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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Der Biber.
mit ihm zu vereinigen, beide Thiere aber ihrer größeren Verwandtschaft zu den Wühl- und bezüglich
Schrotmäusen oder Trugratten halber immer wieder von dem Biber trennen müssen. So ist er unter
den Nagern eine ganz vereinzelte und deshalb höchst merkwürdige Erscheinung. Einige Forscher
glauben, daß der amerikanische Biber von dem europäischen getrennt werden müsse und haben ersteren
deshalb Castor americanus genannt; doch ist die Verschiedenheit beider Thiere sehr gering, und deshalb
glauben andere, alle Biber, gleichviel ob sie in Amerika, Asien oder Europa wohnen, ein und der-
selben Art zuzählen zu müssen. Zwei vorweltliche Arten gingen dieser jetzt lebenden voraus. Die
eine erreichte kaum die halbe Größe unseres Bibers, die andere näherte sich ihm darin, unterschied
sich aber hauptsächlich durch den Zahnbau hinreichend von ihrem übrig gebliebenen Sippschafts-
verwandten.

Unser Biber ist schon seit den ältesten Zeiten bekannt. Aelian nennt ihn "Castor",
Plinius "Fiber";
beide Benennungen vereinigt Linne zu dem jetzt giltigen, wissenschaftlichen
Namen des Thieres. Von den alten Schriftstellern erfahren wir nicht viel. Aristoteles sagt blos,

[Abbildung] Der Biber (Castor Fiber).
daß er unter die vierfüßigen Thiere gehöre, welche an Seen und Flüssen ihre Nahrung suchten, wie
der Fischotter. Plinius spricht von den Wirkungen des Bibergeils. Auch sagt er, daß der Biber
stark beiße, die von ihm gefaßten Menschen nicht loslasse, bis er ihre Knochen zerbrochen hätte, daß er
Bäume fälle wie mit der Art und einen Schwanz habe, wie die Fische, übrigens dem Fischotter gleiche.
Nun kommt die berühmte Beschreibung des Olaus Magnus, Bischofs von Upsala, welcher unge-
fähr im Jahre 1520 sein merkwürdiges Werk herausgab. Hier finden sich bereits die verschieden-
artigsten Jrrthümer und Fabeln über unser Thier. Der gelehrte Priester berichtet uns, daß der
Biber, obgleich Solinis nur die Wasser im schwarzen Meere für den Wohn- und Fortpflanzungsort
des Thieres halte, in Menge am Rhein, an der Donau, in den Sümpfen in Mähren und, Dank der
mütterlichen Vorsehung, noch mehr im Norden vorkomme, weil hier an den Flüssen nicht soviel
Geräusch durch die beständige Schifffahrt wäre, wie am Rhein und an der Donau. Jm Norden ver-
fertige er mit wunderbarer Kunst, blos von der Natur unterrichtet, auf unzähligen Flüssen aus
Bäumen seine Häuser. Die Biber gingen gesellig zum Fällen der Stämme, hieben sie mit ihren
Zähnen ab und trügen sie auf eine wunderbare Art zu ihren Lagern. Ein alter, träger Biber,

Der Biber.
mit ihm zu vereinigen, beide Thiere aber ihrer größeren Verwandtſchaft zu den Wühl- und bezüglich
Schrotmäuſen oder Trugratten halber immer wieder von dem Biber trennen müſſen. So iſt er unter
den Nagern eine ganz vereinzelte und deshalb höchſt merkwürdige Erſcheinung. Einige Forſcher
glauben, daß der amerikaniſche Biber von dem europäiſchen getrennt werden müſſe und haben erſteren
deshalb Castor americanus genannt; doch iſt die Verſchiedenheit beider Thiere ſehr gering, und deshalb
glauben andere, alle Biber, gleichviel ob ſie in Amerika, Aſien oder Europa wohnen, ein und der-
ſelben Art zuzählen zu müſſen. Zwei vorweltliche Arten gingen dieſer jetzt lebenden voraus. Die
eine erreichte kaum die halbe Größe unſeres Bibers, die andere näherte ſich ihm darin, unterſchied
ſich aber hauptſächlich durch den Zahnbau hinreichend von ihrem übrig gebliebenen Sippſchafts-
verwandten.

