die europäischen Schlächter auf ihren sogenannten Jagdzügen begleiten müssen. Der Fährte eines Elefanten folgen sie, wie ein guter Hund der Spur eines Hirsches folgt. Sie bestimmen im Voraus an allen gerechten und vollkommenen Jägerzeichen, wie stark die Herde, wie hoch die größten und wie niedrig die kleinsten Elefanten sind. Für europäische Augen unmerkliche Zeichen sind für sie deutlich geschriebene Blätter eines ihnen verständlichen Buches. Jhr Muth steht mit ihrer Klugheit im Ein- klange; sie wissen mit den Elefanten zu machen, was sie wollen. Sie setzen sie in Angst, in Wuth, wie es ihnen eben erwünscht ist. Jhre einzige Waffe ist eine feste und dehnbare Schlinge aus Hirsch- oder Büffelhaut, welche sie, wenn sie allein zum Fang ausziehen, dem von ihnen bestimmten Elefan- ten um den Fuß werfen. Dies geschieht, indem sie ihn unhörbaren Schrittes auf seinem Wege folgen und im günstigen Augenblick die Schlinge um den Fuß werfen oder selbst, wenn er ruhig steht, um ein Bein hin und her schlingen. Wie sie es anstellen, unbemerkt an das so furchtsame Thier heranzukommen, ist und bleibt ein Räthsel. Und während der Eine die Schlinge um den Fuß legt, schlingt sie der Andere bereits an einem Baume fest, und sollte kein solcher in der Nähe sein, so erzürnt der Eine den Elefanten und lockt ihn nach einer Baumgruppe hin, um deren stärksten Stamm dann der Andere den Strick befestigt und dadurch die Verfolgung endet. Der gefangene Elefant ist natürlich rasend, aber die Fänger wissen ihm zu begegnen. Sie kennen ihn genau, und zähmen ihn in verhältnißmäßig kurzer Zeit.
Zuerst gebrauchen sie alle Schreckmittel: brennendes Feuer, Rauch u. dergl.; dann lassen sie ihren Gefangenen hungern und dürsten, gönnen ihm keine Ruhe und ängstigen und matten ihn ab, so viel als möglich. Später ändern sie ihr Betragen vollständig um und erweisen ihm nur Liebes und Gutes. Kurz und gut, sie wenden hier unbeschreibliche Künste an, und es gelingt ihnen nach wenig Monaten, ihren anfangs rasenden Zögling zu einem ihrem Willen unterwürfigen Geschöpf umzuwandeln. Ein Europäer ist gar nicht im Stande, diesen Leuten auf derartigen Zügen zu fol- gen, -- er würde Alles verderben -- und muß sich also mit Hörensagen begnügen. Aber dafür kann er um so eher an den großartigen Treiben theilnehmen, welche unter Umständen Hunderte von Ele- fanten auf einmal in die Gewalt des Menschen bringen. Einen solchen Elefantenfang hat Tennent in so anziehender und ausführlicher Weise beschrieben, daß ich nichts Besseres thun kann, als seine Erzählung, wenn auch theilweise im Auszuge, so doch möglichst mit seinen eigenen Worten hier wie- der zu geben.
"An einer kühlen und angenehmen Stelle des Waldes fanden wir die luftigen Wohnungen, welche für uns in der Nähe des Corrals (Fangraum) hergestellt worden waren. Man hatte Hütten aus Zweigen erbaut und mit Palmblättern und Gras bedeckt; man hatte einen hübschen Saal zum Speisezimmer errichtet, Küchen, Ställe erbaut und nach besten Kräften für unsere Bequemlichkeit gesorgt. Dies Alles war von den Eingeborenen im Laufe weniger Tage ausgeführt worden."
