Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.Die Hirsche. -- Das Renthier. breite Thore, welche dann durch ein Gatter geschlossen werden, führen in das Jnnere. Die Hundetreiben die Herde da hinein, und das Melken beginnt. Auf die jungen Renthiere gibt man weniger Acht; sie läßt man unbekümmert außerhalb der Hürde weiden und sich ihres Lebens und der goldenen Frei- heit freuen, soweit dies die Aufmerksamkeit der Hunde erlaubt, welche schon die gehörigen Schranken zu ziehen wissen. Jnnerhalb der Hürde ist das Getümmel groß. Die Renthiere erinnern durch ihr Hin- und Herlaufen und durch ihr ewiges Blöcken an die Schafe, obgleich das Blöcken mehr ein schweinähnliches Grunzen genannt werden muß, als ein Blöcken. Bei weitem die meisten, welche in Herden gehalten werden, sind sehr klein; man sieht unter Hunderten nur höchst wenig starke Thiere. Dabei fällt die Unregelmäßigkeit der Geweihe unangenehm auf. Wenn man sich der Hürde nähert, vernimmt man zuerst das beständige Blöcken und dann, bei der ununterbrochenen Bewegung, ein Kni- stern, als ob Hunderte von elektrischen Batterien in Thätigkeit gesetzt würden. Jn der Mitte der Hürde liegen mehrere große Baumstämme, an welche die Renthiere beim Melken angefesselt werden. Ohne Wurfschlinge läßt sich kein Renthier seiner Milch berauben; deshalb trägt jeder Lappe und jede Lappin die Wurfschlinge beständig bei sich. Sie besteht entweder aus einem langen Riemen oder einem Strick, wird leicht in Ringe zusammengelegt, an beiden Enden festgehalten und so geworfen, daß sie um den Hals oder das Geweih der Thiere zu fallen kommt; dann faßt man sie kürzer und kürzer, bis man das Renthier ganz nahe an sich heran gezogen hat, bildet eine Schifferschlinge und legt sie um das Maul des Renthieres, hierdurch es fest und sicher zäumend und zum Gehorsam nöthi- gend. Hierauf bindet man es an dem Klotz fest und beginnt das Melkgeschäft. Während desselben versucht das Renthier alles Mögliche, um durchzugehen, allein die Lappen verstehen dem Allen zu begegnen und ziehen besonders widerspenstigen Thieren die Schlinge so fest über der Nase zusammen, daß sie wohl ruhig bleiben müssen. Dann naht sich der Melkende dem Renthier von hinten, schlägt mehrere Mal flach auf das Euter und entleert es. Man milkt sehr ungeschickt und vergeudet viele Milch, welche namentlich die Schenkel des Renthieres bespritzt, daher wischt man auch wohl nach dem Melken Schenkel und Beine des Renthieres sauber ab. Das Melkgefäß besteht aus Holz und hat die Gestalt eines oben verlängerten Napfes mit geradeaus gehendem Stiel; Alles ist aber aus einem Stück geschnitzt. Beim Melken kommen soviel Haare in die Milch, daß man sie durchseihen muß, allein das grobe Tuch, welches man dabei verwendet, läßt noch immer genug von den kürzeren Haaren durchschlüpfen, und so sieht die Milch nicht eben einladend aus. Jch habe sie trotzdem und trotz der überaus schmuzigen Finger, zwischen denen sie hervorgegangen war, versucht: sie schmeckt angenehm süßlich und ist so fett, wie Rahm. Sofort nach dem Melken öffnet man die Hürden und zieht wieder auf die Weide hinaus, gleichviel, ob man am frühen Morgen oder am späten Abend die Thiere versammelt, denn man weidet Tag und Nacht. Unter den zahmen Renthierkühen scheint Gemeinschaftlichkeit der Güter zu herrschen. So stör- Während der Sommermonate bereiten die Lappen kleine, sehr wohlschmeckende, wenn auch etwas Die Hirſche. — Das Renthier. breite Thore, welche dann durch ein Gatter geſchloſſen werden, führen in das Jnnere. Die Hundetreiben die Herde da hinein, und das Melken beginnt. Auf die jungen Renthiere gibt man weniger Acht; ſie läßt man unbekümmert außerhalb der Hürde weiden und ſich ihres Lebens und der goldenen Frei- heit freuen, ſoweit dies die