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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Schönheit. Nachstellung. Zähmung.
Theil der Zobelfelle ausgeführt wurde, wie früher. Jn jener Zeit, welche Steller erwähnt, kostete
ein vorzügliches Zobelfell nicht mehr als einen Silberrubel, die mittelguten aber blos einen halben,
und die schlechten kaum einen Fünftelrubel, während sie gegenwärtig um das Sechzigfache theurer
sind. Demungeachtet ist Kamtschatka immer noch einer der reichsten Orte an Zobeln, und die Thiere
können auch, der vielen und beschwerlichen Gebirge wegen, nicht so leicht vertilgt werden, als an anderen
Orten Sibiriens. Sie können auch nicht so leicht aus Kamtschatka auswandern, weil ihnen nach drei
Seiten das Meer, nach der vierten große Torfmore den Weg versperren. Doch sind sie auch dort in
steter Abnahme begriffen und finden sich blos noch an den unzugänglichsten Orten.

Jn der Lebensweise ähnelt der Zobel ganz unseren beiden Edelmardern. Er raubt alle Thiere,
welche er bewältigen kann, namentlich Eichhörnchen, Hasen, kleine Vögel, frißt aber auch Beeren
und andere Früchte. Muthig, listig und mordlustig ist er, wie die übrigen. Die Rollzeit fällt in
den Januar und nach ungefähr zwei Monaten wirft das Weibchen drei bis fünf Junge. Als besondere
Eigenthümlichkeit des Zobels dürfte gelten, daß er gern an Flußufern lebt, jedenfalls blos deshalb,
weil in seiner armen Heimat die Flüsse immer noch die meisten Thiere um sich versammeln. Jm
übrigen können wir von einer ausführlichen Beschreibung seiner Lebensweise absehen. Dafür wenden
wir uns zu einer Betrachtung der Anstalten, welche man anwendet, um seiner habhaft zu werden.

[Abbildung] Der Zobel (Martes Zibellina).

Dem Jäger winkt allerdings ein hoher Gewinn, wenn er glücklich ist; allein er geht bei der
Zobeljagd auch vielfachen Gefahren entgegen. Viele lassen ihr Leben in den schneebedeckten Wildnissen
jener unwirthlichen Länder. Ein plötzlich hereinbrechender Schneesturm raubt ihnen oft alle Hoff-
nung, zu ihren Freunden zurückzukehren. Nur die größte Abhärtung und eine oft geprüfte Erfahrung
kann den Jäger aus Gefahren erretten, und es fallen von Jahr zu Jahr noch genug Opfer. Wie uns
schon Steller und später der Russe Schtschukin berichten, finden sich gegenwärtig die meisten Zobel
noch in den finsteren Wäldern zwischen der Lena und dem östlichen Meere, und der Ertrag ihrer Felle
bildet jetzt noch immer den bedeutendsten Zweig des Einkommens der Eingebornen und der russischen
Ansiedler. Vom Oktober an währen die Jagden bis zum 15. November oder bis Anfang Dezembers.
Jn kleine Genossenschaften vereinigen sich die kühnen Jäger auf den Jagdplätzen, wo jede Gesellschaft
ihre eigenen Wohnungen hat; die Hunde müssen während der Reise zugleich die Schlitten ziehen, auf
denen Lebensmittel für mehrere Monate geladen sind. Nun beginnt die Jagd, wesentlich noch
immer in derselben Weise, wie sie Steller beschreibt. Man verfolgt auf Schneeschuhen die Spur
des Zobels, bis man sein Lager antrifft oder ihn bemerkt; man stellt Fallen oder Schlingen der
allerverschiedensten Arten. Entdeckt man einen Zobel in einer Erd- oder Baumhöhle, auf welche er
sich zurückgezogen hat, so stellt man ringsum ein Netz und treibt ihn aus seinem Schlupfwinkel, oder

