Diese besteht aus einem dumpfen Brummen, Schnauben und Murmeln, bei anderen in grunzenden und pfeifenden, zuweilen auch in bellenden Tönen.
Alle nördlich wohnenden größeren Bärenarten schweifen blos während des Sommers umher und graben sich vor dem Eintritt des Winters eine Höhle in den Boden oder benutzen günstig ge- staltete Felsenspalten und andere natürliche Höhlungen, um dort den Winter zuzubringen. Jmmer bereiten sie sich im Hintergrunde ihrer Wohnung aus Zweigen und Blättern, Mos, Laub und Gras ein weiches Lager und verschlafen hier in Absätzen die kälteste Zeit des Jahres. Jn einen ununter- brochenen Winterschlaf fallen die Bären nicht, sie schlafen vielmehr in großen Zeiträumen, ohne jedoch eigentlich auszugehen. Dabei ist es sonderbar, daß blos die eigentlichen Landbären Winterschlaf halten, während die Eis- oder Seebären auch bei der strengsten Kälte noch umherschweifen, oder sich höchstens bei dem tollsten Schneegestöber ruhig niederthun und sich hier durch den Schnee selbst ein Obdach bauen d. h. einfach sich einschneien lassen.
Das trächtige Weibchen zieht sich stets in eine Höhlung zurück und wirft da gewöhnlich früh- zeitig im Jahre Junge, eins bis sechs an der Zahl, welche blind geboren und von der Mutter mit aller Sorgfalt genährt, gepflegt, geschützt und vertheidigt werden. Diese Jungen gelten, nachdem sie einigermaßen beweglich geworden sind, mit Recht als überaus gemüthliche, possirliche und spiel- lustige Thierchen, welche hauptsächlich durch die komische Plumpheit ihrer Bewegungen gefallen.
Der Schaden, welchen die Bären bringen, wird durch den Nutzen, den sie dem Menschen ge- währen, wenn auch nicht ganz, so doch fast aufgehoben und Dies um so eher, als sie sich nur in dünn bevölkerten Gegenden aufhalten, wo sie den Menschen ohnehin nicht viel Schaden zufügen können. Von fast allen Arten wird das Fell benutzt und als vorzügliches Pelzwerk hochgeschätzt. Außerdem genießt man das Fleisch und verwendet auch die Haut, die Haare und das Fell, ja selbst die Knochen, Sehnen und Gedärme.
Das volksthümlichste Mitglied der Familie, "Meister Petz", mag uns zunächst mit den Land- bären (Ursus) bekannt machen. Merkmale dieser Sippe sind Bärengestalt mit schwachgestreckter, stumpfspitziger Schnauze, mittelhohen Beinen mit fünfzehigen Vorder- und Hinterfüßen, deren Sohlen nackt sind, wenig vorstreckbare Lippen und ein sehr zottiges Haar.
Der gemeine Bär (Ursus arctos) hat mit seinen nächsten Verwandten gemein: den dicken Leib mit gewölbtem, gegen die Schultern hin schwachgesenktem Rücken, den kurzen und dicken Hals, den platten Scheitel, die gewölbte Stirn und die kegelförmige, vorn abgestutzte Schnauze, die kleinen Augen mit schiefgespaltenen Lidern und rundem Stern, die kleinen, runden Ohren und die Zacken am Rande der Unterlippe, den kurzen Schwanz, die starken, mäßig langen Beine und die kurzen Tatzen mit den langen und furchtbaren Krallen. Der zottige Pelz, welcher ihm auch den Namen Zottelbär verschafft hat, besteht aus langem, weichen Woll- und längerem Grannenhaar. Er ist um das Gesicht herum, am Bauche und hinter den Beinen verlängert, an der Schnauze aber verkürzt. Seine Färbung wechselt vielfach ab und zeigt fast alle Schattirungen von Braun durch Gelbbraun oder Rothbraun zu Silbergrau, Schwärzlich und Weißscheckig. Fast alle Völkerschaften unterscheiden nach der Färbung verschiedene Arten, welche wissenschaftlich jedoch noch nicht anerkannt worden sind. Demungeachtet unterliegt es nach meinen neuesten Beobachtungen für mich keinen Zweifel, daß in Europa mindestens zwei Arten vorkommen: der braune oder Aasbär (Ursus cadaverinus) und der schwarze oder Ameisenbär (Ursus formicarius). Letzterer ist größer, lang- köpfiger und schlichthaariger als der Erstere, und soll ein viel gutmüthigeres und mehr der Pflanzenkost zugethanes Thier sein, als jener, von dessen Wildheit und Raubgierigkeit viel erzählt wird. -- Mit dem Alter wird die Färbung im allgemeinen etwas heller und zugleich einfarbiger; denn in der Jugend hat unser Bär gewöhnlich ein weißes, scharf abgegrenztes, schmales Halsband, welches nach
Die Raubthiere. Bären. — Gemeiner Bär.