"Früher wurde die mit der Elefantenjagd nothwendig verbundene Arbeit zwangsweise von den Eingeborenen verrichtet; denn das gehörte mit zu den Frohndiensten, welche das Volk seinen Herr- schern zu leisten hatte. Die Holländer und Portugiesen verlangten diese Dienste, ebenso die britische Regierung, bis die Frohnen im Jahre 1832 abgeschafft wurden. Es wurden damals 1500 bis 2000 Männer unter der Leitung eines Oberen beschäftigt. Sie hatten den Corral zu bauen, die Elefanten zu sammeln, die Kette von Wachfeuern und Wächtern zu unterhalten und überhaupt alle mühsamen Verrichtungen des Fanges auszuführen. Seit der Abschaffung der Frohnen ist es jedoch nicht schwer gewesen, die freiwillige Mitwirkung der Eingeborenen bei diesen Unternehmungen zu erlangen. Die Regierung bezahlte denjenigen Theil der Vorbereitungen, der wirkliche Kosten mit sich bringt: die geschickte Arbeit, die auf die Errichtung des Corrals und seines Zubehörs verwendet wird, die Anschaffung von Speeren, Seilen, Waffen, Flöten, Trommeln, Schießgewehren und an- dere nothwendige Erfordernisse."
"Die Zeit des Jahres, welche man zum Fange wählt, ist natürlich diejenige, die dem Anbau der Reisfelder am wenigsten Eintrag thut, die Zeit zwischen der Aussaat und der Ernte. Das Volk
Die Elefanten.
die europäiſchen Schlächter auf ihren ſogenannten Jagdzügen begleiten müſſen. Der Fährte eines Elefanten folgen ſie, wie ein guter Hund der Spur eines Hirſches folgt. Sie beſtimmen im Voraus an allen gerechten und vollkommenen Jägerzeichen, wie ſtark die Herde, wie hoch die größten und wie niedrig die kleinſten Elefanten ſind. Für europäiſche Augen unmerkliche Zeichen ſind für ſie deutlich geſchriebene Blätter eines ihnen verſtändlichen Buches. Jhr Muth ſteht mit ihrer Klugheit im Ein- klange; ſie wiſſen mit den Elefanten zu machen, was ſie wollen. Sie ſetzen ſie in Angſt, in Wuth, wie es ihnen eben erwünſcht iſt. Jhre einzige Waffe iſt eine feſte und dehnbare Schlinge aus Hirſch- oder Büffelhaut, welche ſie, wenn ſie allein zum Fang ausziehen, dem von ihnen beſtimmten Elefan- ten um den Fuß werfen. Dies geſchieht, indem ſie ihn unhörbaren Schrittes auf ſeinem Wege folgen und im günſtigen Augenblick die Schlinge um den Fuß werfen oder ſelbſt, wenn er ruhig ſteht, um ein Bein hin und her ſchlingen. Wie ſie es anſtellen, unbemerkt an das ſo furchtſame Thier heranzukommen, iſt und bleibt ein Räthſel. Und während der Eine die Schlinge um den Fuß legt, ſchlingt ſie der Andere bereits an einem Baume feſt, und ſollte kein ſolcher in der Nähe ſein, ſo erzürnt der Eine den Elefanten und lockt ihn nach einer Baumgruppe hin, um deren ſtärkſten Stamm dann der Andere den Strick befeſtigt und dadurch die Verfolgung endet. Der gefangene Elefant iſt natürlich raſend, aber die Fänger wiſſen ihm zu begegnen. Sie kennen ihn genau, und zähmen ihn in verhältnißmäßig kurzer Zeit.
Zuerſt gebrauchen ſie alle Schreckmittel: brennendes Feuer, Rauch u. dergl.; dann laſſen ſie ihren Gefangenen hungern und dürſten, gönnen ihm keine Ruhe und ängſtigen und matten ihn ab, ſo viel als möglich. Später ändern ſie ihr Betragen vollſtändig um und erweiſen ihm nur Liebes und Gutes. Kurz und gut, ſie wenden hier unbeſchreibliche Künſte an, und es gelingt ihnen nach wenig Monaten, ihren anfangs raſenden Zögling zu einem ihrem Willen unterwürfigen Geſchöpf umzuwandeln. Ein Europäer iſt gar nicht im Stande, dieſen Leuten auf derartigen Zügen zu fol- gen, — er würde Alles verderben — und muß ſich alſo mit Hörenſagen begnügen. Aber dafür kann er um ſo eher an den großartigen Treiben theilnehmen, welche unter Umſtänden Hunderte von Ele- fanten auf einmal in die Gewalt des Menſchen bringen. Einen ſolchen Elefantenfang hat Tennent in ſo anziehender und ausführlicher Weiſe beſchrieben, daß ich nichts Beſſeres thun kann, als ſeine Erzählung, wenn auch theilweiſe im Auszuge, ſo doch möglichſt mit ſeinen eigenen Worten hier wie- der zu geben.
