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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Beschreibung. Heimat. Wohnungbau.
förmige und ziemlich wagrechte nach außen, und ebenfalls wieder abwechselnd mit den zuletzt genannten
Verbindungsröhren etwa acht bis zehn einfache oder verzweigte Gänge nach allen Richtungen hin, die
aber in einiger Entfernung meist bogenförmig nach der gemeinfamen Laufröhre umbiegen. Auch aus
der Kammer abwärts führt eine Sicherheitsröhre in einem wieder ansteigenden Bogen in diese Lauf-
röhre. Die Wände der Kammer und der zu der Wohnung gehörigen Röhren sind sehr dicht, fest zu-
sammengestampft und glatt gedrückt. Die Kammer selbst ist zum Lager ausgepolstert mit weichen
Blättern von Gräfern, meist jungen Getreidepflänzchen, Laub, Mos, Stroh, Mist oder zarten Wurzeln,
welche der Maulwurf größtentheils von der Oberfläche der Erde herbeiführt. Kommt ihm Gefahr
von oben, so schiebt er das weiche Lagerpolster zur Seite und fällt nach unten, sieht er sich von unten
oder von der Seite bedroht, so bleiben ihm die Verbindungsröhren zu der kleinern Kreisröhre theil-
weise offen. Die Wohnung bietet ihm zu Schlaf und Ruhe unter allen Umständen Sicherheit dar,
und ist deshalb auch sein gewöhnlicher Aufenthalt, wenn er nicht auf Nahrung ausgeht. Sie liegt ein
bis zwei Fuß unter der Erdoberfläche. Die Laufröhre ist weiter, als die Körperdicke, so daß das Thier
schnell und bequem vorwärts kommen kann; auch in ihr sind die Wände durch Zusammenpressen und
Festdrücken von auffallender Festigkeit und Dichtigkeit. Aeußerlich zeichnet sie sich nicht, wie die
übrigen Gänge durch aufgeworfene Haufen aus, indem bei der Entfernung die Erde nur zur Seite
gepreßt wird. Sie dient blos zu einer möglichst raschen und bequemen Verbindung mit dem täglichen
Jagdgebiete und wird nicht selten von anderen unterirdischen Thieren, Spitzmäusen, Mäusen und
Kröten benutzt, die sich aber sehr zu hüten haben, dem Maulwurf in ihr zu begegnen. Von außen
kann man sie daran erkennen, daß die Gewächse über derselben verdorren und der Boden über ihr sich
etwas senkt. Solche Laufröhren sind nicht selten hundert bis anderthalbhundert Fuß lang. Das
Jagdgebiet liegt meist weit von der Wohnung ab und wird tagtäglich Sommer und Winter in den
verschiedensten Richtungen durchwühlt und durchstampft. Die Gänge in ihm sind blos für den zeit-
weiligen Besuch zum Aufsuchen der Nahrung gegraben und werden nicht befestigt, so daß die Erde
von Strecke zu Strecke haufenweise an die Oberfläche der Erde geworfen wird und auf diese Weise
die Richtung der Röhren bezeichnet. Die Maulwürfe besuchen ihr Jagdgebiet gewöhnlich dreimal des
Tages morgens früh, mittags und abends. Sie haben daher in der Regel sechsmal täglich von
ihrer Wohnung aus und wieder zurück die Laufröhre zu durchlaufen und können bei dieser Gelegen-
heit, sobald dieses Rohr aufgefunden ist, mit Sicherheit in Zeit von wenigen Stunden gefangen werden."

Das Jnnere der Baue steht nie unmittelbar mit der äußern Luft in Verbindung, doch dringt
diese zwischen den Schollen der aufgeworfenen Haufen in hinreichender Menge ein, um dem Maulwurf
den nöthigen Sauerstoff zuzuführen. Außer der Luft zur Athmung bedarf das Thier aber auch Wasser
zum Trinken, und deshalb errichtet er sich stets besondere Gänge, welche zu nahen Pfützen oder
Bächen führen, oder gräbt, wo solche ihm mangeln, besondere Schächte, worin sich dann Regen-
wasser sammelt.

