satt und schlagen dann gleich ihr Winterlager an den vielversprechenden Orten auf, erstarren und werden nun ruhig ausgenommen. Jn Unterkrain fangen die Bauern, wie Fitzinger angibt, unser Thier in Schnellfallen, die sie entweder an den Aesten aufhängen oder vor den ihnen genau be- kannten Schlupfwinkel des Siebenschläfers aufstellen; eine saftige Birne oder Pflaume muß das Thier herbeilocken. Der Fang oder das Ausnehmen aus den Fallen geschieht zur Nachtzeit. Die Bauern ziehen mit brennenden Fackeln in den Wald hinaus, heben ihre Beute auf und stellen die Fallen von neuem. Außerdem gräbt man ihnen Fässer in die Erde, ködert sie mit Obst und läßt oben nur einen Zugang, ein Rohr nämlich, in welchem Eisendrähte so befestigt werden, daß sie wohl das Hineinschlüpfen, nicht aber auch das Herauskommen des Bilches gestatten. Hier fangen sich die Thiere oft in so großer Menge, daß mancher Jäger während eines Herbstes zwei- bis vier- hundert Stück erbeuten kann.
Der Siebenschläfer wird verhältnißmäßig selten in der Gefangenschaft gehalten. Sein Wesen ist nicht gerade angenehm. Es läßt sich von vornherein erwarten, daß ein so großer Fresser geistig nicht sehr befähigt sein, ja, daß er überhaupt nicht viele gute Eigenschaften haben kann. Seine größte Tugend ist die Reinlichkeit; er putzt sich beständig sehr sorgfältig. Jm übrigen wird er lang- weilig. Er befindet sich fortwährend in gereizter Stimmung, befreundet sich durchaus nicht mit sei- nem Pfleger und knurrt in eigenthümlich schnarchender Weise Jeden wüthend an, welcher sich erfrecht, ihm nahe zu kommen. Dem, welcher ihn ungeschickt angreift, beweist er durch rasch aufeinander- folgende Bisse in sehr empfindlicher Weise, daß er keineswegs geneigt sei, sich irgendwie behelligen zu lassen. Nachts springt er wie rasend im Käfig umher und wird schon deshalb seinem Besitzer bald sehr lästig. Er muß auf das Sorgfältigste gepflegt, namentlich gefüttert werden, damit er sich nicht aus dem Käfig nagt oder einem und dem andern seiner Gefährten den Schwanz abfrißt; denn sobald der Bilch nicht genug Nahrung hat, geht er ohne weiteres andere seiner Art an, und einer würde den andern wahrscheinlich gänzlich auffressen, wenn ihn der Hunger triebe.
Die Sippe der Gartenbilche (Eliomys) unterscheidet sich nur sehr wenig von der vorher- gehenden, hauptsächlich durch ihr Gebiß. Bei dem Siebenschläfer schleifen sich die Zähne auf der Krone flach ab, bei den Gartenschläfern dagegen schleifen sie sich hohl. Dort hat der erste Backenzahn im Ober- und Unterkiefer sechs, die drei folgenden sieben, der letzte im Oberkiefer acht Querleisten; hier deren nur fünf. Aeußerlich kennzeichnet die Gartenschläfer ihr an der Wurzel kurz und anlie- gend, an der Spitze lang behaarter, buschiger, zweifarbiger Schwanz. Die Ober- und Unterseite des Körpers sind verschiedenfarbig.
Jn Europa leben zwei Arten dieser Sippe, der gemeine Gartenschläfer oder die große Haselmaus (Eliomys Nitela) und der Baumschläfer (Eliomys dryas), welcher letztere von Rußland aus sich bis Ungarn verbreitet. Beide Arten ähneln dem Siebenschläfer in der Lebens- weise; es genügt daher eine flüchtige Beschreibung der einen Art zu ihrer Kennzeichnung.
