und die hohen Pforten seines Diwahns oder Geschäftszimmers waren Jedermann ohne Unter- schied geöffnet.
Eines Tages sitzt Latief auch zu Gericht. Da kommt ein riesiges, mit einer gewaltigen Last befrachtetes Kamel in den Gerichtssaal geschwankt.
"Was will das Thier?" fragt der Bei; "seht, es ist unverantwortlich beladen! Wiegt seine Last!"
Man thut es und findet, daß das Kamel zehn Centner oder tausend arabische Pfund getragen. Nach kurzer Zeit erscheint der Eigenthümer des Thieres und sieht zu seinem höchsten Erstaunen, mit was die Amtsfrohne beschäftigt sind.
"Weißt du nicht," donnert der Bei ihn an, "daß du deinem Kamele nur siebenhundert und nicht tausend Pfund aufbürden darfst? Gewiß, die Hälfte dieser Summe, dir in Hieben zugemessen, würde dich drücken; wie vielmehr drückt das Doppelte dein Thier! Aber beim Bart des Propheten und bei Allah, dem Erhabenen, der Menschen und Thiere geschaffen hat zu Brüdern: ich will dir be- weisen, was es heißt, ein Thier zu quälen. Ergreift ihn und zählt ihm fünfhundert Streiche auf!"
Dem Befehl wird gehorcht. Der Fellah erhält die ihm bestimmte Strafe.
"Jetzt gehe," sagte der Richter, "und wenn dein Kamel dich noch einmal verklagt, dann erwarte Schlimmeres!"
""Der Herr erhalte dich, Herrlichkeit, und segne deine Gerechtigkeit,"" sagt der Fellah, und geht. --
Um den Gang des Kamels zu beschleunigen, schnalzt der Kamelreiter in eigenthümlicher Weise mit der Zunge oder fuchtelt, wenn Dies nicht hilft, mit der schlanken Reitpeitsche durch die Luft. Ein gutes Kamel darf niemals geschlagen werden; ihm genügt auch diese Aufmunterung voll- ständig. Bei manchen Karavanen tragen die Thiere Schellen oder Glöckchen und scheinen sich besonders an deren Klange zu erfreuen. Auch Gesang ermuntert sie, wie wir oft bei unseren Wü- stenreisen bemerken konnten. Wenn der Abend herankam und die ermüdeten und verbrannten Söhne Nubiens zu neuem Leben erweckte, flossen von Aller Lippen bunte Lieder; die Kamele erhoben die Köpfe, spitzten die Ohren und schienen etwas mehr Ausdruck in ihre Stelzenschritte bringen zu wollen, als bisher. Auch bei den Hochzeitszügen, wo das Kamel gebraucht wird, um in großen Sänften, in förmlich künstlerisch gebauten Lauben aus Palmenwedeln, vier bis sechs Frauen zu tragen, stelzt es mit einer gewissen Freude hinter den arabischen Tonkünstlern her, welche mit ihren Werkzeugen aus der Kinderzeit der Tonkunst einen wahren Höllenlärm hervorrufen. So scheint es wirklich, daß das stumpfe Vieh wenigstens noch für Etwas Sinn hat, was nicht gefressen werden kann.
Der Preis für ein gutes Kamel schwankt nach den verschiedenen Gegenden. Ein ausgezeichneter Bischarin wird, wenn man ihn aus erster Hand nimmt, mit 80 bis 120 Thlr. unseres Geldes be- zahlt, ein gewöhnliches Lastkamel kostet selten mehr als 30 Thlr. Nach unseren Begriffen ist dieser Preis freilich ein sehr geringer: im Sudahn aber, wo das Geld großen Werth hat, drückt er eine außerordentlich hohe Summe aus. Junge und schlechte Kamele kann man schon mit 10 Thlr. kaufen. Fast in allen Gegenden ist der Preis eines Kamels dem eines Esels ungefähr gleich; im Sudahn aber kostet ein guter Esel immer bedeutend mehr, als das beste Kamel.
Das Kamel ist mancherlei Krankheiten unterworfen; aber nur unter den erwähnten niederen Breiten treten diese Krankheiten seuchenartig auf und raffen viele Thiere dahin. Jm Norden sind Leibschneiden und Durchfall die gefährlichsten Krankheiten. Einzelne Kamele werden auch von einer gewissen Art von Starrkrampf befallen und erliegen diesem in sehr kurzer Zeit. Jm Sudahn soll, wie ich schon andeutete, eine Fliege schreckliche Verheerungen anrichten; wahrscheinlich ist es das Klima, welches die Thiere umbringt. Weit mehr Kamele aber, als durch alle Krankheiten zu
Das einhöckerige Kamel oder das Dromedar.
und die hohen Pforten ſeines Diwahns oder Geſchäftszimmers waren Jedermann ohne Unter- ſchied geöffnet.
Eines Tages ſitzt Latief auch zu Gericht. Da kommt ein rieſiges, mit einer gewaltigen Laſt befrachtetes Kamel in den Gerichtsſaal geſchwankt.
