Kreuz an nach vorn und unten, elliptisch gebogen. Das Haar ist grob und drahtartig, nur auf der Kopffirst, den Lippen, der Außenfläche der Ohren und den Läufen kurz und dicht, sonst lang und zottig. Die Hörner sind walzig, an der unteren Hälfte 12 bis 20 Mal stark geringelt, an der Spitze glatt. Das Weibchen ist blässer und zarter gebaut.
Der Wasserbock ist eine der schweren Antilopen; seine Gestalt ist fast plump, jedoch nicht un- zierlich. Die Ohren sind groß und breit, die Augen sehr lebhaft, ausdrucksvoll, Selbständigkeit des Wesens, ja fast Wildheit widerspiegelnd. Smith fand ihn nördlich des Kuruman in kleinen Her- den von 8 bis 10 Stück, welche sich an den Ufern der Ströme hielten. Unter jedem Rudel sah man höchstens zwei oder drei Böcke, von denen nur ein einziger völlig erwachsen war. Die übrigen
[Abbildung]
Der eigentliche Wasserbock (Kobus ellipsiprymnus).
Böcke schienen von der Gesellschaft abgeschlagen worden zu sein; doch behaupten die Eingeborenen, daß es überhaupt mehr Geisen, als Böcke gäbe, weil weit mehr Thier- als Bockkälber ge- setzt würden.
Die Wasserböcke sehen, wenn sie weiden, etwas unbehilflich aus; sobald sie aber aufgeregt werden, nimmt ihre Gestalt etwas sehr Stattliches und Zierliches an. Sie heben den Kopf dann hoch und gewinnen ein lebhaft geistvolles Ansehen. Wenn der Leitbock wirklich Gefahr wittert, eilt er in sausendem Galopp dahin, und das ganze Rudel jagt hinter ihm drein. Gewöhnlich geht die Flucht nach dem Wasser zu, und, wenn der Verfolger das Wild ängstlich gemacht hat, stürzt sich die ganze Herde mit einem Male plumpend in die Wellen, gleichviel, ob das Gewässer ein ruhig stehen-
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Der eigentliche Waſſerbock.
Kreuz an nach vorn und unten, elliptiſch gebogen. Das Haar iſt grob und drahtartig, nur auf der Kopffirſt, den Lippen, der Außenfläche der Ohren und den Läufen kurz und dicht, ſonſt lang und zottig. Die Hörner ſind walzig, an der unteren Hälfte 12 bis 20 Mal ſtark geringelt, an der Spitze glatt. Das Weibchen iſt bläſſer und zarter gebaut.
Der Waſſerbock iſt eine der ſchweren Antilopen; ſeine Geſtalt iſt faſt plump, jedoch nicht un- zierlich. Die Ohren ſind groß und breit, die Augen ſehr lebhaft, ausdrucksvoll, Selbſtändigkeit des Weſens, ja faſt Wildheit widerſpiegelnd. Smith fand ihn nördlich des Kuruman in kleinen Her- den von 8 bis 10 Stück, welche ſich an den Ufern der Ströme hielten. Unter jedem Rudel ſah man höchſtens zwei oder drei Böcke, von denen nur ein einziger völlig erwachſen war. Die übrigen
[Abbildung]
Der eigentliche Waſſerbock (Kobus ellipsiprymnus).
Böcke ſchienen von der Geſellſchaft abgeſchlagen worden zu ſein; doch behaupten die Eingeborenen, daß es überhaupt mehr Geiſen, als Böcke gäbe, weil weit mehr Thier- als Bockkälber ge- ſetzt würden.
Die Waſſerböcke ſehen, wenn ſie weiden, etwas unbehilflich aus; ſobald ſie aber aufgeregt werden, nimmt ihre Geſtalt etwas ſehr Stattliches und Zierliches an. Sie heben den Kopf dann hoch und gewinnen ein lebhaft geiſtvolles Anſehen. Wenn der Leitbock wirklich Gefahr wittert, eilt er in ſauſendem Galopp dahin, und das ganze Rudel jagt hinter ihm drein. Gewöhnlich geht die Flucht nach dem Waſſer zu, und, wenn der Verfolger das Wild ängſtlich gemacht hat, ſtürzt ſich die ganze Herde mit einem Male plumpend in die Wellen, gleichviel, ob das Gewäſſer ein ruhig ſtehen-
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Der eigentliche Waſſerbock.
Kreuz an nach vorn und unten, elliptiſch gebogen. Das Haar iſt grob und drahtartig, nur auf der
Kopffirſt, den Lippen, der Außenfläche der Ohren und den Läufen kurz und dicht, ſonſt lang und
zottig. Die Hörner ſind walzig, an der unteren Hälfte 12 bis 20 Mal ſtark geringelt, an der
Spitze glatt. Das Weibchen iſt bläſſer und zarter gebaut.
Der Waſſerbock iſt eine der ſchweren Antilopen; ſeine Geſtalt iſt faſt plump, jedoch nicht un-
zierlich. Die Ohren ſind groß und breit, die Augen ſehr lebhaft, ausdrucksvoll, Selbſtändigkeit des
Weſens, ja faſt Wildheit widerſpiegelnd. Smith fand ihn nördlich des Kuruman in kleinen Her-
den von 8 bis 10 Stück, welche ſich an den Ufern der Ströme hielten. Unter jedem Rudel ſah
man höchſtens zwei oder drei Böcke, von denen nur ein einziger völlig erwachſen war. Die übrigen
[Abbildung Der eigentliche Waſſerbock (Kobus ellipsiprymnus).]
Böcke ſchienen von der Geſellſchaft abgeſchlagen worden zu ſein; doch behaupten die Eingeborenen,
daß es überhaupt mehr Geiſen, als Böcke gäbe, weil weit mehr Thier- als Bockkälber ge-
ſetzt würden.
Die Waſſerböcke ſehen, wenn ſie weiden, etwas unbehilflich aus; ſobald ſie aber aufgeregt
werden, nimmt ihre Geſtalt etwas ſehr Stattliches und Zierliches an. Sie heben den Kopf dann
hoch und gewinnen ein lebhaft geiſtvolles Anſehen. Wenn der Leitbock wirklich Gefahr wittert, eilt er
in ſauſendem Galopp dahin, und das ganze Rudel jagt hinter ihm drein. Gewöhnlich geht die
Flucht nach dem Waſſer zu, und, wenn der Verfolger das Wild ängſtlich gemacht hat, ſtürzt ſich die
ganze Herde mit einem Male plumpend in die Wellen, gleichviel, ob das Gewäſſer ein ruhig ſtehen-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/577>, abgerufen am 23.11.2024.
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