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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Heimat. Lebensweise.
löcher sind sehr groß und können noch bedeutend ausgedehnt werden. Bei jungen Thieren ist das
hier so merkwürdig gebildete Sinnwerkzeug noch klein und stumpf, und erst bei alten erreicht es
seine bedeutende Größe. Die Behaarung ist reichlich und weich; am Scheitel sind die Haare kurz
und dicht, an den Seiten des Gesichts und am Hinterhaupte länger, um den Hals bilden sie eine Art
von Kragen. An dem Scheitel, dem Hinterkopfe und an der Schultergegend sind sie lebhaft braun-
roth, auf dem Rücken und der obern Hälfte der Seiten fahlgelb, dunkelbraun gewellt, an der Brust
und dem Obertheil des Bauches lichtröthlichgelb gefärbt; in der Kreuzgegend findet sich ein scharf ab-
gegrenzter Fleck von graulichweißer Farbe, dessen Spitze nach der Schwanzwurzel zugerichtet ist; die
Gliedmaßen sind in der obern Hälfte gelblichroth, in der untern, ebenso wie der Schwanz, aschgrau.
Die nackten Jnnenflächen der Hände und die Gesäßschwielen sind graulichschwarz. So zeigt auch
[Abbildung] Der Nasenaffe (Semnopithecus Nasica).
dieser Affe eine sehr lebhafte Gesammtfärbung und beweist auch dadurch seine enge Verwandtschaft mit
den übrigen Schlankaffen. Erwachsene Männchen des Kahau erreichen eine Höhe von fast drei Fuß;
ihr Leib ist zwei Fuß und der Schwanz etwas darüber lang. Die Weibchen bleiben kleiner; sie sollen
schon vor ihrem vollendeten Wachsthume fortpflanzungsfähig sein.

Der Kahau lebt gesellig auf Borneo. Morgens und Abends sammeln sich zahlreiche Scharen
auf den Bäumen an den Flußufern und erheben dann oft ein Geheul, welches dem Worte Kahau
sehr ähnlich klingt und ihnen den eigenthümlichen Namen verschafft hat. Sie sind schnell und gewandt
und besitzen eine ungeheuere Fertigkeit im Springen und Klettern. Jhre geistigen Eigenschaften sind
wenig bekannt, doch behauptet man, daß die Thiere sehr boshaft, wild und tückisch seien und sich nicht
wohl zur Zähmung eigneten. Man sagt, daß sie sich, wenn sie überrascht werden, auf den Bäumen

Heimat. Lebensweiſe.
löcher ſind ſehr groß und können noch bedeutend ausgedehnt werden. Bei jungen Thieren iſt das
hier ſo merkwürdig gebildete Sinnwerkzeug noch klein und ſtumpf, und erſt bei alten erreicht es
ſeine bedeutende Größe. Die Behaarung iſt reichlich und weich; am Scheitel ſind die Haare kurz
und dicht, an den Seiten des Geſichts und am Hinterhaupte länger, um den Hals bilden ſie eine Art
von Kragen. An dem Scheitel, dem Hinterkopfe und an der Schultergegend ſind ſie lebhaft braun-
roth, auf dem Rücken und der obern Hälfte der Seiten fahlgelb, dunkelbraun gewellt, an der Bruſt
und dem Obertheil des Bauches lichtröthlichgelb gefärbt; in der Kreuzgegend findet ſich ein ſcharf ab-
gegrenzter Fleck von graulichweißer Farbe, deſſen Spitze nach der Schwanzwurzel zugerichtet iſt; die
Gliedmaßen ſind in der obern Hälfte gelblichroth, in der untern, ebenſo wie der Schwanz, aſchgrau.
Die nackten Jnnenflächen der Hände und die Geſäßſchwielen ſind graulichſchwarz. So zeigt auch
[Abbildung] Der Naſenaffe (Semnopithecus Nasica).
dieſer Affe eine ſehr lebhafte Geſammtfärbung und beweiſt auch dadurch ſeine enge Verwandtſchaft mit
den übrigen Schlankaffen. Erwachſene Männchen des Kahau erreichen eine Höhe von faſt drei Fuß;
ihr Leib iſt zwei Fuß und der Schwanz etwas darüber lang. Die Weibchen bleiben kleiner; ſie ſollen
ſchon vor ihrem vollendeten Wachsthume fortpflanzungsfähig ſein.

