Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

Bild:
<< vorherige Seite

Die eigentlichen Rinder. -- Der Banteng. Das Hausrind.
lassen sich nicht zähmen, junge zeigen sich sauft und leitsam und können zu vollständigen Hausthieren
umgewandelt werden. Mit anderen Rinderarten vermischen sie sich fruchtbar, und deshalb besteht
[Abbildung] Der Banteng (Bas Bantang).
auf Java die Gewohnheit, zahme Zebukühe in die Wälder zu treiben, um sie dort von den wilden
Stieren beschlagen zu lassen. --

Alle bisher genannten Rinder haben, vielleicht mit alleiniger Ausnahme des nur flüchtig
erwähnten eigentlichen Auers, keinen oder wenigstens höchst geringen Antheil an der Erzeugung
unseres Hausrindes (Bos taurus) gehabt. Ueber den Ursprung dieses nützlichen Geschöpfes liegt
ein ebensotiefes Dunkel, als über der Herkunft der anderen Hausthiere. Schon in vorgeschichtlichen
Zeiten benutzte der Mensch die Dienste und Erzeugnisse der gezähmten Thiere. Auf den ältesten
Denkmalen der Baukunst sind sie abgebildet; die ersten Sagen gedenken ihrer. Sie waren bereits im
Alterthume über die ganze Welt verbreitet. Cuvier nimmt nun zwar an, daß der Vorwelts-
stier
(Bos primigenius) als Stammvater des Hausrindes anzusehen sei, weil sich zwischen den ver-
steinten Schädeln dieses ausgestorbenen und unseres Hausrindes kaum bemerkenswerthe Unterschiede
ergeben: solcher Annahme widerspricht aber schon die großartige Verbreitung des Rindes. Man
kann sich nicht wohl einreden, daß gerade der europäische Ochs zu der Ehre kam, die ganze alte Welt

Die eigentlichen Rinder. — Der Banteng. Das Hausrind.
laſſen ſich nicht zähmen, junge zeigen ſich ſauft und leitſam und können zu vollſtändigen Hausthieren
umgewandelt werden. Mit anderen Rinderarten vermiſchen ſie ſich fruchtbar, und deshalb beſteht
[Abbildung] Der Banteng (Bas Bantang).
auf Java die Gewohnheit, zahme Zebukühe in die Wälder zu treiben, um ſie dort von den wilden
Stieren beſchlagen zu laſſen. —

