also dreifach gebogen. Die Ziege trägt kleinere, rundere, schwächere, einfach gebogene Hörner, welche sich gewöhnlich, ohne sich über Kopf oder Hals zu erheben, um das Ohr herumdrehen, d. h. einfach stark nach abwärts und dann nach vorn und abwärts wenden, wobei die bis zum Auge reichende Spitze nach außen gerichtet ist. Das Vließ ist überaus reichlich, dicht und lang, fein, weich, glänzend, seidenartig und lockig gekräuselt. Nur das Gesicht, die Ohren und der un- terste Theil der Läufe sind mit kurzen, glatt anliegenden Haaren bedeckt. Beide Geschlechter tragen einen ziemlich langen, aus straffen oder steiferen Haaren gebildeten Bart. Ein blendendes, gleich-
[Abbildung]
Die Angoraziege (Hircus angorensis).
mäßiges Weiß ist die vorherrschende Färbung dieser Ziegenart; seltener kommen solche vor, welche auf lichtem Grunde dunkler gefleckt sind. Früher nahm man an, daß jenes lange Seidenhaar die Grannen wären; jetzt weiß man, daß es das eigentliche Wollhaar ist, welches das Uebergewicht über die Grannenhaare erlangt und letztere fast gänzlich verdeckt hat. Bei anderen langhaarigen Ziegen- arten ist gerade das Umgekehrte der Fall, dieser eine Umstand also zur Kennzeichnung der An- goraziege sehr wichtig. Jm Sommer fällt das Vließ in großen Flocken aus, wie bei anderen Ziegen das Wollhaar unter den Grannen; es wächst aber sehr rasch wieder nach. Französische Beobachter haben gefunden, daß ein Vließ zwischen 1250 und 2500 Grammen wiegt.
Die Ziegen. — Die Angoraziege.
alſo dreifach gebogen. Die Ziege trägt kleinere, rundere, ſchwächere, einfach gebogene Hörner, welche ſich gewöhnlich, ohne ſich über Kopf oder Hals zu erheben, um das Ohr herumdrehen, d. h. einfach ſtark nach abwärts und dann nach vorn und abwärts wenden, wobei die bis zum Auge reichende Spitze nach außen gerichtet iſt. Das Vließ iſt überaus reichlich, dicht und lang, fein, weich, glänzend, ſeidenartig und lockig gekräuſelt. Nur das Geſicht, die Ohren und der un- terſte Theil der Läufe ſind mit kurzen, glatt anliegenden Haaren bedeckt. Beide Geſchlechter tragen einen ziemlich langen, aus ſtraffen oder ſteiferen Haaren gebildeten Bart. Ein blendendes, gleich-
[Abbildung]
Die Angoraziege (Hircus angorensis).
mäßiges Weiß iſt die vorherrſchende Färbung dieſer Ziegenart; ſeltener kommen ſolche vor, welche auf lichtem Grunde dunkler gefleckt ſind. Früher nahm man an, daß jenes lange Seidenhaar die Grannen wären; jetzt weiß man, daß es das eigentliche Wollhaar iſt, welches das Uebergewicht über die Grannenhaare erlangt und letztere faſt gänzlich verdeckt hat. Bei anderen langhaarigen Ziegen- arten iſt gerade das Umgekehrte der Fall, dieſer eine Umſtand alſo zur Kennzeichnung der An- goraziege ſehr wichtig. Jm Sommer fällt das Vließ in großen Flocken aus, wie bei anderen Ziegen das Wollhaar unter den Grannen; es wächſt aber ſehr raſch wieder nach. Franzöſiſche Beobachter haben gefunden, daß ein Vließ zwiſchen 1250 und 2500 Grammen wiegt.
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Die Ziegen. — Die Angoraziege.
alſo dreifach gebogen. Die Ziege trägt kleinere, rundere, ſchwächere, einfach gebogene Hörner,
welche ſich gewöhnlich, ohne ſich über Kopf oder Hals zu erheben, um das Ohr herumdrehen,
d. h. einfach ſtark nach abwärts und dann nach vorn und abwärts wenden, wobei die bis zum
Auge reichende Spitze nach außen gerichtet iſt. Das Vließ iſt überaus reichlich, dicht und lang,
fein, weich, glänzend, ſeidenartig und lockig gekräuſelt. Nur das Geſicht, die Ohren und der un-
terſte Theil der Läufe ſind mit kurzen, glatt anliegenden Haaren bedeckt. Beide Geſchlechter tragen
einen ziemlich langen, aus ſtraffen oder ſteiferen Haaren gebildeten Bart. Ein blendendes, gleich-
[Abbildung Die Angoraziege (Hircus angorensis).]
mäßiges Weiß iſt die vorherrſchende Färbung dieſer Ziegenart; ſeltener kommen ſolche vor, welche
auf lichtem Grunde dunkler gefleckt ſind. Früher nahm man an, daß jenes lange Seidenhaar die
Grannen wären; jetzt weiß man, daß es das eigentliche Wollhaar iſt, welches das Uebergewicht über
die Grannenhaare erlangt und letztere faſt gänzlich verdeckt hat. Bei anderen langhaarigen Ziegen-
arten iſt gerade das Umgekehrte der Fall, dieſer eine Umſtand alſo zur Kennzeichnung der An-
goraziege ſehr wichtig. Jm Sommer fällt das Vließ in großen Flocken aus, wie bei anderen Ziegen
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haben gefunden, daß ein Vließ zwiſchen 1250 und 2500 Grammen wiegt.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/612>, abgerufen am 23.11.2024.
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