Mühe, welche die Ausräucherung verursacht, als jener in seiner Ausdauer, den athmungsbeschweren- den, luftverpestenden Rauch zu ertragen. Die Hauptnahrung des Ameisenbeutlers ist durch seinen Namen ausgedrückt. Man findet ihn auch vorzugsweise in solchen Waldgegenden, wo es Ameisen- arten in Menge gibt. Seine Ausrüstungen, zumal die scharfen Krallen und die lange Zunge, scheinen ihn besonders auf solches Futter hinzuweisen. Die Zunge streckt er ganz nach Art des Ameisen- bären unter die wimmelnde Schaar und zieht sie dann, wenn sich eine Masse der erbosten Kerfe an ihr festgebissen, rasch in den Mund zurück. Außerdem soll das Thier auch andere Kerbthiere und unter Umständen das Manna, welches aus den Zweigen der Eucalypten schwitzt, ja selbst Gras verzehren.
Jm Gegensatz zu den Sippen der erwähnten Raubbeutler ist unser Thierchen im höchsten Grade harmlos. Wenn der Ameisenbeutler gefangen wird, denkt er nicht daran, zu beißen oder zu kratzen, sondern gibt seinen Unmuth einzig und allein durch schwaches Grunzen kund. Findet er, daß er nicht entweichen kann, so ergibt er sich ohne Umstände in das Schicksal seiner Gefangenschaft, -- ein Schicksal, welches ihm, weil der Mensch das nöthige Futter in hinreichender Menge nicht herbei- schaffen kann, gewöhnlich bald verderblich wird.
Jn der Freiheit bewohnt das Thier Höhlungen aller Art, in Bäumen, in der Erde oder zwi- schen Felsen, und dort wirft es auch seine Jungen, deren Zahl zwischen Fünf und Acht schwanken soll. Am häufigsten hat man ihn bis jetzt in den Wäldern am Schwanenflusse gefunden.
Einige Naturforscher bilden aus verschiedenen Sippen die Familie der Beutelratten (Di- delphys).
Es sind dies mittelgroße oder kleine Beutelthiere, welche höchstens die Größe einer Katze erreichen, aber auch oft die einer Maus nicht übertreffen. Der Leib ist gedrungen, der Kopf an der Schnauze mehr oder weniger zugespitzt. Die Augen und Ohren sind groß, der Schwanz ist von sehr veränderlicher Länge und meistens ein an der Spitze nackter Greifschwanz. Die Hinterbeine sind etwas länger, als die vorderen Beine, die Pfoten sind fünfzehig, der Daumen ist bisweilen gegensetzbar, und bei einer Sippe sind die Zehen durch Schwimmhäute verbunden. Den Weibchen einiger Arten fehlt die Tasche, bei anderen ist sie vorhanden, und zwar häufiger nach hinten als nach vorn geöffnet. Die Zahl der Zitzen ist sehr veränderlich, aber meistens bedeutend. Jn der Zahnbildung tritt das Raubthiergepräge entschieden hervor. Die Eckzähne sind ziemlich entwickelt, die Backzähne mehr oder weniger spitz und scharfzackig, die Lückzähne zweiwurzelig mit spitzen Hauptzacken, die oberen Back- zähne dreiwurzelig und drei-, seltener vierseitig, die Schneidezähne kleiner oder größer, stumpfe roder schärfer, oben die beiden mittleren meist vergrößert. Die Wirbelsäule enthält sieben Hals-, drei- zehn rippentragende, fünf bis sechs rippenlose, zwei Kreuzbein- und achtzehn bis einunddreißig Schwanzwirbel.