Der Kahau lebt geſellig auf Borneo. Morgens und Abends ſammeln ſich zahlreiche Scharen
auf den Bäumen an den Flußufern und erheben dann oft ein Geheul, welches dem Worte Kahau
ſehr ähnlich klingt und ihnen den eigenthümlichen Namen verſchafft hat. Sie ſind ſchnell und gewandt
und beſitzen eine ungeheuere Fertigkeit im Springen und Klettern. Jhre geiſtigen Eigenſchaften ſind
wenig bekannt, doch behauptet man, daß die Thiere ſehr boshaft, wild und tückiſch ſeien und ſich nicht
wohl zur Zähmung eigneten. Man ſagt, daß ſie ſich, wenn ſie überraſcht werden, auf den Bäumen

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[47/0099] Heimat. Lebensweiſe. löcher ſind ſehr groß und können noch bedeutend ausgedehnt werden. Bei jungen Thieren iſt das hier ſo merkwürdig gebildete Sinnwerkzeug noch klein und ſtumpf, und erſt bei alten erreicht es ſeine bedeutende Größe. Die Behaarung iſt reichlich und weich; am Scheitel ſind die Haare kurz und dicht, an den Seiten des Geſichts und am Hinterhaupte länger, um den Hals bilden ſie eine Art von Kragen. An dem Scheitel, dem Hinterkopfe und an der Schultergegend ſind ſie lebhaft braun- roth, auf dem Rücken und der obern Hälfte der Seiten fahlgelb, dunkelbraun gewellt, an der Bruſt und dem Obertheil des Bauches lichtröthlichgelb gefärbt; in der Kreuzgegend findet ſich ein ſcharf ab- gegrenzter Fleck von graulichweißer Farbe, deſſen Spitze nach der Schwanzwurzel zugerichtet iſt; die Gliedmaßen ſind in der obern Hälfte gelblichroth, in der untern, ebenſo wie der Schwanz, aſchgrau. Die nackten Jnnenflächen der Hände und die Geſäßſchwielen ſind graulichſchwarz. So zeigt auch [Abbildung Der Naſenaffe (Semnopithecus Nasica).] dieſer Affe eine ſehr lebhafte Geſammtfärbung und beweiſt auch dadurch ſeine enge Verwandtſchaft mit den übrigen Schlankaffen. Erwachſene Männchen des Kahau erreichen eine Höhe von faſt drei Fuß; ihr Leib iſt zwei Fuß und der Schwanz etwas darüber lang. Die Weibchen bleiben kleiner; ſie ſollen ſchon vor ihrem vollendeten Wachsthume fortpflanzungsfähig ſein. Der Kahau lebt geſellig auf Borneo. Morgens und Abends ſammeln ſich zahlreiche Scharen auf den Bäumen an den Flußufern und erheben dann oft ein Geheul, welches dem Worte Kahau ſehr ähnlich klingt und ihnen den eigenthümlichen Namen verſchafft hat. Sie ſind ſchnell und gewandt und beſitzen eine ungeheuere Fertigkeit im Springen und Klettern. Jhre geiſtigen Eigenſchaften ſind wenig bekannt, doch behauptet man, daß die Thiere ſehr boshaft, wild und tückiſch ſeien und ſich nicht wohl zur Zähmung eigneten. Man ſagt, daß ſie ſich, wenn ſie überraſcht werden, auf den Bäumen

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/99>, abgerufen am 28.11.2024.