Wie der Jerboa die Wüsten Afrikas bewohnt, findet sich der Alakdaga in den offenen Ebenen der Steppen Südeuropas und Asiens, namentlich auf lehmigem Boden. Den eigentlichen Nollsand scheint er zu vermeiden, jedenfalls, weil dieser nicht hinlängliche Festigkeit für seine Gänge und Höhlen bietet. Er lebt gesellig, wie seine Verwandten, doch nicht in so großen Scharen. Bei Tage ruht er verborgen in seinem künstlichen Bau; die Nacht streift er umher. Jm Gegensatz zur Wüstenspring- mans scheint er die Kühle gut vertragen zu können; denn man begegnet ihm noch in sehr kalten Nächten. Jn seinen Bewegungen ähnelt er den bereits beschriebenen Familiengenossen. Wenn er ruhig weidet, läuft er auf allen Vieren wie ein Känguru; in der Flucht springt er nur auf den beiden Hinter- füßen davon. Die Sätze, welche er ausführt, sollen noch größer sein, als die der Wüstenspringmäuse, weil er sich auch mit dem Schwanze vom Boden abschnellen hilft. Der Pferdespringer ist im Stande, so schnell zu laufen, daß das beste Roß ihn nicht einholen kann. Er ist sehr scheu und furchtsam und ergreift bei der geringsten Gefahr die Flucht; selbst wenn er ruhig weidet, richtet er sich beständig auf, um zu sichern. Wenn er verfolgt wird, hüpft er nicht in gerader Richtung fort, sondern läuft so viel als möglich im Zickzack davon bis er seinen Verfolger ermüdet oder irgend eine ihm passende Höhle gefunden hat, in welche er sich augenblicklich verbirgt. Diese Höhlen rühren meistens von an- deren seiner Art her und können ziemlich künstliche Baue genannt werden. Meist einfache, obwohl hin und her gekrümmte Röhren führen von außen schief nach dem Hauptgange, welcher nicht selten in mehrere Aeste getheilt ist und zu dem geräumigen Kessel, der seinerseits wieder mit einigen Neben- kammern in Verbindung steht. Vom Kessel aus führt ein anderer Gang in ganz entgegengesetzter Richtung nach oben bis dicht unter die Oberfläche des Bodens. Dies ist die Fluchtröhre; sie wird bei Gefahr vollends durchbrochen und rettet das geängstete Thier auch fast regelmäßig, da keiner der verfolgenden Feinde es wissen kann, in welcher Richtung sie mündet. Eigenthümlich ist die Gewohnheit des Pferdespringers, alle Gänge des Baues zu verstopfen, sobald er denselben betreten hat; aber grade hierdurch gibt er ein sicheres Merkzeichen seines Vorhandenseins. Denn niemals findet man in einem Bau, dessen Röhren unverschlossen sind, einen Bewohner. Vor der Mündung, der Haupt- röhre, liegt regelmäßig ein größerer oder kleinerer Erdhaufen aufgeschichtet, wie wir Dies ja auch bei den meisten Bauen unserer unterirdisch lebenden Thiere sehen. Gewöhnlich bewohnen zwei bis drei Paare einen und denselben Bau, und deshalb finden sich wohl auch die verschiedenen Nebenkammern im Kessel.
Der Alakdaga frißt Pflanzen aller Art und alle Pflanzentheile. Zwiebeln bilden wohl seine Hauptnahrung, Kerbthiere verschmäht er übrigens auch nicht, und ab und zu mag er wohl auch eine der Steppenlerchen oder wenigstens ihre Eier und Jungen verzehren. Am Gesträuch nagt er die Rinden ab; von den saftigen Steppenpflanzen aber frißt er nur die zartesten Triebe.
Das Weibchen wirft im Sommer (wahrscheinlich mehrere Mal) bis acht Junge, gewöhnlich aber nur fünf bis sechs auf das warme, mit den eigenen Haaren ausgefütterte Lager im Bau. Wie lange diese Jungen bei der Mutter bleiben, weiß man nicht; es ist wahrscheinlich, daß sie bis gegen den Winter hin dieselbe Wohnung mit ihr theilen.