Alle bisher genannten Rinder haben, vielleicht mit alleiniger Ausnahme des nur flüchtig
erwähnten eigentlichen Auers, keinen oder wenigſtens höchſt geringen Antheil an der Erzeugung
unſeres Hausrindes (Bos taurus) gehabt. Ueber den Urſprung dieſes nützlichen Geſchöpfes liegt
ein ebenſotiefes Dunkel, als über der Herkunft der anderen Hausthiere. Schon in vorgeſchichtlichen
Zeiten benutzte der Menſch die Dienſte und Erzeugniſſe der gezähmten Thiere. Auf den älteſten
Denkmalen der Baukunſt ſind ſie abgebildet; die erſten Sagen gedenken ihrer. Sie waren bereits im
Alterthume über die ganze Welt verbreitet. Cuvier nimmt nun zwar an, daß der Vorwelts-
ſtier
(Bos primigenius) als Stammvater des Hausrindes anzuſehen ſei, weil ſich zwiſchen den ver-
ſteinten Schädeln dieſes ausgeſtorbenen und unſeres Hausrindes kaum bemerkenswerthe Unterſchiede
ergeben: ſolcher Annahme widerſpricht aber ſchon die großartige Verbreitung des Rindes. Man
kann ſich nicht wohl einreden, daß gerade der europäiſche Ochs zu der Ehre kam, die ganze alte Welt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0694" n="660"/><fw place="top" type="header">Die eigentlichen Rinder. &#x2014; Der Banteng. Das Hausrind.</fw><lb/>
la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich nicht zähmen, junge zeigen &#x017F;ich &#x017F;auft und leit&#x017F;am und können zu voll&#x017F;tändigen Hausthieren<lb/>
umgewandelt werden. Mit anderen Rinderarten vermi&#x017F;chen &#x017F;ie &#x017F;ich fruchtbar, und deshalb be&#x017F;teht<lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Banteng</hi> (<hi rendition="#aq">Bas Bantang</hi>).</hi></head></figure><lb/>
auf Java die Gewohnheit, zahme Zebukühe in die Wälder zu treiben, um &#x017F;ie dort von den wilden<lb/>
Stieren be&#x017F;chlagen zu la&#x017F;&#x017F;en. &#x2014;</p><lb/>
              <p>Alle bisher genannten Rinder haben, vielleicht mit alleiniger Ausnahme des nur flüchtig<lb/>
erwähnten eigentlichen <hi rendition="#g">Auers,</hi> keinen oder wenig&#x017F;tens höch&#x017F;t geringen Antheil an der Erzeugung<lb/>
un&#x017F;eres <hi rendition="#g">Hausrindes</hi> (<hi rendition="#aq">Bos taurus</hi>) gehabt. Ueber den Ur&#x017F;prung die&#x017F;es nützlichen Ge&#x017F;chöpfes liegt<lb/>
ein eben&#x017F;otiefes Dunkel, als über der Herkunft der anderen Hausthiere. Schon in vorge&#x017F;chichtlichen<lb/>
Zeiten benutzte der Men&#x017F;ch die Dien&#x017F;te und Erzeugni&#x017F;&#x017F;e der gezähmten Thiere. Auf den älte&#x017F;ten<lb/>
Denkmalen der Baukun&#x017F;t &#x017F;ind &#x017F;ie abgebildet; die er&#x017F;ten Sagen gedenken ihrer. Sie waren bereits im<lb/>
Alterthume über die ganze Welt verbreitet. <hi rendition="#g">Cuvier</hi> nimmt nun zwar an, daß der <hi rendition="#g">Vorwelts-<lb/>
&#x017F;tier</hi> (<hi rendition="#aq">Bos primigenius</hi>) als Stammvater des Hausrindes anzu&#x017F;ehen &#x017F;ei, weil &#x017F;ich zwi&#x017F;chen den ver-<lb/>
&#x017F;teinten Schädeln die&#x017F;es ausge&#x017F;torbenen und un&#x017F;eres Hausrindes kaum bemerkenswerthe Unter&#x017F;chiede<lb/>
ergeben: &#x017F;olcher Annahme wider&#x017F;pricht aber &#x017F;chon die großartige Verbreitung des Rindes. Man<lb/>
kann &#x017F;ich nicht wohl einreden, daß gerade der europäi&#x017F;che Ochs zu der Ehre kam, die ganze alte Welt<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[660/0694] Die eigentlichen Rinder. — Der Banteng. Das Hausrind. laſſen ſich nicht zähmen, junge zeigen ſich ſauft und leitſam und können zu vollſtändigen Hausthieren umgewandelt werden. Mit anderen Rinderarten vermiſchen ſie ſich fruchtbar, und deshalb beſteht [Abbildung Der Banteng (Bas Bantang).] auf Java die Gewohnheit, zahme Zebukühe in die Wälder zu treiben, um ſie dort von den wilden Stieren beſchlagen zu laſſen. — Alle bisher genannten Rinder haben, vielleicht mit alleiniger Ausnahme des nur flüchtig erwähnten eigentlichen Auers, keinen oder wenigſtens höchſt geringen Antheil an der Erzeugung unſeres Hausrindes (Bos taurus) gehabt. Ueber den Urſprung dieſes nützlichen Geſchöpfes liegt ein ebenſotiefes Dunkel, als über der Herkunft der anderen Hausthiere. Schon in vorgeſchichtlichen Zeiten benutzte der Menſch die Dienſte und Erzeugniſſe der gezähmten Thiere. Auf den älteſten Denkmalen der Baukunſt ſind ſie abgebildet; die erſten Sagen gedenken ihrer. Sie waren bereits im Alterthume über die ganze Welt verbreitet. Cuvier nimmt nun zwar an, daß der Vorwelts- ſtier (Bos primigenius) als Stammvater des Hausrindes anzuſehen ſei, weil ſich zwiſchen den ver- ſteinten Schädeln dieſes ausgeſtorbenen und unſeres Hausrindes kaum bemerkenswerthe Unterſchiede ergeben: ſolcher Annahme widerſpricht aber ſchon die großartige Verbreitung des Rindes. Man kann ſich nicht wohl einreden, daß gerade der europäiſche Ochs zu der Ehre kam, die ganze alte Welt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/694
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 660. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/694>, abgerufen am 23.11.2024.