Die Raubthiere. Maulwürfe. -- Gewöhnlicher Maulwurf.
kurz und dabei sehr fein. Dieser Pelz bedeckt den ganzen Körper mit Ausnahme der Pfoten, der Sohlen, der Rüsselspitze und des Schwanzendes. Er zeichnet sich durch seinen bald mehr ins Bräun- liche, bald mehr ins Bläuliche oder selbst ins Weißliche schillernden Glanz aus. Die nackten Theile sind fleischfarbig, die Augen schwarz, wie kleine einfarbige Glasperlen; denn man kann an ihnen den Stern von der Regenbogenhaut nicht unterscheiden.
Unser gemeiner Maulwurf ist 5, höchstens 51/2 Zoll, nebst Schwänzchen 6 Zoll lang; die Höhe des Körpers am Widerrist beträgt gegen zwei Zoll. Das Weibchen ist schlanker gebaut, als das Männchen, und junge Thiere sind etwas mehr granlich gefärbt. Dies sind die einzigen Unterschiede, welche zwischen den Geschlechtern und Altern bestehen. Es giebt aber auch Abarten, bei denen die aschgraue Färbung des Jugendkleides eine bleibende ist, oder welche am Bauche auf der aschgrauen Grundfarbe breite, graugelbe Längsstreifen zeigen, ja selbst solche, welche mit weißen Flecken auf schwarzem Grunde gezeichnet sind. Aeußerst selten findet man auch wohl gelbe und weiße Maulwürfe, wahre Albinos. Bemerkenswerth ist, daß die im Osten ihres Verbreitungskreises wohnenden Maul- würfe größer sind, als die bei uns vorkommenden.
Das Vaterland des Maulwurfes erstreckt sich über ganz Europa, mit Ausnahme weniger Länder, und reicht noch bis in den östlichen Theil von Nord- und Mittelasien hinüber. Viele Forscher sind der Ansicht, daß auch der nordamerikanische Maulwurf weiter Nichts als eine Abart des unsrigen sei. Jn Europa bilden das südliche Fraukreich, die Lombardei und die nördliche Türkei seine Südgrenze. Von hier aus steigt er nach Norden hinauf, bis in das Dovrefjeld, in Großbritannien bis zu dem mittlern Schottland und in Rußland bis zu den mittlern Dwinagegenden. Auf den Orkney- und Shetlandsinseln, sowie auf dem größten Theil der Hebriden und in Jrland fehlt er gänzlich. Jn Asien geht er bis zur Lena und südwärts bis in den Kaukasus; in den Alpen steigt er bis zu 6000 Fuß Gebirgshöhe empor. Er ist überall gemein und vermehrt sich da, wo man ihm nicht nachstellt, in überraschender Weise.
Von seinem Aufenthalt giebt er selbst sehr bald die sicherste Kunde, da er beständig neue Hügel aufwerfen muß, um leben zu können. Diese Hügel bezeichnen immer die Richtung und Ausdehnung seines jedesmaligen Jagdgrundes. Bei seiner außerordentlichen Gefräßigkeit muß er diesen fort- während vergrößern und daher auch beständig an dem Ausbau seines unterirdischen Gebietes arbeiten. Ohne Unterlaß gräbt er wagrechte Gänge in geringer Tiefe unter der Oberfläche und wirft, um den losgescharrten Boden zu entfernen, die bekannten Hügel auf. Blasius beschreibt seine unterirdischen Anlagen mit folgenden Worten:
"Unter allen einheimischen, unterirdischen Thieren bereitet sich der gemeine Maulwurf am mühsamsten seine kunstreichen Wohnungen und Gänge. Er hat nicht allein für die Befriedigung seiner lebhaften Freßlust, sondern auch für die Einrichtung seiner Wohnung und Gänge, für Sicher- heit gegen Gefahr mancherlei Art zu sorgen. Am kunstreichsten und sorgsamsten ist seine eigentliche Wohnung, sein Lager, eingerichtet. Gewöhnlich befindet es sich an einer Stelle, die von außen schwer zugänglich ist, unter Baumwurzeln, unter Mauern und dergleichen und meist weit entfernt von dem täglichen Jagdgebiet. Mit letzterm, in welchem die sich täglich vermehrenden Nahrungsröhren sich manchfaltig verzweigen und kreuzen, ist die Wohnung durch eine lange, meist ziemlich gerade Laufröhre verbunden. Außer diesen Röhren werden noch eigenthümliche Gänge in der Fortpflanzungszeit ange- legt. Die eigentliche Behaufung zeichnet sich an der Oberfläche meist durch einen gewölbten Erd- haufen von auffallender Größe aus. Sie besteht im Jnnern aus einer rundlichen, stark drei Zoll weiten Kammer, welche zum Lagerplatz dient, und aus zwei kreisförmigen Gängen, von denen der größere in gleicher Höhe mit der Kammer, dieselbe ringsum in einer Entfernung von ungefähr sechs bis zehn Zoll einschließt, und der kleinere, etwas oberhalb der Kammer, mit dem größern ziemlich parallel verläuft. Aus der Kammer gehen gewöhnlich drei Röhren schräg nach oben in die kleinere Kreisröhre und aus dieser, ohne Ausnahme abwechselnd mit den vorhergehenden Verbindungsröhren, fünf bis sechs Röhren schräg abwärts in die größere Kreisröhre; von letzterer aus strecken sich strahlen-
Die Raubthiere. Maulwürfe. — Gewöhnlicher Maulwurf.
