Sie fanden es natürlich ver- ſchloſſen. Jhr Schrecken war entſetzlich. Sie eilten rings im Corral in reißend ſchnellen Schritten umher, ſahen ihn aber nun von Feuer umringt. Sie verſuchten das Pfahlwerk zu durchbrechen, wurden jedoch mit Speren und Fackeln zurückgetrieben; überall, wo ſie ſich näherten, kam ihnen Geſchrei und Gewehrfeuer entgegen. Dann ſammelten ſie ſich in eine einzige Gruppe, hielten einen Augenblick in offenbarer Beſtürzung inne, traten dann in einer anderen Richtung auf, als wenn ihnen plötzlich eine Stelle eingefallen wäre, die ſie vorher überſehen gehabt hätten. Aber immer wieder abgewieſen, kehrten ſie langſam zu ihrem einſamen Ruheplatze inmitten des Corrals zurück.‟
„Die Theilnahme an dieſem außerordentlichen Schauſpiele beſchränkte ſich nicht auf die Zu- ſchauer; ſie erſtreckte ſich auch auf die außen aufgeſtellten zahmen Elefanten. Schon bei der erſten Annäherung der fliehenden Herde legten ſie ihre Achtſamkeit an den Tag; zwei beſonders, die vorn angebunden waren, zeigten ungemeine Aufregung, und als endlich die Herde in den Corral hinein- gebrauſt war, riß einer von dieſen beiden ſich los und ſtürzte den wilden nach, wobei er einen ziem- lich anſehnlichen Baum, der ihm im Wege ſtand, umbrach.‟
„Länger als eine Stunde durchtrabten die Elefanten den Corral und griffen mit unermüdlicher Kraft die Pfähle an. Nach jedem fehlgeſchlagenen Verſuch trompeteten und kreiſchten ſie vor Wuth. Wieder und wieder ſtrebten ſie, das Thor zu erſtürmen, als wenn ſie wüßten, daß es einen Aus- gang bieten müſſe, da es ja doch zum Eingang gedient hatte; aber betäubt und verwirrt wichen ſie immer zurück. Nach und nach wurden ihre Anſtrengungen ſeltener; einzelne Thiere rannten hier- und dorthin und kehrten dann düſter zu ihren Genoſſen zurück. Endlich bildete die ganze Herde, verdutzt und erſchöpft, eine einzige Gruppe mit den Jungen in der Mitte, und ſo ſtanden ſie regungs- los unter den düſteren Schatten der Bäume, mitten in dem Corral.‟
„Es wurden nun Anſtalten getroffen, während der Nacht Wache zu halten. Die Zahl der Wächter rund um die Einfriedigung wurde verſtärkt und den Feuern friſche Nahrung gegeben, da- mit ſie bis Sonnenaufgang hoch emporflammten.‟
„Urſprünglich waren von den Treibern draußen drei Herden umſtellt worden; aber mit eigen- thümlicher Vorausahnung hatten die drei ſich einander fern gehalten. Als nun das Schlußtreiben ſtattfand, ſo war nur eine Herde in den Corral gekommen, weil die anderen beiden ſich noch zurück- hielten. Da nun das Thor augenblicklich hinter der erſten Abtheilung geſchloſſen werden mußte, ſo waren die beiden anderen natürlich ausgeſperrt und blieben noch im Dſchungel verborgen. Um ihr Entkommen zu hindern, wurden die Wachen an ihre früheren Plätze zurückbefehligt; die Feuer wur- den neu genährt, und nachdem ſo alle