auffand, bestätigt wird, einer plötzlich erfolgten Achsendrehung der Erde zu; Andere sind geneigt, an eine große Sündfluth zu glauben, welche Sibirien überschwemmte.
Ungefähr um die gleiche Zeit, in welcher das Mammont auf der Erde lebte, fanden sich auch die Mastodonten oder Zitzenthiere (Mastodon), von denen man bereits zehn bis zwölf Arten in Europa, Nord- und Südamerika und in Jndien ausgegraben hat. Alle Arten dieser Familie ähnelten unserem Elefanten. Die einen waren kleiner, die anderen größer. Zumal in Amerika hat man viele Ueberbleibsel dieser Thiere gefunden, und eine Art, das Ohiothier (Mastodon giganteus) ziem- lich vollständig kennen gelernt. Barton erzählt, daß 1761 von Jndiern fünf Mammuthsskelette aufgefunden wurden, an deren Kopfe, nach dem Berichte der Entdecker, "sich lange Nasen mit einem Maule unter denselben befanden", und Kalm gedenkt eines anderen Gerippes, welches die Jndianer auffanden, an welchem man ebenfalls den Rüssel noch unterscheiden konnte. Diese Ent- deckungen ließen glauben, daß noch heutigen Tages das Mastodon in Amerika lebend angetroffen werden könne, was, wie bekannt, die Erfahrung nicht bestätigte. Unter den Jndianern gehen viele Sagen über diese riesigen Thiere um. Sie nennen sie "Vater der Ochsen" und glauben, daß zu- gleich mit den Gewaltigen Menschen von entsprechender Größe gelebt hätten und daß beide durch Donnerkeile des großen Geistes zerstört worden wären. Die längst ausgerotteten Ureinwohner Vir- giniens erzählten, "daß der große Mann mit seinen Blitzen einst die ganze Herde jener furchtbaren Thiere erschlug, weil sie die Hirsche, die Bisons und anderes für die Menschen bestimmte Vieh vertilgten; der eine Bulle habe mehrere Donnerkeile mit seinem Kopfe aufgefangen und abgeschüttelt, bis er zuletzt in die Seite verwundet wurde und in den großen See floh, wo er in Ewigkeit leben werde". Jn der Neuzeit hat man in sehr verschiedenen Gegenden Amerikas ähnliche Knochen ent- deckt, und somit über die vorzeitliche Verbreitung unserer Ordnung Gewißheit erhalten.
Die jetzt lebenden zwei oder drei Elefanten kennzeichnet der lange bewegliche Rüssel und die Stoßzähne, welche man als umgebildete Schneidezähne betrachtet. Der Rumpf ist kurz und dick, der Hals sehr kurz, der Kopf rund durch Höhlen in dem oberen Schädelknochen aufgetrieben. Die ziemlich hohen, säulenartigen Beine haben fünf bis auf die Hufe verbundene Zehen und bei einer Art an den Hinterfüßen deren vier.
Das wichtigste Glied des Elefanten ist der Rüssel. Er ist eine Verlängerung der Nase, ausge- zeichnet durch seine Beweglichkeit, Empfindlichkeit und vor Allem durch den fingerartigen Fortsatz an seinem Ende. Er ist zugleich Geruchs-, Tast- und Greifwerkzeug. Ring- und Längsmuskeln, wie Cuvier angibt, etwa vierzigtausend einzelne Bündel, setzen ihn zusammen, und gerade wegen dieses Baues ist er einer ziemlich bedeutenden Zusammenziehung und Ausstreckung fähig. Dem Munde ersetzt er die Oberlippe, welche diesem fehlt. Der Rüssel ermöglicht dem Elefanten das Leben. Sein Leibesbau erlaubt dem Thiere nicht, den Kopf bis zur Erde herabzubringen; es könnte sich also nicht ernähren, weil es selbstverständlich bald alles in gerader Höhe mit seinem Haupte wachsende Laub abgeweidet haben würde, wenn nicht jenes sonderbare Werkzeug ihm zur Lippe, zum Finger, zur Hand und zum Arm zugleich würde. Der Rüssel heftet sich an der platten Gesichtsfläche des Schädels, auf den Stirnbeinen, dem Oberkiefer, dem Rasenbein und dem Zwischenkiefer an. Oben ist er gerundet, unten verflacht. Von seiner Wurzel zur Spitze verdünnt er sich allmählich.
