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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Die Affen. Gibbons. -- Siamang. Ungko und Oa.
sind sie heimisch, und hier bewegen sie sich mit wunderbarer Gewandtheit im dichtesten Dickicht, wie in
der luftigsten Höhe.

Jhre ganze Ausrüstung weist sie zum Klettern an. Sie besitzen jede Begabung, welche zu einer
raschen, anhaltenden und gewandten Kletter- oder Sprungbewegung erforderlich ist. Die volle Brust
giebt großen Lungen Raum, welche nicht ermüden, nicht ihren Dienst versagen, wenn das Blut durch
die rasche Bewegung in Wallung geräth; die starken Hinterglieder verleihen die nöthige Schnellkraft
zu weiten Sprüngen, die langen Vorderglieder unerläßliche Sicherheit zum Ergreifen eines Astes,
welcher zu neuem Stützpunkte werden soll, mit kürzeren Armen aber eher verfehlt werden könnte. Wie

[Abbildung] Der Ungko (Hylobates agilis).
lang diese Arme im Verhältniß sind, wird am deutlichsten klar, wenn man vergleicht. Ein Mensch
klaftert, wie bekannt, ebenso weit, als er lang ist: der Gibbon aber klaftert fast das Doppelte seiner
Leibeslänge; ein aufrechtstehender Mann berührt mit seinem schlaff herabhängenden Arme kaum sein
Knie, der Gibbon hingegen seinen Knöchel. Daß solche Arme als Gehwerkzeuge fast unbrauchbar
sind, ist erklärlich: sie eignen sich blos zum Klettern. Deshalb ist der Gang der Langarmassen ein
trauriges Schwanken auf den Hinterfüßen, ein schwerfälliges Dahinschieben des Leibes, welcher nur
durch die ausgestreckten Arme im Gleichgewichte erhalten werden kann, das Klettern und Zweigtanzen

Die Affen. Gibbons. — Siamang. Ungko und Oa.
ſind ſie heimiſch, und hier bewegen ſie ſich mit wunderbarer Gewandtheit im dichteſten Dickicht, wie in
der luftigſten Höhe.

Jhre ganze Ausrüſtung weiſt ſie zum Klettern an. Sie beſitzen jede Begabung, welche zu einer
raſchen, anhaltenden und gewandten Kletter- oder Sprungbewegung erforderlich iſt. Die volle Bruſt
giebt großen Lungen Raum, welche nicht ermüden, nicht ihren Dienſt verſagen, wenn das Blut durch
die raſche Bewegung in Wallung geräth; die ſtarken Hinterglieder verleihen die nöthige Schnellkraft
zu weiten Sprüngen, die langen Vorderglieder unerläßliche Sicherheit zum Ergreifen eines Aſtes,
welcher zu neuem Stützpunkte werden ſoll, mit kürzeren Armen aber eher verfehlt werden könnte. Wie

[Abbildung] Der Ungko (Hylobates agilis).
lang dieſe Arme im Verhältniß ſind, wird am deutlichſten klar, wenn man vergleicht. Ein Menſch
klaftert, wie bekannt, ebenſo weit, als er lang iſt: der Gibbon aber klaftert faſt das Doppelte ſeiner
Leibeslänge; ein aufrechtſtehender Mann berührt mit ſeinem ſchlaff herabhängenden Arme kaum ſein
Knie, der Gibbon hingegen ſeinen Knöchel. Daß ſolche Arme als Gehwerkzeuge faſt unbrauchbar
ſind, iſt erklärlich: ſie eignen ſich blos zum Klettern. Deshalb iſt der Gang der Langarmaſſen ein
trauriges Schwanken auf den Hinterfüßen, ein ſchwerfälliges Dahinſchieben des Leibes, welcher nur
durch die ausgeſtreckten Arme im Gleichgewichte erhalten werden kann, das Klettern und Zweigtanzen

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[36/0088] Die Affen. Gibbons. — Siamang. Ungko und Oa. ſind ſie heimiſch, und hier bewegen ſie ſich mit wunderbarer Gewandtheit im dichteſten Dickicht, wie in der luftigſten Höhe. Jhre ganze Ausrüſtung weiſt ſie zum Klettern an. Sie beſitzen jede Begabung, welche zu einer raſchen, anhaltenden und gewandten Kletter- oder Sprungbewegung erforderlich iſt. Die volle Bruſt giebt großen Lungen Raum, welche nicht ermüden, nicht ihren Dienſt verſagen, wenn das Blut durch die raſche Bewegung in Wallung geräth; die ſtarken Hinterglieder verleihen die nöthige Schnellkraft zu weiten Sprüngen, die langen Vorderglieder unerläßliche Sicherheit zum Ergreifen eines Aſtes, welcher zu neuem Stützpunkte werden ſoll, mit kürzeren Armen aber eher verfehlt werden könnte. Wie [Abbildung Der Ungko (Hylobates agilis).] lang dieſe Arme im Verhältniß ſind, wird am deutlichſten klar, wenn man vergleicht. Ein Menſch klaftert, wie bekannt, ebenſo weit, als er lang iſt: der Gibbon aber klaftert faſt das Doppelte ſeiner Leibeslänge; ein aufrechtſtehender Mann berührt mit ſeinem ſchlaff herabhängenden Arme kaum ſein Knie, der Gibbon hingegen ſeinen Knöchel. Daß ſolche Arme als Gehwerkzeuge faſt unbrauchbar ſind, iſt erklärlich: ſie eignen ſich blos zum Klettern. Deshalb iſt der Gang der Langarmaſſen ein trauriges Schwanken auf den Hinterfüßen, ein ſchwerfälliges Dahinſchieben des Leibes, welcher nur durch die ausgeſtreckten Arme im Gleichgewichte erhalten werden kann, das Klettern und Zweigtanzen

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/88>, abgerufen am 22.11.2024.