tigen; denn wenn dieses seinen Feind bemerkt, ist es mit wenigen Sätzen außer aller Gefahr. Seine Gewandtheit läßt es die höchsten und unzugänglichsten Stellen ohne Mühe erreichen. Nach Ver- sicherung der Eingeborenen soll übrigens das Felsenkänguru vorzugsweise solche Klüfte bewohnen, welche mehrere Ausgänge haben. Verwundete Thiere dieser Art gehen dem Jäger gewöhnlich ver- loren: sie schlüpfen wenige Augenblicke vor ihrem Tode noch in eine Höhle und verenden dort.
Die Kletterfertigkeit der Springbeutelthiere gipfelt sich im Kängurubär (Dendrolagus ursi- nus), einem der auffallendsten und von dem Gesammtgepräge am meisten abweichenden Mitgliede der Familie, von welcher man bis jetzt nur noch einen Verwandten kennt, beide aus Neu-Guinea. Die großen und kräftigen Vorderarme, welche gegen die Hinterbeine nur wenig zurückstehen, sind ein
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Der Kängurubär (Dandrolagus ursinus).
sehr bezeichnendes Merkmal dieser Sippe. Der Kängurubär ist ein ziemlich großes Thier von 4 Fuß Leibeslänge, wovon etwas mehr als die Hälfte auf den Schwanz gerechnet werden muß. Der Leib ist gedrungen und kräftig, der Kopf kurz, die Ohren sind verhältnißmäßig. Der Pelz besteht aus straffen, schwarzen, an der Wurzel bräunlichen Haaren, die Ohrenspitzen, das Gesicht und die Untertheile sind braun, die Wangen gelblich, ein Ring um das Auge ist dunkler.
Alle Beobachter stimmen darin überein, daß man sich keine merkwürdigere Erscheinung denken könne, als einen Kängurubär, welcher sich lustig auf den Zweigen bewegt und fast alle Kletterkünste zeigt, welche in der Klasse der Säugethiere überhaupt beobachtet werden. Mit der größten Leichtig- keit klimmt das Thier an den Baumstämmen empor, mit der Sicherheit eines Eichhorns steigt es auf- und abwärts; aber gleichwohl erscheint das Springbeutelthier so fremd da oben, daß jeder Beschauer geradezu verblüfft ist, wenn das dunkelhaarige, langgliedrige Geschöpf unversehens von dem Boden
Das Felſenkänguru. — Der Kängurubär.
tigen; denn wenn dieſes ſeinen Feind bemerkt, iſt es mit wenigen Sätzen außer aller Gefahr. Seine Gewandtheit läßt es die höchſten und unzugänglichſten Stellen ohne Mühe erreichen. Nach Ver- ſicherung der Eingeborenen ſoll übrigens das Felſenkänguru vorzugsweiſe ſolche Klüfte bewohnen, welche mehrere Ausgänge haben. Verwundete Thiere dieſer Art gehen dem Jäger gewöhnlich ver- loren: ſie ſchlüpfen wenige Augenblicke vor ihrem Tode noch in eine Höhle und verenden dort.
Die Kletterfertigkeit der Springbeutelthiere gipfelt ſich im Kängurubär (Dendrolagus ursi- nus), einem der auffallendſten und von dem Geſammtgepräge am meiſten abweichenden Mitgliede der Familie, von welcher man bis jetzt nur noch einen Verwandten kennt, beide aus Neu-Guinea. Die großen und kräftigen Vorderarme, welche gegen die Hinterbeine nur wenig zurückſtehen, ſind ein
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Der Kängurubär (Dandrolagus ursinus).
ſehr bezeichnendes Merkmal dieſer Sippe. Der Kängurubär iſt ein ziemlich großes Thier von 4 Fuß Leibeslänge, wovon etwas mehr als die Hälfte auf den Schwanz gerechnet werden muß. Der Leib iſt gedrungen und kräftig, der Kopf kurz, die Ohren ſind verhältnißmäßig. Der Pelz beſteht aus ſtraffen, ſchwarzen, an der Wurzel bräunlichen Haaren, die Ohrenſpitzen, das Geſicht und die Untertheile ſind braun, die Wangen gelblich, ein Ring um das Auge iſt dunkler.
Alle Beobachter ſtimmen darin überein, daß man ſich keine merkwürdigere Erſcheinung denken könne, als einen Kängurubär, welcher ſich luſtig auf den Zweigen bewegt und faſt alle Kletterkünſte zeigt, welche in der Klaſſe der Säugethiere überhaupt beobachtet werden. Mit der größten Leichtig- keit klimmt das Thier an den Baumſtämmen empor, mit der Sicherheit eines Eichhorns ſteigt es auf- und abwärts; aber gleichwohl erſcheint das Springbeutelthier ſo fremd da oben, daß jeder Beſchauer geradezu verblüfft iſt, wenn das dunkelhaarige, langgliedrige Geſchöpf unverſehens von dem Boden
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Das Felſenkänguru. — Der Kängurubär.
tigen; denn wenn dieſes ſeinen Feind bemerkt, iſt es mit wenigen Sätzen außer aller Gefahr. Seine
Gewandtheit läßt es die höchſten und unzugänglichſten Stellen ohne Mühe erreichen. Nach Ver-
ſicherung der Eingeborenen ſoll übrigens das Felſenkänguru vorzugsweiſe ſolche Klüfte bewohnen,
welche mehrere Ausgänge haben. Verwundete Thiere dieſer Art gehen dem Jäger gewöhnlich ver-
loren: ſie ſchlüpfen wenige Augenblicke vor ihrem Tode noch in eine Höhle und verenden dort.
Die Kletterfertigkeit der Springbeutelthiere gipfelt ſich im Kängurubär (Dendrolagus ursi-
nus), einem der auffallendſten und von dem Geſammtgepräge am meiſten abweichenden Mitgliede
der Familie, von welcher man bis jetzt nur noch einen Verwandten kennt, beide aus Neu-Guinea.
Die großen und kräftigen Vorderarme, welche gegen die Hinterbeine nur wenig zurückſtehen, ſind ein
[Abbildung Der Kängurubär (Dandrolagus ursinus).]
ſehr bezeichnendes Merkmal dieſer Sippe. Der Kängurubär iſt ein ziemlich großes Thier von 4 Fuß
Leibeslänge, wovon etwas mehr als die Hälfte auf den Schwanz gerechnet werden muß. Der Leib
iſt gedrungen und kräftig, der Kopf kurz, die Ohren ſind verhältnißmäßig. Der Pelz beſteht aus
ſtraffen, ſchwarzen, an der Wurzel bräunlichen Haaren, die Ohrenſpitzen, das Geſicht und die
Untertheile ſind braun, die Wangen gelblich, ein Ring um das Auge iſt dunkler.
Alle Beobachter ſtimmen darin überein, daß man ſich keine merkwürdigere Erſcheinung denken
könne, als einen Kängurubär, welcher ſich luſtig auf den Zweigen bewegt und faſt alle Kletterkünſte
zeigt, welche in der Klaſſe der Säugethiere überhaupt beobachtet werden. Mit der größten Leichtig-
keit klimmt das Thier an den Baumſtämmen empor, mit der Sicherheit eines Eichhorns ſteigt es auf-
und abwärts; aber gleichwohl erſcheint das Springbeutelthier ſo fremd da oben, daß jeder Beſchauer
geradezu verblüfft iſt, wenn das dunkelhaarige, langgliedrige Geſchöpf unverſehens von dem Boden
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/67>, abgerufen am 24.11.2024.
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