Alle übrigen Glieder und selbst die Sinneswerkzeuge des Elefanten sind weniger beachtenswerth. Die Augen sind klein und von blödem, aber gutmüthigem Ausdruck; die Ohren dagegen sehr groß, Lederlappen gleichend. -- Die kleinen, rundlichen Hufe liegen in einer Reihe neben einander. Die Zehen sind so von der allgemeinen Körperhaut umschlossen, daß Bewegung unter sich unmöglich ist. Jede einzelne wird von einem starken, breiten und platten nagelartigen und vollkommenen Hufe be- deckt, welcher eben nur die Zehenspitze umhüllt. Die Sohlen sind flach und hornartig. Nicht selten kommt es vor, daß einer der Hufe fehlt. Er wird abgestoßen und durch das schnelle Nachwachsen der
Die Maſtodonten. Die Elefanten.
auffand, beſtätigt wird, einer plötzlich erfolgten Achſendrehung der Erde zu; Andere ſind geneigt, an eine große Sündfluth zu glauben, welche Sibirien überſchwemmte.
Ungefähr um die gleiche Zeit, in welcher das Mammont auf der Erde lebte, fanden ſich auch die Maſtodonten oder Zitzenthiere (Mastodon), von denen man bereits zehn bis zwölf Arten in Europa, Nord- und Südamerika und in Jndien ausgegraben hat. Alle Arten dieſer Familie ähnelten unſerem Elefanten. Die einen waren kleiner, die anderen größer. Zumal in Amerika hat man viele Ueberbleibſel dieſer Thiere gefunden, und eine Art, das Ohiothier (Mastodon giganteus) ziem- lich vollſtändig kennen gelernt. Barton erzählt, daß 1761 von Jndiern fünf Mammuthsſkelette aufgefunden wurden, an deren Kopfe, nach dem Berichte der Entdecker, „ſich lange Naſen mit einem Maule unter denſelben befanden‟, und Kalm gedenkt eines anderen Gerippes, welches die Jndianer auffanden, an welchem man ebenfalls den Rüſſel noch unterſcheiden konnte. Dieſe Ent- deckungen ließen glauben, daß noch heutigen Tages das Maſtodon in Amerika lebend angetroffen werden könne, was, wie bekannt, die Erfahrung nicht beſtätigte. Unter den Jndianern gehen viele Sagen über dieſe rieſigen Thiere um. Sie nennen ſie „Vater der Ochſen‟ und glauben, daß zu- gleich mit den Gewaltigen Menſchen von entſprechender Größe gelebt hätten und daß beide durch Donnerkeile des großen Geiſtes zerſtört worden wären. Die längſt ausgerotteten Ureinwohner Vir- giniens erzählten, „daß der große Mann mit ſeinen Blitzen einſt die ganze Herde jener furchtbaren Thiere erſchlug, weil ſie die Hirſche, die Biſons und anderes für die Menſchen beſtimmte Vieh vertilgten; der eine Bulle habe mehrere Donnerkeile mit ſeinem Kopfe aufgefangen und abgeſchüttelt, bis er zuletzt in die Seite verwundet wurde und in den großen See floh, wo er in Ewigkeit leben werde‟. Jn der Neuzeit hat man in ſehr verſchiedenen Gegenden Amerikas ähnliche Knochen ent- deckt, und ſomit über die vorzeitliche Verbreitung unſerer Ordnung Gewißheit erhalten.
Die jetzt lebenden zwei oder drei Elefanten kennzeichnet der lange bewegliche Rüſſel und die Stoßzähne, welche man als umgebildete Schneidezähne betrachtet. Der Rumpf iſt kurz und dick, der Hals ſehr kurz, der Kopf rund durch Höhlen in dem oberen Schädelknochen aufgetrieben. Die ziemlich hohen, ſäulenartigen Beine haben fünf bis auf die Hufe verbundene Zehen und bei einer Art an den Hinterfüßen deren vier.
Das wichtigſte Glied des Elefanten iſt der Rüſſel. Er iſt eine Verlängerung der Naſe, ausge- zeichnet durch ſeine Beweglichkeit, Empfindlichkeit und vor Allem durch den fingerartigen Fortſatz an ſeinem Ende. Er iſt zugleich Geruchs-, Taſt- und Greifwerkzeug. Ring- und Längsmuskeln, wie Cuvier angibt, etwa vierzigtauſend einzelne Bündel, ſetzen ihn zuſammen, und gerade wegen dieſes Baues iſt er einer ziemlich bedeutenden Zuſammenziehung und Ausſtreckung fähig. Dem Munde erſetzt er die Oberlippe, welche dieſem fehlt. Der Rüſſel ermöglicht dem Elefanten das Leben. Sein Leibesbau erlaubt dem Thiere nicht, den Kopf bis zur Erde herabzubringen; es könnte ſich alſo nicht ernähren, weil es ſelbſtverſtändlich bald alles in gerader Höhe mit ſeinem Haupte wachſende Laub abgeweidet haben würde, wenn nicht jenes ſonderbare Werkzeug ihm zur Lippe, zum Finger, zur Hand und zum Arm zugleich würde. Der Rüſſel heftet ſich an der platten Geſichtsfläche des Schädels, auf den Stirnbeinen, dem Oberkiefer, dem Raſenbein und dem Zwiſchenkiefer an. Oben iſt er gerundet, unten verflacht. Von ſeiner Wurzel zur Spitze verdünnt er ſich allmählich.
