nöthig findet, um den Tag in vollster Sicherheit zu verpassen. Erscheint die Höhle noch nicht tief genug, so gräbt es bei herannahender Gefahr eben weiter; es ist keinem Thiere möglich, ihm nach in die Höhle einzudringen, weil das Erdschwein die ausgescharrte Erde mit so großer Kraft nach hin- ten wirft, daß jedes andere Thier sich bestürzt zurückzieht. Selbst dem Menschen wird es schwer, ihm nachzugraben, und jeder Jäger wird nach wenigen Minuten vollständig von Erde und Sand bedeckt.
Das Erdferkel ist außerordentlich vorsichtig und scheu und vergräbt sich auch nachts bei dem ge- ringsten Geräusch unverzüglich in die Erde. Sein Gehör läßt ihm die Ankunft eines größeren Thie- res oder eines Menschen von weitem vernehmen, und so ist es fast regelmäßig in Sicherheit, ehe die Gefahr sich naht. Seine große Stärke befähigt es übrigens auch, mancherlei Gefahren abzuwehren. Der Jäger, welcher ein Erdferkel wirklich überrascht und festhält, setzt sich damit noch keineswegs in den Besitz der erwünschten Beute. Wie das Gürtelthier, stemmt sich auch das Erdferkel, selbst wenn es nur halb in seiner Höhle ist, mit aller Kraft gegen die Wandungen derselben, gräbt die scharfen Klauen fest in die Erde, krümmt den Rücken und drückt ihn mit solcher Gewalt nach oben, daß es kaum möglich wird, auch nur ein einziges Bein auszulösen und das Thier herauszuziehen. Ein einzelner Mann vermag Dies nie; selbst mehrere Männer haben gerade genug mit ihm zu thun. Man verfährt deshalb ganz ähnlich, wie in Amerika mit den Gürtelthieren. Die Eingeborenen Ost- sudahus nähern sich vorsichtig dem Bau, sehen an der in der Mündung liegenden Erde, ob ein Erd- ferkel darin ist, oder nicht, und stoßen nun plötzlich mit aller Kraft ihre Lanze in die Tiefe der Höhle. Jst diese gerade, so wird auch regelmäßig das Schwein getroffen, ist sie krumm, so ist die Jagd um- sonst. Jm entgegengesetzten Falle aber haben die Leute ein ziemlich leichtes Spiel; denn wenn auch das Erdschwein nicht gleich getödtet werden sollte, verliert es doch sehr bald die nöthige Kraft zum Weiterscharren, und neue Lanzenstiche enden dann sein Leben. Gelingt es, das Thier lebend aus seinem Gange herauszureißen, so genügen ein paar Schläge mit dem Stocke auf den Kopf, um es zu tödten. Am Kongo fängt man es in eisernen Schlagfallen und jagt es nachts mit Hunden. Diese sind selbstverständlich nicht im Stande, das Thier festzuhalten, denn das Erdferkel vergräbt sich vor ihren Augen in die Erde: sie bezeichnen aber den Ort, wo man es aufzusuchen hat.
Ueber die Paarung und Fortpflanzung fehlen noch genauere Nachrichten. Man weiß, daß die Paarung am Kap im Mai und Juni stattfindet, und daß das Weibchen, -- wenn, ist nicht bekannt, -- ein einziges Junges wirft, welches nackt zur Welt kommt und sehr lange von der Alten gesäugt wird. Jn Ostsudahn wird es wahrscheinlich, wie alle Säugethiere, während der Regenzeit werfen, weil es dann auch außer den Ameisen noch viele andere Kerbthiere findet. Dies wäre also in den Monaten Juli bis September.
Bisjetzt ist es noch nicht gelungen, ein Erdferkel längere Zeit am Leben zu erhalten. Heuglin bemühte sich vergebens, eines, welches er geraume Zeit lebend hatte, mit nach Europa zu bringen. Er fütterte das Thier mit Milch, Honig, Ameisen, Datteln und anderen Früchten. Sein Ge- fangener schien gute Anlagen zu zeigen. Er wurde bald zahm, gewöhnte sich an den Pfleger und folgte ihm nach, wenn dieser im Hofe umherging. Durch seine sehr komischen Sprünge gewährte er Vergnügen, doch war er im ganzen ein stumpfer und langweiliger Gesell, welcher, sobald er konnte, sich vergrub und fast den ganzen Tag durch schlief.
Nur in Gegenden, welche oft Karawanen durchziehen, wird das Erdschwein dem Menschen durch sein Graben schädlich, sonst schafft es eher Nutzen, als Schaden, schon während seines Lebens. Nach seinem Tode findet es vielfache Verwendung. Das Fleisch ist geschätzt und dem des Schweines ähnlich, die dicke, starke Haut wird zu Leder verarbeitet.