Beim Eintritt großer Kälte fällt der Pferdespringer in Schlaf. Ein nicht abzuleugnendes Vor- gefühl kündet ihm schon im voraus die kommende Witterung an; denn man bemerkt, daß er auch bei Regen und Kälte sich in seinem Neste einzuhüllen und zu verbergen sucht. Gegen den Winter hin schließt er nach außen seine Röhren sorgfältiger als gewöhnlich und rollt sich mit anderen seiner Art auf dem weich ausgepolsterten Kessel in einen Knäuel zusammen. Nahrungsvorräthe scheint er sich nicht einzutragen.
Der Alakdaga wird ziemlich lebhaft verfolgt, da die Steppenbewohner sein Fleisch besonders lieben. Am eifrigsten scheinen ihm die mongolischen Knaben nachzustellen. Sie unterscheiden die verlassenen und bewohnten Höhlen sehr genau und verstehen es vortrefflich, das behende Thier zu fangen. Zu diesem Ende umzäunen sie den ganzen Bau auf das engste und gießen dann Wasser in die Fallröhren oder brechen mit einem Pfahl die Gänge auf. Schon beim Beginn der Verfol-
Die Sandſpringer. — Der Pferdeſpringer.
Wie der Jerboa die Wüſten Afrikas bewohnt, findet ſich der Alakdaga in den offenen Ebenen der Steppen Südeuropas und Aſiens, namentlich auf lehmigem Boden. Den eigentlichen Nollſand ſcheint er zu vermeiden, jedenfalls, weil dieſer nicht hinlängliche Feſtigkeit für ſeine Gänge und Höhlen bietet. Er lebt geſellig, wie ſeine Verwandten, doch nicht in ſo großen Scharen. Bei Tage ruht er verborgen in ſeinem künſtlichen Bau; die Nacht ſtreift er umher. Jm Gegenſatz zur Wüſtenſpring- mans ſcheint er die Kühle gut vertragen zu können; denn man begegnet ihm noch in ſehr kalten Nächten. Jn ſeinen Bewegungen ähnelt er den bereits beſchriebenen Familiengenoſſen. Wenn er ruhig weidet, läuft er auf allen Vieren wie ein Känguru; in der Flucht ſpringt er nur auf den beiden Hinter- füßen davon. Die Sätze, welche er ausführt, ſollen noch größer ſein, als die der Wüſtenſpringmäuſe, weil er ſich auch mit dem Schwanze vom Boden abſchnellen hilft. Der Pferdeſpringer iſt im Stande, ſo ſchnell zu laufen, daß das beſte Roß ihn nicht einholen kann. Er iſt ſehr ſcheu und furchtſam und ergreift bei der geringſten Gefahr die Flucht; ſelbſt wenn er ruhig weidet, richtet er ſich beſtändig auf, um zu ſichern. Wenn er verfolgt wird, hüpft er nicht in gerader Richtung fort, ſondern läuft ſo viel als möglich im Zickzack davon bis er ſeinen Verfolger ermüdet oder irgend eine ihm paſſende Höhle gefunden hat, in welche er ſich augenblicklich verbirgt. Dieſe Höhlen rühren meiſtens von an- deren ſeiner Art her und können ziemlich künſtliche Baue genannt werden. Meiſt einfache, obwohl hin und her gekrümmte Röhren führen von außen ſchief nach dem Hauptgange, welcher nicht ſelten in mehrere Aeſte getheilt iſt und zu dem geräumigen Keſſel, der ſeinerſeits wieder mit einigen Neben- kammern in Verbindung ſteht. Vom Keſſel aus führt ein anderer Gang in ganz entgegengeſetzter Richtung nach oben bis dicht unter die Oberfläche des Bodens. Dies iſt die Fluchtröhre; ſie wird bei Gefahr vollends durchbrochen und rettet das geängſtete Thier auch faſt regelmäßig, da keiner der verfolgenden Feinde es wiſſen kann, in welcher Richtung ſie mündet. Eigenthümlich iſt die Gewohnheit des Pferdeſpringers, alle Gänge des Baues zu verſtopfen, ſobald er denſelben betreten hat; aber grade hierdurch gibt er ein ſicheres Merkzeichen ſeines Vorhandenſeins. Denn niemals findet man in einem Bau, deſſen Röhren unverſchloſſen ſind, einen Bewohner. Vor der Mündung, der Haupt- röhre, liegt regelmäßig ein größerer oder kleinerer Erdhaufen aufgeſchichtet, wie wir Dies ja auch bei den meiſten Bauen unſerer unterirdiſch lebenden Thiere ſehen. Gewöhnlich bewohnen zwei bis drei Paare einen und denſelben Bau, und deshalb finden ſich wohl auch die verſchiedenen Nebenkammern im Keſſel.