Jn der Vorzeit fanden sich die Beutelratten auch in Europa; gegenwärtig bewohnen sie blos Amerika. Sie leben fast sämmtlich in Wäldern oder in dichtem Gebüsch und suchen sich hier in hohlen Bäumen, Erdhöhlen, zwischen dichten Gräsern und Büschen einen Aufenthalt. Eine Art bewohnt die Ufer kleiner Flüsse und Bäche, schwimmt vortrefflich und sucht sich in Erdlöchern Schutz. Alle sind Nachtthiere und führen durchgehends ein einsam herumschweifendes Leben, halten sich auch blos während der Paarungszeit mit ihrem Weibchen zusammen. Jhr Gang auf ebenem Voden, wobei sie mit ganzer Sohle auftreten, ist ziemlich langsam und unsicher; die meisten vermögen aber, wenn auch nicht ohne alle Mühe, Bäume zu erklettern; und zwar sind dies diejenigen, deren Schwanz zum Greifwerkzeug geworden ist, vermittelst dessen sie sich an die Aeste aufhängen und stundenlang in solcher Stellung verbleiben können. Auf der Flucht eilen sie in kurzen Sätzen davon. Unter ihren Sinnen scheint der Geruch am besten ausgebildet zu sein. Die geistigen Fähigkeiten sind sehr
Die Beutelratten.
Mühe, welche die Ausräucherung verurſacht, als jener in ſeiner Ausdauer, den athmungsbeſchweren- den, luftverpeſtenden Rauch zu ertragen. Die Hauptnahrung des Ameiſenbeutlers iſt durch ſeinen Namen ausgedrückt. Man findet ihn auch vorzugsweiſe in ſolchen Waldgegenden, wo es Ameiſen- arten in Menge gibt. Seine Ausrüſtungen, zumal die ſcharfen Krallen und die lange Zunge, ſcheinen ihn beſonders auf ſolches Futter hinzuweiſen. Die Zunge ſtreckt er ganz nach Art des Ameiſen- bären unter die wimmelnde Schaar und zieht ſie dann, wenn ſich eine Maſſe der erboſten Kerfe an ihr feſtgebiſſen, raſch in den Mund zurück. Außerdem ſoll das Thier auch andere Kerbthiere und unter Umſtänden das Manna, welches aus den Zweigen der Eucalypten ſchwitzt, ja ſelbſt Gras verzehren.
Jm Gegenſatz zu den Sippen der erwähnten Raubbeutler iſt unſer Thierchen im höchſten Grade harmlos. Wenn der Ameiſenbeutler gefangen wird, denkt er nicht daran, zu beißen oder zu kratzen, ſondern gibt ſeinen Unmuth einzig und allein durch ſchwaches Grunzen kund. Findet er, daß er nicht entweichen kann, ſo ergibt er ſich ohne Umſtände in das Schickſal ſeiner Gefangenſchaft, — ein Schickſal, welches ihm, weil der Menſch das nöthige Futter in hinreichender Menge nicht herbei- ſchaffen kann, gewöhnlich bald verderblich wird.
Jn der Freiheit bewohnt das Thier Höhlungen aller Art, in Bäumen, in der Erde oder zwi- ſchen Felſen, und dort wirft es auch ſeine Jungen, deren Zahl zwiſchen Fünf und Acht ſchwanken ſoll. Am häufigſten hat man ihn bis jetzt in den Wäldern am Schwanenfluſſe gefunden.
Einige Naturforſcher bilden aus verſchiedenen Sippen die Familie der Beutelratten (Di- delphys).