Schönheit. Nachſtellung. Zähmung.
Theil der Zobelfelle ausgeführt wurde, wie früher. Jn jener Zeit, welche Steller erwähnt, koſtete
ein vorzügliches Zobelfell nicht mehr als einen Silberrubel, die mittelguten aber blos einen halben,
und die ſchlechten kaum einen Fünftelrubel, während ſie gegenwärtig um das Sechzigfache theurer
ſind. Demungeachtet iſt Kamtſchatka immer noch einer der reichſten Orte an Zobeln, und die Thiere
können auch, der vielen und beſchwerlichen Gebirge wegen, nicht ſo leicht vertilgt werden, als an anderen
Orten Sibiriens. Sie können auch nicht ſo leicht aus Kamtſchatka auswandern, weil ihnen nach drei
Seiten das Meer, nach der vierten große Torfmore den Weg verſperren. Doch ſind ſie auch dort in
ſteter Abnahme begriffen und finden ſich blos noch an den unzugänglichſten Orten.

Jn der Lebensweiſe ähnelt der Zobel ganz unſeren beiden Edelmardern. Er raubt alle Thiere,
welche er bewältigen kann, namentlich Eichhörnchen, Haſen, kleine Vögel, frißt aber auch Beeren
und andere Früchte. Muthig, liſtig und mordluſtig iſt er, wie die übrigen. Die Rollzeit fällt in
den Januar und nach ungefähr zwei Monaten wirft das Weibchen drei bis fünf Junge. Als beſondere
Eigenthümlichkeit des Zobels dürfte gelten, daß er gern an Flußufern lebt, jedenfalls blos deshalb,
weil in ſeiner armen Heimat die Flüſſe immer noch die meiſten Thiere um ſich verſammeln. Jm
übrigen können wir von einer ausführlichen Beſchreibung ſeiner Lebensweiſe abſehen. Dafür wenden
wir uns zu einer Betrachtung der Anſtalten, welche man anwendet, um ſeiner habhaft zu werden.

[Abbildung] Der Zobel (Martes Zibellina).

Dem Jäger winkt allerdings ein hoher Gewinn, wenn er glücklich iſt; allein er geht bei der
Zobeljagd auch vielfachen Gefahren entgegen. Viele laſſen ihr Leben in den ſchneebedeckten Wildniſſen
jener unwirthlichen Länder. Ein plötzlich hereinbrechender Schneeſturm raubt ihnen oft alle Hoff-
nung, zu ihren Freunden zurückzukehren. Nur die größte Abhärtung und eine oft geprüfte Erfahrung
kann den Jäger aus Gefahren erretten, und es fallen von Jahr zu Jahr noch genug Opfer. Wie uns
ſchon Steller und ſpäter der Ruſſe Schtſchukin berichten, finden ſich gegenwärtig die meiſten Zobel
noch in den finſteren Wäldern zwiſchen der Lena und dem öſtlichen Meere, und der Ertrag ihrer Felle
bildet jetzt noch immer den bedeutendſten Zweig des Einkommens der Eingebornen und der ruſſiſchen
Anſiedler. Vom Oktober an währen die Jagden bis zum 15. November oder bis Anfang Dezembers.
Jn kleine Genoſſenſchaften vereinigen ſich die kühnen Jäger auf den Jagdplätzen, wo jede Geſellſchaft
ihre eigenen Wohnungen hat; die Hunde müſſen während der Reiſe zugleich die Schlitten ziehen, auf
denen Lebensmittel für mehrere Monate geladen ſind. Nun beginnt die Jagd, weſentlich noch
immer in derſelben Weiſe, wie ſie Steller beſchreibt. Man verfolgt auf Schneeſchuhen die Spur
des Zobels, bis man ſein Lager antrifft oder ihn bemerkt; man ſtellt Fallen oder Schlingen der
allerverſchiedenſten Arten. Entdeckt man einen Zobel in einer Erd- oder Baumhöhle, auf welche er
ſich zurückgezogen hat, ſo ſtellt man ringsum ein Netz und treibt ihn aus ſeinem Schlupfwinkel, oder