kurz und dabei ſehr fein. Dieſer Pelz bedeckt den ganzen Körper mit Ausnahme der Pfoten, der Sohlen, der Rüſſelſpitze und des Schwanzendes. Er zeichnet ſich durch ſeinen bald mehr ins Bräun- liche, bald mehr ins Bläuliche oder ſelbſt ins Weißliche ſchillernden Glanz aus. Die nackten Theile ſind fleiſchfarbig, die Augen ſchwarz, wie kleine einfarbige Glasperlen; denn man kann an ihnen den Stern von der Regenbogenhaut nicht unterſcheiden.
Unſer gemeiner Maulwurf iſt 5, höchſtens 5½ Zoll, nebſt Schwänzchen 6 Zoll lang; die Höhe des Körpers am Widerriſt beträgt gegen zwei Zoll. Das Weibchen iſt ſchlanker gebaut, als das Männchen, und junge Thiere ſind etwas mehr granlich gefärbt. Dies ſind die einzigen Unterſchiede, welche zwiſchen den Geſchlechtern und Altern beſtehen. Es giebt aber auch Abarten, bei denen die aſchgraue Färbung des Jugendkleides eine bleibende iſt, oder welche am Bauche auf der aſchgrauen Grundfarbe breite, graugelbe Längsſtreifen zeigen, ja ſelbſt ſolche, welche mit weißen Flecken auf ſchwarzem Grunde gezeichnet ſind. Aeußerſt ſelten findet man auch wohl gelbe und weiße Maulwürfe, wahre Albinos. Bemerkenswerth iſt, daß die im Oſten ihres Verbreitungskreiſes wohnenden Maul- würfe größer ſind, als die bei uns vorkommenden.
Das Vaterland des Maulwurfes erſtreckt ſich über ganz Europa, mit Ausnahme weniger Länder, und reicht noch bis in den öſtlichen Theil von Nord- und Mittelaſien hinüber. Viele Forſcher ſind der Anſicht, daß auch der nordamerikaniſche Maulwurf weiter Nichts als eine Abart des unſrigen ſei. Jn Europa bilden das ſüdliche Fraukreich, die Lombardei und die nördliche Türkei ſeine Südgrenze. Von hier aus ſteigt er nach Norden hinauf, bis in das Dovrefjeld, in Großbritannien bis zu dem mittlern Schottland und in Rußland bis zu den mittlern Dwinagegenden. Auf den Orkney- und Shetlandsinſeln, ſowie auf dem größten Theil der Hebriden und in Jrland fehlt er gänzlich. Jn Aſien geht er bis zur Lena und ſüdwärts bis in den Kaukaſus; in den Alpen ſteigt er bis zu 6000 Fuß Gebirgshöhe empor. Er iſt überall gemein und vermehrt ſich da, wo man ihm nicht nachſtellt, in überraſchender Weiſe.