Das kapiſche Erdferkel.
nöthig findet, um den Tag in vollſter Sicherheit zu verpaſſen. Erſcheint die Höhle noch nicht tief genug, ſo gräbt es bei herannahender Gefahr eben weiter; es iſt keinem Thiere möglich, ihm nach in die Höhle einzudringen, weil das Erdſchwein die ausgeſcharrte Erde mit ſo großer Kraft nach hin- ten wirft, daß jedes andere Thier ſich beſtürzt zurückzieht. Selbſt dem Menſchen wird es ſchwer, ihm nachzugraben, und jeder Jäger wird nach wenigen Minuten vollſtändig von Erde und Sand bedeckt.
Das Erdferkel iſt außerordentlich vorſichtig und ſcheu und vergräbt ſich auch nachts bei dem ge- ringſten Geräuſch unverzüglich in die Erde. Sein Gehör läßt ihm die Ankunft eines größeren Thie- res oder eines Menſchen von weitem vernehmen, und ſo iſt es faſt regelmäßig in Sicherheit, ehe die Gefahr ſich naht. Seine große Stärke befähigt es übrigens auch, mancherlei Gefahren abzuwehren. Der Jäger, welcher ein Erdferkel wirklich überraſcht und feſthält, ſetzt ſich damit noch keineswegs in den Beſitz der erwünſchten Beute. Wie das Gürtelthier, ſtemmt ſich auch das Erdferkel, ſelbſt wenn es nur halb in ſeiner Höhle iſt, mit aller Kraft gegen die Wandungen derſelben, gräbt die ſcharfen Klauen feſt in die Erde, krümmt den Rücken und drückt ihn mit ſolcher Gewalt nach oben, daß es kaum möglich wird, auch nur ein einziges Bein auszulöſen und das Thier herauszuziehen. Ein einzelner Mann vermag Dies nie; ſelbſt mehrere Männer haben gerade genug mit ihm zu thun. Man verfährt deshalb ganz ähnlich, wie in Amerika mit den Gürtelthieren. Die Eingeborenen Oſt- ſudahus nähern ſich vorſichtig dem Bau, ſehen an der in der Mündung liegenden Erde, ob ein Erd- ferkel darin iſt, oder nicht, und ſtoßen nun plötzlich mit aller Kraft ihre Lanze in die Tiefe der Höhle. Jſt dieſe gerade, ſo wird auch regelmäßig das Schwein getroffen, iſt ſie krumm, ſo iſt die Jagd um- ſonſt. Jm entgegengeſetzten Falle aber haben die Leute ein ziemlich leichtes Spiel; denn wenn auch das Erdſchwein nicht gleich getödtet werden ſollte, verliert es doch ſehr bald die nöthige Kraft zum Weiterſcharren, und neue Lanzenſtiche enden dann ſein Leben. Gelingt es, das Thier lebend aus ſeinem Gange herauszureißen, ſo genügen ein paar Schläge mit dem Stocke auf den Kopf, um es zu tödten. Am Kongo fängt man es in eiſernen Schlagfallen und jagt es nachts mit Hunden. Dieſe ſind ſelbſtverſtändlich nicht im Stande, das Thier feſtzuhalten, denn das Erdferkel vergräbt ſich vor ihren Augen in die Erde: ſie bezeichnen aber den Ort, wo man es aufzuſuchen hat.
Ueber die Paarung und Fortpflanzung fehlen noch genauere Nachrichten. Man weiß, daß die Paarung am Kap im Mai und Juni ſtattfindet, und daß das Weibchen, — wenn, iſt nicht bekannt, — ein einziges Junges wirft, welches nackt zur Welt kommt und ſehr lange von der Alten geſäugt wird. Jn Oſtſudahn wird es wahrſcheinlich, wie alle Säugethiere, während der Regenzeit werfen, weil es dann auch außer den Ameiſen noch viele andere Kerbthiere findet. Dies wäre alſo in den Monaten Juli bis September.
Bisjetzt iſt es noch nicht gelungen, ein Erdferkel längere Zeit am Leben zu erhalten. Heuglin bemühte ſich vergebens, eines, welches er geraume Zeit lebend hatte, mit nach Europa zu bringen. Er fütterte das Thier mit Milch, Honig, Ameiſen, Datteln und anderen Früchten. Sein Ge- fangener ſchien gute Anlagen zu zeigen. Er wurde bald zahm, gewöhnte ſich an den Pfleger und folgte ihm nach, wenn dieſer im Hofe umherging. Durch ſeine ſehr komiſchen Sprünge gewährte er Vergnügen, doch war er im ganzen ein ſtumpfer und langweiliger Geſell, welcher, ſobald er konnte, ſich vergrub und faſt den ganzen Tag durch ſchlief.
Nur in Gegenden, welche oft Karawanen durchziehen, wird das Erdſchwein dem Menſchen durch ſein Graben ſchädlich, ſonſt ſchafft es eher Nutzen, als Schaden, ſchon während ſeines Lebens. Nach ſeinem Tode findet es vielfache Verwendung. Das Fleiſch iſt geſchätzt und dem des Schweines ähnlich, die dicke, ſtarke Haut wird zu Leder verarbeitet.
