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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Die Kusus oder Kuskuten.
bartartige Behaarung aus, wie wir Dies bei tiefer stehenden Thieren noch öfters zu bemerken
haben werden.

Der Zwergflugbeutler nährt sich, wie seine übrigen Verwandten, von Blättern, Früchten,
Knospen und anderen zarten Pflanzentheilen, verschmäht aber auch ein kleines Kerbthier nicht, falls
er dieses zufällig entdeckt. An Lebendigkeit und Beweglichkeit steht er seinen übrigen Verwandten
kaum nach, und in der Fähigkeit, große Entfernungen mit Hilfe der ausgebreiteten Flughäute zu über-
springen oder zu überfliegen, wird er nur von wenigen übertroffen.

Man sagt, daß das Thierchen sehr beliebt sowohl bei den Eingeborenen, als bei den Eingewan-
derten in der Nähe von Port Jackson sei und häufig zahm im Bauer gehalten werde; doch fehlen zur
Zeit leider noch genauere Berichte ebensowohl über das Leben und Wesen der Gefangenen, als über
das Freileben, die Fortpflanzung und Kinderzucht dieses schmucken Geschöpfes.



Jn den Wäldern von Amboina, Banda und Neu-Guinea, vielleicht auch auf Timor und Neu-
Jrland haust eine ganz eigenthümliche Sippe unserer Familie, deren uralten Landesnamen auch wir
zu ihrer Bezeichnung angenommen haben. Es sind dies die Kusus oder Kuskuten (Cuscus), große
Kletterbeutelthiere von ziemlich plumper Gestalt, deren Schwanz nur an der Wurzelgegend behaart,
an der Endhälfte aber nackt und warzig ist, mit kurzen Ohren, senkrecht gestellten Augensternen und
dichtem, mehr oder weniger wolligem Pelz, in ihren Bewegungen wie in ihrem geistigen Wesen lang-
same und träge Geschöpfe. Die Mitglieder der kleinen Gruppe sind aus schon seit längerer Zeit
bekannt geworden, ohne daß wir in der Neuzeit sicherere und ausführlichere Nachrichten über sie erhal-
ten konnten. Unser Bild stellt den gefleckten Kuskus (Cuscus maculatus) dar, ein Thier von
Katzengröße, d. h. von 2 Fuß Leibeslänge und etwas über 11/2 Fuß Schwanzlänge, mit dichtem, wolligen
Pelz, welcher in der Färbung vielfach abändert. Jm Alter ist er gewöhnlich weiß mit gelblichem
oder graulichem Anfluge und durch große, unregelmäßige, tiefbraune oder schwarze Flecken aus-
gezeichnet, welche auf der Außenseite der Beine verschwimmen; in der Jugend sind die Flecken
lichter und in der Kindheit grau. Die Unterseite ist immer ungefleckt und reinweiß; die Füße sind
rostfarben, der Schwanz ist weiß und nur seltener gefleckt. Gesicht und Stirn sind bei alten
Thieren lebhaft gelb, bei jüngeren rostgelb. Die Ohren sind oft weiß und die nackten Theile röthlich.
Jn der Färbung kommen große Abweichungen vor. Das Fell ist weich und seidenartig und trotz
seiner Zartheit ein gesuchter Stoff zur Ausfütterung von Kleidern und Mänteln.

