Wäldern Litthauens Urochsen und Wildochsen gebe, welche die Einwohner Thuri und Jumbro- nes nennen. Bezeichnend sind auch Verse des Nibelungenliedes, welche ich bereits gelegentlich der Schilderung des Elch angezogen habe.
Es sind uns aber auch Abbildungen erhalten worden, welche die beiden wilden Rinderarten dar- stellen. Der österreichische Gesandte Herberstain spricht in einem Buche über Rußland und Polen von beiden Wildochsen und fügt einer späteren Ausgabe desselben zwei Abbildungen bei, über denen zur Erklärung die Namen der betreffenden Thiere stehen. Das Bild, welches ein unserem Hausrind ähnliches Thier darstellt, enthält die Worte: "Jch bin der Urus, welchen die Polen Tur nennen, die Deutschen Auerox, die Nichtkenner Bison"; die zweite Abbildung, welche unseren Wisent nicht ver- kennen läßt, dagegen den Satz: "Jch bin der Bison, welchen die Polen Subr nennen, die Deutschen Wysent, die Nichtkenner Urochs". Nach Oken's Uebersetzung lautet die ausführliche Beschreibung wie folgt.
"Jn Litthauen gibt es, außer den Thieren, welche in Deutschland vorkommen, noch Bisonten, Urochsen, Elenthiere und wilde Pferde. Die Bisonten heißen im Litthauischen Suber, im Deut- schen uneigentlich Auror oder Uror, welcher Name dem Urus zukommt, der völlig die Gestalt des Ochsen hat, während die Bisonten ganz anders aussehen. Diese haben eine Mähne, lange Haare um Hals und Schultern, eine Art Bart am Kinn, nach Bisam riechende Haare, einen kurzen Kopf, große, trotzige und feurige Augen, eine breite Stirn, und die Hörner sind meistens soweit aus ein- ander gerichtet, daß zwischen denselben drei ziemlich beleibte Menschen sitzen könnten, was der König von Polen, Siegmund, wirklich gethan haben soll. Der Rücken ist in eine Art Buckel erhöht; hin- ten und vorn dagegen der Leib niedriger. Jhre Jagd fordert viel Kraft und Schnelligkeit. Man stellt sich hinter Bäume, treibt sie durch die Hunde und ersticht sie sodann mit einem Spieß u. s. w."
"Urochsen gibt es nur in Masovien; sie heißen daselbst Thur, bei den Deutschen uneigentlich Uror: denn es sind wilde Ochsen, von den zahmen in Nichts verschieden, als daß alle schwarz sind und auf dem Rückgrat einen weißlichen Streifen haben. Es gibt nicht viele, und an gewissen Orten werden sie fast wie in einem Thiergarten gehalten und gepflegt. Man paart sie mit den zahmen Kühen, aber die Jungen werden dann nicht von den Urochsen in der Herde geduldet, und die Kälber von solchen Bastarden kommen todt auf die Welt. Gürtel aus dem Leder des Urochsen werden hoch geschätzt und von den Frauen getragen. Die Königin von Polen schenkte mir zween dergleichen, und die römische Königin hat einen davon sehr gnädig angenommen."
Unabhängig von ihm gibt Geßner Abbildungen und Beschreibungen der betreffenden Thiere. Das eine Bild stellt unzweifelhaft unseren Wisent dar, das zweite ein kräftiges, untersetzt gebau- tes, glatthaariges Rind ohne Schulterbuckel, mit größerem und stärkerem Gehörn. Die Beschrei- bungen lauten nach der Uebersetzung von Dr. Cunrat Forer aus dem Jahre 1583:
"Von dem Wisentstier."
"Von seiner gestalt."
"Wiewol vnseren biß auff diese zeyten die rechten waren Wisent der alten vnbekannt gewesen sind, so werdend doch gegenwirtiger zeyt der wilden Ochsen etlich gefangen vnd gezeigt, welche diser beschreybung gentzlich gemäß sind, als dann in diser gegenwirtigen gestalt wol zu sehen ist. Dann dem Wisent werdend von den alten zugeben, daß er häßlich seye, scheützlich, vil haars, mit einem dicken langen halßhaar als die Pfärdt, item gebartet, summa gantz wild vnd vngestalt: welches sich alles im gegenwirtigen thier, so eigentlich abconterfetet worden ist, klarlich erzeigt, ist ein wund groß, scheützlich art der wilden Ochsen: dann zwüschend den hornen, die weyte von einem zu dem anderen ist zwen gut werckschuch, söllend an der farb schwarzlecht seyn."
"Von ardt vnd natur der thieren."
"Ein grimm thier ist diser Ochß auch an dem ersten anschouwen zuförchten: Sommers zeyt
Die Rinder. — Der Wiſent.
Wäldern Litthauens Urochſen und Wildochſen gebe, welche die Einwohner Thuri und Jumbro- nes nennen. Bezeichnend ſind auch Verſe des Nibelungenliedes, welche ich bereits gelegentlich der Schilderung des Elch angezogen habe.