„Was will das Thier?‟ fragt der Bëi; „ſeht, es iſt unverantwortlich beladen! Wiegt ſeine Laſt!‟
Man thut es und findet, daß das Kamel zehn Centner oder tauſend arabiſche Pfund getragen. Nach kurzer Zeit erſcheint der Eigenthümer des Thieres und ſieht zu ſeinem höchſten Erſtaunen, mit was die Amtsfrohne beſchäftigt ſind.
„Weißt du nicht,‟ donnert der Bëi ihn an, „daß du deinem Kamele nur ſiebenhundert und nicht tauſend Pfund aufbürden darfſt? Gewiß, die Hälfte dieſer Summe, dir in Hieben zugemeſſen, würde dich drücken; wie vielmehr drückt das Doppelte dein Thier! Aber beim Bart des Propheten und bei Allah, dem Erhabenen, der Menſchen und Thiere geſchaffen hat zu Brüdern: ich will dir be- weiſen, was es heißt, ein Thier zu quälen. Ergreift ihn und zählt ihm fünfhundert Streiche auf!‟
Dem Befehl wird gehorcht. Der Fellah erhält die ihm beſtimmte Strafe.
„Jetzt gehe,‟ ſagte der Richter, „und wenn dein Kamel dich noch einmal verklagt, dann erwarte Schlimmeres!‟
„„Der Herr erhalte dich, Herrlichkeit, und ſegne deine Gerechtigkeit,‟‟ ſagt der Fellah, und geht. —
Um den Gang des Kamels zu beſchleunigen, ſchnalzt der Kamelreiter in eigenthümlicher Weiſe mit der Zunge oder fuchtelt, wenn Dies nicht hilft, mit der ſchlanken Reitpeitſche durch die Luft. Ein gutes Kamel darf niemals geſchlagen werden; ihm genügt auch dieſe Aufmunterung voll- ſtändig. Bei manchen Karavanen tragen die Thiere Schellen oder Glöckchen und ſcheinen ſich beſonders an deren Klange zu erfreuen. Auch Geſang ermuntert ſie, wie wir oft bei unſeren Wü- ſtenreiſen bemerken konnten. Wenn der Abend herankam und die ermüdeten und verbrannten Söhne Nubiens zu neuem Leben erweckte, floſſen von Aller Lippen bunte Lieder; die Kamele erhoben die Köpfe, ſpitzten die Ohren und ſchienen etwas mehr Ausdruck in ihre Stelzenſchritte bringen zu wollen, als bisher. Auch bei den Hochzeitszügen, wo das Kamel gebraucht wird, um in großen Sänften, in förmlich künſtleriſch gebauten Lauben aus Palmenwedeln, vier bis ſechs Frauen zu tragen, ſtelzt es mit einer gewiſſen Freude hinter den arabiſchen Tonkünſtlern her, welche mit ihren Werkzeugen aus der Kinderzeit der Tonkunſt einen wahren Höllenlärm hervorrufen. So ſcheint es wirklich, daß das ſtumpfe Vieh wenigſtens noch für Etwas Sinn hat, was nicht gefreſſen werden kann.
Der Preis für ein gutes Kamel ſchwankt nach den verſchiedenen Gegenden. Ein ausgezeichneter Biſcharin wird, wenn man ihn aus erſter Hand nimmt, mit 80 bis 120 Thlr. unſeres Geldes be- zahlt, ein gewöhnliches Laſtkamel koſtet ſelten mehr als 30 Thlr. Nach unſeren Begriffen iſt dieſer Preis freilich ein ſehr geringer: im Sudahn aber, wo das Geld großen Werth hat, drückt er eine außerordentlich hohe Summe aus. Junge und ſchlechte Kamele kann man ſchon mit 10 Thlr. kaufen. Faſt in allen Gegenden iſt der Preis eines Kamels dem eines Eſels ungefähr gleich; im Sudahn aber koſtet ein guter Eſel immer bedeutend mehr, als das beſte Kamel.
Das Kamel iſt mancherlei Krankheiten unterworfen; aber nur unter den erwähnten niederen Breiten treten dieſe Krankheiten ſeuchenartig auf und raffen viele Thiere dahin. Jm Norden ſind Leibſchneiden und Durchfall die gefährlichſten Krankheiten. Einzelne Kamele werden auch von einer gewiſſen Art von Starrkrampf befallen und erliegen dieſem in ſehr kurzer Zeit. Jm Sudahn ſoll, wie ich ſchon andeutete, eine Fliege ſchreckliche Verheerungen anrichten; wahrſcheinlich iſt es das Klima, welches die Thiere umbringt. Weit mehr Kamele aber, als durch alle Krankheiten zu
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[397/0421]
Das einhöckerige Kamel oder das Dromedar.
und die hohen Pforten ſeines Diwahns oder Geſchäftszimmers waren Jedermann ohne Unter-
ſchied geöffnet.