Alle übrigen Glieder und ſelbſt die Sinneswerkzeuge des Elefanten ſind weniger beachtenswerth. Die Augen ſind klein und von blödem, aber gutmüthigem Ausdruck; die Ohren dagegen ſehr groß, Lederlappen gleichend. — Die kleinen, rundlichen Hufe liegen in einer Reihe neben einander. Die Zehen ſind ſo von der allgemeinen Körperhaut umſchloſſen, daß Bewegung unter ſich unmöglich iſt. Jede einzelne wird von einem ſtarken, breiten und platten nagelartigen und vollkommenen Hufe be- deckt, welcher eben nur die Zehenſpitze umhüllt. Die Sohlen ſind flach und hornartig. Nicht ſelten kommt es vor, daß einer der Hufe fehlt. Er wird abgeſtoßen und durch das ſchnelle Nachwachſen der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0721"n="687"/><fwplace="top"type="header">Die Maſtodonten. Die Elefanten.</fw><lb/>
auffand, beſtätigt wird, einer plötzlich erfolgten Achſendrehung der Erde zu; Andere ſind geneigt,<lb/>
an eine große Sündfluth zu glauben, welche Sibirien überſchwemmte.</p><lb/><p>Ungefähr um die gleiche Zeit, in welcher das Mammont auf der Erde lebte, fanden ſich auch<lb/>
die <hirendition="#g">Maſtodonten</hi> oder <hirendition="#g">Zitzenthiere</hi> (<hirendition="#aq">Mastodon</hi>), von denen man bereits zehn bis zwölf Arten<lb/>
in Europa, Nord- und Südamerika und in Jndien ausgegraben hat. Alle Arten dieſer Familie<lb/>
ähnelten unſerem Elefanten. Die einen waren kleiner, die anderen größer. Zumal in Amerika hat man<lb/>
viele Ueberbleibſel dieſer Thiere gefunden, und eine Art, das <hirendition="#g">Ohiothier</hi> (<hirendition="#aq">Mastodon giganteus</hi>) ziem-<lb/>
lich vollſtändig kennen gelernt. <hirendition="#g">Barton</hi> erzählt, daß 1761 von Jndiern fünf Mammuthsſkelette<lb/>
aufgefunden wurden, an deren Kopfe, nach dem Berichte der Entdecker, „ſich lange Naſen mit<lb/>
einem Maule unter denſelben befanden‟, und <hirendition="#g">Kalm</hi> gedenkt eines anderen Gerippes, welches die<lb/>
Jndianer auffanden, an welchem man ebenfalls den Rüſſel noch unterſcheiden konnte. Dieſe Ent-<lb/>
deckungen ließen glauben, daß noch heutigen Tages das Maſtodon in Amerika lebend angetroffen<lb/>
werden könne, was, wie bekannt, die Erfahrung nicht beſtätigte. Unter den Jndianern gehen viele<lb/>
Sagen über dieſe rieſigen Thiere um. Sie nennen ſie „Vater der Ochſen‟ und glauben, daß zu-<lb/>
gleich mit den Gewaltigen Menſchen von entſprechender Größe gelebt hätten und daß beide durch<lb/>
Donnerkeile des großen Geiſtes zerſtört worden wären. Die längſt ausgerotteten Ureinwohner Vir-<lb/>
giniens erzählten, „daß der große Mann mit ſeinen Blitzen einſt die ganze Herde jener furchtbaren<lb/>
Thiere erſchlug, weil ſie die <hirendition="#g">Hirſche,</hi> die <hirendition="#g">Biſons</hi> und anderes für die Menſchen beſtimmte Vieh<lb/>
vertilgten; der eine Bulle habe mehrere Donnerkeile mit ſeinem Kopfe aufgefangen und abgeſchüttelt,<lb/>
