sie umher, sichern, spitzen das Gehör, öffnen die Nüstern und erkennen regelmäßig zu rechter Zeit noch die ihnen drohende Gefahr.
Der Hengst ist der alleinige Beherrscher der Gesellschaft. Er sorgt am meisten für die Sicher- heit, duldet aber auch keine Unregelmäßigkeiten unter seinen Schutzbefohlenen. Junge Hengste wer- den von ihm vertrieben und dürfen, solange sie sich nicht selbst einige Stuten erschmeichelt oder er- kämpft haben, nur in gewisser Entfernung der großen Herde folgen. Sobald der Herde irgend Etwas auffällt, beginnt der Hengst zu schnauben und die Ohren rasch zu bewegen, trabt mit hochgehaltenem Kopfe einer bestimmten Richtung zu, wiehert gellend, wenn er Gefahr merkt, und nun jagt die ganze Herde im tollsten Galopp davon, die Stuten voran, die Hengste als schützender Nachtrab hinterdrein. Manchmal verschwinden die ersteren wie durch Zauberschlag; sie haben sich in irgend einer tiefen Ein- senkung geborgen und warten nun ab, was da kommen soll. Vor Raubthieren fürchten die
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Der Tarpan.
kampfesmuthigen und kampflustigen Heugste sich nicht. Auf Wölfe gehen sie wiehernd los und schlagen sie mit den Vorderhufen zu Boden, genau in derselben Weise, wie die in den südrussischen Steppen weidenden Pferde. Die Fabel, daß sie sich mit dem Kopfe im Mittelpunkte eines Kreises zusammen stellen, und beständig mit den Hinterhufen ausschlagen sollten, ist längst widerlegt. Wohl aber bilden die Hengste einen Kreis um die Stuten und Fohlen, wenn einer der feigen Räuber sich naht. Dem Bären soll es zuweilen gelingen, einen Tarpan nieder zu reißen; der Wolf dagegen wird regelmäßig in die Flucht geschlagen. Unter sich kämpfen die Tarpan-Hengste mit großer Wuth und zwar ebensogut durch Beißen, wie durch Schlagen. Junge Hengste müssen sich ihre Gleichberechtigung immer durch hartnäckige Zweikämpfe erkaufen.
Einhufer. — Der Tarpan.
ſie umher, ſichern, ſpitzen das Gehör, öffnen die Nüſtern und erkennen regelmäßig zu rechter Zeit noch die ihnen drohende Gefahr.
Der Hengſt iſt der alleinige Beherrſcher der Geſellſchaft. Er ſorgt am meiſten für die Sicher- heit, duldet aber auch keine Unregelmäßigkeiten unter ſeinen Schutzbefohlenen. Junge Hengſte wer- den von ihm vertrieben und dürfen, ſolange ſie ſich nicht ſelbſt einige Stuten erſchmeichelt oder er- kämpft haben, nur in gewiſſer Entfernung der großen Herde folgen. Sobald der Herde irgend Etwas auffällt, beginnt der Hengſt zu ſchnauben und die Ohren raſch zu bewegen, trabt mit hochgehaltenem Kopfe einer beſtimmten Richtung zu, wiehert gellend, wenn er Gefahr merkt, und nun jagt die ganze Herde im tollſten Galopp davon, die Stuten voran, die Hengſte als ſchützender Nachtrab hinterdrein. Manchmal verſchwinden die erſteren wie durch Zauberſchlag; ſie haben ſich in irgend einer tiefen Ein- ſenkung geborgen und warten nun ab, was da kommen ſoll. Vor Raubthieren fürchten die
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Der Tarpan.
kampfesmuthigen und kampfluſtigen Heugſte ſich nicht. Auf Wölfe gehen ſie wiehernd los und ſchlagen ſie mit den Vorderhufen zu Boden, genau in derſelben Weiſe, wie die in den ſüdruſſiſchen Steppen weidenden Pferde. Die Fabel, daß ſie ſich mit dem Kopfe im Mittelpunkte eines Kreiſes zuſammen ſtellen, und beſtändig mit den Hinterhufen ausſchlagen ſollten, iſt längſt widerlegt. Wohl aber bilden die Hengſte einen Kreis um die Stuten und Fohlen, wenn einer der feigen Räuber ſich naht. Dem Bären ſoll es zuweilen gelingen, einen Tarpan nieder zu reißen; der Wolf dagegen wird regelmäßig in die Flucht geſchlagen. Unter ſich kämpfen die Tarpan-Hengſte mit großer Wuth und zwar ebenſogut durch Beißen, wie durch Schlagen. Junge Hengſte müſſen ſich ihre Gleichberechtigung immer durch hartnäckige Zweikämpfe erkaufen.
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Einhufer. — Der Tarpan.
ſie umher, ſichern, ſpitzen das Gehör, öffnen die Nüſtern und erkennen regelmäßig zu rechter Zeit
noch die ihnen drohende Gefahr.
Der Hengſt iſt der alleinige Beherrſcher der Geſellſchaft. Er ſorgt am meiſten für die Sicher-
heit, duldet aber auch keine Unregelmäßigkeiten unter ſeinen Schutzbefohlenen. Junge Hengſte wer-
den von ihm vertrieben und dürfen, ſolange ſie ſich nicht ſelbſt einige Stuten erſchmeichelt oder er-
kämpft haben, nur in gewiſſer Entfernung der großen Herde folgen. Sobald der Herde irgend Etwas
auffällt, beginnt der Hengſt zu ſchnauben und die Ohren raſch zu bewegen, trabt mit hochgehaltenem
Kopfe einer beſtimmten Richtung zu, wiehert gellend, wenn er Gefahr merkt, und nun jagt die ganze
Herde im tollſten Galopp davon, die Stuten voran, die Hengſte als ſchützender Nachtrab hinterdrein.
Manchmal verſchwinden die erſteren wie durch Zauberſchlag; ſie haben ſich in irgend einer tiefen Ein-
ſenkung geborgen und warten nun ab, was da kommen ſoll. Vor Raubthieren fürchten die
[Abbildung Der Tarpan.]
kampfesmuthigen und kampfluſtigen Heugſte ſich nicht. Auf Wölfe gehen ſie wiehernd los und
ſchlagen ſie mit den Vorderhufen zu Boden, genau in derſelben Weiſe, wie die in den ſüdruſſiſchen
Steppen weidenden Pferde. Die Fabel, daß ſie ſich mit dem Kopfe im Mittelpunkte eines Kreiſes
zuſammen ſtellen, und beſtändig mit den Hinterhufen ausſchlagen ſollten, iſt längſt widerlegt. Wohl
aber bilden die Hengſte einen Kreis um die Stuten und Fohlen, wenn einer der feigen Räuber ſich
naht. Dem Bären ſoll es zuweilen gelingen, einen Tarpan nieder zu reißen; der Wolf dagegen wird
regelmäßig in die Flucht geſchlagen. Unter ſich kämpfen die Tarpan-Hengſte mit großer Wuth und
zwar ebenſogut durch Beißen, wie durch Schlagen. Junge Hengſte müſſen ſich ihre Gleichberechtigung
immer durch hartnäckige Zweikämpfe erkaufen.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/356>, abgerufen am 27.11.2024.
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