Wir verdanken die ersten Nachrichten über das Leben des Thieres dem Holländer Valentyn.
Er erzählt, daß auf Amboina unter dem Geschlecht der Wiesel der Kuskus oder Kusu, wie ihn die
Malaien nannten, eines der seltsamsten wäre. "Der Kopf hat viel Aehnlichkeit mit einer Ratte oder
mit einem Fuchse. Der Pelz ist feindicht, wie bei einer Katze, doch wolliger und von Farbe roth und
grau, fast wie beim Hasen. Einige sind röthlich, einige auch weiß. Die Weibchen sind meistentheils
grau, die großen haben rothe Augen u. s. w. Die großen Arten sind sehr bös und gefährlich; sie
sind im Stande, wenn sie auf einem Baume sitzend von Jemand am Schwanze gehalten werden, den
Mann in die Höhe zu ziehen und dann auch gehörig fallen zu lassen. Auch wehren sie sich mit
ihren scharfen Klauen, welche unten nackt sind, fast wie bei einer Kinderhand, und bedienen sich der-
selben wie ein Affe; dagegen vertheidigen sie sich nicht mit den Zähnen, obschon sie recht gut mit den-
selben versehen sind. Das Ende des Schwanzes ist nackt und krumm, damit halten sie sich so fest an
den Zweigen, daß man sie nur mit genauer Noth abziehen kann. Sie wohnen auch auf den Molukken,
nicht in Gängen, wie die westindischen Wiesel, sondern in Wäldern, auf Bäumen, besonders wo es
Holzsamen gibt. Auf Ceram und Bulo gibt es mehr, als auf Amboina, weil sie hier die Men-
schen scheuen, welche sie in eigenthümlicher Weise fangen, um sie zu essen; denn sie sind ein Leckerbissen
für die Eingeborenen und schmecken gebraten wie die Kaninchen. Aber die Holländer mögen sie doch
nicht. Man muß die am Schwanze Aufgehangenen starr ansehen, da lassen sie aus Furcht den

Die Kuſus oder Kuskuten.
bartartige Behaarung aus, wie wir Dies bei tiefer ſtehenden Thieren noch öfters zu bemerken
haben werden.

Der Zwergflugbeutler nährt ſich, wie ſeine übrigen Verwandten, von Blättern, Früchten,
Knospen und anderen zarten Pflanzentheilen, verſchmäht aber auch ein kleines Kerbthier nicht, falls
er dieſes zufällig entdeckt. An Lebendigkeit und Beweglichkeit ſteht er ſeinen übrigen Verwandten
kaum nach, und in der Fähigkeit, große Entfernungen mit Hilfe der ausgebreiteten Flughäute zu über-
ſpringen oder zu überfliegen, wird er nur von wenigen übertroffen.

Man ſagt, daß das Thierchen ſehr beliebt ſowohl bei den Eingeborenen, als bei den Eingewan-
derten in der Nähe von Port Jackſon ſei und häufig zahm im Bauer gehalten werde; doch fehlen zur
Zeit leider noch genauere Berichte ebenſowohl über das Leben und Weſen der Gefangenen, als über
das Freileben, die Fortpflanzung und Kinderzucht dieſes ſchmucken Geſchöpfes.



Jn den Wäldern von Amboina, Banda und Neu-Guinea, vielleicht auch auf Timor und Neu-
Jrland hauſt eine ganz eigenthümliche Sippe unſerer Familie, deren uralten Landesnamen auch wir
zu ihrer Bezeichnung angenommen haben. Es ſind dies die Kuſus oder Kuskuten (Cuscus), große
Kletterbeutelthiere von ziemlich plumper Geſtalt, deren Schwanz nur an der Wurzelgegend behaart,
an der Endhälfte aber nackt und warzig iſt, mit kurzen Ohren, ſenkrecht geſtellten Augenſternen und
dichtem, mehr oder weniger wolligem Pelz, in ihren Bewegungen wie in ihrem geiſtigen Weſen lang-
ſame und träge Geſchöpfe. Die Mitglieder der kleinen Gruppe ſind aus ſchon ſeit längerer Zeit
bekannt geworden, ohne daß wir in der Neuzeit ſicherere und ausführlichere Nachrichten über ſie erhal-
ten konnten. Unſer Bild ſtellt den gefleckten Kuskus (Cuscus maculatus) dar, ein Thier von
Katzengröße, d. h. von 2 Fuß Leibeslänge und etwas über 1½ Fuß Schwanzlänge, mit dichtem, wolligen
Pelz, welcher in der Färbung vielfach abändert. Jm Alter iſt er gewöhnlich weiß mit gelblichem
oder graulichem Anfluge und durch große, unregelmäßige, tiefbraune oder ſchwarze Flecken aus-
gezeichnet, welche auf der Außenſeite der Beine verſchwimmen; in der Jugend ſind die Flecken
lichter und in der Kindheit grau. Die Unterſeite iſt immer ungefleckt und reinweiß; die Füße ſind
roſtfarben, der Schwanz iſt weiß und nur ſeltener gefleckt. Geſicht und Stirn ſind bei alten
Thieren lebhaft gelb, bei jüngeren roſtgelb. Die Ohren ſind oft weiß und die nackten Theile röthlich.
Jn der Färbung kommen große Abweichungen vor. Das Fell iſt weich und ſeidenartig und trotz
ſeiner Zartheit ein geſuchter Stoff zur Ausfütterung von Kleidern und Mänteln.