Vorſichtsmaßregeln getroffen waren, kehrten wir zurück, um die Nacht in unſeren Häuſern am Fluſſe zu verbringen. Dieſe waren nur etwa dreißig Schritte vom Corral entfernt, und ſo wurden wir in unſerem erſten Schlafe oft von dem Lärm der Menge geweckt, die in dem Walde lagen, dann und wann auch von dem Geſchrei, welches die Elefanten von einem plötzlichen Angriff auf die Einfriedigung zurückſcheuchte. Bei Tagesanbruch aber fanden wir am
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0740"n="702"/><fwplace="top"type="header">Die Vielhufer oder Dickhäuter. — Die Elefanten.</fw><lb/>
feuer geworfen, bis ſie emporloderten und ringsum eine Flammenlinie bildeten, nur nicht nach<lb/>
dem Corral zu, wo man aufs ſorgfältigſte die Dunkelheit zu bewahren wußte. Dorthin begaben<lb/>ſich denn nun die erſchreckten Elefanten, hinter ſich das Getöſe und das Gellen ihrer Verfolger.<lb/>
Sie näherten ſich mit raſender Eile, das Unterholz niedertretend und die trockenen Zweige zerknickend.<lb/>
Das leitende Thier erſchien dem Corral gegenüber, hielt einen Augenblick inne, ſtarrte wild um ſich,<lb/>ſtürzte dann über Hals und Kopf durch das offene Thor und die ganze Herde ihm nach. Der ge-<lb/>ſammte Umfang des Corrals, der bis zu dieſem Augenblicke in tiefſte Dunkelheit gehüllt geweſen<lb/>
war, ſtrahlte nun, wie durch Zauberei, plötzlich von tauſend Lichtern wieder. Denn im Augen-<lb/>
blick, wo die Elefanten hinein waren, rannte jeder Jäger mit einer Fackel herbei, die er am nächſten<lb/>
Wachtfeuer angezündet hatte.‟</p><lb/><p>„Zuerſt ſtürmten die Elefanten bis zum äußerſten Ende der Einpfählung; da ſie aber hier<lb/>
Widerſtand fanden, ſchoſſen ſie zurück, um das Thor zu erreichen. Sie fanden es natürlich ver-<lb/>ſchloſſen. Jhr Schrecken war entſetzlich. Sie eilten rings im Corral in reißend ſchnellen Schritten<lb/>
umher, ſahen ihn aber nun von Feuer umringt. Sie verſuchten das Pfahlwerk zu durchbrechen,<lb/>
wurden jedoch mit Speren und Fackeln zurückgetrieben; überall, wo ſie ſich näherten, kam ihnen<lb/>
Geſchrei und Gewehrfeuer entgegen. Dann ſammelten ſie ſich in eine einzige Gruppe, hielten einen<lb/>
Augenblick in offenbarer Beſtürzung inne, traten dann in einer anderen Richtung auf, als wenn<lb/>
ihnen plötzlich eine Stelle eingefallen wäre, die ſie vorher überſehen gehabt hätten. Aber immer<lb/>
wieder abgewieſen, kehrten ſie langſam zu ihrem einſamen Ruheplatze inmitten des Corrals<lb/>
zurück.‟</p><lb/><p>„Die Theilnahme an dieſem außerordentlichen Schauſpiele beſchränkte ſich nicht auf die Zu-<lb/>ſchauer; ſie erſtreckte ſich auch auf die außen aufgeſtellten zahmen Elefanten. Schon bei der erſten<lb/>
Annäherung der fliehenden Herde legten ſie ihre Achtſamkeit an den Tag; zwei beſonders, die vorn<lb/>
angebunden waren, zeigten ungemeine Aufregung, und als endlich die Herde in den Corral hinein-<lb/>
