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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Die Schafe. -- Das afrikanische Mähnenschaf.
der Provinz Constantine bewohnt das merkwürdige Geschöpf die Südabhänge des Auras-Gebirges;
nach den Angaben der Araber soll es jedoch auch in den dieses Gebirge begrenzenden Steppen und
auch in der Sandwüste des Wadi-Sinf angetroffen werden; im Westen findet es sich auf dem Djebel-
Amur und in der Provinz Oran auf dem Südabhange des Djebel-Sidi-Scheich. Unzweifelhaft
wird es in den höheren Theilen des Gebirges in dem marokkanischen Atlas noch häufiger sein, als in
Algerien, da Unzugänglichkeit und Abgeschiedenheit von menschlichem Verkehr, welche jenen Theil des
Gebirges auszeichnen, einem Wiederkäuer nur zusagen kann."

"Der Arni liebt die höchsten Felsengrate der Gebirge, zu denen man nur durch ein Wirrsal zer-
klüfteter Stein- und Geröllmassen gelangen kann, und deshalb ist seine Jagd eine höchst mühselige, ja
oft gefährliche. Dazu kommt, daß sie nicht einmal viel Gewinn verspricht; denn das Mähnenschaf
lebt nicht in Rudeln, wie andere Verwandte, sondern einzeln, und nur zur Bockzeit, welche in den
November fällt, sammeln sich mehrere Schafe und dann auch die Widder, halten einige Zeit bei ein-

[Abbildung] Das afrikanische Mähnenschaf (Ammotragus Tragelaphus).
ander und gehen hierauf wieder zerstreut ihres Weges. Gelegentlich der Paarung kommt es zwischen
den Widdern oft zu überaus hartnäckigen Kämpfen. Die Araber versichern, daß man bei solchen Ge-
legenheiten in Zweifel sein müsse, was man mehr bewundern solle, die Ausdauer, mit der sich die ver-
liebten Böcke gesenkten Kopfes halbe Stunden und länger einander gegenüber stehen, oder die Furcht-
barkeit des gegenseitigen Anpralls, wenn sie gegen einander anrennen, oder endlich die Festigkeit der
Hörner, welche Stöße aushalten, die, wie man glauben möchte, einem Elefanten die Hirnschale zer-
schmettern müßten."

"Vier bis fünf Monate nach der Paarung setzt die Massa ein oder zwei Lämmer, welche etwa vier
Monate lang mit der Alten umherlaufen, jedenfalls aber schon ziemlich lange vor der nächsten Paarungs-
zeit selbständig geworden sind und ihre eigenen Wege zu wandeln gelernt haben. Die Nahrung des
Arui ist beziehentlich dieselbe, wie bei den übrigen wildlebenden Schafen und Ziegen: saftige Alpen-

Die Schafe. — Das afrikaniſche Mähnenſchaf.
der Provinz Conſtantine bewohnt das merkwürdige Geſchöpf die Südabhänge des Auras-Gebirges;
nach den Angaben der Araber ſoll es jedoch auch in den dieſes Gebirge begrenzenden Steppen und
auch in der Sandwüſte des Wadi-Sinf angetroffen werden; im Weſten findet es ſich auf dem Djebel-
Amur und in der Provinz Oran auf dem Südabhange des Djebel-Sidi-Scheich. Unzweifelhaft
wird es in den höheren Theilen des Gebirges in dem marokkaniſchen Atlas noch häufiger ſein, als in
Algerien, da Unzugänglichkeit und Abgeſchiedenheit von menſchlichem Verkehr, welche jenen Theil des
Gebirges auszeichnen, einem Wiederkäuer nur zuſagen kann.‟

„Der Arni liebt die höchſten Felſengrate der Gebirge, zu denen man nur durch ein Wirrſal zer-
klüfteter Stein- und Geröllmaſſen gelangen kann, und deshalb iſt ſeine Jagd eine höchſt mühſelige, ja
oft gefährliche. Dazu kommt, daß ſie nicht einmal viel Gewinn verſpricht; denn das Mähnenſchaf
lebt nicht in Rudeln, wie andere Verwandte, ſondern einzeln, und nur zur Bockzeit, welche in den
November fällt, ſammeln ſich mehrere Schafe und dann auch die Widder, halten einige Zeit bei ein-