Wir verdanken die erſten Nachrichten über das Leben des Thieres dem Holländer Valentyn.
Er erzählt, daß auf Amboina unter dem Geſchlecht der Wieſel der Kuskus oder Kuſu, wie ihn die
Malaien nannten, eines der ſeltſamſten wäre. „Der Kopf hat viel Aehnlichkeit mit einer Ratte oder
mit einem Fuchſe. Der Pelz iſt feindicht, wie bei einer Katze, doch wolliger und von Farbe roth und
grau, faſt wie beim Haſen. Einige ſind röthlich, einige auch weiß. Die Weibchen ſind meiſtentheils
grau, die großen haben rothe Augen u. ſ. w. Die großen Arten ſind ſehr bös und gefährlich; ſie
ſind im Stande, wenn ſie auf einem Baume ſitzend von Jemand am Schwanze gehalten werden, den
Mann in die Höhe zu ziehen und dann auch gehörig fallen zu laſſen. Auch wehren ſie ſich mit
ihren ſcharfen Klauen, welche unten nackt ſind, faſt wie bei einer Kinderhand, und bedienen ſich der-
ſelben wie ein Affe; dagegen vertheidigen ſie ſich nicht mit den Zähnen, obſchon ſie recht gut mit den-
ſelben verſehen ſind. Das Ende des Schwanzes iſt nackt und krumm, damit halten ſie ſich ſo feſt an
den Zweigen, daß man ſie nur mit genauer Noth abziehen kann. Sie wohnen auch auf den Molukken,
nicht in Gängen, wie die weſtindiſchen Wieſel, ſondern in Wäldern, auf Bäumen, beſonders wo es
Holzſamen gibt. Auf Ceram und Bulo gibt es mehr, als auf Amboina, weil ſie hier die Men-
ſchen ſcheuen, welche ſie in eigenthümlicher Weiſe fangen, um ſie zu eſſen; denn ſie ſind ein Leckerbiſſen
für die Eingeborenen und ſchmecken gebraten wie die Kaninchen. Aber die Holländer mögen ſie doch
nicht. Man muß die am Schwanze Aufgehangenen ſtarr anſehen, da laſſen ſie aus Furcht den