gebrauſt war, riß einer von dieſen beiden ſich los und ſtürzte den wilden nach, wobei er einen ziem-<lb/>
lich anſehnlichen Baum, der ihm im Wege ſtand, umbrach.‟</p><lb/><p>„Länger als eine Stunde durchtrabten die Elefanten den Corral und griffen mit unermüdlicher<lb/>
Kraft die Pfähle an. Nach jedem fehlgeſchlagenen Verſuch trompeteten und kreiſchten ſie vor Wuth.<lb/>
Wieder und wieder ſtrebten ſie, das Thor zu erſtürmen, als wenn ſie wüßten, daß es einen Aus-<lb/>
gang bieten müſſe, da es ja doch zum Eingang gedient hatte; aber betäubt und verwirrt wichen ſie<lb/>
immer zurück. Nach und nach wurden ihre Anſtrengungen ſeltener; einzelne Thiere rannten hier-<lb/>
und dorthin und kehrten dann düſter zu ihren Genoſſen zurück. Endlich bildete die ganze Herde,<lb/>
verdutzt und erſchöpft, eine einzige Gruppe mit den Jungen in der Mitte, und ſo ſtanden ſie regungs-<lb/>
los unter den düſteren Schatten der Bäume, mitten in dem Corral.‟</p><lb/><p>„Es wurden nun Anſtalten getroffen, während der Nacht Wache zu halten. Die Zahl der<lb/>
Wächter rund um die Einfriedigung wurde verſtärkt und den Feuern friſche Nahrung gegeben, da-<lb/>
mit ſie bis Sonnenaufgang hoch emporflammten.‟</p><lb/><p>„Urſprünglich waren von den Treibern draußen drei Herden umſtellt worden; aber mit eigen-<lb/>
thümlicher Vorausahnung hatten die drei ſich einander fern gehalten. Als nun das Schlußtreiben<lb/>ſtattfand, ſo war nur eine Herde in den Corral gekommen, weil die anderen beiden ſich noch zurück-<lb/>
hielten. Da nun das Thor augenblicklich hinter der erſten Abtheilung geſchloſſen werden mußte, ſo<lb/>
waren die beiden anderen natürlich ausgeſperrt und blieben noch im Dſchungel verborgen. Um ihr<lb/>
Entkommen zu hindern, wurden die Wachen an ihre früheren Plätze zurückbefehligt; die Feuer wur-<lb/>
den neu genährt, und nachdem ſo alle Vorſichtsmaßregeln getroffen waren, kehrten wir zurück, um<lb/>
die Nacht in unſeren Häuſern am Fluſſe zu verbringen. Dieſe waren nur etwa dreißig Schritte vom<lb/>
Corral entfernt, und ſo wurden wir in unſerem erſten Schlafe oft von dem Lärm der Menge geweckt,<lb/>
die in dem Walde lagen, dann und wann auch von dem Geſchrei, welches die Elefanten von einem<lb/>
plötzlichen Angriff auf die Einfriedigung zurückſcheuchte. Bei Tagesanbruch aber fanden wir am<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[702/0740]
Die Vielhufer oder Dickhäuter. — Die Elefanten.
feuer geworfen, bis ſie emporloderten und ringsum eine Flammenlinie bildeten, nur nicht nach
dem Corral zu, wo man aufs ſorgfältigſte die Dunkelheit zu bewahren wußte. Dorthin begaben
ſich denn nun die erſchreckten Elefanten, hinter ſich das Getöſe und das Gellen ihrer Verfolger.
Sie näherten ſich mit raſender Eile, das Unterholz niedertretend und die trockenen Zweige zerknickend.