[Abbildung] Das afrikaniſche Mähnenſchaf (Ammotragus Tragelaphus).
ander und gehen hierauf wieder zerſtreut ihres Weges. Gelegentlich der Paarung kommt es zwiſchen
den Widdern oft zu überaus hartnäckigen Kämpfen. Die Araber verſichern, daß man bei ſolchen Ge-
legenheiten in Zweifel ſein müſſe, was man mehr bewundern ſolle, die Ausdauer, mit der ſich die ver-
liebten Böcke geſenkten Kopfes halbe Stunden und länger einander gegenüber ſtehen, oder die Furcht-
barkeit des gegenſeitigen Anpralls, wenn ſie gegen einander anrennen, oder endlich die Feſtigkeit der
Hörner, welche Stöße aushalten, die, wie man glauben möchte, einem Elefanten die Hirnſchale zer-
ſchmettern müßten.‟

„Vier bis fünf Monate nach der Paarung ſetzt die Maſſa ein oder zwei Lämmer, welche etwa vier
Monate lang mit der Alten umherlaufen, jedenfalls aber ſchon ziemlich lange vor der nächſten Paarungs-
zeit ſelbſtändig geworden ſind und ihre eigenen Wege zu wandeln gelernt haben. Die Nahrung des
Arui iſt beziehentlich dieſelbe, wie bei den übrigen wildlebenden Schafen und Ziegen: ſaftige Alpen-

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[598/0628] Die Schafe. — Das afrikaniſche Mähnenſchaf. der Provinz Conſtantine bewohnt das merkwürdige Geſchöpf die Südabhänge des Auras-Gebirges; nach den Angaben der Araber ſoll es jedoch auch in den dieſes Gebirge begrenzenden Steppen und auch in der Sandwüſte des Wadi-Sinf angetroffen werden; im Weſten findet es ſich auf dem Djebel- Amur und in der Provinz Oran auf dem Südabhange des Djebel-Sidi-Scheich. Unzweifelhaft wird es in den höheren Theilen des Gebirges in dem marokkaniſchen Atlas noch häufiger ſein, als in Algerien, da Unzugänglichkeit und Abgeſchiedenheit von menſchlichem Verkehr, welche jenen Theil des Gebirges auszeichnen, einem Wiederkäuer nur zuſagen kann.‟ „Der Arni liebt die höchſten Felſengrate der Gebirge, zu denen man nur durch ein Wirrſal zer- klüfteter Stein- und Geröllmaſſen gelangen kann, und deshalb iſt ſeine Jagd eine höchſt mühſelige, ja oft gefährliche. Dazu kommt, daß ſie nicht einmal viel Gewinn verſpricht; denn das Mähnenſchaf lebt nicht in Rudeln, wie andere Verwandte, ſondern einzeln, und nur zur Bockzeit, welche in den November fällt, ſammeln ſich mehrere Schafe und dann auch die Widder, halten einige Zeit bei ein- [Abbildung Das afrikaniſche Mähnenſchaf (Ammotragus Tragelaphus).] ander und gehen hierauf wieder zerſtreut ihres Weges. Gelegentlich der Paarung kommt es zwiſchen den Widdern oft zu überaus hartnäckigen Kämpfen. Die Araber verſichern, daß man bei ſolchen Ge- legenheiten in Zweifel ſein müſſe, was man mehr bewundern ſolle, die Ausdauer, mit der ſich die ver- liebten Böcke geſenkten Kopfes halbe Stunden und länger einander gegenüber ſtehen, oder die Furcht- barkeit des gegenſeitigen Anpralls, wenn ſie gegen einander anrennen, oder endlich die Feſtigkeit der Hörner, welche Stöße aushalten, die, wie man glauben möchte, einem Elefanten die Hirnſchale zer- ſchmettern müßten.‟ „Vier bis fünf Monate nach der Paarung ſetzt die Maſſa ein oder zwei Lämmer, welche etwa vier Monate lang mit der Alten umherlaufen, jedenfalls aber ſchon ziemlich lange vor der nächſten Paarungs- zeit ſelbſtändig geworden ſind und ihre eigenen Wege zu wandeln gelernt haben. Die Nahrung des Arui iſt beziehentlich dieſelbe, wie bei den übrigen wildlebenden Schafen und Ziegen: ſaftige Alpen-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 598. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/628>, abgerufen am 23.11.2024.