„An einer kühlen und angenehmen Stelle des Waldes fanden wir die luftigen Wohnungen, welche für uns in der Nähe des Corrals (Fangraum) hergeſtellt worden waren. Man hatte Hütten aus Zweigen erbaut und mit Palmblättern und Gras bedeckt; man hatte einen hübſchen Saal zum Speiſezimmer errichtet, Küchen, Ställe erbaut und nach beſten Kräften für unſere Bequemlichkeit geſorgt. Dies Alles war von den Eingeborenen im Laufe weniger Tage ausgeführt worden.‟
„Früher wurde die mit der Elefantenjagd nothwendig verbundene Arbeit zwangsweiſe von den Eingeborenen verrichtet; denn das gehörte mit zu den Frohndienſten, welche das Volk ſeinen Herr- ſchern zu leiſten hatte. Die Holländer und Portugieſen verlangten dieſe Dienſte, ebenſo die britiſche Regierung, bis die Frohnen im Jahre 1832 abgeſchafft wurden. Es wurden damals 1500 bis 2000 Männer unter der Leitung eines Oberen beſchäftigt. Sie hatten den Corral zu bauen, die Elefanten zu ſammeln, die Kette von Wachfeuern und Wächtern zu unterhalten und überhaupt alle mühſamen Verrichtungen des Fanges auszuführen. Seit der Abſchaffung der Frohnen iſt es jedoch nicht ſchwer geweſen, die freiwillige Mitwirkung der Eingeborenen bei dieſen Unternehmungen zu erlangen. Die Regierung bezahlte denjenigen Theil der Vorbereitungen, der wirkliche Koſten mit ſich bringt: die geſchickte Arbeit, die auf die Errichtung des Corrals und ſeines Zubehörs verwendet wird, die Anſchaffung von Speeren, Seilen, Waffen, Flöten, Trommeln, Schießgewehren und an- dere nothwendige Erforderniſſe.‟
„Die Zeit des Jahres, welche man zum Fange wählt, iſt natürlich diejenige, die dem Anbau der Reisfelder am wenigſten Eintrag thut, die Zeit zwiſchen der Ausſaat und der Ernte. Das Volk
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Die Elefanten.
die europäiſchen Schlächter auf ihren ſogenannten Jagdzügen begleiten müſſen. Der Fährte eines
Elefanten folgen ſie, wie ein guter Hund der Spur eines Hirſches folgt. Sie beſtimmen im Voraus
an allen gerechten und vollkommenen Jägerzeichen, wie ſtark die Herde, wie hoch die größten und wie
niedrig die kleinſten Elefanten ſind. Für europäiſche Augen unmerkliche Zeichen ſind für ſie deutlich
geſchriebene Blätter eines ihnen verſtändlichen Buches. Jhr Muth ſteht mit ihrer Klugheit im Ein-
klange; ſie wiſſen mit den Elefanten zu machen, was ſie wollen. Sie ſetzen ſie in Angſt, in Wuth,
wie es ihnen eben erwünſcht iſt. Jhre einzige Waffe iſt eine feſte und dehnbare Schlinge aus Hirſch-
oder Büffelhaut, welche ſie, wenn ſie allein zum Fang ausziehen, dem von ihnen beſtimmten Elefan-
ten um den Fuß werfen. Dies geſchieht, indem ſie ihn unhörbaren Schrittes auf ſeinem Wege
folgen und im günſtigen Augenblick die Schlinge um den Fuß werfen oder ſelbſt, wenn er ruhig ſteht,
um ein Bein hin und her ſchlingen. Wie ſie es anſtellen, unbemerkt an das ſo furchtſame Thier
heranzukommen, iſt und bleibt ein Räthſel. Und während der Eine die Schlinge um den Fuß legt,
ſchlingt ſie der Andere bereits an einem Baume feſt, und ſollte kein ſolcher in der Nähe ſein, ſo
erzürnt der Eine den Elefanten und lockt ihn nach einer Baumgruppe hin, um deren ſtärkſten Stamm
dann der Andere den Strick befeſtigt und dadurch die Verfolgung endet. Der gefangene Elefant iſt
natürlich raſend, aber die Fänger wiſſen ihm zu begegnen. Sie kennen ihn genau, und zähmen ihn
in verhältnißmäßig kurzer Zeit.