Es ſind uns aber auch Abbildungen erhalten worden, welche die beiden wilden Rinderarten dar- ſtellen. Der öſterreichiſche Geſandte Herberſtain ſpricht in einem Buche über Rußland und Polen von beiden Wildochſen und fügt einer ſpäteren Ausgabe deſſelben zwei Abbildungen bei, über denen zur Erklärung die Namen der betreffenden Thiere ſtehen. Das Bild, welches ein unſerem Hausrind ähnliches Thier darſtellt, enthält die Worte: „Jch bin der Urus, welchen die Polen Tur nennen, die Deutſchen Auerox, die Nichtkenner Bison‟; die zweite Abbildung, welche unſeren Wiſent nicht ver- kennen läßt, dagegen den Satz: „Jch bin der Bison, welchen die Polen Subr nennen, die Deutſchen Wysent, die Nichtkenner Urochs‟. Nach Oken’s Ueberſetzung lautet die ausführliche Beſchreibung wie folgt.
„Jn Litthauen gibt es, außer den Thieren, welche in Deutſchland vorkommen, noch Biſonten, Urochſen, Elenthiere und wilde Pferde. Die Biſonten heißen im Litthauiſchen Suber, im Deut- ſchen uneigentlich Auror oder Uror, welcher Name dem Urus zukommt, der völlig die Geſtalt des Ochſen hat, während die Biſonten ganz anders ausſehen. Dieſe haben eine Mähne, lange Haare um Hals und Schultern, eine Art Bart am Kinn, nach Biſam riechende Haare, einen kurzen Kopf, große, trotzige und feurige Augen, eine breite Stirn, und die Hörner ſind meiſtens ſoweit aus ein- ander gerichtet, daß zwiſchen denſelben drei ziemlich beleibte Menſchen ſitzen könnten, was der König von Polen, Siegmund, wirklich gethan haben ſoll. Der Rücken iſt in eine Art Buckel erhöht; hin- ten und vorn dagegen der Leib niedriger. Jhre Jagd fordert viel Kraft und Schnelligkeit. Man ſtellt ſich hinter Bäume, treibt ſie durch die Hunde und erſticht ſie ſodann mit einem Spieß u. ſ. w.‟
„Urochſen gibt es nur in Maſovien; ſie heißen daſelbſt Thur, bei den Deutſchen uneigentlich Uror: denn es ſind wilde Ochſen, von den zahmen in Nichts verſchieden, als daß alle ſchwarz ſind und auf dem Rückgrat einen weißlichen Streifen haben. Es gibt nicht viele, und an gewiſſen Orten werden ſie faſt wie in einem Thiergarten gehalten und gepflegt. Man paart ſie mit den zahmen Kühen, aber die Jungen werden dann nicht von den Urochſen in der Herde geduldet, und die Kälber von ſolchen Baſtarden kommen todt auf die Welt. Gürtel aus dem Leder des Urochſen werden hoch geſchätzt und von den Frauen getragen. Die Königin von Polen ſchenkte mir zween dergleichen, und die römiſche Königin hat einen davon ſehr gnädig angenommen.‟
Unabhängig von ihm gibt Geßner Abbildungen und Beſchreibungen der betreffenden Thiere. Das eine Bild ſtellt unzweifelhaft unſeren Wiſent dar, das zweite ein kräftiges, unterſetzt gebau- tes, glatthaariges Rind ohne Schulterbuckel, mit größerem und ſtärkerem Gehörn. Die Beſchrei- bungen lauten nach der Ueberſetzung von Dr. Cunrat Forer aus dem Jahre 1583:
„Von dem Wiſentſtier.‟
„Von ſeiner geſtalt.‟
„Wiewol vnſeren biß auff dieſe zeyten die rechten waren Wiſent der alten vnbekannt geweſen ſind, ſo werdend doch gegenwirtiger zeyt der wilden Ochſen etlich gefangen vnd gezeigt, welche diſer beſchreybung gentzlich gemäß ſind, als dann in diſer gegenwirtigen geſtalt wol zu ſehen iſt. Dann dem Wiſent werdend von den alten zugeben, daß er häßlich ſeye, ſcheützlich, vil haars, mit einem dicken langen halßhaar als die Pfärdt, item gebartet, ſumma gantz wild vnd vngeſtalt: welches ſich alles im gegenwirtigen thier, ſo eigentlich abconterfetet worden iſt, klarlich erzeigt, iſt ein wund groß, ſcheützlich art der wilden Ochſen: dann zwüſchend den hornen, die weyte von einem zu dem anderen iſt zwen gut werckſchuch, ſöllend an der farb ſchwarzlecht ſeyn.‟
„Von ardt vnd natur der thieren.‟
„Ein grimm thier iſt diſer Ochß auch an dem erſten anſchouwen zuförchten: Sommers zeyt
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Die Rinder. — Der Wiſent.
