Die Schuppenthiere. -- Das langschwänzige Schuppenthier.
brochen. Gleichwohl ist dieses träge Thier im Stande zu klettern, wenigstens beobachtete Dies Tennent von dem kurzschwänzigen Schuppenthier, dem Pangolin der Malayen, oder Cabalaya, wie die Singalesen es nennen. "Jch hatte," sagt er, "immer geglaubt, daß der Pan- golin ganz unfähig wäre, Bäume zu besteigen, wurde aber von meinem zahmen eines Besseren belehrt. Auf seiner Ameisenjagd bestieg er häusig die Bäume in meinem Garten und kletterte ganz geschickt mit Hilfe der kralligen Füße und des Schwanzes, vermittelst dessen er den Baum in schiefer Richtung faßte." Ein Schuppenthier, welches Burt beobachtete, wollte immer an den Wänden emporklettern, und von anderen Reisebeschreibern erfahren wir, daß das Thier auch geradezu die etwas gesträubten Schuppen des Schwanzes benutze, um sich an die Rinde der Bäume anzustemmen.
Eine Stimme hat man niemals von dem Schuppenthiere gehört; der einzige Laut, den man ver- nommen, bestand in einem Schnarren. Gesicht und Gehör scheinen sehr schwach entwickelt zu sein, und der Geruch ist wohl auch nicht besonders, wenn auch dieser Sinn das Thier bei seiner Jagd leitet. Ueber die Fortpflanzung weiß man noch gar nichts Sicheres, obgleich erzählt wird, daß das Weibchen ein einziges Junges in seiner Höhle werfe, welches einen Fuß lang und gleich bei der Ge- burt beschuppt sei; doch sollen die Schuppen weich und namentlich gegen die Schnauzenspitze hin nur wenig entwickelt sein.
Die Gefangenschaft können die Schuppenthiere längere Zeit bei geeigneter Pflege ertragen, und sie gewöhnen sich auch so ziemlich leicht an Milch, Brod, ja selbst an Getreidekörner, wenn auch Kerb- thiere immer ihre Lieblingsnahrung bleiben. Das Fleisch wird von den Eingeborenen gegessen und als wohlschmeckend gerühmt; der Pauzer von diesem und jenem Volksstamme zum Schmucke verschiedener Geräthschaften verwandt.
Diese dürftigen Beschreibungen mögen noch durch einige Angaben über die einzelnen Arten, deren Abbildungen wir bieten können, vervollständigt werden. Das langschwänzige Schuppen- thier (Manis tetradactyla) wird etwas über 3 Fuß lang, wovon beinahe 2 Fuß auf den Schwanz kommen; die Höhe am Widerrist beträgt 51/2 Zoll. Bei jüngeren Thieren erscheint der Schwanz ver- hältnißmäßig noch länger; er hat fast die doppelte Leibeslänge und verkürzt sich erst später scheinbar mit dem fortschreitenden Wachsthum des Leibes. Dieser ist fast walzenförmig, mäßig dick, stark gestreckt und geht ganz allmählich auf der einen Seite in den ziemlich kurzen Hals und in den Kopf, auf der anderen Seite in den Schwanz über. Die Nase ist vorstehend; der Oberkiefer ragt über den Unterkiefer hervor; die Mundspalte ist klein; die Augen sind klein und blöde, die Ohren äußerlich kaum sichtbar, denn an der Stelle der Ohrmuschel sieht man nur eine wenig hervorragende Hautfalte. Die Beine sind kurz, plump und fast gleich lang, ihre Zehen unvollkommen beweglich, die Scharr- krallen an den Vorderfüßen bedeutend größer, als die Nägel der Hinterfüße, die Sohlen dick, schwielig und nackt, dabei namentlich an den Hinterfüßen katzenartig nach unten ausgebogen, so daß die Krallen beim Gehen kaum den Boden berühren. Der lange Schleifschwanz ist breit und etwas flach gedrückt, er verschmälert sich von seiner Wurzel allmählich gegen das Ende. Die Schuppen bedecken die ganze Ober- und Außenseite des Leibes und am Schwanze auch die Unterseite steife Borsten die schuppenlosen Stellen. Gesicht und Kehle sind fast ganz kahl. Alle Schuppen sind außerordentlich fest und scharfschneidig. Jn der Mitte des Rückens sind sie am größten, am Kopf und an den Leibseiten, den Beinen und dem Schwanzende, am Kreuze auf dem Rücken bilden sie elf Längsreihen, und hier finden sich nirgends eingemengte Borsten. Ziemlich lange, tiefe Streifen strahlen von der Wurzel ihrer Oberfläche aus. Auf dem Rücken sind sie platt, am Rande des Schwanzes den Hohlziegeln ähnlich, an den Leibseiten haben sie die Gestalt einer Lanzette. Zwei be- sonders große Schuppen liegen hinter den Schultern. Gewöhnlich besteht die Mittelreihe auf der Oberseite des Körpers, am Kopfe aus neun, am Rumpfe aus vierzehn und am Schwanze aus zwei und vierzig bis vier und vierzig Schuppen. Jhre Gesammtfärbung ist schwärzlichbraun und ins
Die Schuppenthiere. — Das langſchwänzige Schuppenthier.
