im folgenden Winter abgeworfen wird. Allmählich zertheilt sich das Geweih manchfaltiger. Jm fünften Jahre entsteht eine flache Schaufel und diese verbreitert sich nun mehr und mehr und theilt sich an den Rändern in immer mehr Zacken, deren Zahl bis in die zwanzig steigen kann. Das Ge- weih kann ein Gewicht von etwa vierzig Pfund erreichen.
Die Behaarung des Elen ist lang, dicht und straff. Sie besteht aus gekerbten, dünnen und brüchi- gen Grannen, unter denen kurze, feine Wollenhaare sitzen; über die Firste des Nackens zieht eine starke, sehr dichte, der Länge nach getheilte Mähne, welche sich gewissermaßen am Halse und der Vorderbrust fortsetzt und bis sieben Zoll lang wird. Beim Weibchen ist diese Kehlmähne weit kürzer. Sonderbarer Weise sind die Bauchhaare von rückwärts nach vorn gerichtet. Die Färbung ist ein ziemlich gleichmäßiges Röthlichbraun, welches an der Mähne und den Kopfseiten in glänzendes Dun- kelschwarzbraun und an der Stirne ins Röthlichbranne und am Schnauzenende ins Graue zieht; die Beine sind weißlich-aschgrau, die Augenringe grau. Vom Oktober bis zum März ist die Färbung etwas heller, mehr mit Grau gemischt. -- Das Weibchen ist kleiner, trägt kein Geweih und hat längere und schmalere Hufe, kürzere und wenig nach auswärts gerichtete Afterklauen. Sein Kopf erinnert vielfach an den eines Esels oder Maulthiers.
Wilde, einsame, an Brüchen und unzugänglichen Mooren reiche Wälder, namentlich solche, in denen Weiden, Birken, Espen und andere Laubbäume stehen, bilden den Stand des Elchwildes. Sümpfe sind ihm zu seiner Erhaltung geradezu nothwendig. Das plumpe Geschöpf durchmißt Moräste, welche weder Mensch noch Thier gefahrlos betreten könnte, mit Leichtigkeit. Vom April bis zum Oktober hält es sich in den tiefer gelegenen, nassen Gegenden auf, später sucht es sich erhöhte, welche den Ueberschwemmungen nicht ausgesetzt, und den Winter nicht mit Eis bedeckt sind. Bei stillem, heiteren Wetter bevorzugt es Laubhölzer, bei Regen, Schnee und Nebel Nadelholzdickun- gen. Mangel an Ruhe oder hinlänglicher Aeßung verändern leicht seinen Standort.
Jn seiner Lebensweise weicht das Elenthier vielfach von der des Hirsches ab. Wie dieser schlägt es sich zu kleinen Rudeln von 15 bis 20 Stück zusammen, und nur gegen die Satzzeit hin sondern sich von diesen Rudeln die alten Hirsche ab, gewöhnlich eigene Gesellschaften für sich bildend, während die Weibchen mit den jüngeren Männchen das frühere Rudel erhalten. Wo sich der Elch ganz ungestört weiß, treibt er sich bei Tag und Nacht umher; sonst wählt er die Nachtzeit, um nach Aeßung auszu- ziehen. Nach Wangenheim besteht diese in Blättern und Schößlingen der Moorweiden, Birken, Eschen, Espen, Ebereschen, Spitzahorne, Linden, Eichen, Kiefern, Fichten, in Haiden, Moorrosmarin, jungem Röhricht und Schilf, in schossendem Getreide und Lein. Schößlinge und Rinden bilden den Haupt- bestandtheil seiner Nahrung, und gerade deshalb wird er sehr schädlich. Beim Abrinden setzt der Elch seine Schneidezähne wie einen Meisel ein, schält ein Stückchen Rinde los, packt dies mit den Zähnen und Lippen und reißt dann nach oben zu lange Streifen der Rinde ab. Höhere Stangen biegt er mit dem Kopfe nieder, bricht dann die Kronen ab und äßt sich von dem Gezweige. Nur nothgedrun- gen zieht er auf entfernte Weideplätze; deshalb schadet er den Feldern wenig, um so mehr aber den Waldungen. Seine Bewegungen sind weit weniger ebenmäßig und leicht, als die des Edelwildes, Er vermag nicht, wie der Hirsch, anhaltend flüchtig zu sein, trollt aber sehr schnell und mit unglaub- licher Ausdauer: manche Schriftsteller behaupten, daß er in einem Tage 50 Meilen zurücklegen könne. Eine höchst sonderbare Bewegungsart in den wasserreichen Mooren schildert Wangenheim. Der Elch soll sich da, wo der Boden ihn nicht mehr tragen kann, wenn er läuft, auf die Hessen niederlassen, die Vorderläufe gerade vorwärts ausstrecken, mit den Schalen eingreifen, mit den Hessen nachstemmen und nachschieben und so über die schlammige Fläche gleiten; da, wo diese ganz schlotterig ist, soll er sich sogar auf die Seite legen und durch Schlagen und Schnellen mit den Läufen fort- schieben. Jm Schwimmen ist der Elch Meister. Er geht, wie allgemein behauptet wird, nicht blos aus Noth in das Wasser, sondern, wie manche Rinderarten, zu eigener Lust und Freude, um sich zu baden und zu kühlen. Auf dem Eise dagegen kann er, trotz der Behauptung des Bischofs von Upsala, nicht fort, und wenn er auf den glatten Spiegel einmal gefallen ist, kommt er nur sehr schwer wieder
Die Hirſche. — Der Elch oder das Elen.
