die Jagd, welche wir ebenfalls bei den Kaninchen anwenden. Die Jndianer verstehen es meisterhaft, das peruanische Wiesel (Mustela agilis) zu zähmen und zur Jagd der Chinchillas abzurichten; dann verfährt man genau so, wie unsere Frettchenjäger, oder überläßt es auch dem Wiesel, das von ihm im Jnnern der Höhle getödtete Thier selbst herbeizuschleppen.
Jn Nord- und Mittelchile wird die große Chinchilla durch die eigentliche Wollmaus ersetzt. Jn der Lebensweise scheint diese Art ganz der vorigen zu ähneln, wie sie ihr auch in der äußeren Gestaltung und der Färbung des Pelzes sehr nahe steht. Sie ist aber viel kleiner; denn ihre gesammte Länge beträgt höchstens 14 oder 15 Zoll, wovon der Schwanz ungefähr ein Drittel wegnimmt. Das Fell ist vielleicht noch schöner und weicher, als das ihrer Verwandten. Die außer- ordentlich dichtstehenden, weichen Pelzhaare werden auf dem Rücken 3/4 Zoll, an dem Hintertheile und den Seiten aber über 1 Zoll lang. Jhre Färbung ist ein lichtes Aschgrau mit dunkler Sprenkelung; der Untertheil und die Füße sind matt graulich oder gelblich angeflogen. Auf der Oberseite des
[Abbildung]
Die eigentliche Wollmaus (Eriomys lanigera).
Schwanzes sind die Haare am Grunde und an der Spitze schmuzig weiß, in der Mitte braunschwarz die Unterseite des Schwanzes aber ist braun.
Auch von dieser Chinchilla kamen erst auf vielfache Klagen der Naturforscher einige Schädel und später lebendige Thiere nach Europa, obwohl schon sehr alte Reisende sie erwähnen. Hawkins, welcher seine Reisebeschreibung 1622 herausgab, vergleicht die Wollmaus mit dem Eichhörnchen, und Ovalle sagt, daß sich diese Eichhörnchen nur im Thale Guasco fänden und wegen ihrer feinen Pelze außerordentlich geschätzt und verfolgt würden. Molina machte ums Ende vorigen Jahrhunderts mit ihr bekannt. Er sagt, daß die Wolle dieser Art so fein sei, wie die Fäden, welche die Gatter- spinnen machen und dabei so lang, daß sie gesponnen werden kann. "Das Thier wohnt unter der Erde in den nördlicheren Gegenden von Chile und hält sich gern mit anderen Verwandten zusammen. Seine Nahrung besteht aus Zwiebeln und Zwiebelgewächsen, welche häufig in jenen Gegenden wachsen. Es wirft zwei Mal jährlich fünf bis sechs Junge. Gefangene werden so zahm, daß sie nicht beißen oder zu entfliehen suchen, wenn man sie in die Hand nimmt; sie bleiben sogar ruhig
Die eigentliche Wollmaus.
die Jagd, welche wir ebenfalls bei den Kaninchen anwenden. Die Jndianer verſtehen es meiſterhaft, das peruaniſche Wieſel (Mustela agilis) zu zähmen und zur Jagd der Chinchillas abzurichten; dann verfährt man genau ſo, wie unſere Frettchenjäger, oder überläßt es auch dem Wieſel, das von ihm im Jnnern der Höhle getödtete Thier ſelbſt herbeizuſchleppen.
Jn Nord- und Mittelchile wird die große Chinchilla durch die eigentliche Wollmaus erſetzt. Jn der Lebensweiſe ſcheint dieſe Art ganz der vorigen zu ähneln, wie ſie ihr auch in der äußeren Geſtaltung und der Färbung des Pelzes ſehr nahe ſteht. Sie iſt aber viel kleiner; denn ihre geſammte Länge beträgt höchſtens 14 oder 15 Zoll, wovon der Schwanz ungefähr ein Drittel wegnimmt. Das Fell iſt vielleicht noch ſchöner und weicher, als das ihrer Verwandten. Die außer- ordentlich dichtſtehenden, weichen Pelzhaare werden auf dem Rücken ¾ Zoll, an dem Hintertheile und den Seiten aber über 1 Zoll lang. Jhre Färbung iſt ein lichtes Aſchgrau mit dunkler Sprenkelung; der Untertheil und die Füße ſind matt graulich oder gelblich angeflogen. Auf der Oberſeite des
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Die eigentliche Wollmaus (Eriomys lanigera).
Schwanzes ſind die Haare am Grunde und an der Spitze ſchmuzig weiß, in der Mitte braunſchwarz die Unterſeite des Schwanzes aber iſt braun.
