Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.Seine Honigliebhaberei. wird so allmählich bis zu ihrem Neste geleitet, in welchem nun ein gegenseitiger Kampf auf Leben undTod stattfindet. Es wird erzählt, daß der Ratel ebensowohl, wie der Eingeborne Südafrikas, zu- weilen auf der Suche nach Honig von einem Vogel, dem Honigangeber (Indicator major), geleitet werde, welcher Klugheit genug besitzt, um zu wissen, daß Menschen und Thiere nach jenem Leckergerichte verlangen. Der kleine Bursch, unfähig, eine Bienenfestung durch eigene Macht zu erobern, sucht seinen Vortheil darin, aufgefundene Bienenstöcke anderen, stärkeren Wesen anzuzeigen, um dann bei der Räumung des Nestes mitzuschmausen. Zu diesem Zwecke erregt er durch sein Ge- schrei die Aufmerksamkeit der Honigliebhaber und fliegt in kurzen Absätzen gemächlich vor ihnen hin, von Zeit zu Zeit sich niederlassend, wenn der schwerleibige Bodenbewohner ihm nicht so schnell folgen [Abbildung]
Der Honigdachs (Ratelus capensis). kann, und dann von neuem seine Führerschaft aufnehmend. Jn der Nähe eines Bienennestes ange-kommen, läßt er seine Stimme um so freundlicher vernehmen und zeigt endlich geradezu auf den nieder- gelegten Schatz. Während dieser erhoben wird, bleibt er ruhig in der Nähe und wartet, bis der hab- gierige Mensch oder Ratel genug hat, um dann seinen Theil für den geleisteten Dienst sich zu holen." "Bei solchen Angriffen auf einen wüthenden Schwarm von Bienen leistet dem Ratel die Dicke Brehm, Thierleben. 33
Seine Honigliebhaberei. wird ſo allmählich bis zu ihrem Neſte geleitet, in welchem nun ein gegenſeitiger Kampf auf Leben undTod ſtattfindet. Es wird erzählt, daß der Ratel ebenſowohl, wie der Eingeborne Südafrikas, zu- weilen auf der Suche nach Honig von einem Vogel, dem Honigangeber (Indicator major), geleitet werde, welcher Klugheit genug beſitzt, um zu wiſſen, daß Menſchen und Thiere nach jenem Leckergerichte verlangen. Der kleine Burſch, unfähig, eine Bienenfeſtung durch eigene Macht zu erobern, ſucht ſeinen Vortheil darin, aufgefundene Bienenſtöcke anderen, ſtärkeren Weſen anzuzeigen, um dann bei der Räumung des Neſtes mitzuſchmauſen. Zu dieſem Zwecke erregt er durch ſein Ge- ſchrei die Aufmerkſamkeit der Honigliebhaber und fliegt in kurzen Abſätzen gemächlich vor ihnen hin, von Zeit zu Zeit ſich niederlaſſend, wenn der ſchwerleibige Bodenbewohner ihm nicht ſo ſchnell folgen [Abbildung]
Der Honigdachs (Ratelus capensis). kann, und dann von neuem ſeine Führerſchaft aufnehmend. Jn der Nähe eines Bienenneſtes ange-kommen, läßt er ſeine Stimme um ſo freundlicher vernehmen und zeigt endlich geradezu auf den nieder- gelegten Schatz. Während dieſer erhoben wird, bleibt er ruhig in der Nähe und wartet, bis der hab- gierige Menſch oder Ratel genug hat, um dann ſeinen Theil für den geleiſteten Dienſt ſich zu holen.‟ „Bei ſolchen Angriffen auf einen wüthenden Schwarm von Bienen leiſtet dem Ratel die Dicke Brehm, Thierleben. 33
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Seine Honigliebhaberei.
wird ſo allmählich bis zu ihrem Neſte geleitet, in welchem nun ein gegenſeitiger Kampf auf Leben und
Tod ſtattfindet. Es wird erzählt, daß der Ratel ebenſowohl, wie der Eingeborne Südafrikas, zu-
weilen auf der Suche nach Honig von einem Vogel, dem Honigangeber (Indicator major),
geleitet werde, welcher Klugheit genug beſitzt, um zu wiſſen, daß Menſchen und Thiere nach jenem
Leckergerichte verlangen. Der kleine Burſch, unfähig, eine Bienenfeſtung durch eigene Macht zu
erobern, ſucht ſeinen Vortheil darin, aufgefundene Bienenſtöcke anderen, ſtärkeren Weſen anzuzeigen,
um dann bei der Räumung des Neſtes mitzuſchmauſen. Zu dieſem Zwecke erregt er durch ſein Ge-
ſchrei die Aufmerkſamkeit der Honigliebhaber und fliegt in kurzen Abſätzen gemächlich vor ihnen hin,
von Zeit zu Zeit ſich niederlaſſend, wenn der ſchwerleibige Bodenbewohner ihm nicht ſo ſchnell folgen
[Abbildung Der Honigdachs (Ratelus capensis).]
kann, und dann von neuem ſeine Führerſchaft aufnehmend. Jn der Nähe eines Bienenneſtes ange-
kommen, läßt er ſeine Stimme um ſo freundlicher vernehmen und zeigt endlich geradezu auf den nieder-
gelegten Schatz. Während dieſer erhoben wird, bleibt er ruhig in der Nähe und wartet, bis der hab-
gierige Menſch oder Ratel genug hat, um dann ſeinen Theil für den geleiſteten Dienſt ſich zu holen.‟
„Bei ſolchen Angriffen auf einen wüthenden Schwarm von Bienen leiſtet dem Ratel die Dicke
ſeines Felles vortreffliche Dienſte, und es iſt nicht blos erwieſen, daß es den Bienen undurchdringlich
iſt, ſondern auch wohl bekannt bei allen Jägern, daß Hunde nicht im Stande ſind, das verhältniß-
mäßig ſo ſchwache, nichtsſagende Thier zu bezwingen.‟
Brehm, Thierleben. 33
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