Aufmerkſamkeit der Hunde erlaubt, welche ſchon die gehörigen Schranken zu ziehen wiſſen. Jnnerhalb der Hürde iſt das Getümmel groß. Die Renthiere erinnern durch ihr Hin- und Herlaufen und durch ihr ewiges Blöcken an die Schafe, obgleich das Blöcken mehr ein ſchweinähnliches Grunzen genannt werden muß, als ein Blöcken. Bei weitem die meiſten, welche in Herden gehalten werden, ſind ſehr klein; man ſieht unter Hunderten nur höchſt wenig ſtarke Thiere. Dabei fällt die Unregelmäßigkeit der Geweihe unangenehm auf. Wenn man ſich der Hürde nähert, vernimmt man zuerſt das beſtändige Blöcken und dann, bei der ununterbrochenen Bewegung, ein Kni- ſtern, als ob Hunderte von elektriſchen Batterien in Thätigkeit geſetzt würden. Jn der Mitte der Hürde liegen mehrere große Baumſtämme, an welche die Renthiere beim Melken angefeſſelt werden. Ohne Wurfſchlinge läßt ſich kein Renthier ſeiner Milch berauben; deshalb trägt jeder Lappe und jede Lappin die Wurfſchlinge beſtändig bei ſich. Sie beſteht entweder aus einem langen Riemen oder einem Strick, wird leicht in Ringe zuſammengelegt, an beiden Enden feſtgehalten und ſo geworfen, daß ſie um den Hals oder das Geweih der Thiere zu fallen kommt; dann faßt man ſie kürzer und kürzer, bis man das Renthier ganz nahe an ſich heran gezogen hat, bildet eine Schifferſchlinge und legt ſie um das Maul des Renthieres, hierdurch es feſt und ſicher zäumend und zum Gehorſam nöthi- gend. Hierauf bindet man es an dem Klotz feſt und beginnt das Melkgeſchäft. Während deſſelben verſucht das Renthier alles Mögliche, um durchzugehen, allein die Lappen verſtehen dem Allen zu begegnen und ziehen beſonders widerſpenſtigen Thieren die Schlinge ſo feſt über der Naſe zuſammen, daß ſie wohl ruhig bleiben müſſen. Dann naht ſich der Melkende dem Renthier von hinten, ſchlägt mehrere Mal flach auf das Euter und entleert es. Man milkt ſehr ungeſchickt und vergeudet viele Milch, welche namentlich die Schenkel des Renthieres beſpritzt, daher wiſcht man auch wohl nach dem Melken Schenkel und Beine des Renthieres ſauber ab. Das Melkgefäß beſteht aus Holz und hat die Geſtalt eines oben verlängerten Napfes mit geradeaus gehendem Stiel; Alles iſt aber aus einem Stück geſchnitzt. Beim Melken kommen ſoviel Haare in die Milch, daß man ſie durchſeihen muß, allein das grobe Tuch, welches man dabei verwendet, läßt noch immer genug von den kürzeren Haaren durchſchlüpfen, und ſo ſieht die Milch nicht eben einladend aus. Jch habe ſie trotzdem und trotz der überaus ſchmuzigen Finger, zwiſchen denen ſie hervorgegangen war, verſucht: ſie ſchmeckt angenehm ſüßlich und iſt ſo fett, wie Rahm. Sofort nach dem Melken öffnet man die Hürden und zieht wieder auf die Weide hinaus, gleichviel, ob man am frühen Morgen oder am ſpäten Abend die Thiere verſammelt, denn man weidet Tag und Nacht. Unter den zahmen Renthierkühen ſcheint Gemeinſchaftlichkeit der Güter zu herrſchen. So ſtör- Während der Sommermonate bereiten die Lappen kleine, ſehr wohlſchmeckende, wenn auch etwas <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0470" n="444"/><fw place="top" type="header">Die Hirſche. — Das Renthier.</fw><lb/> breite Thore, welche dann durch ein Gatter geſchloſſen werden, führen in das Jnnere. Die Hunde<lb/> treiben die Herde da hinein, und das Melken beginnt. Auf die jungen Renthiere gibt man weniger Acht;<lb/> ſie läßt man unbekümmert außerhalb der Hürde weiden und ſich ihres Lebens und der goldenen Frei-<lb/> heit freuen, ſoweit dies die Aufmerkſamkeit der Hunde erlaubt, welche ſchon die gehörigen Schranken<lb/> zu ziehen wiſſen. Jnnerhalb der Hürde iſt das Getümmel groß. 