Ein alter Maulwurfsfänger hat häufig an der untersten Stelle tiefer Röhren ein senkrechtes Loch
gefunden welches den Brunnen bildet, aus dem der Maulwurf trinkt. Er sagt: "Manche dieser Löcher
sind von beträchtlicher Größe. Sie waren oft anscheinlich trocken, allein wenn ich ein wenig Erde
hineinwarf, überzeugte ich mich, daß sie Wasser enthielten. Jn diesen Röhren kann der Maulwurf
sicher hinab- und heraufrutschen. Bei nassem Wetter sind alle seine Brunnen bis an den Rand gefüllt
und ebenso in manchen Arten von Boden auch bei trockner Witterung. Wie sehr der Maulwurf des
Wassers benöthigt ist, ergiebt sich übrigens aus dem Umstande, daß man bei anhaltender Trockenheit
in einer Röhre, welche nach dem Loche oder Wasserbehälter führt, ihrer sehr viel fangen kann."

Das Graben selbst wird dem Maulwurf sehr leicht. Mit Hilfe seiner starken Nackenmuskeln
und der gewaltigen Schaufelhände, mit welchen er sich an einem bestimmten Orte festhält, bohrt er
seine Schnauze in den lockeren Boden ein, zerscharrt nun um sich herum die Erdschollen mit den
Vorderpfoten und wirft sie mit außerordentlicher Schnelligkeit hinter sich. Durch die eigenthümliche
Einrichtung seiner Ohren, welche, wie ich oben bemerkte, geschlossen werden können, ist er vor dem

Beſchreibung. Heimat. Wohnungbau.
förmige und ziemlich wagrechte nach außen, und ebenfalls wieder abwechſelnd mit den zuletzt genannten
Verbindungsröhren etwa acht bis zehn einfache oder verzweigte Gänge nach allen Richtungen hin, die
aber in einiger Entfernung meiſt bogenförmig nach der gemeinfamen Laufröhre umbiegen. Auch aus
der Kammer abwärts führt eine Sicherheitsröhre in einem wieder anſteigenden Bogen in dieſe Lauf-
röhre. Die Wände der Kammer und der zu der Wohnung gehörigen Röhren ſind ſehr dicht, feſt zu-
ſammengeſtampft und glatt gedrückt. Die Kammer ſelbſt iſt zum Lager ausgepolſtert mit weichen
Blättern von Gräfern, meiſt jungen Getreidepflänzchen, Laub, Mos, Stroh, Miſt oder zarten Wurzeln,
welche der Maulwurf größtentheils von der Oberfläche der Erde herbeiführt. Kommt ihm Gefahr
von oben, ſo ſchiebt er das weiche Lagerpolſter zur Seite und fällt nach unten, ſieht er ſich von unten
oder von der Seite bedroht, ſo bleiben ihm die Verbindungsröhren zu der kleinern Kreisröhre theil-
weiſe offen. Die Wohnung bietet ihm zu Schlaf und Ruhe unter allen Umſtänden Sicherheit dar,
und iſt deshalb auch ſein gewöhnlicher Aufenthalt, wenn er nicht auf Nahrung ausgeht. Sie liegt ein
bis zwei Fuß unter der Erdoberfläche. Die Laufröhre iſt weiter, als die Körperdicke, ſo daß das Thier
ſchnell und bequem vorwärts kommen kann; auch in ihr ſind die Wände durch Zuſammenpreſſen und
Feſtdrücken von auffallender Feſtigkeit und Dichtigkeit. Aeußerlich zeichnet ſie ſich nicht, wie die
übrigen Gänge durch aufgeworfene Haufen aus, indem bei der Entfernung die Erde nur zur Seite
gepreßt wird. Sie dient blos zu einer möglichſt raſchen und bequemen Verbindung mit dem täglichen
Jagdgebiete und wird nicht ſelten von anderen unterirdiſchen Thieren, Spitzmäuſen, Mäuſen und
Kröten benutzt, die ſich aber ſehr zu hüten haben, dem Maulwurf in ihr zu begegnen. Von außen
kann man ſie daran erkennen, daß die Gewächſe über derſelben verdorren und der Boden über ihr ſich
etwas ſenkt. Solche Laufröhren ſind nicht ſelten hundert bis anderthalbhundert Fuß lang. Das
Jagdgebiet liegt meiſt weit von der Wohnung ab und wird tagtäglich Sommer und Winter in den
verſchiedenſten Richtungen durchwühlt und durchſtampft. Die Gänge in ihm ſind blos für den zeit-
weiligen Beſuch zum Aufſuchen der Nahrung gegraben und werden nicht befeſtigt, ſo daß die Erde
von Strecke zu Strecke haufenweiſe an die Oberfläche der Erde geworfen wird und auf dieſe Weiſe
die Richtung der Röhren bezeichnet. Die Maulwürfe beſuchen ihr Jagdgebiet gewöhnlich dreimal des
Tages morgens früh, mittags und abends. Sie haben daher in der Regel ſechsmal täglich von
ihrer Wohnung aus und wieder zurück die Laufröhre zu durchlaufen und können bei dieſer Gelegen-
heit, ſobald dieſes Rohr aufgefunden iſt, mit Sicherheit in Zeit von wenigen Stunden gefangen werden.‟