bis er zuletzt in die Seite verwundet wurde und in den großen See floh, wo er in Ewigkeit leben<lb/>
werde‟. Jn der Neuzeit hat man in ſehr verſchiedenen Gegenden Amerikas ähnliche Knochen ent-<lb/>
deckt, und ſomit über die vorzeitliche Verbreitung unſerer Ordnung Gewißheit erhalten.</p><lb/><p>Die jetzt lebenden zwei oder drei Elefanten kennzeichnet der lange bewegliche Rüſſel und die<lb/>
Stoßzähne, welche man als umgebildete Schneidezähne betrachtet. Der Rumpf iſt kurz und dick,<lb/>
der Hals ſehr kurz, der Kopf rund durch Höhlen in dem oberen Schädelknochen aufgetrieben. Die<lb/>
ziemlich hohen, ſäulenartigen Beine haben fünf bis auf die Hufe verbundene Zehen und bei einer Art<lb/>
an den Hinterfüßen deren vier.</p><lb/><p>Das wichtigſte Glied des Elefanten iſt der Rüſſel. Er iſt eine Verlängerung der Naſe, ausge-<lb/>
zeichnet durch ſeine Beweglichkeit, Empfindlichkeit und vor Allem durch den fingerartigen Fortſatz an<lb/>ſeinem Ende. Er iſt zugleich Geruchs-, Taſt- und Greifwerkzeug. Ring- und Längsmuskeln, wie<lb/><hirendition="#g">Cuvier</hi> angibt, etwa vierzigtauſend einzelne Bündel, ſetzen ihn zuſammen, und gerade wegen dieſes<lb/>
Baues iſt er einer ziemlich bedeutenden Zuſammenziehung und Ausſtreckung fähig. Dem Munde<lb/>
erſetzt er die Oberlippe, welche dieſem fehlt. Der Rüſſel ermöglicht dem Elefanten das Leben.<lb/>
Sein Leibesbau erlaubt dem Thiere nicht, den Kopf bis zur Erde herabzubringen; es könnte ſich alſo<lb/>
nicht ernähren, weil es ſelbſtverſtändlich bald alles in gerader Höhe mit ſeinem Haupte wachſende<lb/>
Laub abgeweidet haben würde, wenn nicht jenes ſonderbare Werkzeug ihm zur Lippe, zum Finger,<lb/>
zur Hand und zum Arm zugleich würde. Der Rüſſel heftet ſich an der platten Geſichtsfläche des<lb/>
Schädels, auf den Stirnbeinen, dem Oberkiefer, dem Raſenbein und dem Zwiſchenkiefer an.<lb/>
Oben iſt er gerundet, unten verflacht. Von ſeiner Wurzel zur Spitze verdünnt er ſich allmählich.</p><lb/><p>Alle übrigen Glieder und ſelbſt die Sinneswerkzeuge des Elefanten ſind weniger beachtenswerth.<lb/>
Die Augen ſind klein und von blödem, aber gutmüthigem Ausdruck; die Ohren dagegen ſehr groß,<lb/>
Lederlappen gleichend. — Die kleinen, rundlichen Hufe liegen in einer Reihe neben einander. Die<lb/>
Zehen ſind ſo von der allgemeinen Körperhaut umſchloſſen, daß Bewegung unter ſich unmöglich iſt.<lb/>
Jede einzelne wird von einem ſtarken, breiten und platten nagelartigen und vollkommenen Hufe be-<lb/>
deckt, welcher eben nur die Zehenſpitze umhüllt. Die Sohlen ſind flach und hornartig. Nicht ſelten<lb/>
kommt es vor, daß einer der Hufe fehlt. Er wird abgeſtoßen und durch das ſchnelle Nachwachſen der<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[687/0721]
Die Maſtodonten. Die Elefanten.
auffand, beſtätigt wird, einer plötzlich erfolgten Achſendrehung der Erde zu; Andere ſind geneigt,
an eine große Sündfluth zu glauben, welche Sibirien überſchwemmte.