Es ſind dies mittelgroße oder kleine Beutelthiere, welche höchſtens die Größe einer Katze erreichen, aber auch oft die einer Maus nicht übertreffen. Der Leib iſt gedrungen, der Kopf an der Schnauze mehr oder weniger zugeſpitzt. Die Augen und Ohren ſind groß, der Schwanz iſt von ſehr veränderlicher Länge und meiſtens ein an der Spitze nackter Greifſchwanz. Die Hinterbeine ſind etwas länger, als die vorderen Beine, die Pfoten ſind fünfzehig, der Daumen iſt bisweilen gegenſetzbar, und bei einer Sippe ſind die Zehen durch Schwimmhäute verbunden. Den Weibchen einiger Arten fehlt die Taſche, bei anderen iſt ſie vorhanden, und zwar häufiger nach hinten als nach vorn geöffnet. Die Zahl der Zitzen iſt ſehr veränderlich, aber meiſtens bedeutend. Jn der Zahnbildung tritt das Raubthiergepräge entſchieden hervor. Die Eckzähne ſind ziemlich entwickelt, die Backzähne mehr oder weniger ſpitz und ſcharfzackig, die Lückzähne zweiwurzelig mit ſpitzen Hauptzacken, die oberen Back- zähne dreiwurzelig und drei-, ſeltener vierſeitig, die Schneidezähne kleiner oder größer, ſtumpfe roder ſchärfer, oben die beiden mittleren meiſt vergrößert. Die Wirbelſäule enthält ſieben Hals-, drei- zehn rippentragende, fünf bis ſechs rippenloſe, zwei Kreuzbein- und achtzehn bis einunddreißig Schwanzwirbel.
Jn der Vorzeit fanden ſich die Beutelratten auch in Europa; gegenwärtig bewohnen ſie blos Amerika. Sie leben faſt ſämmtlich in Wäldern oder in dichtem Gebüſch und ſuchen ſich hier in hohlen Bäumen, Erdhöhlen, zwiſchen dichten Gräſern und Büſchen einen Aufenthalt. Eine Art bewohnt die Ufer kleiner Flüſſe und Bäche, ſchwimmt vortrefflich und ſucht ſich in Erdlöchern Schutz. Alle ſind Nachtthiere und führen durchgehends ein einſam herumſchweifendes Leben, halten ſich auch blos während der Paarungszeit mit ihrem Weibchen zuſammen. Jhr Gang auf ebenem Voden, wobei ſie mit ganzer Sohle auftreten, iſt ziemlich langſam und unſicher; die meiſten vermögen aber, wenn auch nicht ohne alle Mühe, Bäume zu erklettern; und zwar ſind dies diejenigen, deren Schwanz zum Greifwerkzeug geworden iſt, vermittelſt deſſen ſie ſich an die Aeſte aufhängen und ſtundenlang in ſolcher Stellung verbleiben können. Auf der Flucht eilen ſie in kurzen Sätzen davon. Unter ihren Sinnen ſcheint der Geruch am beſten ausgebildet zu ſein. Die geiſtigen Fähigkeiten ſind ſehr
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[14/0026]
Die Beutelratten.
Mühe, welche die Ausräucherung verurſacht, als jener in ſeiner Ausdauer, den athmungsbeſchweren-
den, luftverpeſtenden Rauch zu ertragen. Die Hauptnahrung des Ameiſenbeutlers iſt durch ſeinen
Namen ausgedrückt. Man findet ihn auch vorzugsweiſe in ſolchen Waldgegenden, wo es Ameiſen-
arten in Menge gibt. Seine Ausrüſtungen, zumal die ſcharfen Krallen und die lange Zunge, ſcheinen
ihn beſonders auf ſolches Futter hinzuweiſen. Die Zunge ſtreckt er ganz nach Art des Ameiſen-
bären unter die wimmelnde Schaar und zieht ſie dann, wenn ſich eine Maſſe der erboſten Kerfe
an ihr feſtgebiſſen, raſch in den Mund zurück. Außerdem ſoll das Thier auch andere Kerbthiere
und unter Umſtänden das Manna, welches aus den Zweigen der Eucalypten ſchwitzt, ja ſelbſt Gras
verzehren.
Jm Gegenſatz zu den Sippen der erwähnten Raubbeutler iſt unſer Thierchen im höchſten Grade
harmlos. Wenn der Ameiſenbeutler gefangen wird, denkt er nicht daran, zu beißen oder zu kratzen,
ſondern gibt ſeinen Unmuth einzig und allein durch ſchwaches Grunzen kund. Findet er, daß er nicht
entweichen kann, ſo ergibt er ſich ohne Umſtände in das Schickſal ſeiner Gefangenſchaft, — ein
Schickſal, welches ihm, weil der Menſch das nöthige Futter in hinreichender Menge nicht herbei-
ſchaffen kann, gewöhnlich bald verderblich wird.