brochen. Gleichwohl iſt dieſes träge Thier im Stande zu klettern, wenigſtens beobachtete Dies Tennent von dem kurzſchwänzigen Schuppenthier, dem Pangolin der Malayen, oder Cabalaya, wie die Singaleſen es nennen. „Jch hatte,‟ ſagt er, „immer geglaubt, daß der Pan- golin ganz unfähig wäre, Bäume zu beſteigen, wurde aber von meinem zahmen eines Beſſeren belehrt. Auf ſeiner Ameiſenjagd beſtieg er häuſig die Bäume in meinem Garten und kletterte ganz geſchickt mit Hilfe der kralligen Füße und des Schwanzes, vermittelſt deſſen er den Baum in ſchiefer Richtung faßte.‟ Ein Schuppenthier, welches Burt beobachtete, wollte immer an den Wänden emporklettern, und von anderen Reiſebeſchreibern erfahren wir, daß das Thier auch geradezu die etwas geſträubten Schuppen des Schwanzes benutze, um ſich an die Rinde der Bäume anzuſtemmen.
Eine Stimme hat man niemals von dem Schuppenthiere gehört; der einzige Laut, den man ver- nommen, beſtand in einem Schnarren. Geſicht und Gehör ſcheinen ſehr ſchwach entwickelt zu ſein, und der Geruch iſt wohl auch nicht beſonders, wenn auch dieſer Sinn das Thier bei ſeiner Jagd leitet. Ueber die Fortpflanzung weiß man noch gar nichts Sicheres, obgleich erzählt wird, daß das Weibchen ein einziges Junges in ſeiner Höhle werfe, welches einen Fuß lang und gleich bei der Ge- burt beſchuppt ſei; doch ſollen die Schuppen weich und namentlich gegen die Schnauzenſpitze hin nur wenig entwickelt ſein.
Die Gefangenſchaft können die Schuppenthiere längere Zeit bei geeigneter Pflege ertragen, und ſie gewöhnen ſich auch ſo ziemlich leicht an Milch, Brod, ja ſelbſt an Getreidekörner, wenn auch Kerb- thiere immer ihre Lieblingsnahrung bleiben. Das Fleiſch wird von den Eingeborenen gegeſſen und als wohlſchmeckend gerühmt; der Pauzer von dieſem und jenem Volksſtamme zum Schmucke verſchiedener Geräthſchaften verwandt.