Das Jnnere der Baue ſteht nie unmittelbar mit der äußern Luft in Verbindung, doch dringt
dieſe zwiſchen den Schollen der aufgeworfenen Haufen in hinreichender Menge ein, um dem Maulwurf
den nöthigen Sauerſtoff zuzuführen. Außer der Luft zur Athmung bedarf das Thier aber auch Waſſer
zum Trinken, und deshalb errichtet er ſich ſtets beſondere Gänge, welche zu nahen Pfützen oder
Bächen führen, oder gräbt, wo ſolche ihm mangeln, beſondere Schächte, worin ſich dann Regen-
waſſer ſammelt.

Ein alter Maulwurfsfänger hat häufig an der unterſten Stelle tiefer Röhren ein ſenkrechtes Loch
gefunden welches den Brunnen bildet, aus dem der Maulwurf trinkt. Er ſagt: „Manche dieſer Löcher
ſind von beträchtlicher Größe. Sie waren oft anſcheinlich trocken, allein wenn ich ein wenig Erde
hineinwarf, überzeugte ich mich, daß ſie Waſſer enthielten. Jn dieſen Röhren kann der Maulwurf
ſicher hinab- und heraufrutſchen. Bei naſſem Wetter ſind alle ſeine Brunnen bis an den Rand gefüllt
und ebenſo in manchen Arten von Boden auch bei trockner Witterung. Wie ſehr der Maulwurf des
Waſſers benöthigt iſt, ergiebt ſich übrigens aus dem Umſtande, daß man bei anhaltender Trockenheit
in einer Röhre, welche nach dem Loche oder Waſſerbehälter führt, ihrer ſehr viel fangen kann.‟