Auch von dieſer Chinchilla kamen erſt auf vielfache Klagen der Naturforſcher einige Schädel und ſpäter lebendige Thiere nach Europa, obwohl ſchon ſehr alte Reiſende ſie erwähnen. Hawkins, welcher ſeine Reiſebeſchreibung 1622 herausgab, vergleicht die Wollmaus mit dem Eichhörnchen, und Ovalle ſagt, daß ſich dieſe Eichhörnchen nur im Thale Guasco fänden und wegen ihrer feinen Pelze außerordentlich geſchätzt und verfolgt würden. Molina machte ums Ende vorigen Jahrhunderts mit ihr bekannt. Er ſagt, daß die Wolle dieſer Art ſo fein ſei, wie die Fäden, welche die Gatter- ſpinnen machen und dabei ſo lang, daß ſie geſponnen werden kann. „Das Thier wohnt unter der Erde in den nördlicheren Gegenden von Chile und hält ſich gern mit anderen Verwandten zuſammen. Seine Nahrung beſteht aus Zwiebeln und Zwiebelgewächſen, welche häufig in jenen Gegenden wachſen. Es wirft zwei Mal jährlich fünf bis ſechs Junge. Gefangene werden ſo zahm, daß ſie nicht beißen oder zu entfliehen ſuchen, wenn man ſie in die Hand nimmt; ſie bleiben ſogar ruhig
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Die eigentliche Wollmaus.
die Jagd, welche wir ebenfalls bei den Kaninchen anwenden. Die Jndianer verſtehen es meiſterhaft,
das peruaniſche Wieſel (Mustela agilis) zu zähmen und zur Jagd der Chinchillas abzurichten;
dann verfährt man genau ſo, wie unſere Frettchenjäger, oder überläßt es auch dem Wieſel, das von
ihm im Jnnern der Höhle getödtete Thier ſelbſt herbeizuſchleppen.
Jn Nord- und Mittelchile wird die große Chinchilla durch die eigentliche Wollmaus
erſetzt. Jn der Lebensweiſe ſcheint dieſe Art ganz der vorigen zu ähneln, wie ſie ihr auch in
der äußeren Geſtaltung und der Färbung des Pelzes ſehr nahe ſteht. Sie iſt aber viel kleiner;
denn ihre geſammte Länge beträgt höchſtens 14 oder 15 Zoll, wovon der Schwanz ungefähr ein Drittel
wegnimmt. Das Fell iſt vielleicht noch ſchöner und weicher, als das ihrer Verwandten. Die außer-
ordentlich dichtſtehenden, weichen Pelzhaare werden auf dem Rücken ¾ Zoll, an dem Hintertheile und
den Seiten aber über 1 Zoll lang. Jhre Färbung iſt ein lichtes Aſchgrau mit dunkler Sprenkelung;
der Untertheil und die Füße ſind matt graulich oder gelblich angeflogen. Auf der Oberſeite des
[Abbildung Die eigentliche Wollmaus (Eriomys lanigera).]
Schwanzes ſind die Haare am Grunde und an der Spitze ſchmuzig weiß, in der Mitte braunſchwarz
die Unterſeite des Schwanzes aber iſt braun.
Auch von dieſer Chinchilla kamen erſt auf vielfache Klagen der Naturforſcher einige Schädel und
ſpäter lebendige Thiere nach Europa, obwohl ſchon ſehr alte Reiſende ſie erwähnen. Hawkins,
welcher ſeine Reiſebeſchreibung 1622 herausgab, vergleicht die Wollmaus mit dem Eichhörnchen, und
Ovalle ſagt, daß ſich dieſe Eichhörnchen nur im Thale Guasco fänden und wegen ihrer feinen Pelze
außerordentlich geſchätzt und verfolgt würden. Molina machte ums Ende vorigen Jahrhunderts
mit ihr bekannt. Er ſagt, daß die Wolle dieſer Art ſo fein ſei, wie die Fäden, welche die Gatter-
ſpinnen machen und dabei ſo lang, daß ſie geſponnen werden kann. „Das Thier wohnt unter der
Erde in den nördlicheren Gegenden von Chile und hält ſich gern mit anderen Verwandten zuſammen.
Seine Nahrung beſteht aus Zwiebeln und Zwiebelgewächſen, welche häufig in jenen Gegenden
wachſen. Es wirft zwei Mal jährlich fünf bis ſechs Junge. Gefangene werden ſo zahm, daß ſie
nicht beißen oder zu entfliehen ſuchen, wenn man ſie in die Hand nimmt; ſie bleiben ſogar ruhig
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/213>, abgerufen am 23.11.2024.
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