Fast dieselbe Rolle, welche das Dromedar in den oben angegebenen Gegenden spielt, ist im Osten und in der Mitte Asiens dem Trampelthier oder baktrischen Kamel (Camelus bactrianus) beschieden. Dieses Thier ist unzweifelhaft noch viel häßlicher, als das Dromedar; ja, man darf es wohl als den häßlichsten, mißgestaltetsten aller Wiederkäuer bezeichnen. Vom Drome- dar unterscheidet es sich durch den Besitz zweier Rückenhöcker, von denen der eine aus dem Wi- derrist, der andere vor der Kreuzgegend sich erhebt. Sein Name ist bezeichnend; denn seine Gestalt ist so schwerfällig, so plump, daß neben ihm das Dromedar geradezu als ein zierliches Geschöpf erscheinen muß. Die Behaarung ist weit reichlicher, als bei dem letzteren, die Färbung regelmäßig
[Abbildung]
Das Trampelthier (Camelus bactrianus).
dunkler, gewöhnlich tiefbraun, im Sommer röthlich. Die Körpermasse des Trampelthieres ist größer, als die des Dromedars, die Beine aber sind viel niederer, und gerade dadurch erscheint die Mißge- staltung dieses Geschöpfes um so größer.
Auch das Trampelthier dient seit den ältesten Zeiten den Tartaren, Mongolen und Chinesen als Hausthier und wird ganz in derselben Weise verwendet, wie das Dromedar; nur kann man es nicht in solcher Ausdehnung als Reitthier benutzen, weil es, wie bemerkt, seinem Namen alle Ehre macht, und einen so schwerfälligen Gang geht, daß ein schnelleres Reisen mit ihm geradezu unmöglich ist.
Das Trampelthier.
Faſt dieſelbe Rolle, welche das Dromedar in den oben angegebenen Gegenden ſpielt, iſt im Oſten und in der Mitte Aſiens dem Trampelthier oder baktriſchen Kamel (Camelus bactrianus) beſchieden. Dieſes Thier iſt unzweifelhaft noch viel häßlicher, als das Dromedar; ja, man darf es wohl als den häßlichſten, mißgeſtaltetſten aller Wiederkäuer bezeichnen. Vom Drome- dar unterſcheidet es ſich durch den Beſitz zweier Rückenhöcker, von denen der eine aus dem Wi- derriſt, der andere vor der Kreuzgegend ſich erhebt. Sein Name iſt bezeichnend; denn ſeine Geſtalt iſt ſo ſchwerfällig, ſo plump, daß neben ihm das Dromedar geradezu als ein zierliches Geſchöpf erſcheinen muß. Die Behaarung iſt weit reichlicher, als bei dem letzteren, die Färbung regelmäßig
[Abbildung]
Das Trampelthier (Camelus bactrianus).
dunkler, gewöhnlich tiefbraun, im Sommer röthlich. Die Körpermaſſe des Trampelthieres iſt größer, als die des Dromedars, die Beine aber ſind viel niederer, und gerade dadurch erſcheint die Mißge- ſtaltung dieſes Geſchöpfes um ſo größer.
Auch das Trampelthier dient ſeit den älteſten Zeiten den Tartaren, Mongolen und Chineſen als Hausthier und wird ganz in derſelben Weiſe verwendet, wie das Dromedar; nur kann man es nicht in ſolcher Ausdehnung als Reitthier benutzen, weil es, wie bemerkt, ſeinem Namen alle Ehre macht, und einen ſo ſchwerfälligen Gang geht, daß ein ſchnelleres Reiſen mit ihm geradezu unmöglich iſt.
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Das Trampelthier.
Faſt dieſelbe Rolle, welche das Dromedar in den oben angegebenen Gegenden ſpielt, iſt im
Oſten und in der Mitte Aſiens dem Trampelthier oder baktriſchen Kamel (Camelus
bactrianus) beſchieden. Dieſes Thier iſt unzweifelhaft noch viel häßlicher, als das Dromedar; ja,
man darf es wohl als den häßlichſten, mißgeſtaltetſten aller Wiederkäuer bezeichnen. Vom Drome-
dar unterſcheidet es ſich durch den Beſitz zweier Rückenhöcker, von denen der eine aus dem Wi-
derriſt, der andere vor der Kreuzgegend ſich erhebt. Sein Name iſt bezeichnend; denn ſeine Geſtalt
iſt ſo ſchwerfällig, ſo plump, daß neben ihm das Dromedar geradezu als ein zierliches Geſchöpf
erſcheinen muß. Die Behaarung iſt weit reichlicher, als bei dem letzteren, die Färbung regelmäßig
[Abbildung Das Trampelthier (Camelus bactrianus).]
dunkler, gewöhnlich tiefbraun, im Sommer röthlich. Die Körpermaſſe des Trampelthieres iſt größer,
als die des Dromedars, die Beine aber ſind viel niederer, und gerade dadurch erſcheint die Mißge-
ſtaltung dieſes Geſchöpfes um ſo größer.
Auch das Trampelthier dient ſeit den älteſten Zeiten den Tartaren, Mongolen und Chineſen
als Hausthier und wird ganz in derſelben Weiſe verwendet, wie das Dromedar; nur kann man
es nicht in ſolcher Ausdehnung als Reitthier benutzen, weil es, wie bemerkt, ſeinem Namen alle
Ehre macht, und einen ſo ſchwerfälligen Gang geht, daß ein ſchnelleres Reiſen mit ihm geradezu
unmöglich iſt.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/423>, abgerufen am 23.11.2024.
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