im folgenden Winter abgeworfen wird. Allmählich zertheilt ſich das Geweih manchfaltiger. Jm fünften Jahre entſteht eine flache Schaufel und dieſe verbreitert ſich nun mehr und mehr und theilt ſich an den Rändern in immer mehr Zacken, deren Zahl bis in die zwanzig ſteigen kann. Das Ge- weih kann ein Gewicht von etwa vierzig Pfund erreichen.
Die Behaarung des Elen iſt lang, dicht und ſtraff. Sie beſteht aus gekerbten, dünnen und brüchi- gen Grannen, unter denen kurze, feine Wollenhaare ſitzen; über die Firſte des Nackens zieht eine ſtarke, ſehr dichte, der Länge nach getheilte Mähne, welche ſich gewiſſermaßen am Halſe und der Vorderbruſt fortſetzt und bis ſieben Zoll lang wird. Beim Weibchen iſt dieſe Kehlmähne weit kürzer. Sonderbarer Weiſe ſind die Bauchhaare von rückwärts nach vorn gerichtet. Die Färbung iſt ein ziemlich gleichmäßiges Röthlichbraun, welches an der Mähne und den Kopfſeiten in glänzendes Dun- kelſchwarzbraun und an der Stirne ins Röthlichbranne und am Schnauzenende ins Graue zieht; die Beine ſind weißlich-aſchgrau, die Augenringe grau. Vom Oktober bis zum März iſt die Färbung etwas heller, mehr mit Grau gemiſcht. — Das Weibchen iſt kleiner, trägt kein Geweih und hat längere und ſchmalere Hufe, kürzere und wenig nach auswärts gerichtete Afterklauen. Sein Kopf erinnert vielfach an den eines Eſels oder Maulthiers.
Wilde, einſame, an Brüchen und unzugänglichen Mooren reiche Wälder, namentlich ſolche, in denen Weiden, Birken, Eſpen und andere Laubbäume ſtehen, bilden den Stand des Elchwildes. Sümpfe ſind ihm zu ſeiner Erhaltung geradezu nothwendig. Das plumpe Geſchöpf durchmißt Moräſte, welche weder Menſch noch Thier gefahrlos betreten könnte, mit Leichtigkeit. Vom April bis zum Oktober hält es ſich in den tiefer gelegenen, naſſen Gegenden auf, ſpäter ſucht es ſich erhöhte, welche den Ueberſchwemmungen nicht ausgeſetzt, und den Winter nicht mit Eis bedeckt ſind. Bei ſtillem, heiteren Wetter bevorzugt es Laubhölzer, bei Regen, Schnee und Nebel Nadelholzdickun- gen. Mangel an Ruhe oder hinlänglicher Aeßung verändern leicht ſeinen Standort.