Dieſe dürftigen Beſchreibungen mögen noch durch einige Angaben über die einzelnen Arten, deren Abbildungen wir bieten können, vervollſtändigt werden. Das langſchwänzige Schuppen- thier (Manis tetradactyla) wird etwas über 3 Fuß lang, wovon beinahe 2 Fuß auf den Schwanz kommen; die Höhe am Widerriſt beträgt 5½ Zoll. Bei jüngeren Thieren erſcheint der Schwanz ver- hältnißmäßig noch länger; er hat faſt die doppelte Leibeslänge und verkürzt ſich erſt ſpäter ſcheinbar mit dem fortſchreitenden Wachsthum des Leibes. Dieſer iſt faſt walzenförmig, mäßig dick, ſtark geſtreckt und geht ganz allmählich auf der einen Seite in den ziemlich kurzen Hals und in den Kopf, auf der anderen Seite in den Schwanz über. Die Naſe iſt vorſtehend; der Oberkiefer ragt über den Unterkiefer hervor; die Mundſpalte iſt klein; die Augen ſind klein und blöde, die Ohren äußerlich kaum ſichtbar, denn an der Stelle der Ohrmuſchel ſieht man nur eine wenig hervorragende Hautfalte. Die Beine ſind kurz, plump und faſt gleich lang, ihre Zehen unvollkommen beweglich, die Scharr- krallen an den Vorderfüßen bedeutend größer, als die Nägel der Hinterfüße, die Sohlen dick, ſchwielig und nackt, dabei namentlich an den Hinterfüßen katzenartig nach unten ausgebogen, ſo daß die Krallen beim Gehen kaum den Boden berühren. Der lange Schleifſchwanz iſt breit und etwas flach gedrückt, er verſchmälert ſich von ſeiner Wurzel allmählich gegen das Ende. Die Schuppen bedecken die ganze Ober- und Außenſeite des Leibes und am Schwanze auch die Unterſeite ſteife Borſten die ſchuppenloſen Stellen. Geſicht und Kehle ſind faſt ganz kahl. Alle Schuppen ſind außerordentlich feſt und ſcharfſchneidig. Jn der Mitte des Rückens ſind ſie am größten, am Kopf und an den Leibſeiten, den Beinen und dem Schwanzende, am Kreuze auf dem Rücken bilden ſie elf Längsreihen, und hier finden ſich nirgends eingemengte Borſten. Ziemlich lange, tiefe Streifen ſtrahlen von der Wurzel ihrer Oberfläche aus. Auf dem Rücken ſind ſie platt, am Rande des Schwanzes den Hohlziegeln ähnlich, an den Leibſeiten haben ſie die Geſtalt einer Lanzette. Zwei be- ſonders große Schuppen liegen hinter den Schultern. Gewöhnlich beſteht die Mittelreihe auf der Oberſeite des Körpers, am Kopfe aus neun, am Rumpfe aus vierzehn und am Schwanze aus zwei und vierzig bis vier und vierzig Schuppen. Jhre Geſammtfärbung iſt ſchwärzlichbraun und ins
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Die Schuppenthiere. — Das langſchwänzige Schuppenthier.
brochen. Gleichwohl iſt dieſes träge Thier im Stande zu klettern, wenigſtens beobachtete Dies
Tennent von dem kurzſchwänzigen Schuppenthier, dem Pangolin der Malayen, oder
Cabalaya, wie die Singaleſen es nennen. „Jch hatte,‟ ſagt er, „immer geglaubt, daß der Pan-
golin ganz unfähig wäre, Bäume zu beſteigen, wurde aber von meinem zahmen eines Beſſeren
belehrt. Auf ſeiner Ameiſenjagd beſtieg er häuſig die Bäume in meinem Garten und kletterte ganz
geſchickt mit Hilfe der kralligen Füße und des Schwanzes, vermittelſt deſſen er den Baum in ſchiefer
Richtung faßte.‟ Ein Schuppenthier, welches Burt beobachtete, wollte immer an den Wänden
emporklettern, und von anderen Reiſebeſchreibern erfahren wir, daß das Thier auch geradezu die
etwas geſträubten Schuppen des Schwanzes benutze, um ſich an die Rinde der Bäume anzuſtemmen.
Eine Stimme hat man niemals von dem Schuppenthiere gehört; der einzige Laut, den man ver-
nommen, beſtand in einem Schnarren. Geſicht und Gehör ſcheinen ſehr ſchwach entwickelt zu ſein,
und der Geruch iſt wohl auch nicht beſonders, wenn auch dieſer Sinn das Thier bei ſeiner Jagd
leitet. Ueber die Fortpflanzung weiß man noch gar nichts Sicheres, obgleich erzählt wird, daß das
Weibchen ein einziges Junges in ſeiner Höhle werfe, welches einen Fuß lang und gleich bei der Ge-
burt beſchuppt ſei; doch ſollen die Schuppen weich und namentlich gegen die Schnauzenſpitze hin nur
wenig entwickelt ſein.