Der Alakdaga frißt Pflanzen aller Art und alle Pflanzentheile. Zwiebeln bilden wohl ſeine Hauptnahrung, Kerbthiere verſchmäht er übrigens auch nicht, und ab und zu mag er wohl auch eine der Steppenlerchen oder wenigſtens ihre Eier und Jungen verzehren. Am Geſträuch nagt er die Rinden ab; von den ſaftigen Steppenpflanzen aber frißt er nur die zarteſten Triebe.
Das Weibchen wirft im Sommer (wahrſcheinlich mehrere Mal) bis acht Junge, gewöhnlich aber nur fünf bis ſechs auf das warme, mit den eigenen Haaren ausgefütterte Lager im Bau. Wie lange dieſe Jungen bei der Mutter bleiben, weiß man nicht; es iſt wahrſcheinlich, daß ſie bis gegen den Winter hin dieſelbe Wohnung mit ihr theilen.
Beim Eintritt großer Kälte fällt der Pferdeſpringer in Schlaf. Ein nicht abzuleugnendes Vor- gefühl kündet ihm ſchon im voraus die kommende Witterung an; denn man bemerkt, daß er auch bei Regen und Kälte ſich in ſeinem Neſte einzuhüllen und zu verbergen ſucht. Gegen den Winter hin ſchließt er nach außen ſeine Röhren ſorgfältiger als gewöhnlich und rollt ſich mit anderen ſeiner Art auf dem weich ausgepolſterten Keſſel in einen Knäuel zuſammen. Nahrungsvorräthe ſcheint er ſich nicht einzutragen.
Der Alakdaga wird ziemlich lebhaft verfolgt, da die Steppenbewohner ſein Fleiſch beſonders lieben. Am eifrigſten ſcheinen ihm die mongoliſchen Knaben nachzuſtellen. Sie unterſcheiden die verlaſſenen und bewohnten Höhlen ſehr genau und verſtehen es vortrefflich, das behende Thier zu fangen. Zu dieſem Ende umzäunen ſie den ganzen Bau auf das engſte und gießen dann Waſſer in die Fallröhren oder brechen mit einem Pfahl die Gänge auf. Schon beim Beginn der Verfol-
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Die Sandſpringer. — Der Pferdeſpringer.
Wie der Jerboa die Wüſten Afrikas bewohnt, findet ſich der Alakdaga in den offenen Ebenen
der Steppen Südeuropas und Aſiens, namentlich auf lehmigem Boden. Den eigentlichen Nollſand
ſcheint er zu vermeiden, jedenfalls, weil dieſer nicht hinlängliche Feſtigkeit für ſeine Gänge und Höhlen
bietet. Er lebt geſellig, wie ſeine Verwandten, doch nicht in ſo großen Scharen. Bei Tage ruht er
verborgen in ſeinem künſtlichen Bau; die Nacht ſtreift er umher. Jm Gegenſatz zur Wüſtenſpring-
mans ſcheint er die Kühle gut vertragen zu können; denn man begegnet ihm noch in ſehr kalten Nächten.