Jn ſeiner Lebensweiſe weicht das Elenthier vielfach von der des Hirſches ab. Wie dieſer ſchlägt es ſich zu kleinen Rudeln von 15 bis 20 Stück zuſammen, und nur gegen die Satzzeit hin ſondern ſich von dieſen Rudeln die alten Hirſche ab, gewöhnlich eigene Geſellſchaften für ſich bildend, während die Weibchen mit den jüngeren Männchen das frühere Rudel erhalten. Wo ſich der Elch ganz ungeſtört weiß, treibt er ſich bei Tag und Nacht umher; ſonſt wählt er die Nachtzeit, um nach Aeßung auszu- ziehen. Nach Wangenheim beſteht dieſe in Blättern und Schößlingen der Moorweiden, Birken, Eſchen, Espen, Ebereſchen, Spitzahorne, Linden, Eichen, Kiefern, Fichten, in Haiden, Moorrosmarin, jungem Röhricht und Schilf, in ſchoſſendem Getreide und Lein. Schößlinge und Rinden bilden den Haupt- beſtandtheil ſeiner Nahrung, und gerade deshalb wird er ſehr ſchädlich. Beim Abrinden ſetzt der Elch ſeine Schneidezähne wie einen Meiſel ein, ſchält ein Stückchen Rinde los, packt dies mit den Zähnen und Lippen und reißt dann nach oben zu lange Streifen der Rinde ab. Höhere Stangen biegt er mit dem Kopfe nieder, bricht dann die Kronen ab und äßt ſich von dem Gezweige. Nur nothgedrun- gen zieht er auf entfernte Weideplätze; deshalb ſchadet er den Feldern wenig, um ſo mehr aber den Waldungen. Seine Bewegungen ſind weit weniger ebenmäßig und leicht, als die des Edelwildes, Er vermag nicht, wie der Hirſch, anhaltend flüchtig zu ſein, trollt aber ſehr ſchnell und mit unglaub- licher Ausdauer: manche Schriftſteller behaupten, daß er in einem Tage 50 Meilen zurücklegen könne. Eine höchſt ſonderbare Bewegungsart in den waſſerreichen Mooren ſchildert Wangenheim. Der Elch ſoll ſich da, wo der Boden ihn nicht mehr tragen kann, wenn er läuft, auf die Heſſen niederlaſſen, die Vorderläufe gerade vorwärts ausſtrecken, mit den Schalen eingreifen, mit den Heſſen nachſtemmen und nachſchieben und ſo über die ſchlammige Fläche gleiten; da, wo dieſe ganz ſchlotterig iſt, ſoll er ſich ſogar auf die Seite legen und durch Schlagen und Schnellen mit den Läufen fort- ſchieben. Jm Schwimmen iſt der Elch Meiſter. Er geht, wie allgemein behauptet wird, nicht blos aus Noth in das Waſſer, ſondern, wie manche Rinderarten, zu eigener Luſt und Freude, um ſich zu baden und zu kühlen. Auf dem Eiſe dagegen kann er, trotz der Behauptung des Biſchofs von Upſala, nicht fort, und wenn er auf den glatten Spiegel einmal gefallen iſt, kommt er nur ſehr ſchwer wieder
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Die Hirſche. — Der Elch oder das Elen.
im folgenden Winter abgeworfen wird. Allmählich zertheilt ſich das Geweih manchfaltiger. Jm
fünften Jahre entſteht eine flache Schaufel und dieſe verbreitert ſich nun mehr und mehr und theilt
ſich an den Rändern in immer mehr Zacken, deren Zahl bis in die zwanzig ſteigen kann. Das Ge-
weih kann ein Gewicht von etwa vierzig Pfund erreichen.
Die Behaarung des Elen iſt lang, dicht und ſtraff. Sie beſteht aus gekerbten, dünnen und brüchi-
gen Grannen, unter denen kurze, feine Wollenhaare ſitzen; über die Firſte des Nackens zieht eine
ſtarke, ſehr dichte, der Länge nach getheilte Mähne, welche ſich gewiſſermaßen am Halſe und der
Vorderbruſt fortſetzt und bis ſieben Zoll lang wird. Beim Weibchen iſt dieſe Kehlmähne weit kürzer.
Sonderbarer Weiſe ſind die Bauchhaare von rückwärts nach vorn gerichtet. Die Färbung iſt ein
ziemlich gleichmäßiges Röthlichbraun, welches an der Mähne und den Kopfſeiten in glänzendes Dun-
kelſchwarzbraun und an der Stirne ins Röthlichbranne und am Schnauzenende ins Graue zieht; die
Beine ſind weißlich-aſchgrau, die Augenringe grau. Vom Oktober bis zum März iſt die Färbung
etwas heller, mehr mit Grau gemiſcht. — Das Weibchen iſt kleiner, trägt kein Geweih und hat
längere und ſchmalere Hufe, kürzere und wenig nach auswärts gerichtete Afterklauen. Sein Kopf
erinnert vielfach an den eines Eſels oder Maulthiers.