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[36/0048] Die Kuſus oder Kuskuten. bartartige Behaarung aus, wie wir Dies bei tiefer ſtehenden Thieren noch öfters zu bemerken haben werden. Der Zwergflugbeutler nährt ſich, wie ſeine übrigen Verwandten, von Blättern, Früchten, Knospen und anderen zarten Pflanzentheilen, verſchmäht aber auch ein kleines Kerbthier nicht, falls er dieſes zufällig entdeckt. An Lebendigkeit und Beweglichkeit ſteht er ſeinen übrigen Verwandten kaum nach, und in der Fähigkeit, große Entfernungen mit Hilfe der ausgebreiteten Flughäute zu über- ſpringen oder zu überfliegen, wird er nur von wenigen übertroffen. Man ſagt, daß das Thierchen ſehr beliebt ſowohl bei den Eingeborenen, als bei den Eingewan- derten in der Nähe von Port Jackſon ſei und häufig zahm im Bauer gehalten werde; doch fehlen zur Zeit leider noch genauere Berichte ebenſowohl über das Leben und Weſen der Gefangenen, als über das Freileben, die Fortpflanzung und Kinderzucht dieſes ſchmucken Geſchöpfes. Jn den Wäldern von Amboina, Banda und Neu-Guinea, vielleicht auch auf Timor und Neu- Jrland hauſt eine ganz eigenthümliche Sippe unſerer Familie, deren uralten Landesnamen auch wir zu ihrer Bezeichnung angenommen haben. Es ſind dies die Kuſus oder Kuskuten (Cuscus), große Kletterbeutelthiere von ziemlich plumper Geſtalt, deren Schwanz nur an der Wurzelgegend behaart, an der Endhälfte aber nackt und warzig iſt, mit kurzen Ohren, ſenkrecht geſtellten Augenſternen und dichtem, mehr oder weniger wolligem Pelz, in ihren Bewegungen wie in ihrem geiſtigen Weſen lang- ſame und träge Geſchöpfe. Die Mitglieder der kleinen Gruppe ſind aus ſchon ſeit längerer Zeit bekannt geworden, ohne daß wir in der Neuzeit ſicherere und ausführlichere Nachrichten über ſie erhal- ten konnten. Unſer Bild ſtellt den gefleckten Kuskus (Cuscus maculatus) dar, ein Thier von Katzengröße, d. h. von 2 Fuß Leibeslänge und etwas über 1½ Fuß Schwanzlänge, mit dichtem, wolligen Pelz, welcher in der Färbung vielfach abändert. Jm Alter iſt er gewöhnlich weiß mit gelblichem oder graulichem Anfluge und durch große, unregelmäßige, tiefbraune oder ſchwarze Flecken aus- gezeichnet, welche auf der Außenſeite der Beine verſchwimmen; in der Jugend ſind die Flecken lichter und in der Kindheit grau. Die Unterſeite iſt immer ungefleckt und reinweiß; die Füße ſind roſtfarben, der Schwanz iſt weiß und nur ſeltener gefleckt. Geſicht und Stirn ſind bei alten Thieren lebhaft gelb, bei jüngeren roſtgelb. Die Ohren ſind oft weiß und die nackten Theile röthlich. Jn der Färbung kommen große Abweichungen vor. Das Fell iſt weich und ſeidenartig und trotz ſeiner Zartheit ein geſuchter Stoff zur Ausfütterung von Kleidern und Mänteln. Wir verdanken die erſten Nachrichten über das Leben des Thieres dem Holländer Valentyn. Er erzählt, daß auf Amboina unter dem Geſchlecht der Wieſel der Kuskus oder Kuſu, wie ihn die Malaien nannten, eines der ſeltſamſten wäre. „Der Kopf hat viel Aehnlichkeit mit einer Ratte oder mit einem Fuchſe. Der Pelz iſt feindicht, wie bei einer Katze, doch wolliger und von Farbe roth und grau, faſt wie beim Haſen. Einige ſind röthlich, einige auch weiß. Die Weibchen ſind meiſtentheils grau, die großen haben rothe Augen u. ſ. w. Die großen Arten ſind ſehr bös und gefährlich; ſie ſind im Stande, wenn ſie auf einem Baume ſitzend von Jemand am Schwanze gehalten werden, den Mann in die Höhe zu ziehen und dann auch gehörig fallen zu laſſen. Auch wehren ſie ſich mit ihren ſcharfen Klauen, welche unten nackt ſind, faſt wie bei einer Kinderhand, und bedienen ſich der- ſelben wie ein Affe; dagegen vertheidigen ſie ſich nicht mit den Zähnen, obſchon ſie recht gut mit den- ſelben verſehen ſind. Das Ende des Schwanzes iſt nackt und krumm, damit halten ſie ſich ſo feſt an den Zweigen, daß man ſie nur mit genauer Noth abziehen kann. Sie wohnen auch auf den Molukken, nicht in Gängen, wie die weſtindiſchen Wieſel, ſondern in Wäldern, auf Bäumen, beſonders wo es Holzſamen gibt. Auf Ceram und Bulo gibt es mehr, als auf Amboina, weil ſie hier die Men- ſchen ſcheuen, welche ſie in eigenthümlicher Weiſe fangen, um ſie zu eſſen; denn ſie ſind ein Leckerbiſſen für die Eingeborenen und ſchmecken gebraten wie die Kaninchen. Aber die Holländer mögen ſie doch nicht. Man muß die am Schwanze Aufgehangenen ſtarr anſehen, da laſſen ſie aus Furcht den

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/48>, abgerufen am 27.11.2024.