Jn ſeinen Bewegungen ähnelt er den bereits beſchriebenen Familiengenoſſen. Wenn er ruhig weidet,
läuft er auf allen Vieren wie ein Känguru; in der Flucht ſpringt er nur auf den beiden Hinter-
füßen davon. Die Sätze, welche er ausführt, ſollen noch größer ſein, als die der Wüſtenſpringmäuſe,
weil er ſich auch mit dem Schwanze vom Boden abſchnellen hilft. Der Pferdeſpringer iſt im Stande,
ſo ſchnell zu laufen, daß das beſte Roß ihn nicht einholen kann. Er iſt ſehr ſcheu und furchtſam und
ergreift bei der geringſten Gefahr die Flucht; ſelbſt wenn er ruhig weidet, richtet er ſich beſtändig auf,
um zu ſichern. Wenn er verfolgt wird, hüpft er nicht in gerader Richtung fort, ſondern läuft ſo
viel als möglich im Zickzack davon bis er ſeinen Verfolger ermüdet oder irgend eine ihm paſſende
Höhle gefunden hat, in welche er ſich augenblicklich verbirgt. Dieſe Höhlen rühren meiſtens von an-
deren ſeiner Art her und können ziemlich künſtliche Baue genannt werden. Meiſt einfache, obwohl
hin und her gekrümmte Röhren führen von außen ſchief nach dem Hauptgange, welcher nicht ſelten
in mehrere Aeſte getheilt iſt und zu dem geräumigen Keſſel, der ſeinerſeits wieder mit einigen Neben-
kammern in Verbindung ſteht. Vom Keſſel aus führt ein anderer Gang in ganz entgegengeſetzter
Richtung nach oben bis dicht unter die Oberfläche des Bodens. Dies iſt die Fluchtröhre; ſie wird
bei Gefahr vollends durchbrochen und rettet das geängſtete Thier auch faſt regelmäßig, da keiner der
verfolgenden Feinde es wiſſen kann, in welcher Richtung ſie mündet. Eigenthümlich iſt die Gewohnheit
des Pferdeſpringers, alle Gänge des Baues zu verſtopfen, ſobald er denſelben betreten hat; aber grade
hierdurch gibt er ein ſicheres Merkzeichen ſeines Vorhandenſeins. Denn niemals findet man in
einem Bau, deſſen Röhren unverſchloſſen ſind, einen Bewohner. Vor der Mündung, der Haupt-
röhre, liegt regelmäßig ein größerer oder kleinerer Erdhaufen aufgeſchichtet, wie wir Dies ja auch bei
den meiſten Bauen unſerer unterirdiſch lebenden Thiere ſehen. Gewöhnlich bewohnen zwei bis drei
Paare einen und denſelben Bau, und deshalb finden ſich wohl auch die verſchiedenen Nebenkammern
im Keſſel.
Der Alakdaga frißt Pflanzen aller Art und alle Pflanzentheile. Zwiebeln bilden wohl ſeine
Hauptnahrung, Kerbthiere verſchmäht er übrigens auch nicht, und ab und zu mag er wohl auch eine
der Steppenlerchen oder wenigſtens ihre Eier und Jungen verzehren. Am Geſträuch nagt er die
Rinden ab; von den ſaftigen Steppenpflanzen aber frißt er nur die zarteſten Triebe.
Das Weibchen wirft im Sommer (wahrſcheinlich mehrere Mal) bis acht Junge, gewöhnlich aber
nur fünf bis ſechs auf das warme, mit den eigenen Haaren ausgefütterte Lager im Bau. Wie lange
dieſe Jungen bei der Mutter bleiben, weiß man nicht; es iſt wahrſcheinlich, daß ſie bis gegen den
Winter hin dieſelbe Wohnung mit ihr theilen.
Beim Eintritt großer Kälte fällt der Pferdeſpringer in Schlaf. Ein nicht abzuleugnendes Vor-
gefühl kündet ihm ſchon im voraus die kommende Witterung an; denn man bemerkt, daß er auch bei
Regen und Kälte ſich in ſeinem Neſte einzuhüllen und zu verbergen ſucht. Gegen den Winter hin
ſchließt er nach außen ſeine Röhren ſorgfältiger als gewöhnlich und rollt ſich mit anderen ſeiner Art
auf dem weich ausgepolſterten Keſſel in einen Knäuel zuſammen. Nahrungsvorräthe ſcheint er ſich
nicht einzutragen.
Der Alakdaga wird ziemlich lebhaft verfolgt, da die Steppenbewohner ſein Fleiſch beſonders
lieben. Am eifrigſten ſcheinen ihm die mongoliſchen Knaben nachzuſtellen. Sie unterſcheiden die
verlaſſenen und bewohnten Höhlen ſehr genau und verſtehen es vortrefflich, das behende Thier zu
fangen. Zu dieſem Ende umzäunen ſie den ganzen Bau auf das engſte und gießen dann Waſſer in
die Fallröhren oder brechen mit einem Pfahl die Gänge auf. Schon beim Beginn der Verfol-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/206>, abgerufen am 27.11.2024.
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