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Sie beſteht entweder aus einem langen Riemen oder<lb/> einem Strick, wird leicht in Ringe zuſammengelegt, an beiden Enden feſtgehalten und ſo geworfen,<lb/> daß ſie um den Hals oder das Geweih der Thiere zu fallen kommt; dann faßt man ſie kürzer und<lb/> kürzer, bis man das Renthier ganz nahe an ſich heran gezogen hat, bildet eine Schifferſchlinge und<lb/> legt ſie um das Maul des Renthieres, hierdurch es feſt und ſicher zäumend und zum Gehorſam nöthi-<lb/> gend. Hierauf bindet man es an dem Klotz feſt und beginnt das Melkgeſchäft. Während deſſelben<lb/> verſucht das Renthier alles Mögliche, um durchzugehen, allein die Lappen verſtehen dem Allen zu<lb/> begegnen und ziehen beſonders widerſpenſtigen Thieren die Schlinge ſo feſt über der Naſe zuſammen,<lb/> daß ſie wohl ruhig bleiben müſſen. Dann naht ſich der Melkende dem Renthier von hinten, ſchlägt<lb/> mehrere Mal flach auf das Euter und entleert es. Man milkt ſehr ungeſchickt und vergeudet viele<lb/> Milch, welche namentlich die Schenkel des Renthieres beſpritzt, daher wiſcht man auch wohl nach<lb/> dem Melken Schenkel und Beine des Renthieres ſauber ab. Das Melkgefäß beſteht aus Holz und<lb/> hat die Geſtalt eines oben verlängerten Napfes mit geradeaus gehendem Stiel; Alles iſt aber aus<lb/> einem Stück geſchnitzt. Beim Melken kommen ſoviel Haare in die Milch, daß man ſie durchſeihen<lb/> muß, allein das grobe Tuch, welches man dabei verwendet, läßt noch immer genug von den kürzeren<lb/> Haaren durchſchlüpfen, und ſo ſieht die Milch nicht eben einladend aus. Jch habe ſie trotzdem und<lb/> trotz der überaus ſchmuzigen Finger, zwiſchen denen ſie hervorgegangen war, verſucht: ſie ſchmeckt<lb/> angenehm ſüßlich und iſt ſo fett, wie Rahm. 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Jm<lb/> September aber iſt die eigentliche Schmaus- und Schlachtzeit der Lappen; denn das Renthierfleiſch und<lb/> namentlich das von Böcken herrührende nimmt einen ſchlechten Geſchmack an, wenn die Hirſche ge-<lb/> brunſtet haben. Das Renthier wird, um es zu Boden zu werfen, genickfangt; dann ſtößt der<lb/> Schlächter ſein Meſſer in das Herz des Opfers, ſorgfältig darauf achtend, daß ſich alles Blut in der<lb/> Bruſthöhle ſammle. Während des Abhäutens wird die Stichwunde durch ein eingeſchobenes Holz-<lb/> ſtückchen verſchloſſen. Nachdem die Haut abgezogen worden iſt, nimmt man die Eingeweide heraus<lb/> und ſchöpft das übrige Blut in den etwas geleerten und gereinigten Wanſt, welchen der Lappe nun-<lb/> mehr eine „Renthierbruſt‟ nennt. Aus dem Blute wird Suppe bereitet, und erſt wenn dieſe fertig<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [444/0470]
Die Hirſche. — Das Renthier.
breite Thore, welche dann durch ein Gatter geſchloſſen werden, führen in das Jnnere. Die Hunde
treiben die Herde da hinein, und das Melken beginnt. Auf die jungen Renthiere gibt man weniger Acht;
ſie läßt man unbekümmert außerhalb der Hürde weiden und ſich ihres Lebens und der goldenen Frei-
heit freuen, ſoweit dies die Aufmerkſamkeit der Hunde erlaubt, welche ſchon die gehörigen Schranken
zu ziehen wiſſen. Jnnerhalb der Hürde iſt das Getümmel groß. Die Renthiere erinnern durch ihr
Hin- und Herlaufen und durch ihr ewiges Blöcken an die Schafe, obgleich das Blöcken mehr ein
ſchweinähnliches Grunzen genannt werden muß, als ein Blöcken. Bei weitem die meiſten, welche in
Herden gehalten werden, ſind ſehr klein; man ſieht unter Hunderten nur höchſt wenig ſtarke Thiere.
Dabei fällt die Unregelmäßigkeit der Geweihe unangenehm auf. Wenn man ſich der Hürde nähert,
vernimmt man zuerſt das beſtändige Blöcken und dann, bei der ununterbrochenen Bewegung, ein Kni-
ſtern, als ob Hunderte von elektriſchen Batterien in Thätigkeit geſetzt würden. Jn der Mitte der
Hürde liegen mehrere große Baumſtämme, an welche die Renthiere beim Melken angefeſſelt werden.