Dieſe beſteht aus einem dumpfen Brummen, Schnauben und Murmeln, bei anderen in grunzenden und pfeifenden, zuweilen auch in bellenden Tönen.
Alle nördlich wohnenden größeren Bärenarten ſchweifen blos während des Sommers umher und graben ſich vor dem Eintritt des Winters eine Höhle in den Boden oder benutzen günſtig ge- ſtaltete Felſenſpalten und andere natürliche Höhlungen, um dort den Winter zuzubringen. Jmmer bereiten ſie ſich im Hintergrunde ihrer Wohnung aus Zweigen und Blättern, Mos, Laub und Gras ein weiches Lager und verſchlafen hier in Abſätzen die kälteſte Zeit des Jahres. Jn einen ununter- brochenen Winterſchlaf fallen die Bären nicht, ſie ſchlafen vielmehr in großen Zeiträumen, ohne jedoch eigentlich auszugehen. Dabei iſt es ſonderbar, daß blos die eigentlichen Landbären Winterſchlaf halten, während die Eis- oder Seebären auch bei der ſtrengſten Kälte noch umherſchweifen, oder ſich höchſtens bei dem tollſten Schneegeſtöber ruhig niederthun und ſich hier durch den Schnee ſelbſt ein Obdach bauen d. h. einfach ſich einſchneien laſſen.
Das trächtige Weibchen zieht ſich ſtets in eine Höhlung zurück und wirft da gewöhnlich früh- zeitig im Jahre Junge, eins bis ſechs an der Zahl, welche blind geboren und von der Mutter mit aller Sorgfalt genährt, gepflegt, geſchützt und vertheidigt werden. Dieſe Jungen gelten, nachdem ſie einigermaßen beweglich geworden ſind, mit Recht als überaus gemüthliche, poſſirliche und ſpiel- luſtige Thierchen, welche hauptſächlich durch die komiſche Plumpheit ihrer Bewegungen gefallen.
Der Schaden, welchen die Bären bringen, wird durch den Nutzen, den ſie dem Menſchen ge- währen, wenn auch nicht ganz, ſo doch faſt aufgehoben und Dies um ſo eher, als ſie ſich nur in dünn bevölkerten Gegenden aufhalten, wo ſie den Menſchen ohnehin nicht viel Schaden zufügen können. Von faſt allen Arten wird das Fell benutzt und als vorzügliches Pelzwerk hochgeſchätzt. Außerdem genießt man das Fleiſch und verwendet auch die Haut, die Haare und das Fell, ja ſelbſt die Knochen, Sehnen und Gedärme.
Das volksthümlichſte Mitglied der Familie, „Meiſter Petz‟, mag uns zunächſt mit den Land- bären (Ursus) bekannt machen. Merkmale dieſer Sippe ſind Bärengeſtalt mit ſchwachgeſtreckter, ſtumpfſpitziger Schnauze, mittelhohen Beinen mit fünfzehigen Vorder- und Hinterfüßen, deren Sohlen nackt ſind, wenig vorſtreckbare Lippen und ein ſehr zottiges Haar.
