wurde schon um das Jahr 1260 auf Veranlassung Williams von Farrarus der Park von Chartly in Staffordshire durch eine Umzäunung abgeschlossen, in der Absicht, das wilde Rind auf jener moorigen Waldstrecke zu erhalten. Dieses Beispiel fand um so mehr Nachahmung, je seltener das Wild wurde. Bereits vor der Reformation sah man es nur noch in umschlossenen Parken. Die Zahl dieser Gehege ist im Lauf der Zeiten nach und nach auf fünf herabgesunken, von denen es vier in England und eines in Schottland gibt. Unter den englischen Parks ist der von Chilinghamcastle bei Berwick am Tweedflusse in Northumberlandschire der bekannteste; der schottische Park liegt im Cadzowwalde bei Hamilton in dem Lanarcshire.
Jn allen fünf Parks bleibt das schottische Rind sich ganz überlassen; denn die vornehmen Besitzer zeigen einen gewissen Stolz darin, diesem aus alter Zeit übrig gebliebenen Wilde ihren ganz beson- deren Schutz angedeihen zu lassen. Man hat von jeher andere Rinder von diesen Parken sorgsam
[Abbildung]
Das schottische Rind (Bos scoticus).
entfernt und somit die Art in ihrer vollsten Reinheit erhalten. Noch heutzutage zeigt das schottische Rind alle Merkmale seiner Stammeltern; nur deren Größe soll es nicht mehr erreichen. Besondere Aufseher wachen über das Wild, und ihnen liegt auch die Pflicht ob, einzelne Stiere auf Befehl ihres Gebieters abzuschießen. Durch einen der Besitzer selbst, den Graf Tankerville, haben wir die ge- nauesten Nachrichten über unsere Thiere erhalten.
"Zu meines Vaters und Großvaters Zeiten wußte man vom Ursprung dieser Thiere so wenig, als jetzt. Wahrscheinlich bleibt immer, daß das Vieh im Chartlypark von einem ursprünglich in Eng- land wild lebenden Ochsen abstammt und schon in alter Zeit im Park eingehegt wurde. Der Park selbst ist uralt und wohl schon in einer sehr frühen Zeit zum Schutz der Thiere eingefriedigt worden. Ueber die Lebensweise unseres wilden Rindviehes kann der Parkwärter Cale zu Chartly die besten Nachweisungen geben; mir ist nur Folgendes bekannt."
Die eigentlichen Rinder. — Das ſchottiſche Rind.
wurde ſchon um das Jahr 1260 auf Veranlaſſung Williams von Farrarus der Park von Chartly in Staffordſhire durch eine Umzäunung abgeſchloſſen, in der Abſicht, das wilde Rind auf jener moorigen Waldſtrecke zu erhalten. Dieſes Beiſpiel fand um ſo mehr Nachahmung, je ſeltener das Wild wurde. Bereits vor der Reformation ſah man es nur noch in umſchloſſenen Parken. Die Zahl dieſer Gehege iſt im Lauf der Zeiten nach und nach auf fünf herabgeſunken, von denen es vier in England und eines in Schottland gibt. Unter den engliſchen Parks iſt der von Chilinghamcaſtle bei Berwick am Tweedfluſſe in Northumberlandſchire der bekannteſte; der ſchottiſche Park liegt im Cadzowwalde bei Hamilton in dem Lanarcſhire.
Jn allen fünf Parks bleibt das ſchottiſche Rind ſich ganz überlaſſen; denn die vornehmen Beſitzer zeigen einen gewiſſen Stolz darin, dieſem aus alter Zeit übrig gebliebenen Wilde ihren ganz beſon- deren Schutz angedeihen zu laſſen. Man hat von jeher andere Rinder von dieſen Parken ſorgſam
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Das ſchottiſche Rind (Bos scoticus).
entfernt und ſomit die Art in ihrer vollſten Reinheit erhalten. Noch heutzutage zeigt das ſchottiſche Rind alle Merkmale ſeiner Stammeltern; nur deren Größe ſoll es nicht mehr erreichen. Beſondere Aufſeher wachen über das Wild, und ihnen liegt auch die Pflicht ob, einzelne Stiere auf Befehl ihres Gebieters abzuſchießen. Durch einen der Beſitzer ſelbſt, den Graf Tankerville, haben wir die ge- naueſten Nachrichten über unſere Thiere erhalten.