Das leitende Thier erſchien dem Corral gegenüber, hielt einen Augenblick inne, ſtarrte wild um ſich,
ſtürzte dann über Hals und Kopf durch das offene Thor und die ganze Herde ihm nach. Der ge-
ſammte Umfang des Corrals, der bis zu dieſem Augenblicke in tiefſte Dunkelheit gehüllt geweſen
war, ſtrahlte nun, wie durch Zauberei, plötzlich von tauſend Lichtern wieder. Denn im Augen-
blick, wo die Elefanten hinein waren, rannte jeder Jäger mit einer Fackel herbei, die er am nächſten
Wachtfeuer angezündet hatte.‟
„Zuerſt ſtürmten die Elefanten bis zum äußerſten Ende der Einpfählung; da ſie aber hier
Widerſtand fanden, ſchoſſen ſie zurück, um das Thor zu erreichen. Sie fanden es natürlich ver-
ſchloſſen. Jhr Schrecken war entſetzlich. Sie eilten rings im Corral in reißend ſchnellen Schritten
umher, ſahen ihn aber nun von Feuer umringt. Sie verſuchten das Pfahlwerk zu durchbrechen,
wurden jedoch mit Speren und Fackeln zurückgetrieben; überall, wo ſie ſich näherten, kam ihnen
Geſchrei und Gewehrfeuer entgegen. Dann ſammelten ſie ſich in eine einzige Gruppe, hielten einen
Augenblick in offenbarer Beſtürzung inne, traten dann in einer anderen Richtung auf, als wenn
ihnen plötzlich eine Stelle eingefallen wäre, die ſie vorher überſehen gehabt hätten. Aber immer
wieder abgewieſen, kehrten ſie langſam zu ihrem einſamen Ruheplatze inmitten des Corrals
zurück.‟
„Die Theilnahme an dieſem außerordentlichen Schauſpiele beſchränkte ſich nicht auf die Zu-
ſchauer; ſie erſtreckte ſich auch auf die außen aufgeſtellten zahmen Elefanten. Schon bei der erſten
Annäherung der fliehenden Herde legten ſie ihre Achtſamkeit an den Tag; zwei beſonders, die vorn
angebunden waren, zeigten ungemeine Aufregung, und als endlich die Herde in den Corral hinein-
gebrauſt war, riß einer von dieſen beiden ſich los und ſtürzte den wilden nach, wobei er einen ziem-
lich anſehnlichen Baum, der ihm im Wege ſtand, umbrach.‟
„Länger als eine Stunde durchtrabten die Elefanten den Corral und griffen mit unermüdlicher
Kraft die Pfähle an. Nach jedem fehlgeſchlagenen Verſuch trompeteten und kreiſchten ſie vor Wuth.
Wieder und wieder ſtrebten ſie, das Thor zu erſtürmen, als wenn ſie wüßten, daß es einen Aus-
gang bieten müſſe, da es ja doch zum Eingang gedient hatte; aber betäubt und verwirrt wichen ſie
immer zurück. Nach und nach wurden ihre Anſtrengungen ſeltener; einzelne Thiere rannten hier-
und dorthin und kehrten dann düſter zu ihren Genoſſen zurück. Endlich bildete die ganze Herde,
verdutzt und erſchöpft, eine einzige Gruppe mit den Jungen in der Mitte, und ſo ſtanden ſie regungs-
los unter den düſteren Schatten der Bäume, mitten in dem Corral.‟
„Es wurden nun Anſtalten getroffen, während der Nacht Wache zu halten. Die Zahl der
Wächter rund um die Einfriedigung wurde verſtärkt und den Feuern friſche Nahrung gegeben, da-
mit ſie bis Sonnenaufgang hoch emporflammten.‟
„Urſprünglich waren von den Treibern draußen drei Herden umſtellt worden; aber mit eigen-
thümlicher Vorausahnung hatten die drei ſich einander fern gehalten. Als nun das Schlußtreiben
ſtattfand, ſo war nur eine Herde in den Corral gekommen, weil die anderen beiden ſich noch zurück-
hielten. Da nun das Thor augenblicklich hinter der erſten Abtheilung geſchloſſen werden mußte, ſo
waren die beiden anderen natürlich ausgeſperrt und blieben noch im Dſchungel verborgen. Um ihr
Entkommen zu hindern, wurden die Wachen an ihre früheren Plätze zurückbefehligt; die Feuer wur-
den neu genährt, und nachdem ſo alle Vorſichtsmaßregeln getroffen waren, kehrten wir zurück, um
die Nacht in unſeren Häuſern am Fluſſe zu verbringen. Dieſe waren nur etwa dreißig Schritte vom
Corral entfernt, und ſo wurden wir in unſerem erſten Schlafe oft von dem Lärm der Menge geweckt,
die in dem Walde lagen, dann und wann auch von dem Geſchrei, welches die Elefanten von einem
plötzlichen Angriff auf die Einfriedigung zurückſcheuchte. Bei Tagesanbruch aber fanden wir am
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 702. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/740>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.