Jn der Freiheit bewohnt das Thier Höhlungen aller Art, in Bäumen, in der Erde oder zwi-
ſchen Felſen, und dort wirft es auch ſeine Jungen, deren Zahl zwiſchen Fünf und Acht ſchwanken
ſoll. Am häufigſten hat man ihn bis jetzt in den Wäldern am Schwanenfluſſe gefunden.
Einige Naturforſcher bilden aus verſchiedenen Sippen die Familie der Beutelratten (Di-
delphys).
Es ſind dies mittelgroße oder kleine Beutelthiere, welche höchſtens die Größe einer Katze
erreichen, aber auch oft die einer Maus nicht übertreffen. Der Leib iſt gedrungen, der Kopf an der
Schnauze mehr oder weniger zugeſpitzt. Die Augen und Ohren ſind groß, der Schwanz iſt von ſehr
veränderlicher Länge und meiſtens ein an der Spitze nackter Greifſchwanz. Die Hinterbeine ſind
etwas länger, als die vorderen Beine, die Pfoten ſind fünfzehig, der Daumen iſt bisweilen gegenſetzbar,
und bei einer Sippe ſind die Zehen durch Schwimmhäute verbunden. Den Weibchen einiger Arten
fehlt die Taſche, bei anderen iſt ſie vorhanden, und zwar häufiger nach hinten als nach vorn geöffnet.
Die Zahl der Zitzen iſt ſehr veränderlich, aber meiſtens bedeutend. Jn der Zahnbildung tritt das
Raubthiergepräge entſchieden hervor. Die Eckzähne ſind ziemlich entwickelt, die Backzähne mehr oder
weniger ſpitz und ſcharfzackig, die Lückzähne zweiwurzelig mit ſpitzen Hauptzacken, die oberen Back-
zähne dreiwurzelig und drei-, ſeltener vierſeitig, die Schneidezähne kleiner oder größer, ſtumpfe roder
ſchärfer, oben die beiden mittleren meiſt vergrößert. Die Wirbelſäule enthält ſieben Hals-, drei-
zehn rippentragende, fünf bis ſechs rippenloſe, zwei Kreuzbein- und achtzehn bis einunddreißig
Schwanzwirbel.
Jn der Vorzeit fanden ſich die Beutelratten auch in Europa; gegenwärtig bewohnen ſie blos
Amerika. Sie leben faſt ſämmtlich in Wäldern oder in dichtem Gebüſch und ſuchen ſich hier in hohlen
Bäumen, Erdhöhlen, zwiſchen dichten Gräſern und Büſchen einen Aufenthalt. Eine Art bewohnt
die Ufer kleiner Flüſſe und Bäche, ſchwimmt vortrefflich und ſucht ſich in Erdlöchern Schutz. Alle
ſind Nachtthiere und führen durchgehends ein einſam herumſchweifendes Leben, halten ſich auch blos
während der Paarungszeit mit ihrem Weibchen zuſammen. Jhr Gang auf ebenem Voden, wobei ſie
mit ganzer Sohle auftreten, iſt ziemlich langſam und unſicher; die meiſten vermögen aber, wenn
auch nicht ohne alle Mühe, Bäume zu erklettern; und zwar ſind dies diejenigen, deren Schwanz
zum Greifwerkzeug geworden iſt, vermittelſt deſſen ſie ſich an die Aeſte aufhängen und ſtundenlang
in ſolcher Stellung verbleiben können. Auf der Flucht eilen ſie in kurzen Sätzen davon. Unter
ihren Sinnen ſcheint der Geruch am beſten ausgebildet zu ſein. Die geiſtigen Fähigkeiten ſind ſehr
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/26>, abgerufen am 23.11.2024.
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