Der gemeine Bär (Ursus arctos) hat mit ſeinen nächſten Verwandten gemein: den dicken Leib mit gewölbtem, gegen die Schultern hin ſchwachgeſenktem Rücken, den kurzen und dicken Hals, den platten Scheitel, die gewölbte Stirn und die kegelförmige, vorn abgeſtutzte Schnauze, die kleinen Augen mit ſchiefgeſpaltenen Lidern und rundem Stern, die kleinen, runden Ohren und die Zacken am Rande der Unterlippe, den kurzen Schwanz, die ſtarken, mäßig langen Beine und die kurzen Tatzen mit den langen und furchtbaren Krallen. Der zottige Pelz, welcher ihm auch den Namen Zottelbär verſchafft hat, beſteht aus langem, weichen Woll- und längerem Grannenhaar. Er iſt um das Geſicht herum, am Bauche und hinter den Beinen verlängert, an der Schnauze aber verkürzt. Seine Färbung wechſelt vielfach ab und zeigt faſt alle Schattirungen von Braun durch Gelbbraun oder Rothbraun zu Silbergrau, Schwärzlich und Weißſcheckig. Faſt alle Völkerſchaften unterſcheiden nach der Färbung verſchiedene Arten, welche wiſſenſchaftlich jedoch noch nicht anerkannt worden ſind. Demungeachtet unterliegt es nach meinen neueſten Beobachtungen für mich keinen Zweifel, daß in Europa mindeſtens zwei Arten vorkommen: der braune oder Aasbär (Ursus cadaverinus) und der ſchwarze oder Ameiſenbär (Ursus formicarius). Letzterer iſt größer, lang- köpfiger und ſchlichthaariger als der Erſtere, und ſoll ein viel gutmüthigeres und mehr der Pflanzenkoſt zugethanes Thier ſein, als jener, von deſſen Wildheit und Raubgierigkeit viel erzählt wird. — Mit dem Alter wird die Färbung im allgemeinen etwas heller und zugleich einfarbiger; denn in der Jugend hat unſer Bär gewöhnlich ein weißes, ſcharf abgegrenztes, ſchmales Halsband, welches nach
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[578/0654]
Die Raubthiere. Bären. — Gemeiner Bär.
Dieſe beſteht aus einem dumpfen Brummen, Schnauben und Murmeln, bei anderen in grunzenden
und pfeifenden, zuweilen auch in bellenden Tönen.
Alle nördlich wohnenden größeren Bärenarten ſchweifen blos während des Sommers umher
und graben ſich vor dem Eintritt des Winters eine Höhle in den Boden oder benutzen günſtig ge-
ſtaltete Felſenſpalten und andere natürliche Höhlungen, um dort den Winter zuzubringen. Jmmer
bereiten ſie ſich im Hintergrunde ihrer Wohnung aus Zweigen und Blättern, Mos, Laub und Gras
ein weiches Lager und verſchlafen hier in Abſätzen die kälteſte Zeit des Jahres. Jn einen ununter-
brochenen Winterſchlaf fallen die Bären nicht, ſie ſchlafen vielmehr in großen Zeiträumen, ohne jedoch
eigentlich auszugehen. Dabei iſt es ſonderbar, daß blos die eigentlichen Landbären Winterſchlaf
halten, während die Eis- oder Seebären auch bei der ſtrengſten Kälte noch umherſchweifen, oder ſich
höchſtens bei dem tollſten Schneegeſtöber ruhig niederthun und ſich hier durch den Schnee ſelbſt ein
Obdach bauen d. h. einfach ſich einſchneien laſſen.