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Das kapiſche Erdferkel.
nöthig findet, um den Tag in vollſter Sicherheit zu verpaſſen. Erſcheint die Höhle noch nicht tief
genug, ſo gräbt es bei herannahender Gefahr eben weiter; es iſt keinem Thiere möglich, ihm nach
in die Höhle einzudringen, weil das Erdſchwein die ausgeſcharrte Erde mit ſo großer Kraft nach hin-
ten wirft, daß jedes andere Thier ſich beſtürzt zurückzieht. Selbſt dem Menſchen wird es ſchwer,
ihm nachzugraben, und jeder Jäger wird nach wenigen Minuten vollſtändig von Erde und Sand
bedeckt.
Das Erdferkel iſt außerordentlich vorſichtig und ſcheu und vergräbt ſich auch nachts bei dem ge-
ringſten Geräuſch unverzüglich in die Erde. Sein Gehör läßt ihm die Ankunft eines größeren Thie-
res oder eines Menſchen von weitem vernehmen, und ſo iſt es faſt regelmäßig in Sicherheit, ehe die
Gefahr ſich naht. Seine große Stärke befähigt es übrigens auch, mancherlei Gefahren abzuwehren.
Der Jäger, welcher ein Erdferkel wirklich überraſcht und feſthält, ſetzt ſich damit noch keineswegs in
den Beſitz der erwünſchten Beute. Wie das Gürtelthier, ſtemmt ſich auch das Erdferkel, ſelbſt
wenn es nur halb in ſeiner Höhle iſt, mit aller Kraft gegen die Wandungen derſelben, gräbt die
ſcharfen Klauen feſt in die Erde, krümmt den Rücken und drückt ihn mit ſolcher Gewalt nach oben,
daß es kaum möglich wird, auch nur ein einziges Bein auszulöſen und das Thier herauszuziehen.
Ein einzelner Mann vermag Dies nie; ſelbſt mehrere Männer haben gerade genug mit ihm zu thun.
Man verfährt deshalb ganz ähnlich, wie in Amerika mit den Gürtelthieren. Die Eingeborenen Oſt-
ſudahus nähern ſich vorſichtig dem Bau, ſehen an der in der Mündung liegenden Erde, ob ein Erd-
ferkel darin iſt, oder nicht, und ſtoßen nun plötzlich mit aller Kraft ihre Lanze in die Tiefe der Höhle.
Jſt dieſe gerade, ſo wird auch regelmäßig das Schwein getroffen, iſt ſie krumm, ſo iſt die Jagd um-
ſonſt. Jm entgegengeſetzten Falle aber haben die Leute ein ziemlich leichtes Spiel; denn wenn auch
das Erdſchwein nicht gleich getödtet werden ſollte, verliert es doch ſehr bald die nöthige Kraft zum
Weiterſcharren, und neue Lanzenſtiche enden dann ſein Leben. Gelingt es, das Thier lebend aus
ſeinem Gange herauszureißen, ſo genügen ein paar Schläge mit dem Stocke auf den Kopf, um es
zu tödten. Am Kongo fängt man es in eiſernen Schlagfallen und jagt es nachts mit Hunden.
Dieſe ſind ſelbſtverſtändlich nicht im Stande, das Thier feſtzuhalten, denn das Erdferkel vergräbt
ſich vor ihren Augen in die Erde: ſie bezeichnen aber den Ort, wo man es aufzuſuchen hat.
Ueber die Paarung und Fortpflanzung fehlen noch genauere Nachrichten. Man weiß, daß die
Paarung am Kap im Mai und Juni ſtattfindet, und daß das Weibchen, — wenn, iſt nicht bekannt,
— ein einziges Junges wirft, welches nackt zur Welt kommt und ſehr lange von der Alten geſäugt
wird. Jn Oſtſudahn wird es wahrſcheinlich, wie alle Säugethiere, während der Regenzeit werfen,
weil es dann auch außer den Ameiſen noch viele andere Kerbthiere findet. Dies wäre alſo in den
Monaten Juli bis September.
Bisjetzt iſt es noch nicht gelungen, ein Erdferkel längere Zeit am Leben zu erhalten. Heuglin
bemühte ſich vergebens, eines, welches er geraume Zeit lebend hatte, mit nach Europa zu bringen.
Er fütterte das Thier mit Milch, Honig, Ameiſen, Datteln und anderen Früchten. Sein Ge-
fangener ſchien gute Anlagen zu zeigen. Er wurde bald zahm, gewöhnte ſich an den Pfleger und
folgte ihm nach, wenn dieſer im Hofe umherging. Durch ſeine ſehr komiſchen Sprünge gewährte er
Vergnügen, doch war er im ganzen ein ſtumpfer und langweiliger Geſell, welcher, ſobald er konnte,
ſich vergrub und faſt den ganzen Tag durch ſchlief.
Nur in Gegenden, welche oft Karawanen durchziehen, wird das Erdſchwein dem Menſchen
durch ſein Graben ſchädlich, ſonſt ſchafft es eher Nutzen, als Schaden, ſchon während ſeines Lebens.
Nach ſeinem Tode findet es vielfache Verwendung. Das Fleiſch iſt geſchätzt und dem des Schweines
ähnlich, die dicke, ſtarke Haut wird zu Leder verarbeitet.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/323>, abgerufen am 23.11.2024.
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