Das Graben ſelbſt wird dem Maulwurf ſehr leicht. Mit Hilfe ſeiner ſtarken Nackenmuskeln
und der gewaltigen Schaufelhände, mit welchen er ſich an einem beſtimmten Orte feſthält, bohrt er
ſeine Schnauze in den lockeren Boden ein, zerſcharrt nun um ſich herum die Erdſchollen mit den
Vorderpfoten und wirft ſie mit außerordentlicher Schnelligkeit hinter ſich. Durch die eigenthümliche
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[685/0763] Beſchreibung. Heimat. Wohnungbau. förmige und ziemlich wagrechte nach außen, und ebenfalls wieder abwechſelnd mit den zuletzt genannten Verbindungsröhren etwa acht bis zehn einfache oder verzweigte Gänge nach allen Richtungen hin, die aber in einiger Entfernung meiſt bogenförmig nach der gemeinfamen Laufröhre umbiegen. Auch aus der Kammer abwärts führt eine Sicherheitsröhre in einem wieder anſteigenden Bogen in dieſe Lauf- röhre. Die Wände der Kammer und der zu der Wohnung gehörigen Röhren ſind ſehr dicht, feſt zu- ſammengeſtampft und glatt gedrückt. Die Kammer ſelbſt iſt zum Lager ausgepolſtert mit weichen Blättern von Gräfern, meiſt jungen Getreidepflänzchen, Laub, Mos, Stroh, Miſt oder zarten Wurzeln, welche der Maulwurf größtentheils von der Oberfläche der Erde herbeiführt. Kommt ihm Gefahr von oben, ſo ſchiebt er das weiche Lagerpolſter zur Seite und fällt nach unten, ſieht er ſich von unten oder von der Seite bedroht, ſo bleiben ihm die Verbindungsröhren zu der kleinern Kreisröhre theil- weiſe offen. Die Wohnung bietet ihm zu Schlaf und Ruhe unter allen Umſtänden Sicherheit dar, und iſt deshalb auch ſein gewöhnlicher Aufenthalt, wenn er nicht auf Nahrung ausgeht. Sie liegt ein bis zwei Fuß unter der Erdoberfläche. Die Laufröhre iſt weiter, als die Körperdicke, ſo daß das Thier ſchnell und bequem vorwärts kommen kann; auch in ihr ſind die Wände durch Zuſammenpreſſen und Feſtdrücken von auffallender Feſtigkeit und Dichtigkeit. Aeußerlich zeichnet ſie ſich nicht, wie die übrigen Gänge durch aufgeworfene Haufen aus, indem bei der Entfernung die Erde nur zur Seite gepreßt wird. Sie dient blos zu einer möglichſt raſchen und bequemen Verbindung mit dem täglichen Jagdgebiete und wird nicht ſelten von anderen unterirdiſchen Thieren, Spitzmäuſen, Mäuſen und Kröten benutzt, die ſich aber ſehr zu hüten haben, dem Maulwurf in ihr zu begegnen. Von außen kann man ſie daran erkennen, daß die Gewächſe über derſelben verdorren und der Boden über ihr ſich etwas ſenkt. Solche Laufröhren ſind nicht ſelten hundert bis anderthalbhundert Fuß lang. Das Jagdgebiet liegt meiſt weit von der Wohnung ab und wird tagtäglich Sommer und Winter in den verſchiedenſten Richtungen durchwühlt und durchſtampft. Die Gänge in ihm ſind blos für den zeit- weiligen Beſuch zum Aufſuchen der Nahrung gegraben und werden nicht befeſtigt, ſo daß die Erde von Strecke zu Strecke haufenweiſe an die Oberfläche der Erde geworfen wird und auf dieſe Weiſe die Richtung der Röhren bezeichnet. Die Maulwürfe beſuchen ihr Jagdgebiet gewöhnlich dreimal des Tages morgens früh, mittags und abends. Sie haben daher in der Regel ſechsmal täglich von ihrer Wohnung aus und wieder zurück die Laufröhre zu durchlaufen und können bei dieſer Gelegen- heit, ſobald dieſes Rohr aufgefunden iſt, mit Sicherheit in Zeit von wenigen Stunden gefangen werden.‟ Das Jnnere der Baue ſteht nie unmittelbar mit der äußern Luft in Verbindung, doch dringt dieſe zwiſchen den Schollen der aufgeworfenen Haufen in hinreichender Menge ein, um dem Maulwurf den nöthigen Sauerſtoff zuzuführen. Außer der Luft zur Athmung bedarf das Thier aber auch Waſſer zum Trinken, und deshalb errichtet er ſich ſtets beſondere Gänge, welche zu nahen Pfützen oder Bächen führen, oder gräbt, wo ſolche ihm mangeln, beſondere Schächte, worin ſich dann Regen- waſſer ſammelt. Ein alter Maulwurfsfänger hat häufig an der unterſten Stelle tiefer Röhren ein ſenkrechtes Loch gefunden welches den Brunnen bildet, aus dem der Maulwurf trinkt. Er ſagt: „Manche dieſer Löcher ſind von beträchtlicher Größe. Sie waren oft anſcheinlich trocken, allein wenn ich ein wenig Erde hineinwarf, überzeugte ich mich, daß ſie Waſſer enthielten. Jn dieſen Röhren kann der Maulwurf ſicher hinab- und heraufrutſchen. Bei naſſem Wetter ſind alle ſeine Brunnen bis an den Rand gefüllt und ebenſo in manchen Arten von Boden auch bei trockner Witterung. Wie ſehr der Maulwurf des Waſſers benöthigt iſt, ergiebt ſich übrigens aus dem Umſtande, daß man bei anhaltender Trockenheit in einer Röhre, welche nach dem Loche oder Waſſerbehälter führt, ihrer ſehr viel fangen kann.‟ Das Graben ſelbſt wird dem Maulwurf ſehr leicht. Mit Hilfe ſeiner ſtarken Nackenmuskeln und der gewaltigen Schaufelhände, mit welchen er ſich an einem beſtimmten Orte feſthält, bohrt er ſeine Schnauze in den lockeren Boden ein, zerſcharrt nun um ſich herum die Erdſchollen mit den Vorderpfoten und wirft ſie mit außerordentlicher Schnelligkeit hinter ſich. Durch die eigenthümliche Einrichtung ſeiner Ohren, welche, wie ich oben bemerkte, geſchloſſen werden können, iſt er vor dem

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 685. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/763>, abgerufen am 24.11.2024.