Der Gartenschläfer oder die große Haselmaus erreicht eine Körperlänge von 6 Zoll; die Schwanz- länge beträgt 41/2 Zoll, die Höhe am Widerrist 21/4 Zoll. Jn den meisten Fällen wird das Thier aber blos 8 Zoll lang; davon kommen ungefähr fünf Zoll auf den Leib. Der Kopf und die Oberseite sind röthlichgraubraun, die Unterseite weiß. Um das Auge läuft ein glänzend schwarzer Ring, welcher sich unter dem Ohr bis an die Halsseiten fortsetzt. Vor und hinter dem Ohre befindet sich ein weiß- licher, über demselben ein schwärzlicher Fleck. Der Schwanz ist in der Wurzelhälfte anliegend be- haart und graubraun, in der Endhälfte buschig-zweizeilig und zweifarbig, oben schwarz und unten weiß. Die Haare der Unterseite sind auch zweifarbig, ihre Wurzel ist grau und blos ihre Spitze weiß, bisweilen schwachgelblich oder graulich angeflogen. Beide Hauptfarben sind scharf von ein- ander abgeschnitten. Die Ohren sind fleischfarbig, die Schnurren schwarz, weißspitzig, die Krallen
Die Bilche oder Schlafmäuſe.
ſatt und ſchlagen dann gleich ihr Winterlager an den vielverſprechenden Orten auf, erſtarren und werden nun ruhig ausgenommen. Jn Unterkrain fangen die Bauern, wie Fitzinger angibt, unſer Thier in Schnellfallen, die ſie entweder an den Aeſten aufhängen oder vor den ihnen genau be- kannten Schlupfwinkel des Siebenſchläfers aufſtellen; eine ſaftige Birne oder Pflaume muß das Thier herbeilocken. Der Fang oder das Ausnehmen aus den Fallen geſchieht zur Nachtzeit. Die Bauern ziehen mit brennenden Fackeln in den Wald hinaus, heben ihre Beute auf und ſtellen die Fallen von neuem. Außerdem gräbt man ihnen Fäſſer in die Erde, ködert ſie mit Obſt und läßt oben nur einen Zugang, ein Rohr nämlich, in welchem Eiſendrähte ſo befeſtigt werden, daß ſie wohl das Hineinſchlüpfen, nicht aber auch das Herauskommen des Bilches geſtatten. Hier fangen ſich die Thiere oft in ſo großer Menge, daß mancher Jäger während eines Herbſtes zwei- bis vier- hundert Stück erbeuten kann.
Der Siebenſchläfer wird verhältnißmäßig ſelten in der Gefangenſchaft gehalten. Sein Weſen iſt nicht gerade angenehm. Es läßt ſich von vornherein erwarten, daß ein ſo großer Freſſer geiſtig nicht ſehr befähigt ſein, ja, daß er überhaupt nicht viele gute Eigenſchaften haben kann. Seine größte Tugend iſt die Reinlichkeit; er putzt ſich beſtändig ſehr ſorgfältig. Jm übrigen wird er lang- weilig. Er befindet ſich fortwährend in gereizter Stimmung, befreundet ſich durchaus nicht mit ſei- nem Pfleger und knurrt in eigenthümlich ſchnarchender Weiſe Jeden wüthend an, welcher ſich erfrecht, ihm nahe zu kommen. Dem, welcher ihn ungeſchickt angreift, beweiſt er durch raſch aufeinander- folgende Biſſe in ſehr empfindlicher Weiſe, daß er keineswegs geneigt ſei, ſich irgendwie behelligen zu laſſen. Nachts ſpringt er wie raſend im Käfig umher und wird ſchon deshalb ſeinem Beſitzer bald ſehr läſtig. Er muß auf das Sorgfältigſte gepflegt, namentlich gefüttert werden, damit er ſich nicht aus dem Käfig nagt oder einem und dem andern ſeiner Gefährten den Schwanz abfrißt; denn ſobald der Bilch nicht genug Nahrung hat, geht er ohne weiteres andere ſeiner Art an, und einer würde den andern wahrſcheinlich gänzlich auffreſſen, wenn ihn der Hunger triebe.