Von ſeinem Aufenthalt giebt er ſelbſt ſehr bald die ſicherſte Kunde, da er beſtändig neue Hügel aufwerfen muß, um leben zu können. Dieſe Hügel bezeichnen immer die Richtung und Ausdehnung ſeines jedesmaligen Jagdgrundes. Bei ſeiner außerordentlichen Gefräßigkeit muß er dieſen fort- während vergrößern und daher auch beſtändig an dem Ausbau ſeines unterirdiſchen Gebietes arbeiten. Ohne Unterlaß gräbt er wagrechte Gänge in geringer Tiefe unter der Oberfläche und wirft, um den losgeſcharrten Boden zu entfernen, die bekannten Hügel auf. Blaſius beſchreibt ſeine unterirdiſchen Anlagen mit folgenden Worten:
„Unter allen einheimiſchen, unterirdiſchen Thieren bereitet ſich der gemeine Maulwurf am mühſamſten ſeine kunſtreichen Wohnungen und Gänge. Er hat nicht allein für die Befriedigung ſeiner lebhaften Freßluſt, ſondern auch für die Einrichtung ſeiner Wohnung und Gänge, für Sicher- heit gegen Gefahr mancherlei Art zu ſorgen. Am kunſtreichſten und ſorgſamſten iſt ſeine eigentliche Wohnung, ſein Lager, eingerichtet. Gewöhnlich befindet es ſich an einer Stelle, die von außen ſchwer zugänglich iſt, unter Baumwurzeln, unter Mauern und dergleichen und meiſt weit entfernt von dem täglichen Jagdgebiet. Mit letzterm, in welchem die ſich täglich vermehrenden Nahrungsröhren ſich manchfaltig verzweigen und kreuzen, iſt die Wohnung durch eine lange, meiſt ziemlich gerade Laufröhre verbunden. Außer dieſen Röhren werden noch eigenthümliche Gänge in der Fortpflanzungszeit ange- legt. Die eigentliche Behaufung zeichnet ſich an der Oberfläche meiſt durch einen gewölbten Erd- haufen von auffallender Größe aus. Sie beſteht im Jnnern aus einer rundlichen, ſtark drei Zoll weiten Kammer, welche zum Lagerplatz dient, und aus zwei kreisförmigen Gängen, von denen der größere in gleicher Höhe mit der Kammer, dieſelbe ringsum in einer Entfernung von ungefähr ſechs bis zehn Zoll einſchließt, und der kleinere, etwas oberhalb der Kammer, mit dem größern ziemlich parallel verläuft. Aus der Kammer gehen gewöhnlich drei Röhren ſchräg nach oben in die kleinere Kreisröhre und aus dieſer, ohne Ausnahme abwechſelnd mit den vorhergehenden Verbindungsröhren, fünf bis ſechs Röhren ſchräg abwärts in die größere Kreisröhre; von letzterer aus ſtrecken ſich ſtrahlen-
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Die Raubthiere. Maulwürfe. — Gewöhnlicher Maulwurf.
kurz und dabei ſehr fein. Dieſer Pelz bedeckt den ganzen Körper mit Ausnahme der Pfoten, der
Sohlen, der Rüſſelſpitze und des Schwanzendes. Er zeichnet ſich durch ſeinen bald mehr ins Bräun-
liche, bald mehr ins Bläuliche oder ſelbſt ins Weißliche ſchillernden Glanz aus. Die nackten Theile
ſind fleiſchfarbig, die Augen ſchwarz, wie kleine einfarbige Glasperlen; denn man kann an ihnen den
Stern von der Regenbogenhaut nicht unterſcheiden.
Unſer gemeiner Maulwurf iſt 5, höchſtens 5½ Zoll, nebſt Schwänzchen 6 Zoll lang; die Höhe
des Körpers am Widerriſt beträgt gegen zwei Zoll. Das Weibchen iſt ſchlanker gebaut, als das
Männchen, und junge Thiere ſind etwas mehr granlich gefärbt. Dies ſind die einzigen Unterſchiede,
welche zwiſchen den Geſchlechtern und Altern beſtehen. Es giebt aber auch Abarten, bei denen die
aſchgraue Färbung des Jugendkleides eine bleibende iſt, oder welche am Bauche auf der aſchgrauen
Grundfarbe breite, graugelbe Längsſtreifen zeigen, ja ſelbſt ſolche, welche mit weißen Flecken auf
ſchwarzem Grunde gezeichnet ſind. Aeußerſt ſelten findet man auch wohl gelbe und weiße Maulwürfe,
wahre Albinos. Bemerkenswerth iſt, daß die im Oſten ihres Verbreitungskreiſes wohnenden Maul-
würfe größer ſind, als die bei uns vorkommenden.