Unſer Biber iſt ſchon ſeit den älteſten Zeiten bekannt. Aelian nennt ihn „Caſtor‟,
Plinius „Fiber‟;
beide Benennungen vereinigt Linné zu dem jetzt giltigen, wiſſenſchaftlichen
Namen des Thieres. Von den alten Schriftſtellern erfahren wir nicht viel. Ariſtoteles ſagt blos,

[Abbildung] Der Biber (Castor Fiber).
daß er unter die vierfüßigen Thiere gehöre, welche an Seen und Flüſſen ihre Nahrung ſuchten, wie
der Fiſchotter. Plinius ſpricht von den Wirkungen des Bibergeils. Auch ſagt er, daß der Biber
ſtark beiße, die von ihm gefaßten Menſchen nicht loslaſſe, bis er ihre Knochen zerbrochen hätte, daß er
Bäume fälle wie mit der Art und einen Schwanz habe, wie die Fiſche, übrigens dem Fiſchotter gleiche.
Nun kommt die berühmte Beſchreibung des Olaus Magnus, Biſchofs von Upſala, welcher unge-
fähr im Jahre 1520 ſein merkwürdiges Werk herausgab. Hier finden ſich bereits die verſchieden-
artigſten Jrrthümer und Fabeln über unſer Thier. Der gelehrte Prieſter berichtet uns, daß der
Biber, obgleich Solinis nur die Waſſer im ſchwarzen Meere für den Wohn- und Fortpflanzungsort
des Thieres halte, in Menge am Rhein, an der Donau, in den Sümpfen in Mähren und, Dank der
mütterlichen Vorſehung, noch mehr im Norden vorkomme, weil hier an den Flüſſen nicht ſoviel
Geräuſch durch die beſtändige Schifffahrt wäre, wie am Rhein und an der Donau. Jm Norden ver-
fertige er mit wunderbarer Kunſt, blos von der Natur unterrichtet, auf unzähligen Flüſſen aus
Bäumen ſeine Häuſer. Die Biber gingen geſellig zum Fällen der Stämme, hieben ſie mit ihren
Zähnen ab und trügen ſie auf eine wunderbare Art zu ihren Lagern. Ein alter, träger Biber,

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[169/0185] Der Biber. mit ihm zu vereinigen, beide Thiere aber ihrer größeren Verwandtſchaft zu den Wühl- und bezüglich Schrotmäuſen oder Trugratten halber immer wieder von dem Biber trennen müſſen. So iſt er unter den Nagern eine ganz vereinzelte und deshalb höchſt merkwürdige Erſcheinung. Einige Forſcher glauben, daß der amerikaniſche Biber von dem europäiſchen getrennt werden müſſe und haben erſteren deshalb Castor americanus genannt; doch iſt die Verſchiedenheit beider Thiere ſehr gering, und deshalb glauben andere, alle Biber, gleichviel ob ſie in Amerika, Aſien oder Europa wohnen, ein und der- ſelben Art zuzählen zu müſſen. Zwei vorweltliche Arten gingen dieſer jetzt lebenden voraus. Die eine erreichte kaum die halbe Größe unſeres Bibers, die andere näherte ſich ihm darin, unterſchied ſich aber hauptſächlich durch den Zahnbau hinreichend von ihrem übrig gebliebenen Sippſchafts- verwandten. Unſer Biber iſt ſchon ſeit den älteſten Zeiten bekannt. Aelian nennt ihn „Caſtor‟, Plinius „Fiber‟; beide Benennungen vereinigt Linné zu dem jetzt giltigen, wiſſenſchaftlichen Namen des Thieres. Von den alten Schriftſtellern erfahren wir nicht viel. Ariſtoteles ſagt blos, [Abbildung Der Biber (Castor Fiber).] daß er unter die vierfüßigen Thiere gehöre, welche an Seen und Flüſſen ihre Nahrung ſuchten, wie der Fiſchotter. Plinius ſpricht von den Wirkungen des Bibergeils. Auch ſagt er, daß der Biber ſtark beiße, die von ihm gefaßten Menſchen nicht loslaſſe, bis er ihre Knochen zerbrochen hätte, daß er Bäume fälle wie mit der Art und einen Schwanz habe, wie die Fiſche, übrigens dem Fiſchotter gleiche. Nun kommt die berühmte Beſchreibung des Olaus Magnus, Biſchofs von Upſala, welcher unge- fähr im Jahre 1520 ſein merkwürdiges Werk herausgab. Hier finden ſich bereits die verſchieden- artigſten Jrrthümer und Fabeln über unſer Thier. Der gelehrte Prieſter berichtet uns, daß der Biber, obgleich Solinis nur die Waſſer im ſchwarzen Meere für den Wohn- und Fortpflanzungsort des Thieres halte, in Menge am Rhein, an der Donau, in den Sümpfen in Mähren und, Dank der mütterlichen Vorſehung, noch mehr im Norden vorkomme, weil hier an den Flüſſen nicht ſoviel Geräuſch durch die beſtändige Schifffahrt wäre, wie am Rhein und an der Donau. Jm Norden ver- fertige er mit wunderbarer Kunſt, blos von der Natur unterrichtet, auf unzähligen Flüſſen aus Bäumen ſeine Häuſer. Die Biber gingen geſellig zum Fällen der Stämme, hieben ſie mit ihren Zähnen ab und trügen ſie auf eine wunderbare Art zu ihren Lagern. Ein alter, träger Biber,

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/185>, abgerufen am 28.11.2024.