Eines Tages ſitzt Latief auch zu Gericht. Da kommt ein rieſiges, mit einer gewaltigen Laſt
befrachtetes Kamel in den Gerichtsſaal geſchwankt.
„Was will das Thier?‟ fragt der Bëi; „ſeht, es iſt unverantwortlich beladen! Wiegt
ſeine Laſt!‟
Man thut es und findet, daß das Kamel zehn Centner oder tauſend arabiſche Pfund getragen.
Nach kurzer Zeit erſcheint der Eigenthümer des Thieres und ſieht zu ſeinem höchſten Erſtaunen, mit
was die Amtsfrohne beſchäftigt ſind.
„Weißt du nicht,‟ donnert der Bëi ihn an, „daß du deinem Kamele nur ſiebenhundert und
nicht tauſend Pfund aufbürden darfſt? Gewiß, die Hälfte dieſer Summe, dir in Hieben zugemeſſen,
würde dich drücken; wie vielmehr drückt das Doppelte dein Thier! Aber beim Bart des Propheten
und bei Allah, dem Erhabenen, der Menſchen und Thiere geſchaffen hat zu Brüdern: ich will dir be-
weiſen, was es heißt, ein Thier zu quälen. Ergreift ihn und zählt ihm fünfhundert Streiche auf!‟
Dem Befehl wird gehorcht. Der Fellah erhält die ihm beſtimmte Strafe.
„Jetzt gehe,‟ ſagte der Richter, „und wenn dein Kamel dich noch einmal verklagt, dann erwarte
Schlimmeres!‟
„„Der Herr erhalte dich, Herrlichkeit, und ſegne deine Gerechtigkeit,‟‟ ſagt der Fellah,
und geht. —
Um den Gang des Kamels zu beſchleunigen, ſchnalzt der Kamelreiter in eigenthümlicher Weiſe
mit der Zunge oder fuchtelt, wenn Dies nicht hilft, mit der ſchlanken Reitpeitſche durch die Luft.
Ein gutes Kamel darf niemals geſchlagen werden; ihm genügt auch dieſe Aufmunterung voll-
ſtändig. Bei manchen Karavanen tragen die Thiere Schellen oder Glöckchen und ſcheinen ſich
beſonders an deren Klange zu erfreuen. Auch Geſang ermuntert ſie, wie wir oft bei unſeren Wü-
ſtenreiſen bemerken konnten. Wenn der Abend herankam und die ermüdeten und verbrannten
Söhne Nubiens zu neuem Leben erweckte, floſſen von Aller Lippen bunte Lieder; die Kamele
erhoben die Köpfe, ſpitzten die Ohren und ſchienen etwas mehr Ausdruck in ihre Stelzenſchritte
bringen zu wollen, als bisher. Auch bei den Hochzeitszügen, wo das Kamel gebraucht wird, um in
großen Sänften, in förmlich künſtleriſch gebauten Lauben aus Palmenwedeln, vier bis ſechs Frauen
zu tragen, ſtelzt es mit einer gewiſſen Freude hinter den arabiſchen Tonkünſtlern her, welche mit
ihren Werkzeugen aus der Kinderzeit der Tonkunſt einen wahren Höllenlärm hervorrufen. So ſcheint
es wirklich, daß das ſtumpfe Vieh wenigſtens noch für Etwas Sinn hat, was nicht gefreſſen
werden kann.
Der Preis für ein gutes Kamel ſchwankt nach den verſchiedenen Gegenden. Ein ausgezeichneter
Biſcharin wird, wenn man ihn aus erſter Hand nimmt, mit 80 bis 120 Thlr. unſeres Geldes be-
zahlt, ein gewöhnliches Laſtkamel koſtet ſelten mehr als 30 Thlr. Nach unſeren Begriffen iſt dieſer
Preis freilich ein ſehr geringer: im Sudahn aber, wo das Geld großen Werth hat, drückt er eine
außerordentlich hohe Summe aus. Junge und ſchlechte Kamele kann man ſchon mit 10 Thlr. kaufen.
Faſt in allen Gegenden iſt der Preis eines Kamels dem eines Eſels ungefähr gleich; im Sudahn aber
koſtet ein guter Eſel immer bedeutend mehr, als das beſte Kamel.
Das Kamel iſt mancherlei Krankheiten unterworfen; aber nur unter den erwähnten niederen
Breiten treten dieſe Krankheiten ſeuchenartig auf und raffen viele Thiere dahin. Jm Norden ſind
Leibſchneiden und Durchfall die gefährlichſten Krankheiten. Einzelne Kamele werden auch von einer
gewiſſen Art von Starrkrampf befallen und erliegen dieſem in ſehr kurzer Zeit. Jm Sudahn
ſoll, wie ich ſchon andeutete, eine Fliege ſchreckliche Verheerungen anrichten; wahrſcheinlich iſt es
das Klima, welches die Thiere umbringt. Weit mehr Kamele aber, als durch alle Krankheiten zu
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/421>, abgerufen am 23.11.2024.
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