Das Vaterland des Maulwurfes erſtreckt ſich über ganz Europa, mit Ausnahme weniger
Länder, und reicht noch bis in den öſtlichen Theil von Nord- und Mittelaſien hinüber. Viele
Forſcher ſind der Anſicht, daß auch der nordamerikaniſche Maulwurf weiter Nichts als eine Abart des
unſrigen ſei. Jn Europa bilden das ſüdliche Fraukreich, die Lombardei und die nördliche Türkei ſeine
Südgrenze. Von hier aus ſteigt er nach Norden hinauf, bis in das Dovrefjeld, in Großbritannien
bis zu dem mittlern Schottland und in Rußland bis zu den mittlern Dwinagegenden. Auf den
Orkney- und Shetlandsinſeln, ſowie auf dem größten Theil der Hebriden und in Jrland fehlt er
gänzlich. Jn Aſien geht er bis zur Lena und ſüdwärts bis in den Kaukaſus; in den Alpen ſteigt er
bis zu 6000 Fuß Gebirgshöhe empor. Er iſt überall gemein und vermehrt ſich da, wo man ihm nicht
nachſtellt, in überraſchender Weiſe.
Von ſeinem Aufenthalt giebt er ſelbſt ſehr bald die ſicherſte Kunde, da er beſtändig neue Hügel
aufwerfen muß, um leben zu können. Dieſe Hügel bezeichnen immer die Richtung und Ausdehnung
ſeines jedesmaligen Jagdgrundes. Bei ſeiner außerordentlichen Gefräßigkeit muß er dieſen fort-
während vergrößern und daher auch beſtändig an dem Ausbau ſeines unterirdiſchen Gebietes arbeiten.
Ohne Unterlaß gräbt er wagrechte Gänge in geringer Tiefe unter der Oberfläche und wirft, um den
losgeſcharrten Boden zu entfernen, die bekannten Hügel auf. Blaſius beſchreibt ſeine unterirdiſchen
Anlagen mit folgenden Worten:
„Unter allen einheimiſchen, unterirdiſchen Thieren bereitet ſich der gemeine Maulwurf am
mühſamſten ſeine kunſtreichen Wohnungen und Gänge. Er hat nicht allein für die Befriedigung
ſeiner lebhaften Freßluſt, ſondern auch für die Einrichtung ſeiner Wohnung und Gänge, für Sicher-
heit gegen Gefahr mancherlei Art zu ſorgen. Am kunſtreichſten und ſorgſamſten iſt ſeine eigentliche
Wohnung, ſein Lager, eingerichtet. Gewöhnlich befindet es ſich an einer Stelle, die von außen ſchwer
zugänglich iſt, unter Baumwurzeln, unter Mauern und dergleichen und meiſt weit entfernt von dem
täglichen Jagdgebiet. Mit letzterm, in welchem die ſich täglich vermehrenden Nahrungsröhren ſich
manchfaltig verzweigen und kreuzen, iſt die Wohnung durch eine lange, meiſt ziemlich gerade Laufröhre
verbunden. Außer dieſen Röhren werden noch eigenthümliche Gänge in der Fortpflanzungszeit ange-
legt. Die eigentliche Behaufung zeichnet ſich an der Oberfläche meiſt durch einen gewölbten Erd-
haufen von auffallender Größe aus. Sie beſteht im Jnnern aus einer rundlichen, ſtark drei Zoll
weiten Kammer, welche zum Lagerplatz dient, und aus zwei kreisförmigen Gängen, von denen der
größere in gleicher Höhe mit der Kammer, dieſelbe ringsum in einer Entfernung von ungefähr ſechs
bis zehn Zoll einſchließt, und der kleinere, etwas oberhalb der Kammer, mit dem größern ziemlich
parallel verläuft. Aus der Kammer gehen gewöhnlich drei Röhren ſchräg nach oben in die kleinere
Kreisröhre und aus dieſer, ohne Ausnahme abwechſelnd mit den vorhergehenden Verbindungsröhren,
fünf bis ſechs Röhren ſchräg abwärts in die größere Kreisröhre; von letzterer aus ſtrecken ſich ſtrahlen-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 684. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/762>, abgerufen am 24.11.2024.
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