Wäldern Litthauens Urochſen und Wildochſen gebe, welche die Einwohner Thuri und Jumbro-
nes nennen. Bezeichnend ſind auch Verſe des Nibelungenliedes, welche ich bereits gelegentlich der
Schilderung des Elch angezogen habe.
Es ſind uns aber auch Abbildungen erhalten worden, welche die beiden wilden Rinderarten dar-
ſtellen. Der öſterreichiſche Geſandte Herberſtain ſpricht in einem Buche über Rußland und Polen
von beiden Wildochſen und fügt einer ſpäteren Ausgabe deſſelben zwei Abbildungen bei, über denen
zur Erklärung die Namen der betreffenden Thiere ſtehen. Das Bild, welches ein unſerem Hausrind
ähnliches Thier darſtellt, enthält die Worte: „Jch bin der Urus, welchen die Polen Tur nennen, die
Deutſchen Auerox, die Nichtkenner Bison‟; die zweite Abbildung, welche unſeren Wiſent nicht ver-
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Wysent, die Nichtkenner Urochs‟. Nach Oken’s Ueberſetzung lautet die ausführliche Beſchreibung
wie folgt.
„Jn Litthauen gibt es, außer den Thieren, welche in Deutſchland vorkommen, noch Biſonten,
Urochſen, Elenthiere und wilde Pferde. Die Biſonten heißen im Litthauiſchen Suber, im Deut-
ſchen uneigentlich Auror oder Uror, welcher Name dem Urus zukommt, der völlig die Geſtalt des
Ochſen hat, während die Biſonten ganz anders ausſehen. Dieſe haben eine Mähne, lange Haare
um Hals und Schultern, eine Art Bart am Kinn, nach Biſam riechende Haare, einen kurzen Kopf,
große, trotzige und feurige Augen, eine breite Stirn, und die Hörner ſind meiſtens ſoweit aus ein-
ander gerichtet, daß zwiſchen denſelben drei ziemlich beleibte Menſchen ſitzen könnten, was der König
von Polen, Siegmund, wirklich gethan haben ſoll. Der Rücken iſt in eine Art Buckel erhöht; hin-
ten und vorn dagegen der Leib niedriger. Jhre Jagd fordert viel Kraft und Schnelligkeit. Man
ſtellt ſich hinter Bäume, treibt ſie durch die Hunde und erſticht ſie ſodann mit einem Spieß u. ſ. w.‟
„Urochſen gibt es nur in Maſovien; ſie heißen daſelbſt Thur, bei den Deutſchen uneigentlich
Uror: denn es ſind wilde Ochſen, von den zahmen in Nichts verſchieden, als daß alle ſchwarz ſind
und auf dem Rückgrat einen weißlichen Streifen haben. Es gibt nicht viele, und an gewiſſen Orten
werden ſie faſt wie in einem Thiergarten gehalten und gepflegt. Man paart ſie mit den zahmen
Kühen, aber die Jungen werden dann nicht von den Urochſen in der Herde geduldet, und die Kälber
von ſolchen Baſtarden kommen todt auf die Welt. Gürtel aus dem Leder des Urochſen werden hoch
geſchätzt und von den Frauen getragen. Die Königin von Polen ſchenkte mir zween dergleichen, und
die römiſche Königin hat einen davon ſehr gnädig angenommen.‟
Unabhängig von ihm gibt Geßner Abbildungen und Beſchreibungen der betreffenden Thiere.
Das eine Bild ſtellt unzweifelhaft unſeren Wiſent dar, das zweite ein kräftiges, unterſetzt gebau-
tes, glatthaariges Rind ohne Schulterbuckel, mit größerem und ſtärkerem Gehörn. Die Beſchrei-
bungen lauten nach der Ueberſetzung von Dr. Cunrat Forer aus dem Jahre 1583:
„Von dem Wiſentſtier.‟
„Von ſeiner geſtalt.‟
„Wiewol vnſeren biß auff dieſe zeyten die rechten waren Wiſent der alten vnbekannt geweſen
ſind, ſo werdend doch gegenwirtiger zeyt der wilden Ochſen etlich gefangen vnd gezeigt, welche
diſer beſchreybung gentzlich gemäß ſind, als dann in diſer gegenwirtigen geſtalt wol zu ſehen iſt.
Dann dem Wiſent werdend von den alten zugeben, daß er häßlich ſeye, ſcheützlich, vil haars, mit
einem dicken langen halßhaar als die Pfärdt, item gebartet, ſumma gantz wild vnd vngeſtalt:
welches ſich alles im gegenwirtigen thier, ſo eigentlich abconterfetet worden iſt, klarlich erzeigt,
iſt ein wund groß, ſcheützlich art der wilden Ochſen: dann zwüſchend den hornen, die weyte von
einem zu dem anderen iſt zwen gut werckſchuch, ſöllend an der farb ſchwarzlecht ſeyn.‟
„Von ardt vnd natur der thieren.‟
„Ein grimm thier iſt diſer Ochß auch an dem erſten anſchouwen zuförchten: Sommers zeyt
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 638. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/672>, abgerufen am 23.11.2024.
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