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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Die Gürtelthiere. -- Der borstige Armadill.

"Was die Mutter zu so unerträglichem Verfahren gegen die Jungen veranlaßt, konnte ich
bisjetzt nicht ergründen, und fernere Beobachtung wird nöthig sein. Sobald es mir gelingt, den
trächtigen Zustand des Weibchens wahrzunehmen, will ich eine eigene Vorkehrung treffen, um dem
Thiere ein möglichst naturgemäßes Geburtslager zu bereiten und zwar in einer mit warmem Sande
ausgelegten Holzröhre."

Der Nutzen der Gürtelthiere ist nicht unbedeutend. Die Jndianer essen das Fleisch aller
Arten leidenschaftlich gern, die Europäer blos das von zwei Arten. Reugger versichert, daß ge-
bratenes und mit spanischem Pfeffer und Citronensaft versetztes Gürtelthierfleisch eins der angenehm-
sten Gerichte sei. Bei reichlicher Weide werden die Thiere so fett, daß der ganze Leib gleichsam in
Fett eingewickelt scheint. Die Jndianer Paraguays verfertigen aus dem Panzer kleine Körbe, die
Botokuden aus dem abgestreiften Schwanzpanzer Sprachröhre. Früher benutzte man die Panzer-
stücke auch wohl, um daraus Guitarrenböden zu machen, doch gegenwärtig gebraucht man diese
nicht mehr.

Eins der bekanntesten Gürtelthiere ist der Tatupoyu der Guarauas, d. h. der Tatu mit der

[Abbildung] Der borstige Armadill (Euphractus setosus).
gelben Hand, von uns gewöhnlich der borstige Armadill oder das sochsbindige Gürtelthier
genannt (Euphractus setosus). Es hat unter allen Verwandten das häßlichste und schwerfälligste
Aussehen. Der Kopf ist breit und oben flach, die Schnauze läuft etwas stumpf zu, das Auge ist
klein, das Ohr trichterförmig mit roher genetzter Haut überzogen. Der Hals ist kurz und dick, der
Rumpf breit, wie von oben nach unten gequetscht. Die Füße sind kurz, aber stark, und an jedem von
ihnen finden sich fünf mit tüchtigen Nägeln versehene Zehen, welche durch eine kurze Haut mit einander
verbunden werden. Der obere Theil des Kopfes ist mit einer Gruppe von unregelmäßigen, sechs-
eckigen Schildchen bedeckt; der Panzer hat über jedem Auge einen kleinen Ausschnitt. Auf dem Nacken
finden sich neun neben einander stehende, länglichviereckige Schildchen, auf dem Vorderrücken seitlich
sieben, in der Mitte fünf Reihen von unregelmäßigen, sechseckigen Plättchen. Auf diesen Schulter-
panzer folgen sechs von einander getrennte, bewegliche Gürtel von länglich viereckigen Schildern, und
hierauf der Kreuz- oder Hüftenpanzer, welcher aus zehn Reihen länglich viereckiger Schildchen besteht.

Die Gürtelthiere. — Der borſtige Armadill.

„Was die Mutter zu ſo unerträglichem Verfahren gegen die Jungen veranlaßt, konnte ich
bisjetzt nicht ergründen, und fernere Beobachtung wird nöthig ſein. Sobald es mir gelingt, den
trächtigen Zuſtand des Weibchens wahrzunehmen, will ich eine eigene Vorkehrung treffen, um dem
Thiere ein möglichſt naturgemäßes Geburtslager zu bereiten und zwar in einer mit warmem Sande
ausgelegten Holzröhre.‟

Der Nutzen der Gürtelthiere iſt nicht unbedeutend. Die Jndianer eſſen das Fleiſch aller
Arten leidenſchaftlich gern, die Europäer blos das von zwei Arten. Reugger verſichert, daß ge-
bratenes und mit ſpaniſchem Pfeffer und Citronenſaft verſetztes Gürtelthierfleiſch eins der angenehm-
ſten Gerichte ſei. Bei reichlicher Weide werden die Thiere ſo fett, daß der ganze Leib gleichſam in
Fett eingewickelt ſcheint. Die Jndianer Paraguays verfertigen aus dem Panzer kleine Körbe, die
Botokuden aus dem abgeſtreiften Schwanzpanzer Sprachröhre. Früher benutzte man die Panzer-
ſtücke auch wohl, um daraus Guitarrenböden zu machen, doch gegenwärtig gebraucht man dieſe
nicht mehr.