Die Sippe der Gartenbilche (Eliomys) unterſcheidet ſich nur ſehr wenig von der vorher- gehenden, hauptſächlich durch ihr Gebiß. Bei dem Siebenſchläfer ſchleifen ſich die Zähne auf der Krone flach ab, bei den Gartenſchläfern dagegen ſchleifen ſie ſich hohl. Dort hat der erſte Backenzahn im Ober- und Unterkiefer ſechs, die drei folgenden ſieben, der letzte im Oberkiefer acht Querleiſten; hier deren nur fünf. Aeußerlich kennzeichnet die Gartenſchläfer ihr an der Wurzel kurz und anlie- gend, an der Spitze lang behaarter, buſchiger, zweifarbiger Schwanz. Die Ober- und Unterſeite des Körpers ſind verſchiedenfarbig.
Jn Europa leben zwei Arten dieſer Sippe, der gemeine Gartenſchläfer oder die große Haſelmaus (Eliomys Nitela) und der Baumſchläfer (Eliomys dryas), welcher letztere von Rußland aus ſich bis Ungarn verbreitet. Beide Arten ähneln dem Siebenſchläfer in der Lebens- weiſe; es genügt daher eine flüchtige Beſchreibung der einen Art zu ihrer Kennzeichnung.
Der Gartenſchläfer oder die große Haſelmaus erreicht eine Körperlänge von 6 Zoll; die Schwanz- länge beträgt 4½ Zoll, die Höhe am Widerriſt 2¼ Zoll. Jn den meiſten Fällen wird das Thier aber blos 8 Zoll lang; davon kommen ungefähr fünf Zoll auf den Leib. Der Kopf und die Oberſeite ſind röthlichgraubraun, die Unterſeite weiß. Um das Auge läuft ein glänzend ſchwarzer Ring, welcher ſich unter dem Ohr bis an die Halsſeiten fortſetzt. Vor und hinter dem Ohre befindet ſich ein weiß- licher, über demſelben ein ſchwärzlicher Fleck. Der Schwanz iſt in der Wurzelhälfte anliegend be- haart und graubraun, in der Endhälfte buſchig-zweizeilig und zweifarbig, oben ſchwarz und unten weiß. Die Haare der Unterſeite ſind auch zweifarbig, ihre Wurzel iſt grau und blos ihre Spitze weiß, bisweilen ſchwachgelblich oder graulich angeflogen. Beide Hauptfarben ſind ſcharf von ein- ander abgeſchnitten. Die Ohren ſind fleiſchfarbig, die Schnurren ſchwarz, weißſpitzig, die Krallen
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[106/0120]
Die Bilche oder Schlafmäuſe.
ſatt und ſchlagen dann gleich ihr Winterlager an den vielverſprechenden Orten auf, erſtarren und
werden nun ruhig ausgenommen. Jn Unterkrain fangen die Bauern, wie Fitzinger angibt, unſer
Thier in Schnellfallen, die ſie entweder an den Aeſten aufhängen oder vor den ihnen genau be-
kannten Schlupfwinkel des Siebenſchläfers aufſtellen; eine ſaftige Birne oder Pflaume muß das
Thier herbeilocken. Der Fang oder das Ausnehmen aus den Fallen geſchieht zur Nachtzeit. Die
Bauern ziehen mit brennenden Fackeln in den Wald hinaus, heben ihre Beute auf und ſtellen die
Fallen von neuem. Außerdem gräbt man ihnen Fäſſer in die Erde, ködert ſie mit Obſt und läßt
oben nur einen Zugang, ein Rohr nämlich, in welchem Eiſendrähte ſo befeſtigt werden, daß ſie
wohl das Hineinſchlüpfen, nicht aber auch das Herauskommen des Bilches geſtatten. Hier fangen
ſich die Thiere oft in ſo großer Menge, daß mancher Jäger während eines Herbſtes zwei- bis vier-
hundert Stück erbeuten kann.