Ohne Wurfſchlinge läßt ſich kein Renthier ſeiner Milch berauben; deshalb trägt jeder Lappe und jede
Lappin die Wurfſchlinge beſtändig bei ſich. Sie beſteht entweder aus einem langen Riemen oder
einem Strick, wird leicht in Ringe zuſammengelegt, an beiden Enden feſtgehalten und ſo geworfen,
daß ſie um den Hals oder das Geweih der Thiere zu fallen kommt; dann faßt man ſie kürzer und
kürzer, bis man das Renthier ganz nahe an ſich heran gezogen hat, bildet eine Schifferſchlinge und
legt ſie um das Maul des Renthieres, hierdurch es feſt und ſicher zäumend und zum Gehorſam nöthi-
gend. Hierauf bindet man es an dem Klotz feſt und beginnt das Melkgeſchäft. Während deſſelben
verſucht das Renthier alles Mögliche, um durchzugehen, allein die Lappen verſtehen dem Allen zu
begegnen und ziehen beſonders widerſpenſtigen Thieren die Schlinge ſo feſt über der Naſe zuſammen,
daß ſie wohl ruhig bleiben müſſen. Dann naht ſich der Melkende dem Renthier von hinten, ſchlägt
mehrere Mal flach auf das Euter und entleert es. Man milkt ſehr ungeſchickt und vergeudet viele
Milch, welche namentlich die Schenkel des Renthieres beſpritzt, daher wiſcht man auch wohl nach
dem Melken Schenkel und Beine des Renthieres ſauber ab. Das Melkgefäß beſteht aus Holz und
hat die Geſtalt eines oben verlängerten Napfes mit geradeaus gehendem Stiel; Alles iſt aber aus
einem Stück geſchnitzt. Beim Melken kommen ſoviel Haare in die Milch, daß man ſie durchſeihen
muß, allein das grobe Tuch, welches man dabei verwendet, läßt noch immer genug von den kürzeren
Haaren durchſchlüpfen, und ſo ſieht die Milch nicht eben einladend aus. Jch habe ſie trotzdem und
trotz der überaus ſchmuzigen Finger, zwiſchen denen ſie hervorgegangen war, verſucht: ſie ſchmeckt
angenehm ſüßlich und iſt ſo fett, wie Rahm. Sofort nach dem Melken öffnet man die Hürden und
zieht wieder auf die Weide hinaus, gleichviel, ob man am frühen Morgen oder am ſpäten Abend die
Thiere verſammelt, denn man weidet Tag und Nacht.
Unter den zahmen Renthierkühen ſcheint Gemeinſchaftlichkeit der Güter zu herrſchen. So ſtör-
riſch ſich dieſe Thiere beim Melken bezeigen, ſo liebenswürdig benehmen ſie ſich gegen die Kälber.
Sie erlauben ebenſowohl fremden als ihren eigenen Kindern, ſie zu beſaugen.
Während der Sommermonate bereiten die Lappen kleine, ſehr wohlſchmeckende, wenn auch etwas
ſcharfe Käſe aus der wenigen Milch, welche ihre Herdenthiere ihnen geben. Dieſe Käſe dienen
ihnen ſpäter als eines der vorzüglichſten Nahrungsmittel. Sie wiſſen daraus alles Mögliche zu
bereiten, unter anderen auch eine Art von Suppe, welche ſie als höchſt ſchmackhaft ſchildern. Jm
September aber iſt die eigentliche Schmaus- und Schlachtzeit der Lappen; denn das Renthierfleiſch und
namentlich das von Böcken herrührende nimmt einen ſchlechten Geſchmack an, wenn die Hirſche ge-
brunſtet haben. Das Renthier wird, um es zu Boden zu werfen, genickfangt; dann ſtößt der
Schlächter ſein Meſſer in das Herz des Opfers, ſorgfältig darauf achtend, daß ſich alles Blut in der
Bruſthöhle ſammle. Während des Abhäutens wird die Stichwunde durch ein eingeſchobenes Holz-
ſtückchen verſchloſſen. Nachdem die Haut abgezogen worden iſt, nimmt man die Eingeweide heraus
und ſchöpft das übrige Blut in den etwas geleerten und gereinigten Wanſt, welchen der Lappe nun-
mehr eine „Renthierbruſt‟ nennt. Aus dem Blute wird Suppe bereitet, und erſt wenn dieſe fertig
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