Eins der bekannteſten Gürtelthiere iſt der Tatupoyu der Guarauas, d. h. der Tatu mit der

[Abbildung] Der borſtige Armadill (Euphractus setosus).
gelben Hand, von uns gewöhnlich der borſtige Armadill oder das ſochsbindige Gürtelthier
genannt (Euphractus setosus). Es hat unter allen Verwandten das häßlichſte und ſchwerfälligſte
Ausſehen. Der Kopf iſt breit und oben flach, die Schnauze läuft etwas ſtumpf zu, das Auge iſt
klein, das Ohr trichterförmig mit roher genetzter Haut überzogen. Der Hals iſt kurz und dick, der
Rumpf breit, wie von oben nach unten gequetſcht. Die Füße ſind kurz, aber ſtark, und an jedem von
ihnen finden ſich fünf mit tüchtigen Nägeln verſehene Zehen, welche durch eine kurze Haut mit einander
verbunden werden. Der obere Theil des Kopfes iſt mit einer Gruppe von unregelmäßigen, ſechs-
eckigen Schildchen bedeckt; der Panzer hat über jedem Auge einen kleinen Ausſchnitt. Auf dem Nacken
finden ſich neun neben einander ſtehende, länglichviereckige Schildchen, auf dem Vorderrücken ſeitlich
ſieben, in der Mitte fünf Reihen von unregelmäßigen, ſechseckigen Plättchen. Auf dieſen Schulter-
panzer folgen ſechs von einander getrennte, bewegliche Gürtel von länglich viereckigen Schildern, und
hierauf der Kreuz- oder Hüftenpanzer, welcher aus zehn Reihen länglich viereckiger Schildchen beſteht.

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[290/0310] Die Gürtelthiere. — Der borſtige Armadill. „Was die Mutter zu ſo unerträglichem Verfahren gegen die Jungen veranlaßt, konnte ich bisjetzt nicht ergründen, und fernere Beobachtung wird nöthig ſein. Sobald es mir gelingt, den trächtigen Zuſtand des Weibchens wahrzunehmen, will ich eine eigene Vorkehrung treffen, um dem Thiere ein möglichſt naturgemäßes Geburtslager zu bereiten und zwar in einer mit warmem Sande ausgelegten Holzröhre.‟ Der Nutzen der Gürtelthiere iſt nicht unbedeutend. Die Jndianer eſſen das Fleiſch aller Arten leidenſchaftlich gern, die Europäer blos das von zwei Arten. Reugger verſichert, daß ge- bratenes und mit ſpaniſchem Pfeffer und Citronenſaft verſetztes Gürtelthierfleiſch eins der angenehm- ſten Gerichte ſei. Bei reichlicher Weide werden die Thiere ſo fett, daß der ganze Leib gleichſam in Fett eingewickelt ſcheint. Die Jndianer Paraguays verfertigen aus dem Panzer kleine Körbe, die Botokuden aus dem abgeſtreiften Schwanzpanzer Sprachröhre. Früher benutzte man die Panzer- ſtücke auch wohl, um daraus Guitarrenböden zu machen, doch gegenwärtig gebraucht man dieſe nicht mehr. Eins der bekannteſten Gürtelthiere iſt der Tatupoyu der Guarauas, d. h. der Tatu mit der [Abbildung Der borſtige Armadill (Euphractus setosus).] gelben Hand, von uns gewöhnlich der borſtige Armadill oder das ſochsbindige Gürtelthier genannt (Euphractus setosus). Es hat unter allen Verwandten das häßlichſte und ſchwerfälligſte Ausſehen. Der Kopf iſt breit und oben flach, die Schnauze läuft etwas ſtumpf zu, das Auge iſt klein, das Ohr trichterförmig mit roher genetzter Haut überzogen. Der Hals iſt kurz und dick, der Rumpf breit, wie von oben nach unten gequetſcht. Die Füße ſind kurz, aber ſtark, und an jedem von ihnen finden ſich fünf mit tüchtigen Nägeln verſehene Zehen, welche durch eine kurze Haut mit einander verbunden werden. Der obere Theil des Kopfes iſt mit einer Gruppe von unregelmäßigen, ſechs- eckigen Schildchen bedeckt; der Panzer hat über jedem Auge einen kleinen Ausſchnitt. Auf dem Nacken finden ſich neun neben einander ſtehende, länglichviereckige Schildchen, auf dem Vorderrücken ſeitlich ſieben, in der Mitte fünf Reihen von unregelmäßigen, ſechseckigen Plättchen. Auf dieſen Schulter- panzer folgen ſechs von einander getrennte, bewegliche Gürtel von länglich viereckigen Schildern, und hierauf der Kreuz- oder Hüftenpanzer, welcher aus zehn Reihen länglich viereckiger Schildchen beſteht.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/310>, abgerufen am 27.11.2024.