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[533/0607] Schönheit. Nachſtellung. Zähmung. Theil der Zobelfelle ausgeführt wurde, wie früher. Jn jener Zeit, welche Steller erwähnt, koſtete ein vorzügliches Zobelfell nicht mehr als einen Silberrubel, die mittelguten aber blos einen halben, und die ſchlechten kaum einen Fünftelrubel, während ſie gegenwärtig um das Sechzigfache theurer ſind. Demungeachtet iſt Kamtſchatka immer noch einer der reichſten Orte an Zobeln, und die Thiere können auch, der vielen und beſchwerlichen Gebirge wegen, nicht ſo leicht vertilgt werden, als an anderen Orten Sibiriens. Sie können auch nicht ſo leicht aus Kamtſchatka auswandern, weil ihnen nach drei Seiten das Meer, nach der vierten große Torfmore den Weg verſperren. Doch ſind ſie auch dort in ſteter Abnahme begriffen und finden ſich blos noch an den unzugänglichſten Orten. Jn der Lebensweiſe ähnelt der Zobel ganz unſeren beiden Edelmardern. Er raubt alle Thiere, welche er bewältigen kann, namentlich Eichhörnchen, Haſen, kleine Vögel, frißt aber auch Beeren und andere Früchte. Muthig, liſtig und mordluſtig iſt er, wie die übrigen. Die Rollzeit fällt in den Januar und nach ungefähr zwei Monaten wirft das Weibchen drei bis fünf Junge. Als beſondere Eigenthümlichkeit des Zobels dürfte gelten, daß er gern an Flußufern lebt, jedenfalls blos deshalb, weil in ſeiner armen Heimat die Flüſſe immer noch die meiſten Thiere um ſich verſammeln. Jm übrigen können wir von einer ausführlichen Beſchreibung ſeiner Lebensweiſe abſehen. Dafür wenden wir uns zu einer Betrachtung der Anſtalten, welche man anwendet, um ſeiner habhaft zu werden. [Abbildung Der Zobel (Martes Zibellina).] Dem Jäger winkt allerdings ein hoher Gewinn, wenn er glücklich iſt; allein er geht bei der Zobeljagd auch vielfachen Gefahren entgegen. Viele laſſen ihr Leben in den ſchneebedeckten Wildniſſen jener unwirthlichen Länder. Ein plötzlich hereinbrechender Schneeſturm raubt ihnen oft alle Hoff- nung, zu ihren Freunden zurückzukehren. Nur die größte Abhärtung und eine oft geprüfte Erfahrung kann den Jäger aus Gefahren erretten, und es fallen von Jahr zu Jahr noch genug Opfer. Wie uns ſchon Steller und ſpäter der Ruſſe Schtſchukin berichten, finden ſich gegenwärtig die meiſten Zobel noch in den finſteren Wäldern zwiſchen der Lena und dem öſtlichen Meere, und der Ertrag ihrer Felle bildet jetzt noch immer den bedeutendſten Zweig des Einkommens der Eingebornen und der ruſſiſchen Anſiedler. Vom Oktober an währen die Jagden bis zum 15. November oder bis Anfang Dezembers. Jn kleine Genoſſenſchaften vereinigen ſich die kühnen Jäger auf den Jagdplätzen, wo jede Geſellſchaft ihre eigenen Wohnungen hat; die Hunde müſſen während der Reiſe zugleich die Schlitten ziehen, auf denen Lebensmittel für mehrere Monate geladen ſind. Nun beginnt die Jagd, weſentlich noch immer in derſelben Weiſe, wie ſie Steller beſchreibt. Man verfolgt auf Schneeſchuhen die Spur des Zobels, bis man ſein Lager antrifft oder ihn bemerkt; man ſtellt Fallen oder Schlingen der allerverſchiedenſten Arten. Entdeckt man einen Zobel in einer Erd- oder Baumhöhle, auf welche er ſich zurückgezogen hat, ſo ſtellt man ringsum ein Netz und treibt ihn aus ſeinem Schlupfwinkel, oder

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/607>, abgerufen am 24.11.2024.