Das trächtige Weibchen zieht ſich ſtets in eine Höhlung zurück und wirft da gewöhnlich früh-
zeitig im Jahre Junge, eins bis ſechs an der Zahl, welche blind geboren und von der Mutter mit
aller Sorgfalt genährt, gepflegt, geſchützt und vertheidigt werden. Dieſe Jungen gelten, nachdem
ſie einigermaßen beweglich geworden ſind, mit Recht als überaus gemüthliche, poſſirliche und ſpiel-
luſtige Thierchen, welche hauptſächlich durch die komiſche Plumpheit ihrer Bewegungen gefallen.
Der Schaden, welchen die Bären bringen, wird durch den Nutzen, den ſie dem Menſchen ge-
währen, wenn auch nicht ganz, ſo doch faſt aufgehoben und Dies um ſo eher, als ſie ſich nur in dünn
bevölkerten Gegenden aufhalten, wo ſie den Menſchen ohnehin nicht viel Schaden zufügen können.
Von faſt allen Arten wird das Fell benutzt und als vorzügliches Pelzwerk hochgeſchätzt. Außerdem
genießt man das Fleiſch und verwendet auch die Haut, die Haare und das Fell, ja ſelbſt die Knochen,
Sehnen und Gedärme.
Das volksthümlichſte Mitglied der Familie, „Meiſter Petz‟, mag uns zunächſt mit den Land-
bären (Ursus) bekannt machen. Merkmale dieſer Sippe ſind Bärengeſtalt mit ſchwachgeſtreckter,
ſtumpfſpitziger Schnauze, mittelhohen Beinen mit fünfzehigen Vorder- und Hinterfüßen, deren Sohlen
nackt ſind, wenig vorſtreckbare Lippen und ein ſehr zottiges Haar.
Der gemeine Bär (Ursus arctos) hat mit ſeinen nächſten Verwandten gemein: den dicken
Leib mit gewölbtem, gegen die Schultern hin ſchwachgeſenktem Rücken, den kurzen und dicken Hals,
den platten Scheitel, die gewölbte Stirn und die kegelförmige, vorn abgeſtutzte Schnauze, die
kleinen Augen mit ſchiefgeſpaltenen Lidern und rundem Stern, die kleinen, runden Ohren und die
Zacken am Rande der Unterlippe, den kurzen Schwanz, die ſtarken, mäßig langen Beine und die
kurzen Tatzen mit den langen und furchtbaren Krallen. Der zottige Pelz, welcher ihm auch den
Namen Zottelbär verſchafft hat, beſteht aus langem, weichen Woll- und längerem Grannenhaar.
Er iſt um das Geſicht herum, am Bauche und hinter den Beinen verlängert, an der Schnauze aber
verkürzt. Seine Färbung wechſelt vielfach ab und zeigt faſt alle Schattirungen von Braun durch
Gelbbraun oder Rothbraun zu Silbergrau, Schwärzlich und Weißſcheckig. Faſt alle Völkerſchaften
unterſcheiden nach der Färbung verſchiedene Arten, welche wiſſenſchaftlich jedoch noch nicht anerkannt
worden ſind. Demungeachtet unterliegt es nach meinen neueſten Beobachtungen für mich keinen
Zweifel, daß in Europa mindeſtens zwei Arten vorkommen: der braune oder Aasbär (Ursus
cadaverinus) und der ſchwarze oder Ameiſenbär (Ursus formicarius). Letzterer iſt größer, lang-
köpfiger und ſchlichthaariger als der Erſtere, und ſoll ein viel gutmüthigeres und mehr der Pflanzenkoſt
zugethanes Thier ſein, als jener, von deſſen Wildheit und Raubgierigkeit viel erzählt wird. — Mit
dem Alter wird die Färbung im allgemeinen etwas heller und zugleich einfarbiger; denn in der
Jugend hat unſer Bär gewöhnlich ein weißes, ſcharf abgegrenztes, ſchmales Halsband, welches nach
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/654>, abgerufen am 25.11.2024.
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