Der Siebenſchläfer wird verhältnißmäßig ſelten in der Gefangenſchaft gehalten. Sein Weſen
iſt nicht gerade angenehm. Es läßt ſich von vornherein erwarten, daß ein ſo großer Freſſer geiſtig
nicht ſehr befähigt ſein, ja, daß er überhaupt nicht viele gute Eigenſchaften haben kann. Seine
größte Tugend iſt die Reinlichkeit; er putzt ſich beſtändig ſehr ſorgfältig. Jm übrigen wird er lang-
weilig. Er befindet ſich fortwährend in gereizter Stimmung, befreundet ſich durchaus nicht mit ſei-
nem Pfleger und knurrt in eigenthümlich ſchnarchender Weiſe Jeden wüthend an, welcher ſich erfrecht,
ihm nahe zu kommen. Dem, welcher ihn ungeſchickt angreift, beweiſt er durch raſch aufeinander-
folgende Biſſe in ſehr empfindlicher Weiſe, daß er keineswegs geneigt ſei, ſich irgendwie behelligen
zu laſſen. Nachts ſpringt er wie raſend im Käfig umher und wird ſchon deshalb ſeinem Beſitzer bald
ſehr läſtig. Er muß auf das Sorgfältigſte gepflegt, namentlich gefüttert werden, damit er ſich
nicht aus dem Käfig nagt oder einem und dem andern ſeiner Gefährten den Schwanz abfrißt; denn
ſobald der Bilch nicht genug Nahrung hat, geht er ohne weiteres andere ſeiner Art an, und einer
würde den andern wahrſcheinlich gänzlich auffreſſen, wenn ihn der Hunger triebe.
Die Sippe der Gartenbilche (Eliomys) unterſcheidet ſich nur ſehr wenig von der vorher-
gehenden, hauptſächlich durch ihr Gebiß. Bei dem Siebenſchläfer ſchleifen ſich die Zähne auf der
Krone flach ab, bei den Gartenſchläfern dagegen ſchleifen ſie ſich hohl. Dort hat der erſte Backenzahn
im Ober- und Unterkiefer ſechs, die drei folgenden ſieben, der letzte im Oberkiefer acht Querleiſten;
hier deren nur fünf. Aeußerlich kennzeichnet die Gartenſchläfer ihr an der Wurzel kurz und anlie-
gend, an der Spitze lang behaarter, buſchiger, zweifarbiger Schwanz. Die Ober- und Unterſeite
des Körpers ſind verſchiedenfarbig.
Jn Europa leben zwei Arten dieſer Sippe, der gemeine Gartenſchläfer oder die große
Haſelmaus (Eliomys Nitela) und der Baumſchläfer (Eliomys dryas), welcher letztere von
Rußland aus ſich bis Ungarn verbreitet. Beide Arten ähneln dem Siebenſchläfer in der Lebens-
weiſe; es genügt daher eine flüchtige Beſchreibung der einen Art zu ihrer Kennzeichnung.
Der Gartenſchläfer oder die große Haſelmaus erreicht eine Körperlänge von 6 Zoll; die Schwanz-
länge beträgt 4½ Zoll, die Höhe am Widerriſt 2¼ Zoll. Jn den meiſten Fällen wird das Thier
aber blos 8 Zoll lang; davon kommen ungefähr fünf Zoll auf den Leib. Der Kopf und die Oberſeite
ſind röthlichgraubraun, die Unterſeite weiß. Um das Auge läuft ein glänzend ſchwarzer Ring, welcher
ſich unter dem Ohr bis an die Halsſeiten fortſetzt. Vor und hinter dem Ohre befindet ſich ein weiß-
licher, über demſelben ein ſchwärzlicher Fleck. Der Schwanz iſt in der Wurzelhälfte anliegend be-
haart und graubraun, in der Endhälfte buſchig-zweizeilig und zweifarbig, oben ſchwarz und unten
weiß. Die Haare der Unterſeite ſind auch zweifarbig, ihre Wurzel iſt grau und blos ihre Spitze
weiß, bisweilen ſchwachgelblich oder graulich angeflogen. Beide Hauptfarben ſind ſcharf von ein-
ander abgeſchnitten. Die Ohren ſind fleiſchfarbig, die Schnurren ſchwarz, weißſpitzig, die Krallen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/120>, abgerufen am 25.11.2024.
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