„Zu meines Vaters und Großvaters Zeiten wußte man vom Urſprung dieſer Thiere ſo wenig, als jetzt. Wahrſcheinlich bleibt immer, daß das Vieh im Chartlypark von einem urſprünglich in Eng- land wild lebenden Ochſen abſtammt und ſchon in alter Zeit im Park eingehegt wurde. Der Park ſelbſt iſt uralt und wohl ſchon in einer ſehr frühen Zeit zum Schutz der Thiere eingefriedigt worden. Ueber die Lebensweiſe unſeres wilden Rindviehes kann der Parkwärter Cale zu Chartly die beſten Nachweiſungen geben; mir iſt nur Folgendes bekannt.‟
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Die eigentlichen Rinder. — Das ſchottiſche Rind.
wurde ſchon um das Jahr 1260 auf Veranlaſſung Williams von Farrarus der Park von Chartly
in Staffordſhire durch eine Umzäunung abgeſchloſſen, in der Abſicht, das wilde Rind auf jener moorigen
Waldſtrecke zu erhalten. Dieſes Beiſpiel fand um ſo mehr Nachahmung, je ſeltener das Wild wurde.
Bereits vor der Reformation ſah man es nur noch in umſchloſſenen Parken. Die Zahl dieſer Gehege
iſt im Lauf der Zeiten nach und nach auf fünf herabgeſunken, von denen es vier in England und
eines in Schottland gibt. Unter den engliſchen Parks iſt der von Chilinghamcaſtle bei Berwick am
Tweedfluſſe in Northumberlandſchire der bekannteſte; der ſchottiſche Park liegt im Cadzowwalde bei
Hamilton in dem Lanarcſhire.
Jn allen fünf Parks bleibt das ſchottiſche Rind ſich ganz überlaſſen; denn die vornehmen Beſitzer
zeigen einen gewiſſen Stolz darin, dieſem aus alter Zeit übrig gebliebenen Wilde ihren ganz beſon-
deren Schutz angedeihen zu laſſen. Man hat von jeher andere Rinder von dieſen Parken ſorgſam
[Abbildung Das ſchottiſche Rind (Bos scoticus).]
entfernt und ſomit die Art in ihrer vollſten Reinheit erhalten. Noch heutzutage zeigt das ſchottiſche
Rind alle Merkmale ſeiner Stammeltern; nur deren Größe ſoll es nicht mehr erreichen. Beſondere
Aufſeher wachen über das Wild, und ihnen liegt auch die Pflicht ob, einzelne Stiere auf Befehl ihres
Gebieters abzuſchießen. Durch einen der Beſitzer ſelbſt, den Graf Tankerville, haben wir die ge-
naueſten Nachrichten über unſere Thiere erhalten.
„Zu meines Vaters und Großvaters Zeiten wußte man vom Urſprung dieſer Thiere ſo wenig,
als jetzt. Wahrſcheinlich bleibt immer, daß das Vieh im Chartlypark von einem urſprünglich in Eng-
land wild lebenden Ochſen abſtammt und ſchon in alter Zeit im Park eingehegt wurde. Der Park
ſelbſt iſt uralt und wohl ſchon in einer ſehr frühen Zeit zum Schutz der Thiere eingefriedigt worden.
Ueber die Lebensweiſe unſeres wilden Rindviehes kann der Parkwärter Cale zu Chartly die beſten
Nachweiſungen geben; mir iſt nur Folgendes bekannt.‟
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 666. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/700>, abgerufen am 23.11.2024.
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