Ungefähr um die gleiche Zeit, in welcher das Mammont auf der Erde lebte, fanden ſich auch
die Maſtodonten oder Zitzenthiere (Mastodon), von denen man bereits zehn bis zwölf Arten
in Europa, Nord- und Südamerika und in Jndien ausgegraben hat. Alle Arten dieſer Familie
ähnelten unſerem Elefanten. Die einen waren kleiner, die anderen größer. Zumal in Amerika hat man
viele Ueberbleibſel dieſer Thiere gefunden, und eine Art, das Ohiothier (Mastodon giganteus) ziem-
lich vollſtändig kennen gelernt. Barton erzählt, daß 1761 von Jndiern fünf Mammuthsſkelette
aufgefunden wurden, an deren Kopfe, nach dem Berichte der Entdecker, „ſich lange Naſen mit
einem Maule unter denſelben befanden‟, und Kalm gedenkt eines anderen Gerippes, welches die
Jndianer auffanden, an welchem man ebenfalls den Rüſſel noch unterſcheiden konnte. Dieſe Ent-
deckungen ließen glauben, daß noch heutigen Tages das Maſtodon in Amerika lebend angetroffen
werden könne, was, wie bekannt, die Erfahrung nicht beſtätigte. Unter den Jndianern gehen viele
Sagen über dieſe rieſigen Thiere um. Sie nennen ſie „Vater der Ochſen‟ und glauben, daß zu-
gleich mit den Gewaltigen Menſchen von entſprechender Größe gelebt hätten und daß beide durch
Donnerkeile des großen Geiſtes zerſtört worden wären. Die längſt ausgerotteten Ureinwohner Vir-
giniens erzählten, „daß der große Mann mit ſeinen Blitzen einſt die ganze Herde jener furchtbaren
Thiere erſchlug, weil ſie die Hirſche, die Biſons und anderes für die Menſchen beſtimmte Vieh
vertilgten; der eine Bulle habe mehrere Donnerkeile mit ſeinem Kopfe aufgefangen und abgeſchüttelt,
bis er zuletzt in die Seite verwundet wurde und in den großen See floh, wo er in Ewigkeit leben
werde‟. Jn der Neuzeit hat man in ſehr verſchiedenen Gegenden Amerikas ähnliche Knochen ent-
deckt, und ſomit über die vorzeitliche Verbreitung unſerer Ordnung Gewißheit erhalten.
Die jetzt lebenden zwei oder drei Elefanten kennzeichnet der lange bewegliche Rüſſel und die
Stoßzähne, welche man als umgebildete Schneidezähne betrachtet. Der Rumpf iſt kurz und dick,
der Hals ſehr kurz, der Kopf rund durch Höhlen in dem oberen Schädelknochen aufgetrieben. Die
ziemlich hohen, ſäulenartigen Beine haben fünf bis auf die Hufe verbundene Zehen und bei einer Art
an den Hinterfüßen deren vier.
Das wichtigſte Glied des Elefanten iſt der Rüſſel. Er iſt eine Verlängerung der Naſe, ausge-
zeichnet durch ſeine Beweglichkeit, Empfindlichkeit und vor Allem durch den fingerartigen Fortſatz an
ſeinem Ende. Er iſt zugleich Geruchs-, Taſt- und Greifwerkzeug. Ring- und Längsmuskeln, wie
Cuvier angibt, etwa vierzigtauſend einzelne Bündel, ſetzen ihn zuſammen, und gerade wegen dieſes
Baues iſt er einer ziemlich bedeutenden Zuſammenziehung und Ausſtreckung fähig. Dem Munde
erſetzt er die Oberlippe, welche dieſem fehlt. Der Rüſſel ermöglicht dem Elefanten das Leben.
Sein Leibesbau erlaubt dem Thiere nicht, den Kopf bis zur Erde herabzubringen; es könnte ſich alſo
nicht ernähren, weil es ſelbſtverſtändlich bald alles in gerader Höhe mit ſeinem Haupte wachſende
Laub abgeweidet haben würde, wenn nicht jenes ſonderbare Werkzeug ihm zur Lippe, zum Finger,
zur Hand und zum Arm zugleich würde. Der Rüſſel heftet ſich an der platten Geſichtsfläche des
Schädels, auf den Stirnbeinen, dem Oberkiefer, dem Raſenbein und dem Zwiſchenkiefer an.
Oben iſt er gerundet, unten verflacht. Von ſeiner Wurzel zur Spitze verdünnt er ſich allmählich.
Alle übrigen Glieder und ſelbſt die Sinneswerkzeuge des Elefanten ſind weniger beachtenswerth.
Die Augen ſind klein und von blödem, aber gutmüthigem Ausdruck; die Ohren dagegen ſehr groß,
Lederlappen gleichend. — Die kleinen, rundlichen Hufe liegen in einer Reihe neben einander. Die
Zehen ſind ſo von der allgemeinen Körperhaut umſchloſſen, daß Bewegung unter ſich unmöglich iſt.
Jede einzelne wird von einem ſtarken, breiten und platten nagelartigen und vollkommenen Hufe be-
deckt, welcher eben nur die Zehenſpitze umhüllt. Die Sohlen ſind flach und hornartig. Nicht ſelten
kommt es vor, daß einer der Hufe fehlt. Er wird abgeſtoßen und durch das ſchnelle Nachwachſen der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 687. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/721>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.