Zuerſt gebrauchen ſie alle Schreckmittel: brennendes Feuer, Rauch u. dergl.; dann laſſen ſie
ihren Gefangenen hungern und dürſten, gönnen ihm keine Ruhe und ängſtigen und matten ihn ab, ſo
viel als möglich. Später ändern ſie ihr Betragen vollſtändig um und erweiſen ihm nur Liebes und
Gutes. Kurz und gut, ſie wenden hier unbeſchreibliche Künſte an, und es gelingt ihnen nach
wenig Monaten, ihren anfangs raſenden Zögling zu einem ihrem Willen unterwürfigen Geſchöpf
umzuwandeln. Ein Europäer iſt gar nicht im Stande, dieſen Leuten auf derartigen Zügen zu fol-
gen, — er würde Alles verderben — und muß ſich alſo mit Hörenſagen begnügen. Aber dafür kann
er um ſo eher an den großartigen Treiben theilnehmen, welche unter Umſtänden Hunderte von Ele-
fanten auf einmal in die Gewalt des Menſchen bringen. Einen ſolchen Elefantenfang hat Tennent
in ſo anziehender und ausführlicher Weiſe beſchrieben, daß ich nichts Beſſeres thun kann, als ſeine
Erzählung, wenn auch theilweiſe im Auszuge, ſo doch möglichſt mit ſeinen eigenen Worten hier wie-
der zu geben.
„An einer kühlen und angenehmen Stelle des Waldes fanden wir die luftigen Wohnungen,
welche für uns in der Nähe des Corrals (Fangraum) hergeſtellt worden waren. Man hatte Hütten
aus Zweigen erbaut und mit Palmblättern und Gras bedeckt; man hatte einen hübſchen Saal zum
Speiſezimmer errichtet, Küchen, Ställe erbaut und nach beſten Kräften für unſere Bequemlichkeit
geſorgt. Dies Alles war von den Eingeborenen im Laufe weniger Tage ausgeführt worden.‟
„Früher wurde die mit der Elefantenjagd nothwendig verbundene Arbeit zwangsweiſe von den
Eingeborenen verrichtet; denn das gehörte mit zu den Frohndienſten, welche das Volk ſeinen Herr-
ſchern zu leiſten hatte. Die Holländer und Portugieſen verlangten dieſe Dienſte, ebenſo die britiſche
Regierung, bis die Frohnen im Jahre 1832 abgeſchafft wurden. Es wurden damals 1500 bis
2000 Männer unter der Leitung eines Oberen beſchäftigt. Sie hatten den Corral zu bauen, die
Elefanten zu ſammeln, die Kette von Wachfeuern und Wächtern zu unterhalten und überhaupt alle
mühſamen Verrichtungen des Fanges auszuführen. Seit der Abſchaffung der Frohnen iſt es jedoch
nicht ſchwer geweſen, die freiwillige Mitwirkung der Eingeborenen bei dieſen Unternehmungen zu
erlangen. Die Regierung bezahlte denjenigen Theil der Vorbereitungen, der wirkliche Koſten mit
ſich bringt: die geſchickte Arbeit, die auf die Errichtung des Corrals und ſeines Zubehörs verwendet
wird, die Anſchaffung von Speeren, Seilen, Waffen, Flöten, Trommeln, Schießgewehren und an-
dere nothwendige Erforderniſſe.‟
„Die Zeit des Jahres, welche man zum Fange wählt, iſt natürlich diejenige, die dem Anbau
der Reisfelder am wenigſten Eintrag thut, die Zeit zwiſchen der Ausſaat und der Ernte. Das Volk
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 699. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/737>, abgerufen am 20.07.2024.
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