Die Gefangenſchaft können die Schuppenthiere längere Zeit bei geeigneter Pflege ertragen, und
ſie gewöhnen ſich auch ſo ziemlich leicht an Milch, Brod, ja ſelbſt an Getreidekörner, wenn auch Kerb-
thiere immer ihre Lieblingsnahrung bleiben. Das Fleiſch wird von den Eingeborenen gegeſſen und als
wohlſchmeckend gerühmt; der Pauzer von dieſem und jenem Volksſtamme zum Schmucke verſchiedener
Geräthſchaften verwandt.
Dieſe dürftigen Beſchreibungen mögen noch durch einige Angaben über die einzelnen Arten,
deren Abbildungen wir bieten können, vervollſtändigt werden. Das langſchwänzige Schuppen-
thier (Manis tetradactyla) wird etwas über 3 Fuß lang, wovon beinahe 2 Fuß auf den Schwanz
kommen; die Höhe am Widerriſt beträgt 5½ Zoll. Bei jüngeren Thieren erſcheint der Schwanz ver-
hältnißmäßig noch länger; er hat faſt die doppelte Leibeslänge und verkürzt ſich erſt ſpäter ſcheinbar
mit dem fortſchreitenden Wachsthum des Leibes. Dieſer iſt faſt walzenförmig, mäßig dick, ſtark
geſtreckt und geht ganz allmählich auf der einen Seite in den ziemlich kurzen Hals und in den Kopf,
auf der anderen Seite in den Schwanz über. Die Naſe iſt vorſtehend; der Oberkiefer ragt über den
Unterkiefer hervor; die Mundſpalte iſt klein; die Augen ſind klein und blöde, die Ohren äußerlich
kaum ſichtbar, denn an der Stelle der Ohrmuſchel ſieht man nur eine wenig hervorragende Hautfalte.
Die Beine ſind kurz, plump und faſt gleich lang, ihre Zehen unvollkommen beweglich, die Scharr-
krallen an den Vorderfüßen bedeutend größer, als die Nägel der Hinterfüße, die Sohlen dick,
ſchwielig und nackt, dabei namentlich an den Hinterfüßen katzenartig nach unten ausgebogen, ſo daß
die Krallen beim Gehen kaum den Boden berühren. Der lange Schleifſchwanz iſt breit und etwas
flach gedrückt, er verſchmälert ſich von ſeiner Wurzel allmählich gegen das Ende. Die Schuppen
bedecken die ganze Ober- und Außenſeite des Leibes und am Schwanze auch die Unterſeite ſteife
Borſten die ſchuppenloſen Stellen. Geſicht und Kehle ſind faſt ganz kahl. Alle Schuppen ſind
außerordentlich feſt und ſcharfſchneidig. Jn der Mitte des Rückens ſind ſie am größten, am Kopf
und an den Leibſeiten, den Beinen und dem Schwanzende, am Kreuze auf dem Rücken bilden ſie elf
Längsreihen, und hier finden ſich nirgends eingemengte Borſten. Ziemlich lange, tiefe Streifen
ſtrahlen von der Wurzel ihrer Oberfläche aus. Auf dem Rücken ſind ſie platt, am Rande des
Schwanzes den Hohlziegeln ähnlich, an den Leibſeiten haben ſie die Geſtalt einer Lanzette. Zwei be-
ſonders große Schuppen liegen hinter den Schultern. Gewöhnlich beſteht die Mittelreihe auf der
Oberſeite des Körpers, am Kopfe aus neun, am Rumpfe aus vierzehn und am Schwanze aus zwei
und vierzig bis vier und vierzig Schuppen. Jhre Geſammtfärbung iſt ſchwärzlichbraun und ins
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/332>, abgerufen am 23.11.2024.
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