Wilde, einſame, an Brüchen und unzugänglichen Mooren reiche Wälder, namentlich ſolche, in
denen Weiden, Birken, Eſpen und andere Laubbäume ſtehen, bilden den Stand des Elchwildes.
Sümpfe ſind ihm zu ſeiner Erhaltung geradezu nothwendig. Das plumpe Geſchöpf durchmißt
Moräſte, welche weder Menſch noch Thier gefahrlos betreten könnte, mit Leichtigkeit. Vom April
bis zum Oktober hält es ſich in den tiefer gelegenen, naſſen Gegenden auf, ſpäter ſucht es ſich
erhöhte, welche den Ueberſchwemmungen nicht ausgeſetzt, und den Winter nicht mit Eis bedeckt ſind.
Bei ſtillem, heiteren Wetter bevorzugt es Laubhölzer, bei Regen, Schnee und Nebel Nadelholzdickun-
gen. Mangel an Ruhe oder hinlänglicher Aeßung verändern leicht ſeinen Standort.
Jn ſeiner Lebensweiſe weicht das Elenthier vielfach von der des Hirſches ab. Wie dieſer ſchlägt
es ſich zu kleinen Rudeln von 15 bis 20 Stück zuſammen, und nur gegen die Satzzeit hin ſondern
ſich von dieſen Rudeln die alten Hirſche ab, gewöhnlich eigene Geſellſchaften für ſich bildend, während
die Weibchen mit den jüngeren Männchen das frühere Rudel erhalten. Wo ſich der Elch ganz ungeſtört
weiß, treibt er ſich bei Tag und Nacht umher; ſonſt wählt er die Nachtzeit, um nach Aeßung auszu-
ziehen. Nach Wangenheim beſteht dieſe in Blättern und Schößlingen der Moorweiden, Birken,
Eſchen, Espen, Ebereſchen, Spitzahorne, Linden, Eichen, Kiefern, Fichten, in Haiden, Moorrosmarin,
jungem Röhricht und Schilf, in ſchoſſendem Getreide und Lein. Schößlinge und Rinden bilden den Haupt-
beſtandtheil ſeiner Nahrung, und gerade deshalb wird er ſehr ſchädlich. Beim Abrinden ſetzt der Elch
ſeine Schneidezähne wie einen Meiſel ein, ſchält ein Stückchen Rinde los, packt dies mit den Zähnen
und Lippen und reißt dann nach oben zu lange Streifen der Rinde ab. Höhere Stangen biegt er
mit dem Kopfe nieder, bricht dann die Kronen ab und äßt ſich von dem Gezweige. Nur nothgedrun-
gen zieht er auf entfernte Weideplätze; deshalb ſchadet er den Feldern wenig, um ſo mehr aber den
Waldungen. Seine Bewegungen ſind weit weniger ebenmäßig und leicht, als die des Edelwildes,
Er vermag nicht, wie der Hirſch, anhaltend flüchtig zu ſein, trollt aber ſehr ſchnell und mit unglaub-
licher Ausdauer: manche Schriftſteller behaupten, daß er in einem Tage 50 Meilen zurücklegen
könne. Eine höchſt ſonderbare Bewegungsart in den waſſerreichen Mooren ſchildert Wangenheim.
Der Elch ſoll ſich da, wo der Boden ihn nicht mehr tragen kann, wenn er läuft, auf die Heſſen
niederlaſſen, die Vorderläufe gerade vorwärts ausſtrecken, mit den Schalen eingreifen, mit den Heſſen
nachſtemmen und nachſchieben und ſo über die ſchlammige Fläche gleiten; da, wo dieſe ganz ſchlotterig
iſt, ſoll er ſich ſogar auf die Seite legen und durch Schlagen und Schnellen mit den Läufen fort-
ſchieben. Jm Schwimmen iſt der Elch Meiſter. Er geht, wie allgemein behauptet wird, nicht blos
aus Noth in das Waſſer, ſondern, wie manche Rinderarten, zu eigener Luſt und Freude, um ſich zu
baden und zu kühlen. Auf dem Eiſe dagegen kann er, trotz der Behauptung des Biſchofs von Upſala,
nicht fort, und wenn er auf den glatten Spiegel einmal gefallen iſt, kommt er nur ſehr ſchwer wieder
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/452>, abgerufen am 23.11.2024.
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